Holz aus Stein

Chromablagerungen haben dem Holz bei der Versteinerung die Farbe gegeben. Bild: Urs Möckli

Versteinerung.  In der Natur gibt es erstaunliche Prozesse. Zum Beispiel kann Quarz in die kleinsten Holzzellen eindringen und sie so über Millionen von Jahren konservieren. Eine Ausstellung und ein Buch zeigen die farbige Welt der fossilen Hölzer auf.

Auf der Insel Madagaskar gehen die Bauern ins Unterholz, um sich einen Zustupf zu verdienen. Nicht mit der Axt und der Säge, sondern mit schweren Baggern und Schaufeln. Sie graben in einer Region im Nordwesten wenig unter der Erdoberfläche versteinerte Baumstämme aus. Es sind Stücke mit einer Länge zwischen 35 und 180 Zentimetern und einem Durchmesser von 20 bis 70 Zentimetern. Bis 1200 Kilogramm bringen die Fossilien auf die Waage. Die Leute transportieren die Fundstücke auf Lastwagen zu einer zentralen Stelle. Dort schneiden Spezialmaschinen sie in Tranchen und schleifen die Flächen, bevor sie in den Handel aufgenommen werden.

In Madagaskar nicht geschützt

Die Schleifindustrie ist ein grosser Wirtschaftszweig der Insel, die 400 Kilometer vor der Ostküste Afrikas liegt. Sie war einst mit diesem und dem indischen Kontinent verbunden und ist plattentektonisch und geologisch interessant. Die Fundstellen von versteinertem Holz sind dort, anders als in anderen Ländern der Welt, nicht geschützt. Jeder kann also die steinigen Hölzer ausgraben und mit ihnen Handel treiben.

In Vulkanasche konserviert

Die Stammstücke aus Madagaskar sind von Araukariengewächsen, das heisst Nadelbäumen, die vor rund 225 Millionen Jahren in grossen Wäldern wuchsen. Vulkanausbrüche überdeckten sie mit Asche, worauf die Bäume abstarben.

Wasser löste die feine vulkanische Asche, die die Bäume einschloss. So drang das Aschegemisch bis in die innerste Holzstruktur und in die feinen Zellen ein, die mit der Zeit mineralisierten. Mit anderen Worten: Zellräume und das Holzmaterial selbst wurden im Laufe der Zeit durch Mineralien, oft durch Quarz, Achat oder Opal, ersetzt.

In leuchtendem Rot und Gelb, aber auch in Grün präsentieren sich die Hölzer aus dem Petrified Forest (versteinerter Wald) in Arizona (USA). Sie werden auch Regenbogenholz genannt und stammen ebenfalls von ausgestorbenen Araukarien. An nur einer Stelle fand man ein leuchtend grünblaues Holz. Das organische Material wurde durch Siliziumdioxid, also Quarz, ersetzt. Die grünblaue Färbung ist durch Chromablagerungen aus dem umgebenden Gestein entstanden. Eisen verfärbt die Struktur gelb und rot, Mangan schwarz oder rot. Die Farben sind also lokaltypisch.

Eingebettet in Schlamm

In Arizona haben Überflutungen zu den Versteinerungen geführt. Die Stämme wurden von Überschwemmungen etwa 100 Kilometer fortgetragen, wo sie liegenblieben und mit Schlamm zugedeckt wurden. Schön verpackt in einer 3000 Meter dicken Sedimentschicht, ist seit Trias, so heisst die Zeit vor den Dinosauriern, Quarz in die Holzstruktur eingedrungen und hat sie ersetzt. Die Schicht wurde wieder abgetragen, und der Waldfriedhof kam ans Licht. Schon den Pueblo-Indianern gefielen die farbigen Stein-Hölzer, sie bauten und verzierten damit ihre Behausungen.

Unporöse Oberfläche

Fossiles Holz gibt es auf der ganzen Erde, von Europa bis Asien, von Afrika über die Antarktis bis nach Nord- und Südamerika. Auch in Europa ist es vertreten, zum Beispiel im deutschen Chemnitz, im österreichischen Trimmelkam oder auf der Insel Lesbos in Griechenland.

Die Stämme werden in Scheiben geschnitten und lange poliert, bis sie den erwünschten Glanz erreichen. Die Bäume sind unterschiedlich, und die Farben kommen erst durch das Polieren zum Vorschein. Nach dem Polieren ist die Oberfläche so hart, dass sie nur mit einem Diamanten zerkratzt werden kann. Versteinertes Holz ist wie Glas, völlig unporös, es kann darum auch nicht befleckt werden. Endprodukte sind zum Beispiel Clubtische oder Dekorationen. Goldstein Créations ist ein Anbieter im südlichen Elsass (F) mit einer Werkstatt und Ausstellungsraum.

Fossile Hölzer im Museum

Einige Zeugen der vergangenen Pflanzenwelt sind im Sauriermuseum in Aathal ZH zu betrachten. Eine Spezialausstellung zum Thema fossile Pflanzen und Hölzer zeigt viele originale Steinscheiben in einer grossen Farbenpracht von unterschiedlichen Fundstellen.

Die Ausstellung erklärt die 400 Millionen Jahre alte Geschichte der Pflanzen, doch vor allem ist der Raum zum Staunen. Das Spektrum reicht von den ersten Landpflanzen und den ersten Ur-Nadelbäumen des Erdaltertums über die Epoche der grossen Farnwälder der Karbonzeit, die farblich spektakulären Hölzer von Arizona bis hin zu den fantastisch erhaltenen, tertiären Laub- und Nadelbäumen der Vulkanregion des amerikanischen Nordwestens. Die Sammlung von versteinerten Hölzern und Pflanzen wurde vom Direktor des Sauriermuseums, Hans-Jakob Siber, in vier Jahrzehnten systematisch aufgebaut. Die aufsehenerregendsten Exemplare sind vor allem die bunten, zu Achat gewordenen, fossilen Hölzer aus Arizona. An ihnen zeigt die Natur ihr ganzes kreatives Talent, das die Betrachter mit Bewunderung erfüllt. Ebenso prachtvoll sind zum Beispiel ein mit funkelndem Edelopal umhülltes Aststück aus dem Virgin Valley von Nevada (USA) und der fossile Araukarienzapfen aus dem argentinischen Patagonien, der beim Prozess der Versteinerung durch und durch von rot-weissem Achat ersetzt worden ist.

www.sauriermuseum.ch
www.goldstein-creations.com

Fotoband

Das Gedächtnis der Bäume

Im Herbst ist ein Buch zum Thema fossile Hölzer erschienen. Autor Andreas Honegger, auch Redaktor der NZZ, ist Mineraloge und Geologe. Auf 128 Seiten hat er die Geschichte der Bäume und ihre Versteinerungsarten dokumentiert. Zahlreiche grossformatige Fotografien von Urs Möckli illustrieren die Seiten. «Das Gedächtnis der Bäume» ist für 69.90 Franken im Buchhandel erhältlich.

SL

Veröffentlichung: 14. März 2019 / Ausgabe 11/2019

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