Drei kleine «Schmucktrückli»

Das neu konzipierte Badezimmer mit Steinbecken und Glassteinen wurde sowohl vom Schreiner geplant als auch ausgeführt. Bild: Made by Augsburger

Aus alt mach neu.  Um die begrenzten Platzverhältnisse in einem Reiheneinfamilienhaus in Brittnau AG optimal auszunutzen, musste ein Schreiner in Zusammenarbeit mit dem Kunden tief in die Trickkiste greifen. Entstanden sind drei kleine, multifunktionale Räume in speziellem Design.

Das kleine Reiheneinfamilienhaus der Familie Rhiner wurde 1987 erbaut und ist im Rahmen der Umbauarbeiten Schauplatz von drei ganz speziellen Schreinerarbeiten geworden. Die Oltener Schreinerei Made by Innenausbau Augsburger hat die Platzverhältnisse des kleinen Hauses mit einzigartigen Lösungen optimiert und mit indirektem Licht, durchdachter Materialwahl und sorgfältiger Raumplanung drei kleine «Schmucktrückli» geschaffen. Je nach Bedürfnissen und Gebrauch erfüllen die Räume eine andere Funktion. Zu entdecken sind kleine Welten mit viel Inspirationspotenzial.

Ungewohnte Kundenvorgaben

«Die vielen, über die Jahre angesammelten Accessoires sollen nicht mehr wie hingestellt wirken, sondern in den neuen Innenausbau integriert werden.» So lautete die Kernaussage des Kunden beim ersten Kontakt mit dem Schreiner. Dass jede Arbeit unter dem individuellen Einfluss eines speziellen Kronleuchters stehen sollte, der in die Raumgestaltung einfliessen musste, war als weiteres Muss-Kriterium gesetzt.

Gerade bei solch besonderen Aufgaben ist das Verstehen des Kunden und dessen Ansprüche das Fundament des ganzen Auftrages. «Ich musste die Vorstellung des Kunden aufnehmen und tragen. Das war die Voraussetzung für die Entstehung der drei kleinen ‹Schmucktrückli›», so Beat Augsburger, Gründer und Inhaber der Schreinerei.

Die Vorgaben der Kundschaft und die gegebenen Platzverhältnisse forderten Beat Augsburger und sein ganzes Team. Ein massgeblicher Vorteil: Augsburger wohnt selbst in einem kleineren Haus. Somit schöpfte er bei der Planung aus seinem Erfahrungsschatz aus der Praxis, wo er täglich neue Bereiche entdeckt, die noch Potenzial für Verbesserungen haben. Im Verlauf der Planung führte er die Möglichkeiten und die Wünsche des Kunden zusammen. Durch diesen Austausch konnte die Gestaltung durch den Schreiner genau auf den Kunden abgestimmt werden. Es entstand ein stimmiger Auftrag und ein tolles Referenzobjekt.

Das erste «Schmucktrückli»

Als Erstes wurde das Badezimmer im Obergeschoss des Hauses neu geplant und anschliessend umgesetzt. Zuvor ein gefangenes Badezimmer ohne natürliches Licht und mit engen Platzverhältnissen wurde daraus ein kleines lichtdurchflutetes Badezimmer mit ganz speziellen Lösungen. Zentral ist dabei die Einbindung von Ablagemöglichkeiten für Duschutensilien, Accessoires und die Einbindung des speziellen Kronleuchters – diesen setzte man über dem Steinbecken in Szene.

Erstaunlich: Das Steinbecken selber wurde durch den Schreiner und den Kunden direkt aus dem Fels in einem Steinbruch im Jura ausgesucht. Die leicht kristallartige Stelle im vorderen Bereich des Steines hat schon in der Felswand auf den Kunden anziehend gewirkt. Bald darauf wurde der Jurakalkstein aus dem Fels geschlagen. Um die Lebendigkeit des Steins und seinen Charakter zu erhalten, erfolgten die Bearbeitung und der Schliff nur oben mit der Gestaltung des Beckens. Faszinierend ist die Harmonie, die zwischen dem Steinbecken und dem Kronleuchter entsteht. Durch die aus der Wand ragenden Armaturen wird die besondere Stimmung unterstützt, da kein störendes Element auf den Stein montiert werden musste.

Um natürliches Licht in das Badezimmer zu bekommen, wurde die rechte Wand herausgebrochen und durch Glassteine ersetzt. Der Einsatz der geschickt platzierten Glassteine lässt den Raum offener und weiter wirken. Beat Augsburger ist überzeugt: «Der Einbau eines kleinen Fensters oder eines Durchbruchs in der Wand hätte nie dieselbe Wirkung auf den Raum erzielt.»

Die Zimmertür aus Glas wird mehreren Funktionen gerecht. Sie kann ganz geöffnet werden und erweitert so den kleinen Gang im ersten Obergeschoss. Geöffnet ermöglicht sie einen tollen Blick auf das besondere Steinbecken und den Kronleuchter. Wird die Tür auf 90 Grad gestellt, fungiert sie als Spritzschutz. Ganz geschlossen verschliesst sie das Badezimmer. Durch das transparente Glas kommt auch im geschlossenen Zustand immer genug natürliches Licht in das Badezimmer.

Dieses Beispiel des Badezimmerumbaus zeigt eindrücklich, dass sich der Schreiner im ungewohnten Terrain sicher, eigenständig und erfolgreich bewegen kann.

Das zweite «Schmucktrückli»

In zweiter Instanz wurde das Gästebadezimmer im Eingangsbereich neu definiert. Das kleine WC bekam ein komplett neues Raumkonzept. Um den kleinen Eingangsbereich des Hauses bei Nichtgebrauch der Toilette zu vergrössern, ging Beat Augsburger einen neuen Weg. Er verbaute eine Tür mit zwei Anschlägen.

