Blicke in die Zukunft

Trotz Digitalisierung bleibt die Swissbau bodenständig. Bild: MCH

Messe.  In der Baubranche ist einiges im Fluss, und auch die Swissbau muss sich an neue Gegebenheiten anpassen. Ein Blick in verschiedene Bereiche zeigt, dass dies in den meisten Fällen gelingt, wenn alle Beteiligten offen für Neues sind und zusammenarbeiten.

Während fünf Tagen präsentierte sich die Schweizer Baubranche auf dem Messegelände in Basel von ihrer besten Seite. Wie bereits vor zwei Jahren war die Digitalisierung ein zentrales Thema an der Swissbau. An den Ständen zu sehen war, dass diese abstrakten Informationen aber nach wie vor zu realen Gegenständen verarbeitet werden müssen. Das haben die Akteure mittlerweile erkannt und zeigten an der Messe verschiedene Lösungsansätze.

Holz macht eine gute Figur

Ein guter Mix gelang den Veranstaltern bei der Plattform Swissbau Focus: Selbstverständlich waren bei den 80 Vorträgen digitale Themen dabei. Es gab aber auch Referate zu Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Ressourcen, Energie oder Schutz vor Naturereignissen. Nicht zu überhören war, dass Holz in einigen dieser Bereiche einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Insgesamt war die Holzbranche mit zahlreichen Ausstellern in den Bereichen Küchen, Bad und Innenausbau gut vertreten. Ebenfalls waren das Tiny House und die Bim-Kuh Lotti wieder zu sehen. Beide waren an der Holz aufgebaut worden.

Weniger Aussteller, gute Stimmung

Zum ersten Mal nahmen ausserdem Aussteller von der Messe Sicherheit an der Swissbau teil. Die Messe Sicherheit hätte im Herbst 2019 stattfinden sollen, der Veranstalter sagte sie aber mangels Anmeldungen der Aussteller ab. Ebenfalls in die Swissbau aufgenommen wurde die Ineltec, die Messe für intelligente Gebäudetechnologie.

Trotz dieser Integration nahmen 144 Aussteller weniger an der Swissbau 2020 teil als zwei Jahre zuvor. Insgesamt präsentierten sich 902 Aussteller aus 17 Ländern auf einer Fläche von 110 000 Quadratmetern. Ähnlich war die Situation bei den Besuchern: Mit rund 92 000 begaben sich über 5000 Personen weniger in die Messehallen.

Dennoch geben sich Veranstalter und Aussteller zufrieden mit dem Verlauf. Die Messe entwickle sich in die richtige Richtung, heisst es. Und vor Ort war durchwegs eine positive Stimmung wahrnehmbar.

Trotzdem gibt es eine Veränderung: Die nächste Swissbau findet neu an vier Tagen, vom Dienstag, 18., bis Freitag, 21. Januar 2022, in Basel statt. Der Samstag sei schon lange kontrovers diskutiert worden, heisst es von- seiten des Veranstalters. Zudem wünscht sich offenbar ein Grossteil der Aussteller mehr Fokussierung und Verdichtung. Dies hat zum Entscheid geführt, auf den Samstag zu verzichten.

www.swissbau.ch

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Alle Sinne angesprochen

Das Wasser rauschte, plätscherte und sprudelte, wohin der Blick auch wanderte. Die Trendwelt Bad, die auch dieses Jahr mit viel Liebe zum Detail aus dem nackten Messeboden erhoben wurde, faszinierte. Ob Regenwald-Dusche oder Puder-Regen, das Badezimmer wird immer mehr zur Wellnessoase. Die 53 Aussteller liessen sich so einiges einfallen, damit es die Besucher in ihre Stände spülte. So konnten die neugierigen Gäste per Knopfdruck Duschbrausen starten, deren Wasserstrahl verändern oder per App die WC-Spülung steuern.

Darf's ein bisschen individueller sein?

