Ein Beruf mit Perspektive

Bild: IBW Blick in das Technologie- zentrum der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz am Standort Maienfeld.

Weiterbildung.  Holztechniker finden interessante Arbeitsstellen in der gesamten Holzbranche. Ob in Schreinerbetrieben, in Planungs- und Beratungsunternehmungen, bei Möbelproduzenten oder in Unternehmungen der Brancheninformatik – das Spektrum ist gross.

Die Weiterbildung zum «dipl. Techniker HF Holztechnik» ist gefragt. Und genauso gefragt sind die fertig ausgebildeten Techniker bei den Arbeitgebern aus der Holzbranche. Absolventen dieses HF-Lehrgangs erlangen das notwendige Rüstzeug für Kaderfunktionen in der Holzwirtschaft.

Sie leiten Projekte, planen und optimieren Arbeitsprozesse und unterstützen die Betriebsleitung im kaufmännischen und technischen Bereich. Die Ausbildung zum «dipl. Techniker Holztechnik» wird nun in der deutschsprachigen Schweiz an vier Standorten angeboten: Biel, Bürgenstock, Chur und Zug. Jede Schule setzt ihren Schwerpunkt in der Ausbildung anders – so kann jeder Schreiner und jede Schreinerin das System wählen, das am besten auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Kompetenzbündelung in Biel

Die Ausbildung an der Höheren Fachschule Holz in Biel beinhaltet neben einer gu-ten Allgemeinbildung branchentechnische und betriebswirtschaftliche Bereiche. Die fächerübergreifenden Unterrichtsbestandteile sowie das Praktikum schaffen den Bezug zur Arbeitswelt. «Den Blick über den Tellerrand hinaus erhalten die Schreinerstudenten durch die interdisziplinären Lernveranstaltungen mit Holzbauern, Sägern oder Personen aus dem Holzhandel», erklärt Schulleiter Christoph Rellstab. Theorie und Praxis sind eng miteinander verknüpft: Workshops, Exkursionen, Semester- und Projektarbeiten in Zusammenarbeit mit Un- ternehmen der Holzwirtschaft und mit der Abteilung Forschung und Entwicklung der Berner Fachhochschule vernetzen das Wissen und erlauben einen Blick in die Zukunft der Holzbranche. Das Alleinstellungsmerkmal dieser Bildungsstätte: Die Höhere Fachschule Holz Biel bildet zusammen mit dem Fachbereich Holz der Berner Fachhochschule das Kompetenzzentrum der schweizerischen Holzwirtschaft.

Diese Kompetenzbündelung ist auch international gesehen einmalig und die sich daraus ergebenden Synergien sind vielfältig. Dadurch entsteht ein einzigartiges Umfeld, in welchem die Studierenden das Holztechnikerstudium absolvieren.

Das Studium in Biel ist ein Vollzeitstudium. Es dauert sechs Semester mit einem begleitenden, einjährigen Praktikum nach dem dritten Semester.

Raum für innovative Ideen in Zug

Auch an der Höheren Fachschule für Technik und Gestaltung (HFTG) in Zug wird Vollzeit studiert. Dauer: vier Semester mit integriertem Praktikum. Der Fokus liegt auf dem Thema Innenausbau – mit den Schwerpunkten Gestaltung oder Technik.

«Wir legen besonderen Wert darauf, dass unsere Schule den Studierenden ermöglicht, innovative Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen», sagt Philipp Etter, Leiter der HFTG Zug. Die Absolventen der Studienrichtung HF Gestaltung erwerben vor allem das Rüstzeug in den Bereichen Gestaltung und Produktentwicklung. Sie sind gefragt bei Möbelproduzenten und bei Firmen, die sich auf Innenausbau, Messe- und Ladenbau spezialisiert haben. Auf dem Lehrplan der Studienrichtung HF Technik steht an erster Stelle der Umgang mit modernster Fertigungs- und Steuerungstechnologie. Die Absolventen sind ausgewiesene Fachleute in den Bereichen Planung, Produktion und Logistik. Sie werden vor allem gesucht von Innenausbau- und Zulieferfirmen als Projektleiter, als Produkt-Manager oder auch als Betriebsleiter.