Diese Tür erfüllt die Funktion einer normalen Badezimmertür und verschliesst den Raum. Wenn die Tür jedoch geöffnet wird, fällt sie in ein Magnetschloss und verdeckt den Bereich mit der Toilette. So eröffnet sich vom Eingangsbereich her eine kleine Nische mit einem massiven Hagebuchenbecken. Die gesetzte Trennwand für den zweiten Anschlag der Tür schliesst das einzige Fenster des Raumes ein. Um trotzdem genug natürliches Licht in den vorderen Bereich zu bekommen, musste eine Lösung gefunden werden. Der hintere Teil der Trennwand wurde aus einem transparenten Glas ausgeführt. Das Sonnenlicht strahlt nun vom Fenster durch das Glas direkt in die Lavabonische. So wirkt es als natürliche indirekte Beleuchtung und setzt das massive Hagebuchenbecken in ein atmosphärisches Licht.

Passend zu den vorhandenen Accessoires und dem Kronleuchter ist die Farbgebung dunkel gehalten. Die Wände und das WC in Schwarz, das massive Becken und die Böden in Hagebuche geölt, harmonieren als Einheit miteinander. Beat Augsburger: «Anstelle vieler Farben setzten wir bewusst auf klare und klassische Materialien.»

Das dritte «Schmucktrückli»

Zu guter Letzt wurde im Eingangsbereich der Küchenumbau umgesetzt. Die Küche befindet sich ebenfalls direkt im Eingangsbereich des Hauses. Da beim Umbau der Toilette der optische Gewinn von Grösse und Weite im Fokus stand, sollte bei der angrenzenden Küche eine Lösung gefunden werden, die die Anforderungen an den Eingangsbereich und die Küche deckt und keinen Gegensatz zur gewonnenen Grösse darstellt. Die ellipsenförmige Kücheninsel trennt die Küche und den Eingangsbereich. Die Formgebung erinnert an einen Schiffsrumpf. Beim Betreten des Hauses wirkt die Kücheninsel wie eine Receptionstheke, die den Besucher in Empfang nimmt. Auf dieser Seite ist auch eine Schuhschublade integriert. So lassen sich täglich gebrauchte Schuhe und die Hausschuhe verstauen.

Im Kochbereich bietet die Insel erstaunlich viel Platz und wirkt luftig. Die Armaturen des Waschbeckens kommen wie alle verbauten Armaturen direkt aus der Wand. Als Dampfabzug dient ein «Bora Classic». Dieser ist unsichtbar im Korpus verbaut und zieht Dampf und Gerüche direkt am Kochfeld gegen unten ab. Sämtliche Detaillösungen in der Küche unterstützen die klare Formgebung, die nicht durch unnötige Anbauteile konkurrenziert und gebrochen wird.

Die Höhe der Küchenwand beträgt 1768 mm und ist im oberen Bereich offen gestaltet. Die zwei Bereiche, in denen die Küchengeräte verbaut wurden, sind mit Schiebetüren verschliessbar. Auf den offenen Flächen besteht viel Platz für die Accessoires der Bewohner und die eine oder andere Küchenmaschine. Oberhalb der Kücheninsel ist ein weiterer spezieller Kronleuchter zu finden. Da moderne Einbauspots nicht in das geplante Gestaltungsbild von Beat Augsburger passten, verbaute er Keramikfassungen, die mit einer echten Gipsrosette unterlegt sind. Diese Gipsrosette ist auch beim Kronleuchter wiederzufinden. Sie einigt so das Erscheinungsbild der Deckenbeleuchtung. «Wichtig erscheint mir bei dieser Beleuchtung, dass das Licht funktional ist und trotzdem als Requisite dient», fügt Beat Augsburger an.

Auf der Spielwiese vieler Ideen

Mit diesen drei Arbeiten hat Schreiner Beat Augsburger mit seinem Team im wahrsten Sinne des Wortes «Schmucktrückli» geschaffen. Der Planungsgedanke, jedem Objekt mehrere Funktionen zuzuordnen, wird durch den gesamten Umbau immer wieder aufgegriffen. Der begrenzte Platz wird zur Spielwiese vieler kleiner Ideen. Manche Funktionen erschliessen sich erst mit der Benutzung, andere springen den Besucher direkt beim Betreten des jeweiligen Raumes an.

Durch die Integration der speziellen Kronleuchter in Verbindung mit den vielen Accessoires der Kundschaft betritt man mit jeder Tür kleine Bijous, «Schmucktrückli» eben. Mit dem angenehmen Beleuchtungskonzept und einer durchdachten Materialwahl wird das Umbauprojekt auf allen Ebenen abgerundet. So unterschiedlich die drei beschriebenen Arbeiten auch sein mögen: Sie widerspiegeln den heutigen Schreineralltag mit Schwerpunkten in der Planung, beim handwerklichen Können und in der Gabe, verschiedenste Materialien und bestehende Utensilien in einen Schreinerauftrag zu integrieren.

Made by innenausbau augsburger

1992 als Einmannbetrieb von Beat Augsburger in Olten gegründet, beschäftigt die Schreinerei heute neun Mitarbeitende und sechs Lernende. Eine der Stärken des Betriebes sind unkonventionelle Lösungen für ausgefallene Kundenwünsche. Aber auch konventionelle Arbeiten werden für Architekten und Endkunden genauso kompetent und sauber durchgeführt. Den Mitarbeitern stehen modernste Planungs- und Produktionsmittel zur Verfügung. So kann noch individueller auf die verschiedensten Kundenwünsche eingegangen werden.

www.made-by.ch

njg

Veröffentlichung: 19. Juni 2014 / Ausgabe 25/2014

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