Kalkulation: weit weg vom Marktpreis

Verschiedenste Faktoren spielen bei der Vorkalkulation von Schreinerarbeiten mit. Der wichtigste ist das richtige Abschätzen der Arbeitszeit. Bild: Reto Schlatter

Offerten.  Die Fachleute sind sich einig: Die Kalkulationsprogramme für Schreinerarbeiten sind wertvolle Hilfsmittel, und der so errechnete Preis entspringt einer soliden Basis. Doch in der Praxis ist die effektive Preisgestaltung von verschiedenen Faktoren abhängig.

Die Berechnungs-Zentrale-Holz in Bern (BZH) berechnet für ihre Kunden Submissionen aller Art. Diese beinhalten nicht nur die reinen Schreinerarbeiten, sondern auch die Preisabklärungen mit Glasern, Metallbauern, Polsterern, Beschlägelieferanten und anderen Zulieferen. Der Schreiner erhält den Submissionspreis inklusive allen Details zu Materialkosten, gerechneten Gemeinkosten und Fertigungskosten.

Das Angebot wird von einigen Schreinereien regelmässig – insbesondere für grössere Berechnungen – genutzt, andere greifen ausschliesslich bei Überlastung auf diese Dienste zurück.

Im SZ-Interview erklärt BZH-Fachmann Peter Pfister, wie er Kalkulationssoftware einsetzt, wo die Kniffe und Tricks liegen, wie gross er die Diskrepanz zwischen Marktpreis und Kalkulationspreis schätzt und worauf er in seiner täglichen Berechnungsarbeit sonst noch speziell achtet.

SchreinerZeitung: Mit welchen Hilfsmitteln kalkulieren Sie? Haben Sie die beiden bekannten Kalkulationsprogramme «Voka Easy» und «Pro Kalk» getestet und angewendet?
Peter Pfister: Relativ oft wird bei uns das «Voka Easy» angewendet, wir haben es auch an unsere preislichen Anforderungen angepasst. Vom «Pro Kalk» nutzen wir das Preisbuch. Dies insbesondere zur Kontrolle bei Arbeiten, die man nicht so oft kalkuliert.

In erster Linie berechnen wir die Offerten aber mit unseren eigens erstellten Vorlagen im Standardprogramm Excel. Wir greifen aber auch regelmässig auf das Kalkulationsprogramm «Voka Easy» für gängige Arbeiten zurück. Zwischendurch werfen wir auch einen Kontrollblick ins «Pro Kalk». Es ist wichtig, dass man nicht nur auf ein Pferd setzt.

