Auf dem Weg in eine neue Zukunft

Die fertige Aussenansicht auf der Talseite mit dem stimmigen Hang unter dem Haus. Bild: Peter Egli

Hausverwandlung.  Besondere Arbeiten sind im Handwerkerleben das, was dem Beruf eine magische Note verleiht. Der folgende Umbau zeigt eine zeitgemässe Umformung eines Hauses zu einem Unikat. Bis es so weit war, gab es einige Herausforderungen zu meistern.

«Schon zu Beginn meines Berufslebens haben mich Umbauten am meisten interessiert», sagt Schreiner Peter Egli. Dabei ging es auch schon um andere Handwerksbereiche oder um Statik und architektonische Zusammenhänge. «Man muss das Gesamte verstehen, um mit den richtigen handwerklichen Vorgehensweisen einem Haus zu einem zeitgemässen und stimmigen Dasein zu verhelfen», ist er überzeugt. Egli hat sich 1988 mit seiner Einzelfirma auf Umbauten und Renovationen spezialisiert. Als die Arbeiten immer umfangreicher wurden, gründete er 1997 die Peter Egli Schreinerei GmbH. Neben Auftragsarbeiten kaufte er Häuser, die er dann in Eigenregie umfassend umbaute.

Man muss genau zuhören

Besonders interessant sind für Egli historische Gebäude, da sie eine lange Geschichte haben und immer noch auf dem Weg in die Zukunft unterwegs sind. Da gibt es einerseits Dinge, die einem verantwortlichen Denkmalpfleger als Zeitzeugen sehr wichtig sind, und andererseits all das, was zeitgemässes Wohnen und Arbeiten benötigt.

Peter Egli weiss: Wenn man ein solches Gebäude übernimmt, ist es erst einmal sehr wichtig, ganz genau zuzuhören und den Denkmalpfleger zu verstehen. Danach sind gute, gangbare Lösungen erreichbar – und ein Umbau zieht sich nicht unnötig in die Länge.

Unverbaubare Aussicht

Sein letzter umfassender Umbau betrifft ein kleines Haus, welches 1992 als Ferienhaus im Steilhang über der Gemeinde Weggis LU erstellt wurde. Obwohl der ganze Hang mit solchen individuellen Gebäuden verbaut wurde, blieb die Aussicht über einen sehr weiten Bereich des Vierwaldstättersees dank des steilen Geländes unverbaubar erhalten. Weniger angenehm zeigte sich mit der Zeit der Umstand, dass das Gelände ungenügend gesichert war und im Bereich zum Nachbarhaus hin ins Rutschen geriet. Der vorherige Besitzer entschied sich, mit einem Anbau diesen Hang zu sichern, und erhielt vom entsprechenden Nachbarn das Näherbaurecht. Als dann der Rohbau stand, kam es zu statischen Problemen, der Besitzer gab auf und schrieb das Gebäude zum Verkauf aus.

Interessante Hausstruktur

Als Peter Egli das Haus zu sehen bekam, gefiel ihm die Grundstruktur – daraus konnte man etwas machen. Gar nicht gefallen hat ihm das Hanggelände unterhalb des eigentlichen Gebäudes bis zur Strasse. Das wirkte unharmonisch, optisch vollständig vernachlässigt und dann stand da noch diese Wärmepumpe im Hang herum.

Mit seinen skizzierten Ideen ging er erst einmal zur Gemeinde, um mit den verantwortlichen Fachleuten die Situation anzusehen und zu guten Lösungen zu kommen. Ziel war es, ohne Ankerbohrungen – die ja auch ins Leere greifen können – die bestehende Substanz so zu ergänzen, damit sie hält und sich die ganze Hangseite mit dem Gebäude stimmig in das Gesamtbild des Wohnquartiers einfügt. Auch hier galt es, den Fachleuten gut zuzuhören, um dann die nötigen Hangsicherungsmassnahmen festlegen zu können.