Gute Vernetzung auf dem Bürgenstock

Auf dem Bürgenstock und in Chur wird berufsbegleitend studiert. Der Technikerlehrplan ist schweizweit vollständig in das neue Bildungssystem VSSM/FRM integriert und dadurch mit allen übrigen VSSM-Weiterbildungsstufen vernetzt. Eine Weiterfüh- rung zum Schreinermeister ist problemlos möglich. «Wir bilden die ‹Techniker HF› zu Generalisten aus, die mit Bauherren und Architekten sowie Spezialisten verschiedener Fachgebiete zusammenarbeiten», sagt Hans Kaiser von der HF Bürgenstock. Im Betrieb sind sie verantwortlich für Planung, Produktion, Projektorganisation – technisch wie kaufmännisch. Auf der Baustelle koordinieren sie federführend Projekte samt Bauabrechnung und Übergabe an die Bauherrschaft. «Der kontinuierliche Wechsel zwischen Schule und Praxis bietet optimale Voraussetzungen dafür, das Gelernte sofort in die Praxis umzusetzen, das schätzen die Kursteilnehmer sehr», so Kaiser. Die Weiterbildung an der HF Bürgenstock dauert acht Semester berufsbegleitend. Die zwölf Kurswochen pro Jahr sind verteilt auf jeweils drei Kursblöcke.

Maschinenpark in der Südostschweiz

Die IBW Höhere Fachschule bietet – genau wie die HF Bürgenstock – alle Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich des Schreinerns an. «Wir arbeiten eng mit dem Bürgenstock zusammen, um die Techniker-Lehrgänge auf hohem Niveau zu halten», erklärt Marco Caviezel, Fachvorsteher Schreiner, IBW. «Viele unserer Teilnehmer entscheiden sich für die Weiterbildung zum Techniker HF, weil sie eine höhere Ausbildung möchten, jedoch nicht im Sinn haben, einen eigenen Betrieb zu führen.» Die Absolventen arbeiten vielfach in leitender Position im gleichen Betrieb weiter, einige schaffen den Sprung in die Geschäftsleitung, weil sie im Laufe der Ausbildung mit Projekten immer mehr mit dem Betrieb verbunden sind. Die technische Ausbildung findet auf sehr hohem Niveau statt. Für Praxiskurse und Projektarbeiten steht das Technologiezentrum Maienfeld mit modernstem Maschinenpark zur Verfügung. Die Weiterbildung in Chur dauert neun Semester, berufsbegleitend, d.h. ein bis anderthalb Tage pro Woche.

Vom Holztechniker zum Bauleiter

Nach erfolgreichem Abschluss zum «Sachbearbeiter Planung VSSM» entschied sich Andreas Schenkel für den weiterführenden Lehrgang zum «dipl. Techniker HF Holztechnik, Schreinerei» an der HF Bürgenstock. Diesen Standort wählte er, weil die inhaltliche Ausrichtung exakt mit seinen beruflichen Zielen übereinstimmte: der Zusammenarbeit mit Bauherren, Architekten und Fachleuten aus der Baubranche. In der Weiterbildung erwarb er fundierte Kenntnisse im technischen wie im kaufmännischen Bereich. Besonders profitiert hat er von einer aussergewöhnlich intensiven CAD- Ausbildung, die durch ein Spezial-Arrangement mit dem CAD-Software-Anbieter möglich wurde. Die Weiterbildung war für ihn das Sprungbrett in die Selbständigkeit: Inzwischen hat er sein eigenes Planungsbüro gegründet und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Architektur, Innenausbau und Bauleitung an. Sein nächstes Ziel rückt auch bereits in greifbare Nähe: Er schliesst im Sommer dieses Jahres die zweijährige Ausbildung zum «dipl. Bauleiter Hochbau» an der Baukaderschule St. Gallen ab.

Den väterlichen Betrieb übernehmen

Als René Farner sich für die Weiterbildung zum «dipl. Techniker» entschied, war für ihn klar, dass er dafür an die Höhere Fachschule für Technik und Gestaltung (HFTG) in Zug wollte. Den Abschluss als «dipl. Techniker HF Schreiner-Innenausbau Gestaltung» machte er 2005. Begeistert erinnert er sich an die zweijährige Ausbildung. Für ihn war es eine spannende, schöne Zeit. Das Studium erlebte er als Horizonterweiterung. «An der Schule in Zug ist man sehr offen für Neues. Wir Studenten konnten an verschiedenen internationalen Projekten mitarbeiten – und uns so nebenbei ein solides Netzwerk aufbauen», berichtet Farner.

Besonders profitiert habe er von der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Gestaltung. Als gut empfunden hat er, dass er sich zwei Jahre voll und ganz dem Studium widmen konnte – ohne hin und her zu «springen» zwischen Arbeitsalltag und Schule. Empfehlen würde er diese Weiterbildung Schreinerinnen und Schreinern mit besonderem Faible für Gestaltung und Design. Es braucht Motivation, Durchhaltevermögen, Disziplin und – ganz wichtig – eine gehörige Portion Berufserfahrung.