Welches Fazit ziehen sie?
Ich finde das «Voka Easy» eine gute Kalkulationslösung mit vielen Möglichkeiten, es kann gut an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Ein sicherer Anwender von Microsoft Excel kann mit diesem Programm, das viele Varianten zum Rechnen hat, praktisch alles abdecken. Zum «Pro Kalk» kann ich leider nicht so viel sagen, da ich es weniger anwende. Das soll jedoch nicht heissen, dass es nicht so viel kann und es schlecht sei.
Ich behaupte, dass sowohl «Pro Kalk» wie auch «Voka Easy» nicht fähig sind, Marktpreise zu kalkulieren. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?
Halt, halt, diese Programme sollen auch nicht den Marktpreis berechnen, sondern eine solide Kalkulation der Schreinerarbeiten ermöglichen. Den Marktpreis soll der jeweilige Unternehmer selber daraus machen, da er die Stärken und Schwächen seines Betriebes kennt und auch die momentane Marktsituation kennen sollte. Wir von der BZH berechnen auch nicht den Marktpreis, sondern das, was der Unternehmer für seine Arbeit bekommen sollte.
Wie gross schätzen Sie die Diskrepanz zwischen Martktpreis und Kalkulationspreis ein?
Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Es gibt Objekte, bei welchen der Vergabepreis sehr nahe an meinem kalkulierten Preis liegt. Insbesondere bei Einladungsverfahren, wo vier bis fünf Anbieter die Submission einreichen, stelle ich diese Tendenz fest. Es gibt aber auch Submissionen, welche bis zu 30% tiefer eingereicht werden als mein kalkulierter Preis.
Welches sind Ihrer Meinung nach die Gründe für das (zu) tiefe Preisniveau?
Bei jedem grösseren Objekt rechnet mindestens eine Firma mit, welche dringend auf Arbeit angewiesen ist. Diese Firma ist bereit, den Preis tief zu halten, um die Leute beschäftigen zu können. Falls das Unternehmen den Zuschlag erhält, ist das Ziel erreicht. Es ist aber denkbar, dass dadurch die zweite Firma in Auslastungsschwierigkeiten kommt. Somit ist diese nun unter Druck und bereit, das Preisniveau zu senken. Es ist ein Teufelskreis.
Und wo liegt nun der Preis, den Sie dem Schreiner empfehlen?
Wir von der BZH berechnen den tiefsten Preis, der für den Unternehmer bei normaler Auslastung funktioniert, und somit eine kleine Rendite erzielt. Ich möchte aber betonen, dass wir keine Fantasiepreise rechnen. Die Zahlen sind realistisch. Es steht aber jedem Unternehmer frei, was er anschliessend mit den Berechnungen anstellt. Einige übernehmen die Zahlen eins zu eins, andere arbeiten mit Rabatten und Dritte schlagen einige Prozente darauf.
Weshalb greifen Sie trotz vorhandener Software auf eigene Tabellen und Hilfsmittel zurück?
Wegen der jahrelangen Erfahrungen mit den eigenen Vorlagen und der daraus resultierenden Effizienz. Wäre ich noch jünger und hätte bessere Excel-Kenntnisse, würde ich sicher mehr in den Berechnungstools kalkulieren.
Welches sind für Sie die wichtigsten Eckpfeiler beim Kalkulieren?
Eine saubere Abklärung und Berechnung der Materialien, Konstruktionssicherheit und das Wichtigste: die Arbeitszeit richtig einschätzen können. Für die Zeiteinschätzung ist die eigene, praktische Erfahrung sehr wertvoll.
Die technische Einrichtung der jeweiligen Schreinerei hat einen grossen Einfluss auf die Kalkulation. Wie können Sie dem Rechnung tragen?
Eigentlich gar nicht. Wenn ich Berechnungen anstelle, wo meiner Ansicht nach CNC-Technologie nötig wird, frage ich die Preise im Unterakkord an. Somit kann auch eine kleine Schreinerei die Kalkulation verwenden. Ausserdem kann auch eine typische CNC-Fräsarbeit mit traditionellen Mitteln gefertigt werden. Der Mehraufwand an Manpower ist dabei dem höheren Stundensatz gegenüberzustellen. Häufig werden wir sowieso für grössere Kalkulationen in Anspruch genommen. Dabei passiert es nicht selten, dass mehrere Betriebe die Preise von uns anfordern. In diesem Fall erhalten sämtliche Betriebe den gleichen Submissionspreis von uns zurück.
Wenn man sich die Vielzahl verschiedenster Schreinereien mit total anderen Ausgangslagen vor Augen führt, wächst der Verdacht, dass es gar nicht möglich ist, eine Software zu programmieren, welche für alle passt. Wird es in Zukunft Programme geben, die alle Anforderungen der Kalkulierenden abdecken?
Ein Programm, das alles abdeckt, wird es meiner Meinung nach nie geben. Aber ein Programm, das sehr viel abdeckt, ist möglich, jedoch immer mit dem Aufwand, das Programm an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Ihr Wunsch an die Softwareentwickler?
Dass die Hersteller von Betriebssoftware mit den Herstellern von Kalkulationsprogrammen zusammenarbeiten.

Kalkulationssoftware mit vielen Möglichkeiten

Mehrere tausend vorkalkulierte Schreinerartikel bilden die Basis der Software «Pro Kalk» des VSSM Aargau. Materialkosten, Vorgabezeiten und Angebotstext werden für jeden Artikel detailliert vorgeschlagen. Das zusätzliche, jährlich aktualisierte Buch wird zu einem schnellen Nachschlagewerk. Noch mehr Möglichkeiten bietet gemäss Herstellerangaben die Software, welche den Katalog in identischer Gliederung beinhaltet. Vorkalkulation und Angebotserstellung erfolgen in einem Arbeitsschritt. Es ist auch keine jährliche Archivierung nötig. Der Anwender behält stets den gesamten Überblick über seine Angebote.

Funktionsweise

Per Drag & Drop kann ein Artikel auf das Angebot gezogen werden. Die individuellen Änderungen der Ausführung, Abmessung oder Menge (Rüstzeiten) werden kalkulatorisch automatisch berücksichtigt. Zu jedem Artikel sind detailliert die kalkulierten Werte und der vorgeschlagene Verkaufspreis zu sehen. Bei Bedarf lassen sich alle betriebseigenen Werte einfach verändern, ergänzen oder über Einkaufs-, Produktivitäts- oder Verkaufsfaktoren beeinflussen. Auch Angebotstexte können überschrieben oder Bilder hinzugefügt werden. Bei verschiedenen Varianten (Beispiel: Was kostet die Küche belegt oder furniert?) werden je nach gewählter Kopfversion die Ausführungen auf alle darunterliegenden Artikel vererbt. Der umfangreiche Datenstamm kann zusätzlich durch eigene Artikel ergänzt werden. Diese greifen ebenfalls auf die zentral geführten Kalkulationssätze zu.