Wenn man heute den Hang betrachtet, sieht man Fels, Natursteinblöcke und eine kleine Eingangsfront unterhalb der Terrasse, die über die ganze untere Etage verläuft. Der Eingang führt zur Wärmepumpe und zu Teilen der Gebäudetechnik. Kleine Treppen kaschieren die Stützwände und machen das steile Gartengelände leicht zugänglich. Es ist eine Einheit entstanden, die jetzt bis zur Strasse darunter reicht.

Thermoholzverkleidung

Die Grundstruktur lässt die Erweiterung und optische Verbindung der Terrassen auf beiden Wohnetagen zu. Ein gedeckter, kleiner Lift, in den ein Rollstuhl passt, verbindet nun die Ebenen und erlaubt eine etwas höhere Ausnutzung der Wohnfläche, da das Gebäude jetzt als behindertengerecht gilt. Denkt man daran, ein solches Haus als Paar im Alter zu bewohnen, ist es von Vorteil, dass es auch dann noch bewohnbar ist, wenn es mit dem Treppensteigen mal nicht so gut gehen sollte.

Die ganze Aussengestaltung mit thermisch behandelter Fichte erlaubt eine lückenlose Aussenisolation und bietet einen Langzeitschutz mit wenig Pflegeaufwand. Die bisherige Verwitterung lässt darauf schliessen, dass mit einer Vergrauung mit Honigton und schwarzen Einläufen zu rechnen ist. Die eigenständige Optik steht architektonisch auch in einer guten Spannung zu den umliegenden, teils kubisch modernen Nachbarhäusern.

Wenige, moderne Materialien

In den Innenräumen dominieren grosse Fenster, Altholzbalken, Fichten-Thermoholz, Schiefer, Granit und weisse Wände. Alle glatten Holzelemente wie Schrankfronten und Türen haben den Schieferton der Bodenplatten. Damit wurden Materialien und Farben eingesetzt, die aktuell sehr modern sind und dennoch ein warmes Wohngefühl ausstrahlen. Mit wenigen Farbklecksen bei der späteren Möblierung oder der Verwendung von Accessoires kann die Wirkung spielerisch verändert werden, ohne dass besonders viel Aufwand betrieben werden muss.

Um den Innenwohnraum gestalterisch aufzuwerten, wurde die ursprünglich vorhandene Betontreppe entfernt und durch eine Kragarm-Wendeltreppe ersetzt, die als Hohlkonstruktion aus Stahl angefertigt wurde. Die Hohlkörper sind mit Steinwolle gefüllt, und die Trittauflagen aus Schiefer wurden trittschallgedämmt montiert. Besonders ist der freistehende äussere Handlauf. Ein Hingucker ist die Steigzonenverkleidung, für welche ein Baumstamm in die Ecke hinter der Treppe eingepasst wurde.

Echte Räume

Bei der doch auch rustikalen Innenverkleidung der Räume war es Peter Egli sehr wichtig, dass sie authentisch wirkt und nicht wie vorgehängt. Um das zu erreichen, musste er von oben nach unten bauen. Das heisst, begonnen wurde mit der Decke, um dann mit den Wandverkleidungen fugenlos anstossen zu können. Das funktioniert mit Holz, aber auch mit den verwendeten Natursteinplatten aus Granit. Auch die vermeintlichen Strickwände laufen perfekt hinter diese Natursteinmauern.

Die Balken und deren Verbindungen wurden sehr sorgfältig platziert. Auch sie mussten, wie so viele Elemente, statisch stimmig eingesetzt werden. Schlecht platziertes Konstruktionsholz wirkt wie eine Theaterkulisse und hinterlässt den Eindruck einer billigen Verkleidung. Entstanden ist ein harmonisches Ganzes, ein Gebäude mit moderner Ausstrahlung, einer zeitgemässen Haustechnik und sehr viel Holz.

Haben auch Sie eine besondere Arbeit ausgeführt, die in der Schreinerzeitung vorgestellt werden soll? Senden Sie Ihren Umbau an redaktion[at]schreinerzeitung[dot]ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 10. März 2022 / Ausgabe 10/2022

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