Sie schimmern in gebürsteten Kupfertönen, sind goldglänzend, mattschwarz oder klassisch weiss. Die Vielfalt der Armaturen lässt keine Wünsche offen. Wer es bunt mag, kommt mit Armaturen in allen Pastelltönen ebenso auf seine Kosten wie jene, die dem Luxus frönen und Armaturen wählen, in welche grafische Muster gefräst wurden. Zudem wird auch die Individualität grossgeschrieben.

Axor zeigte einen Armaturenkorpus, dessen Abdeckplatte austauschbar ist. Zur Auswahl stehen Holz, Marmor, verschiedene Metalle, Spiegel oder Leder. Auch die Wandverkleidung in der Duschkabine kann beliebig designt werden. Bei Duscholux sind vier neue grafische Muster erhältlich, die erst noch im Transparenzgrad den Kundenwünschen angepasst werden können.

Wellnessoase 4D

Duschen ist nicht mehr nur ein Akt des Waschens, Duschen wird immer mehr zum Erlebnis für alle Sinne. Hansgrohe gewährte einen Blick in die Dusche der Zukunft. Diese soll mit mannshohen Bildschirmen ausgestattet werden, die während des Duschens verschiedene Stimmungen mittels Bildwelten erzeugen. Passend zu jeder Stimmung gibt es Duftkapseln, die gleichzeitig den Geruchssinn anregen.

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Gross und flächig

Obwohl ein paar wichtige Schweizer Küchenhersteller dieses Jahr auf einen eigenen Auftritt verzichtet haben, gab es für die Fachbesucher einige spannende Produkte und Trends zu entdecken.

Funktionen aus der Fläche

Auffallend war die immer konsequenter werdende flächige Gestaltung. So zeigte Miele mit der «Artline» ihre Gerätelinie ohne Griffe. Bei Neff hingegen verschwindet die gesamte Backofenklappe beim Öffnen im Gerät und sorgt so für einen optimalen Zugriff. Samsung zeigte mit dem «Dual Cook Steam» die Weiterentwicklung des «Dual Cook», welche zwei Garräume in einem Gerät ermöglicht. Stöcklin präsentierte eine spannende Materialkombination mit dem Naturmaterial «Organoid» und versteckte in den Flächen der Ausstellungsküche viele zusätzliche Funktionen, wie Auszüge und Trittstufen. Gigantisch wiederum war der «Monolith» von Liebherr. Die Gefrier- und Kühlkombination kann zusätzlich um einen Weinschrank ergänzt werden. Das Standardgerät sorgt für immer frische Eiswürfel, kaltes Wasser und wiegt um die 400 Kilogramm.

Die dunkle Seite

An vielen Ständen spielten die Aussteller mit dunklen und rustikalen Elementen. So zeigte Suter Inox die neue High-End-Oberfläche «Blackrange Industrial», bei welcher noch leichte Russspuren von der Fertigung sichtbar sind. Wesco zeigte den «Skyline Frame» von Berbel in schwarzem Metall und die Stände von V-Zug und Gaggenau waren passend zum aktuellen Trend in dunklen Farben gehalten.

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Gemeinsam den Nutzen fördern

Spätestens seit der letzten Swissbau im Jahr 2018 ist die Digitalisierung in den meisten Bereichen der Baubranche angekommen. Damals war Bim (Building Information Modeling) das Schlagwort schlechthin.

Zwei Jahre später tauchte der Begriff zwar nach wie vor auf, der aufgewirbelte Staub hat sich aber etwas gelegt. Die Akteure der Branche haben die Zeit genutzt, um verschiedene Ansätze zu entwickeln. Ein Teil davon sind technische Mittel, welche das Erfassen, Verarbeiten und Weiterreichen der benötigten Daten ermöglichen. So gab es verschiedenste stationäre und mobile 3D-Scanner von Faro, Trimble und Leica zu sehen. Bei den Softwareanbietern hiess es unisono, dass man in der Lage sei, Bim- Daten zu verarbeiten. Bei der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) arbeitet man daran, die NPK-Ausschreibungstexte in eine digitale Datenbank zu transformieren. Dadurch sollen die Daten künftig besser im Planungsprozess genutzt werden können.