Ausbaufähig

Eine Installation von «Pro Kalk» ist nicht notwendig. Die Software kann wahlweise direkt ab USB-Stick oder lokal ab Computer bedient werden. Netzwerkinstallationen sind aber ebenfalls möglich. Die technische Basis von «Pro Kalk» ist Triviso Holz. Dank diesem Werkzeug ist eine derartige Funktionalität erst möglich. Für die Anbindung an eine andere ERP-Lösung steht eine entsprechende Schnittstelle bereit. Damit sind sogar gemischte Angebote mit Artikeln aus «Pro Kalk» und dem Benutzer-ERP möglich.

www.prokalk.ch

Rasches und handliches Kalkulationstool

Seit über 15 Jahren ist die Kalkulationssoftware «Voka Easy» für viele Schreiner ein gern benutzter Helfer, wenn es darum geht, schnell, aber trotzdem präzise, zu einem markttauglichen Preis zu kommen. Von Luzerner Schreinern für Schreiner entwickelt, ist das Programm seinem Namen treu geblieben: easy. Schnell installiert, ist es laut den Entwicklern sofort und ohne Umschweife für Kalkulationarbeiten einsatzbereit.

Schnellstarter

Ohne umständliche Dateneingaben zu Beginn einer Kalkulation gelangt man schon beim dritten Mausklick über die grosse Auswahl mitten hinein in die übersichtliche Kalkulation, wo eine grafische Eingabemaske die detaillierte Produktspezifikation gewaltig erleichtert.

Alle im Hintergrund laufenden Grundeinstellungen wie Materialpreise, Ansätze und Zuschläge wurden aufgrund aktueller Erfahrungen aus der Praxis vorgenommen. Sie können jederzeit an die individuellen Betriebseigenheiten angepasst werden. Die schnellen Berechnungsvorlagen wurden im Lauf der Jahre erweitert und den Marktverhältnissen entsprechend angepasst, sowohl im automatisch hinterlegten Preisbuch wie auch in der Produkt- und Materialauswahl.

Allrounder

Für die meisten Schreinerprodukte, vom Boden bis zur Decke, gibt es auf Excel basierende Kalkulationsvorlagen mit grafischen Erfassungsmasken, die eine Preisberechnung innerhalb kürzester Zeit bereitstellen. Selbst für individuelle Produkte steht eine praktische Kalkulationsmaske bereit. Vorlagen aus dem eigenen Betriebsumfeld können selbst erstellt und abgespeichert werden. Eine Berechnungsvorlage erlaubt auch VSSM-Standardberechnungen für den Einsatz an Schulen.

Das Kalkulationstool «Voka Easy» erspart dem Anwender durch seine Übersichtlichkeit und Einfachheit viel Zeit und ermöglicht so effizientes, rasches und treffsicheres Kalkulieren.

www.luzerner-schreiner.ch

Zur person

Peter Pfister

Der gelernte Schreiner Peter Pfister arbeitet seit 16 Jahren zu einem grossen Teil in der Kalkulation. Zuerst bei der Berechnungsstelle der Berner Schreiner, seit rund zehn Jahren für die Berechnungs-Zentrale-Holz. Sie befindet sich am gleichen Ort wie die Geschäftstelle der Berner Schreiner.

Neben seinem Kalkulationspensum von rund 60% obliegt Peter Pfister das Lehrlingswesen sowie das Amt des Chef- experten in Bern. Seit einigen Jahren ist er auch Prüfungsexperte an der HF Bürgenstock. Nach seiner Ausbildung zum Schreiner bildete sich Peter Pfister im In- und Ausland mit diversen Kursen berufsbegleitend weiter und kann auf einen grossen Erfahrungsschatz aus seiner Tätigkeit als Chefmonteur sowie als Produktionsleiter zurückgreifen.

Pro kalk

Vor- und Nachteile

+ keine Installation notwendig, mobil

+ Vorkalkulation und Angebot in einem Schritt

+ jährliche Aktualisierung

+ ausbaufähige Datenbanklösung

– Schnittstelle noch wenig genutzt

– ein Einführungskurs ist von Vorteil, um die Software optimal zu nutzen

Voka easy

Vor- und Nachteile

+ sehr schnell, von der Installation bis zur Berechnung

+ vielseitig, auch individuell erweiter- bar

+ sehr effizient

+ Take-away – mobil mit USB-Stick- Installation erhältlich

– Datenausgabe kann nicht direkt in die Fertigung übernommen werden

– nicht mit allen Schreiner-Branchen- Paketen direkt kompatibel

pi

Veröffentlichung: 11. Januar 2013 / Ausgabe 1-2/2013

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