Früh übt sich …

Bild: Minimöbl Während des zweistündigen Workshops erhielten die Kinder einen Eindruck davon, was es heisst, Möbel herzustellen.

Blickfang Basel.  Zu frischem Design traf sich an der dritten Blickfang in Basel Jung und Alt. Während sich die Kleinen gleich vor Ort an die Arbeit machten, diskutierten ihre Eltern über neue Konstruktionen und gewagte Entwürfe. Profitiert haben beide.

Mit einem Kinderkurs liessen sich die Organisatoren der Designmesse Blickfang dieses Jahr etwas Besonderes einfallen – oder vielmehr die Firma Minimöbl GmbH. Am Stand der Basler Möbelmanufaktur durften sich die jüngsten Besucher für einmal im Schreinern versuchen und ein eigenes kleines Wandschränklein zusammenbauen. Die Kleinen sorgten mit ihrer ansteckenden Begeisterung dafür, dass an der dritten Basler Blickfang Design auch als Handwerk wahrgenommen wurde.

Möbel für Kleine

Mit diesem lebhaften Auftritt machten die Leute von der Minimöbl auf ihre Kollektion von Kindermöbeln aufmerksam, die sie in ihrer Werkstatt in Basel von Hand herstellen. Als Rohstoff für sämtliche Objekte komme nur Holz aus einheimischen Wäldern infrage, versicherte die Inhaberin Eva Schäfer. Das Label hat sich bewusst gegen eine Produktion mit computergesteuerten Fertigungsanlagen entschieden. Im Zentrum des Konzepts stehen die Fähigkeiten der angestellten Schreiner. Die Möbel sind einfach, erweiterbar und – falls es der Kunde wünscht – auch individuell gestaltbar.

Der Workshop fand gemäss den Organisatoren grossen Anklang. Mit 45 teilnehmenden Kindern war das Kontingent schon vor Messebeginn ausgeschöpft.

Farbenfrohe Objekte

Gleich nebenan erregte ein Gemeinschaftsstand mit ebenfalls farbenfrohen Möbeln die Aufmerksamkeit der Besucher. Auch wenn es nicht so wirkte: Die beiden Berliner Gestalter Alex Valder und Franz Dietrich haben sich erst auf der Zugsfahrt nach Basel kennengelernt. Ihre beiden Kollektionen fügten sich auf den paar Quadratmetern Standfläche zu einem harmonischen Ganzen, wie aus einem Guss – farbig, frisch und leicht. Ein Frühlingsanzeichen? Wohl eher ein Statement, dass Möbel wieder Farbe bekennen dürfen. Während Alex Valder seine witzige Kollektion «Boekkle» vorgestellt hat, ist Franz Dietrich quasi mit seiner Diplomarbeit angereist. «Die drei Entwürfe zwischen Möbel und Objekt spielen mit kräfigen Farben, simplen Konstruktionen und einem ungewöhnlichen Funktionsmix», erklärt er die Grundidee hinter seiner kleinen Möbeltrilogie. Eine besondere Augenweide ist der Vasentisch, der gleich auch einen neuen Möbeltypus begründet. Ob dieser einfach ein irritierendes Kunstobjekt bleibt oder in Zukunft als Gebrauchsmöbel in Wohnzimmern stehen wird – das wird sich zeigen.

Spielerisch leicht verbunden

Eine nicht gerade kindliche, aber zumindest jugendliche Ästhetik weist das Möbelsystem «cube2move» vom deutschen Designer Jürgen Felbinger auf. Es ist bestes Beispiel dafür, dass der Verbindungsbeschlag Clamex-P von Lamello nun auch im Design Einzug gehalten hat. Kein Wunder, denn der Beschlag ist im verbauten Zustand lediglich durch ein kleines 6 mm-Loch im beschichteten 16 mm-MDF zu erkennen. Technisch dürfte «cube2move» noch etwas ausgereifter sein – unbenutzte P-Nuten sind an einigen Sichtkanten erkennbar. «Das ist unumgänglich», erklärt der Designer aus Freiburg im Breisgau, «denn das System besteht wegen rationeller Überlegungen aus wenigen unterschiedlich gefrästen Platten.» Interessant ist das knuddelige Äussere in der Karton-Ästhetik allemal. Die vielen Kombinationsmöglichkeiten machen es zudem umfassend verwendbar.

Junges Schweizer Design

Dass auch in der Schweiz innovative Möbel entstehen, beweist das Label Aaro. Die Internetseite sei knapp vor der Messe gerade eben noch fertig geworden, erzählt Philipp Schuler. Zusammen mit seinem Freund Roland Wildi hat er das Label gegründet. «Roland war mein Oberstift», erinnert sich Philipp gerne an die Lehrzeit als Möbelschreiner zurück, welche er bei der Schreinerei Moser im aargauischen Staufen abgeschlossen hat. Nun ist er Produktdesigner mit Fähigkeitszeugnis, während Roland Wildi das Diplom als Schreinermeister in der Tasche hat.

Dass sich die beiden perfekt ergänzen, wird am Esstisch «Varia» sichtbar. Er ist eigentlich Schulers Abschlussarbeit, wurde aber gemeinsam weiterentwickelt. Die Herzig AG Raumdesign ermöglichte den Bau des Prototypen. Für die gebogene, 14 mm dicke Tischabdeckung aus weiss geöltem Eichen-Formsperrholz war die Bachmann Holz in Form GmbH verantwortlich. Und noch etwas Witziges zum Label: «Aaro ist entstanden, weil wir beide jeweils die Autobahnausfahrt Aarau Ost benutzen. Tönt ziemlich gleich», erklärt Schuler scherzhaft. Fast macht es damit den Anschein, als entstünden Erfolgsgeschichten kinderleicht.

www.minimoebl.chwww.rejon.dewww.cube2move.comwww.aarodesign.ch

Blickfang Basel 2012

Regional verankert

Die dritte Basler Blickfang bot vor allem manufakturell arbeitenden Designern eine Verkaufsplattform. Rund 120 Aussteller aus der Mode-, Schmuck- und Möbelbranche nutzten dieses Jahr die Gelegenheit, ihre neuesten Kollektionen einem breiten Publikum zu präsentieren.

Mit dem Blickfang-Designpreis ausgezeichnet wurde das Atelier Peekaboo für seine künstlerische Designkollektion. Silber ging an die Minimöbl GmbH, welche mit dem innovativen Kinderkurs die Messe belebte. Den Kurs werden sie auch an den anderen fünf Blick- fang-Standorten anbieten. Die bronzene Auszeichnung erhielt die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Genf.

Viele Aussteller stammten aus der Region, was kein Zufall war. «Ein wichtiger Pfeiler der Blickfang ist die lokale Verankerung», erklärt Dieter Hoffmann. Der Gründervater und Geschäftsführer erweitert seine Messe kontinuierlich. Im nächsten Jahr sei in Basel noch verstärkt eine thematische Gliederung zu erwarten, verrät er. Zudem werde durch den Abbruch der Basler E-Halle ein Umzug notwendig, was gleich für eine Verdopplung des Messeumfangs genutzt werde. «Ich habe grossen Respekt vor diesem Schritt», beteuert er. Dennoch ist er zuversichtlich, damit eine noch grössere Ausstrahlung zu erreichen.

Für viele der anwesenden Designer und Schreiner ist die eigene Möbelkollektion eine ideale Ergänzung zu Auftragsarbeiten im Bereich Innenausbau.

www.blickfang.ch

MW

Veröffentlichung: 05. April 2012 / Ausgabe 14/2012

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