Unwichtiges Bauteil?

Zwei Konzepte für die Fertigung von Rahmen-verbreiterungen: Links wird die Schalldämmfolie von den Einleimern unterbrochen, rechts erleichtert die parallele Schicht aus «Purenit» die Montage.

Technik.  Rahmenverbreiterungen werden völlig zu Unrecht stiefmütterlich behandelt. Es lohnt sich, Konstruktion und Befestigungsart sorgfältig zu wählen und die Details zu pflegen. Zusätzlich gilt es, die Vorschriftenlage optimal umzusetzen.

Viele Entwickler beschäftigen sich mit der Optimierung von Fensterprofilen, nur wenige widmen sich den Rahmenverbreiterungen. Neben den statischen Eigenschaften stehen bei den Profilen die Bemühungen für bessere Dämmwerte im Vordergrund. Die rege Forschungstätigkeit wirkt sich denn auch positiv auf die Leistungsfähigkeit der Profile aus. Es entstehen laufend neue Konstruktionen, die bekannte Schwachstellen ausmerzen und selbst im Passivhaus einsetzbar sind. Erreicht wird dies zum Beispiel mit hochdämmenden Mittellagen oder im Kunststoffbereich durch mehr Einzelkammern in den Profilen. Allerdings ist die Profilfläche im Vergleich zu den grossen Flächen, die Glas und Rahmenverbreiterung einnehmen, eher bescheiden. Deshalb würde es sich also lohnen, grossflächigen Bauteilen wie der Rahmenverbreiterung vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken.

Sonderfall Schweiz?

Die Eigenart der Schweizer Fensterkonstruk- tionen mit aussen liegenden Storen macht Rahmenverbreiterungen erst notwendig. In den Nachbarländern wird anders kons- truiert, so dass es Rahmenverbreiterungen gar nicht oder nur in Ausnahmefällen braucht. In Deutschland wie in Frankreich, Italien und Österreich sind im Storenbereich Kastenkonstruktionen ohne eigentliche Rahmenverbreiterung gefragt. Und wenn dann doch einmal ein breiterer Rahmen gefordert ist, fertigt man ihn aus Massivholz oder im Kunststofffensterbau als Mehrkammerprofil.

Das Gebäude im Fokus

In der Schweiz gibt es detaillierte Vorschriften zu den Anforderungen an Bauteile. Diese werden einzeln oder als System beurteilt. Beim Einzelbauteilnachweis werden Rahmenverbreiterungen, die nicht im Storenbereich des Fensters montiert und breiter als 140 mm sind, als geschlossenes, opakes Bauteil zur Fassade gerechnet. Für diese Bauteile ist momentan ein Grenzwert von 0,25 W/m2K oder besser vorgeschrieben. Solche Werte sind aber nur noch über Paneele mit Vakuum-Isolations-Dämmung oder mittels Überdeckung mit zusätzlichem Dämmmaterial zu erfüllen. Rahmenverbreiterungen im Bereich Storen rechnet man zu den Storenkästen. Der minimale U-Wert beträgt so 0,5 W/m2K. Weitaus geläufiger ist jedoch der Systemnachweis. Dieser betrachtet das ganze Gebäude als solches und erlaubt einen Ausgleich unter den einzelnen Bauteilen. Die vorgeschriebenen Werte leitet man aus dem Heizwärmebedarf der Räume ab. Basis ist die Energiebezugsfläche, die als Heizöl-Äquivalent pro Quadratmeter beheizte Fläche definiert wird. 2008 haben die kantonalen Energiedirektoren ein Ziel von 4,8 Liter pro Jahr und Quadratmeter festgelegt. Wichtig beim Systemnachweis: Es gibt keine Grenzwerte für Einzelbauteile, sondern nur Werte für das gesamte System aus Dach, Wänden, Boden, Fenster, Türen und opaken Bauteilen. Welche Werte bei der Rahmenverbreiterung gefordert sind, bestimmt der Fachplaner im Systemnachweis. Der Spielraum ist in der Regel aber klein, so dass auf jeden Fall gute Werte gefragt sind. Schreiben Bauplaner keine Werte vor, sollten Fensterbauer im Rahmen der Hinweispflicht auf jeden Fall einen Unternehmervorschlag machen oder nachfragen.

