Schutz für die Glaskante

Bei diesen Geländern ist die Gefahr einer Beschädigung der Kanten als gering einzustufen. Bild: Glas Trösch AG, Thomas Jantscher

Kantenschutz.  Die Kante gilt oft als Achillesferse von Glas, insbesondere bei Einscheibensicherheitsglas. Entschärfen lässt sich dies mit dem Aufbringen eines Kantenschutzes. Dieser ist aber oft nicht die beste Lösung, denn verschiedene Faktoren spielen eine Rolle.

Glas ist als Werkstoff im Alltag kaum mehr wegzudenken. Dank den zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten kommt es nicht nur an der Gebäudehülle zum Einsatz, sondern oft auch als dekoratives Element im Innenausbau. Dabei soll das Glas verschiedene Funktionen erfüllen, zum Beispiel als Küchenabdeckung, Trennwand, Absturzsicherung oder Wetterschutz.

Vorgaben für Deutschland

Freiliegende Glaskanten können in diesem Bereich besonders gefährdet sein, wenn sie mechanischen Belastungen ausgesetzt werden. Aus diesem Grund gibt es in Deutschland Vorschriften für den Kantenschutz von absturzsichernden Verglasungen. Diese verlangen einen Nachweis der Stosssicherheit von exponierten Glaskanten. «In der Schweiz gibt es solche konkreten Vorschriften nicht», sagt Andreas Sommer von der Glas Trösch AG. Zwar gibt es SIA-Normen zum Thema Absturzsicherung und Personenschutz, diese beinhalten aber keine Vorgaben zum Kantenschutz. Diesbezüglich gibt es lediglich Empfehlungen, beispielsweise von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) und dem Schweizerischen Institut für Glas am Bau (Sigab): Demnach sollten freie Kanten insbesondere bei Geländern poliert oder rodiert ausgeführt werden. «Eine rodierte, oder zumindest gesäumte Kante, empfehlen wir in jedem Fall, auch wenn die Glaskante zusätzlich mit einem Metallprofil oder Holzrahmen eingefasst wird», erzählt Andreas Sommer.

Der Grund dafür sind die mikroskopisch kleinen Risse an der Kante, die beim Schneiden und anschliessenden Brechen des Glases entstehen können. Genau an diesen Stellen bricht das Glas bei einer Überbelastung. Je sauberer also die Kante ist, desto weniger anfällig ist das Glas und die Kante grundsätzlich gegenüber Stössen und thermischen Einflüssen (siehe SZ-Nr. 25-26/2013, Seite 14) .

Profile zum Schützen

In Foyers, öffentlichen Bauten, Schulhäusern, Sportbauten, Einkaufszentren usw., wo das Risiko für Beschädigungen gross ist, wird dennoch empfohlen, die Kanten durch geeignete Massnahmen zu schützen.

Das kann in Form eines aufgeklebten Schutzprofiles sein, was der Schreiner auch selber ausführen kann. «Bei Verbundsicherheitsglas muss er aber unbedingt die Verträglichkeit des Klebers mit der PVB-Folie abklären», sagt Sommer und ergänzt, «ansonsten kann es zu einer Weichmacherwanderung kommen.» Der österreichische Glaslieferant Glas Marte hat dafür – insbesondere im Hinblick auf die Vorgaben in Deutschland – mit dem «Glass Stripe» ein dezentes Profil entwickelt. Dieses wird aber bereits im Werk aufgeklebt, die Gläser müssen also entsprechend auf Mass bestellt werden.

Konstruktiven Schutz beachten

Ein aufgeklebtes Schutzprofil ist aber nicht immer die ideale Lösung, zumal es das optische Erscheinungsbild negativ beeinflussen kann. Oft lassen sich auch Glaskanten durch konstruktive Massnahmen günstiger und effizienter schützen. Dazu gehört als Erstes eine Abklärung der späteren Raumnutzung. Wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass irgendwann jemand mit einem Transportwagen oder einem Palettrolli mit der vertikalen Kante kollidiert, macht ein massiver Pfosten wahrscheinlich mehr Sinn. «Dieser hält mehr aus als ein aufgeklebter Schutz. Und ist der Pfosten mal beschädigt, kann man ihn einfach austauschen», sagt Sommer.

Anders sieht es aus bei den horizontalen Kanten von Absturzsicherungen aus Glas: Auf- oder vorgesetzte Profile und Handläufe bieten einen besseren Griff und erhöhen die Sichtbarkeit. Der Schutz der Kante von Stössen und daraus folgenden Schäden ist dabei ein positiver Nebeneffekt.

Ebenfalls ein Thema ist das Vergilben von VSG im Randbereich durch eindringende Feuchtigkeit. Ein Schutz der Kanten gegenüber diesem Effekt ist gemäss Experten kaum möglich, denn eine dünne Lack- oder Silikonschicht verbindet sich nicht mit den PVB-Folien, sie liegen quasi nur am Material an und können ein Eindringen von Feuchtigkeit nicht ganz verhindern.

www.glastroesch.chwww.glasmarte.at

ph

Veröffentlichung: 19. März 2015 / Ausgabe 12/2015

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