Es gibt noch viele Fragen

Noch sind aber die meisten Bim-Projekte Insellösungen, denn viele organisatorische Fragen sind noch unbeantwortet. Zum Beispiel, wer welche Daten liefern muss, wer sie benötigt und wer überhaupt Zugriff darauf hat. Auch, welchen Wert diese Informationen für die Unternehmer, die Immobilienbesitzer und Benutzer haben, gilt es zu definieren. Schliesslich sollen die Informationen nicht nur für den Bau eines Gebäudes, sondern über dessen ganze Lebensdauer bis hin zum Abriss und Rezyklieren genutzt werden können.

Ein Beispiel sind spezielle Tags, wie sie die IOC Systems GmbH oder die Portanet AG zeigten. Sie werden bei der Herstellung in die Bauteile und Elemente eingesetzt und lassen sich so bereits in der Produktion und bei der Montage nutzen. Wichtig ist aber, dass sie auch Jahrzehnte später noch für die Überprüfung und Wartung nutzbar sind. Dieses Umdenken über die Verfügbarkeit und das Teilen von Daten dürfte die Branche noch stark beschäftigen.

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Innovation in der Einfachheit

Bei der Ackutech AG stand die eigentliche Neuheit in Form eines einfachen Plakates erst einmal etwas im Schatten der luxuriösen Outdoorküche «BBQtion». Doch bei genauerem Hinschauen offenbarte sich auf dem Plakat ein Versprechen für die Zukunft: Ein einfaches Klicksystem zur leimlosen Montage von Griffleisten. Das auf einer formschlüssigen Verbindung basierende System befindet sich beim schwedischen Hersteller Välinge in der abschliessenden Testphase und soll, wenn alles nach Plan läuft, in rund zwei Monaten auf dem Schweizer Markt erhältlich sein.

Kleine Ursache, grosse Wirkung

«Ein Vital-Filter ersetzt 500 Pet-Flaschen.» Mit dem Werbeslogan, den die Franke Küchentechnik AG mit einem Turm aus Pet-Flaschen optisch umsetzte, traf das Unternehmen den Nerv der Zeit. Das «Clear-Water- Capsule-Filtersystem» basiert auf einem wenige Zentimeter grossen Wasserfilter, der sich direkt in die Filter-Armatur «Vital» einbauen lässt und Verunreinigungen im Wasser in einem dreistufigen Verfahren zuverlässig herausfiltert.

Das zentrale Thema beim deutschen Beschlägehersteller FSB war die Vereinheitlichung. Um die Arbeit auch im Türenbereich zu vereinfachen, wurde die Drückeraufnahme der Rosette einheitlich konzipiert, sodass ein Drückerwechsel auf dem Bau unkompliziert erfolgen kann. Auch beim Design setzt FSB auf eine Vereinheitlichung im positiven Sinne. So bietet das Unternehmen Beschlägelinien an, die von der Tür zum Fenster bis hin zu komplizierten Hebeschiebetüren durchgängig sind und so eine einheitliche Gestaltung ermöglichen.

Gestaltungspotenzial für die Zukunft

Während einige Unternehmen ihre Neuheiten präsentierten, nutzten andere den Messeauftritt, um die Vielfalt ihrer Produkte sowie die unendlichen Verarbeitungsmöglichkeiten aufzuzeigen. So stand bei der Swiss Krono AG die «One World Collection» mit ihren 223 Dekoren im Zentrum. Die Argolite AG drückte mit dem «Argofant» die Charakteristik ihrer Materialien aus: Langlebig, intelligent ausdrucksstark. Mit vielen Anwendungsbeispielen zeigten die beiden Unternehmen den Messebesuchern das Gestaltungspotenzial ihrer Produkte.

 mh

Veröffentlichung: 23. Januar 2020 / Ausgabe 4/2020

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