«Das perfekte Alter für diese Weiterbildung liegt zwischen 25 und 30 Jahren», findet Farner. Der 37-Jährige ist Inhaber und Geschäftsführer der Schreinerei Farner GmbH in Neuhausen am Rheinfall mit zwei Mitarbeitern und zwei Lernenden. Sein Vater unterstützt ihn noch temporär. René Farner ist zuständig für alles und froh, sich auf sein junges, gutes Team verlassen zu können. Gerne würde er in der Werkstatt noch einen «alten Hasen» einstellen – «einen gestandenen Schreiner zwischen 40 und 50 mit viel Erfahrung und Spezial-Know-how, den man ab und zu um Rat fragen kann».

Einen Betrieb mit 35 Mitarbeitern führen

Fünf Jahre hat ihn die berufsbegleitende Weiterbildung zum «dipl. Techniker» an der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz in Chur beansprucht – aber vom Schnuppertag bis zum Diplom hat das Szenario für Daniel Ackermann perfekt gepasst: «Der Rhythmus in der IBW, vier Tage im Betrieb zu arbeiten, abends zu lernen und anderthalb Tage in die Schule zu gehen, war für mich genau richtig.» Er habe extrem davon profitiert, das Gelernte direkt «eins zu eins» im Betrieb umsetzen zu können und – umgekehrt – Themen, die ihn im Betrieb beschäftigten, als Projekt mitzubringen und in der Schule daran zu arbeiten. «Die Dozenten kommen aus der Privatwirtschaft, haben ein fundiertes Expertenwissen und grosse praktische Erfahrung.

Der Unterricht war spannend. Ich habe mir ein gutes Netzwerk aufgebaut und es sind wertvolle Freundschaften entstanden», so das Résumé von Ackermann. Heute leitet er zusammen mit einer Mitinhaberin und einem Mitinhaber die Blumer Schreinerei AG in Waldstatt. Der Betrieb beschäftigt 35 Mitarbeiter. «Als eines der grössten Schreinereiunternehmen des Kantons Appenzell Ausserrhoden legen wir grossen Wert auf eine kontinuierliche Weiterbildung unserer Mitarbeitenden sowie eine gute Ausbildung unserer acht Lernenden.»

In der Entwicklungsabteilung

Hanspeter Edelmann hat nach der Schreinerlehre die Berufsmaturität als Vollzeitausbildung und nach zwei Jahren Berufstätigkeit als Möbelschreiner von 2007 bis 2010 die Weiterbildung zum «dipl. Techniker HF Holz» in Biel absolviert. Seit Juni 2010 arbeitet er als Projektleiter bei der Fraefel AG in Lütisburg-Station in der Badmöbelentwicklung. Seine Aufgaben erstrecken sich vom Designentwurf bis zur fertigen Bad-möbellinie, das heisst von der Konstruktion über den Prototypenbau bis hin zur Serienreife. Dazu gehören auch die Erstellung der Stammdaten, der CAD-Zeichnung und der CNC-Programmierung sowie Produktschulungen für die Mitarbeitenden.

www.ahb.bfh.chwww.hftg.chwww.hfb.chwww.ibw.ch

Interview

Herr Edelmann, warum haben Sie sich für die Weiterbildung zum Holztechniker entschieden?

Hanspeter Edelmann: Mich interessierte die Arbeit in einem Produktionsbetrieb für Möbel. Ich suchte aber nicht die klassische Arbeitsvorbereitung in einer Schreinerei. Die HF Holztechnik empfand ich als prasixnah.

Warum der Standort Biel?

Biel hat in der Branche einen sehr guten Ruf. Die HF Holztechnik bot mir die optimale Grundlage zum Erreichen meines Berufsziels. Ausschlaggebend war für mich die gute Infrastruktur, der Kontakt zur Fachhochschule und das Vollzeitstudium.

Wovon haben Sie in der Ausbildung am meisten profitiert?

Ich habe gelernt, mehrere Projekte und Aufgaben parallel durchzuführen. Davon profitiere ich heute sehr. Die Ausbildung bereitet einen gut auf den Arbeitsmarkt vor. Das neunmonatige Praktikum war sehr wertvoll für mich.

Was könnte ein nächster Schritt auf der beruflichen Karriereleiter sein?

Unsere Branche entwickelt sich sehr rasch und hat grosses Potenzial. Das Badmöbel hat einen neuen Stellenwert erhalten. Das Badezimmer ist nicht mehr nur der funktionale Ort, sondern der individuelle Wohlfühlbereich. Mein Ziel ist es, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. Ich werde dem Bereich Möbelproduktion treu bleiben – in Zukunft stärker mit dem Fokus aufs Projekt- und Produktmanagement.

www.fraefel.agwww.finehard.chwww.schweizerbad.ch

hi

Veröffentlichung: 21. August 2014 / Ausgabe 34/2014

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