Normprodukte genügen selten

Viele Schweizer Fensterbaubetriebe verarbeiten Rahmenverbreiterungen nach wie vor selber. Sie kaufen Plattenware ein, schneiden zu und bringen die notwendigen Befestigungsmittel wie Nuten oder Fälze an. Das Sortiment ist aber so bescheiden, dass man schon bei leicht erhöhten Anforderungen oder Sonderdicken auf massgefertigte Produkte angewiesen ist. Solche stellt zum Beispiel die Firma Bemotech GmbH in Mont- lingen oder die Firma Frinorm AG in Balzers her. Die beiden Firmen haben ein umfangreiches Sortiment aufgebaut, mit Spezialitäten für den Schall- und Wärmeschutz, aber auch für Hebe-Schiebetüren und spezielle Rahmendicken.

Ohne Einleimer nur bei Kunststoff

Rahmenverbreiterungen bestehen heute fast durchwegs aus mehreren Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Diese sorgen für gute Wärme- oder Schalldämmwerte. Zusätzlich braucht es Decklagen und eine Tragkonstruktion. Bei Letzterer verfolgen die beiden Firmen leicht unterschiedliche Konzepte. Während Frinorm bei Verbreiterungen für Holz- und Kunststofffenster auf den Einsatz von Einleimern setzt, bietet Bemotech seine Verbreiterungen mit «Purenit» als tragender Mittellage an. Durch die Trägerplatte in der Werkstückmitte kann man die Funktionslagen immer über die ganze Werkstückbreite einsetzen. Einleimer hingegen unterbrechen die Funktionsschicht. Bei Holzfenstern fertigen aber beide Anbieter ihre Produkte mit Einleimern. «Die technischen Werte wären zwar besser ohne, doch die einfachere Befestigung spricht für die Einleimerkonstruktion», sagt Bemotech-Geschäftsführer Martin Weder. Schliesslich wollen die Fensterbauer ihre Verbreiterungen formschlüssig ankleben.

Auf jeden Fall dicht!

Die Verbindung zwischen Rahmen und Verbreiterung gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Gefordert ist eine wind- und dampfdichte Verbindung. Dies erreicht man am einfachsten mit einer formschlüssigen Montage. Möglich ist dies mittels Feder, Nut/Kamm oder betriebseigener Spezialprofile. Man muss aber in jedem Fall sicherstellen, dass es bei den Federn keinen Unterbruch gibt und die Fugen wirklich geschlossen sind. «Bei Kunststofffensterprofilen stellen wir die Dampfdichte über das Platzieren einer Silikonraupe zwischen den Bauteilen sicher», sagt Adrian Schlumpf, Leiter Technik bei der Swisswindows AG. Mängel bei der Luftdichtigkeit sorgen immer wieder für Reklamationen und Nachbesserungen, im Extremfall sogar zu Schäden. Nicht selten zieht es einfach durch die Leckagen durch – es kann sogar zu Pfeifgeräuschen kommen, wenn ein Dampfabzug eingeschaltet ist.

Nur noch Klicken?

Beim neuen Verbindungssystem von Frinorm für Rahmenverbreiterungen auf Kunststofffenster sind diese Probleme weitgehend ausgeschlossen. Frinorm hat ein System entwickelt und patentieren lassen, welches die schraubenfreie Montage der Verbreiterungen ermöglicht. Voraussetzung ist das Vorhandensein von Widerhaken am Kunststoffprofil. «Die meisten Profile weisen solche Klipphaken auf, so dass wir mit einem hinterfrästen Koppelprofil direkt in diese einhaken können», sagt Entwickler Norman Frick. Die Verbreiterung lässt sich mittels Schraubzwingen, Rahmenpresse oder einfach mit Hammer und Zulage einrasten. Zusätzliche Verschraubungen braucht es keine: Die dehnbare Mittellage aus Polystyrol sorgt für eine genügend grosse Vorspannung, um das Element formschlüssig zu halten.

www.bemotech.chwww.frinorm.ch

wi

Veröffentlichung: 29. März 2012 / Ausgabe 13/2012

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