Das Leben als Abenteuer

Surfen, Klettern, Biken oder Skifahren – der gelernte Schreiner Marco Grogg (36) ist auf vielen Gebieten zu Hause und hat seine Sportbegeisterung zum Beruf gemacht.

«Komm nur rein, hier bist du schon richtig.» Marco Grogg hat die unsicheren Blicke seines Besuchers wohl bemerkt, als er diesen mit einem gewinnenden Lächeln in sein kleines, aber feines Haus hineinbittet. Hier draussen, ein gutes Stück ausserhalb von Davos, wähnt man sich tatsächlich irgendwo im Nirgendwo. Im wunderschönen Nirgendwo allerdings, denn wenn man sich einen Ort vorstellt, in dem Bewohner und Natur noch im Einklang miteinander leben, dann sähe der wohl ziemlich genau so aus wie dieses kleine Fleckchen Erde in den verschneiten Bündner Bergen. Da lebt Marco Grogg gemeinsam mit seiner Freundin. «Ich finde es toll hier», sagt der gelernte Schreiner, während er den Kaffee aufsetzt. Zum einen liebe er es, in der Natur zu sein, zum anderen gefalle es ihm, dass er von hier aus einen direkten Zugang zu den Davoser Skipisten habe. Eben diese Skipisten sind auch sein Arbeitsort, zumindest von Mitte Dezember bis zur Osterzeit. Marco Grogg ist ausgebildeter Skilehrer. Als Einmannunternehmen bietet er sowohl «gewöhnlichen» Skiunterricht auf den Pisten an als auch – und das mit Vorliebe – Freeride-Touren abseits der vorgegebenen Wege.

«Ich habe meinen eigenen Unterrichtsstil, bei dem der Spass im Mittelpunkt steht», sagt Grogg. Trotzdem sei er sich der Verantwortung bewusst, die er trage. «Die Sicherheit steht immer an erster Stelle», sagt er. Während rund 60 Arbeitstagen begleitet Grogg Einzelpersonen und Gruppen, Einheimische und Touristen auf und eben auch neben den Pisten. «Mein Ziel ist es, dass ich für meine Kunden zu einem Teil ihrer Ferien werde», sagt der 36-jährige Berner, der bereits seit zwölf Jahren in Davos zu Hause ist, denn nur so kämen sie wieder. Während Grogg erzählt, richtet er seinen Blick aus dem Küchenfenster hinaus in die winterliche Davoser Berglandschaft.

Ein Blick, aus dem die Vorfreude auf den kommenden Skitag förmlich spricht. Keine Frage, Marco Grogg ist Skilehrer aus Leidenschaft. Doch das ist bloss eine seiner Leidenschaften. Wenn es den Begriff «polysportiv» nicht schon gäbe, müsste man ihn für Grogg erfinden. Windsurfen, Klettern, Segeln und Biken sind weitere Sportarten, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielen. «Ich mag die Herausforderung, immer besser zu werden», sagt der Sportabenteurer. Und wenn bei dieser Herausforderung auch noch Groggs Passion für das Reisen mit hineinspielt, umso besser. So stammt die tiefe Bräune in seinem Gesicht nicht etwa von der Davoser Höhen-, sondern vielmehr von der australischen Meeressonne. Denn just von dort – genauer gesagt von einem knapp viermonatigen Surftripp in Down Under – ist Grogg erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt. Ja, ihm gehe es schon ziemlich gut. «Wenn ich jammere, könnten wohl alle jammern», sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Doch als Selbständiger sei es auch nicht immer ganz einfach, fügt er fast schon entschuldigend an.

Diese Auszeit sei tatsächlich eine grosse Ausnahme gewesen, denn normalerweise arbeitet Grogg, wenn er nicht als Skilehrer tätig ist oder gerade anderweitig Sport treibt, immer noch drei bis vier Monate im Jahr in einem Schreinerbetrieb in Davos. Und ja, auch das mache ihm unheimlichen Spass.

Marco Grogg scheint mit sich und der Welt zufrieden zu sein, weshalb, wird spätestens auf dem Weg von seinem Haus durch die romantisch-schöne Winterlandschaft zurück in die Zivilisation klar. Doch, hier oben liesse es sich tatsächlich leben – und arbeiten.

«Mein Ziel ist es, dass ich für meine Kunden zu einem Teil ihrer Ferien werde.»

FB

Veröffentlichung: 21. Januar 2015 / Ausgabe 3/2015

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