Bauherr führt Handwerker hinters Licht

Für die Arbeit an diesem Haus sah Schreiner Daniel Nutt bis heute keinen einzigen Rappen. Bild: Daniel Nutt

Betrug. Ein Fall aus dem bernischen Wynau bewegt die Handwerker-Guilde. Dort lässt ein Eigenheimbesetzer sein Haus feudal ausbauen, begleicht aber keine einzige Rechnung.

Ende April berichtete die Sendung «Kassensturz» von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) über einen Eigenheimbesetzer aus Wynau BE, der reihenweise Handwerker für sich arbeiten lässt, diese aber nie bezahlt.

Unter den Geprellten sind auch Schreinereien. Daniel Nutt, Gründer und Inhaber der Masswerk Schreinerei AG aus Niederbipp BE, ist einer von ihnen. Er berichtet, dass Beat Preysch (Name geändert) ihm rund 45'000 Franken schulde. Dies obwohl er seit über 20 Jahren mit ihm befreundet sei. Nutt hat vor mehr als zwei Jahren den Auftrag erhalten, die Fassaden von Preyschs Haus zu erneuern. Als drei der vier Aussenwände gemacht waren und die versprochene Anzahlung noch immer nicht überwiesen war, packte Nutt seine Sachen auf der Baustelle zusammen. «Ich sagte Preysch, wir kommen wieder, wenn wir das Geld auf dem Konto haben», erzählt Nutt weiter. Doch dazu kam es nie. Als Nutt einige Tage später auf der Baustelle vorbeischaute, musste er mit grosser Verwunderung feststellen, dass unterdessen eine andere Firma die Fassade fertiggestellt hatte.

Abzahlungsvertrag fruchtete nichts

Nutt versuchte dann mit allen Mitteln an das geschuldete Geld zu kommen, doch alle Wege liefen ins Leere: «Preysch unterzeichnet zwar alle Abmachungen und Verträge, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch dem von mir vorgeschlagenen Abzahlungsvertrag über 350 Franken im Monat hat er zugestimmt. Doch bezahlt hat er keine einzige Rate.» Als Nutt bei ihm klingelte und ihn darauf ansprechen wollte, sei er vom Grundstück gejagt worden, berichtet er weiter.

Nutt ist konsterniert: «Wie kann es sein, dass sich ein weitum bekannter Schuldenkönig ein Luxus-Leben durch Tricksereien finanziert und er weder durch die Gemeinde noch durch die Behörden gestoppt wird?» Laut «Kassensturz» zahlt der Beschuldigte weder Steuern noch Krankenkassenprämien, braust jedoch mit Luxusautos durchs die Gegend. Die Behörden der betroffenen Mittellandgemeinde führt Preysch an der Nase herum.

Arglistige Täuschung

Seit Nutt in der Fernsehsendung aufgetreten ist, seien bei ihm die Drähte heissgelaufen. «Zig Firmen haben sich bei mir gemeldet, die ebenfalls auf Preysch reingefallen sind.» Er schätzt, dass es weit über 100 betroffene Firmen in der Schweiz gibt. Das Problem an dem Fall sei, dass man als Gläubiger beweisen müsse, dass es sich dabei um eine arglistige Täuschung handle. Wer aber im Vorfeld des Auftrages den Betreibungsregisterauszug von Preysch geprüft hätte, wäre nicht auf ihn hereingefallen.

Nichtsdestotrotz, Nutt hat sich nun dazu entschlossen, gegen Preysch zu klagen und er hofft, dass sich weitere geschädigte Gläubiger ihm anschliessen werden.

Isabelle Spengler

www.srf.ch
www.masswerk-schreinerei.ch

Veröffentlichung: 11. Mai 2021

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