Buntes Treiben mit den Eichen

Parkettelemente aus Hirnholz sind nun auch farbig und in mehreren Holzarten erhältlich. Bild: Deutsche Messe AG

Messe.  Die Bodenbelagsmesse Domotex in Hannover ist alljährlich ein wichtiger Treffpunkt der Branche, trotz rückläufiger Aussteller- und Besucherzahlen. Beim Parkett waren neben der Eiche nur wenige Alternativen zu entdecken. Bei den Designböden herrschte mehr Vielfalt.

Branchenkenner betonen immer wieder, dass bei den Holzböden die Mode in der Regel etwas zeitversetzt zum Interieur und den Materialisierungen von Möbeln zutage tritt. Waren an den letzten wichtigen Möbelpräsentationen wieder mehr verschiedene Arten von Hölzern zu entdecken, scheinen beim Parkett die Zeichen auch weiterhin auf Eiche zu stehen.

Dieser Eindruck drängte sich beim Besuch der Domotex Mitte Januar in Hannover (D)zumindest auf. Allerdings war auch so mancher Akteur gar nicht vor Ort, obwohl in diesem Jahr keine Baumesse in München veranstaltet wurde. Denn einige einschlägige Parketthersteller geben im Zweifelsfall der grossen bayerischen Veranstaltung den Vorzug. Dafür zeigt sich die Domotex immer wieder sehr international. Wo sonst findet man Parkett- und Designbodenhersteller aus Korea, Produzenten von Parkett in Olivenholz aus Süditalien sowie polnische, russische, türkische oder auch lateinamerikanische Offerten von Parkett, Hölzern und Bodenbelägen. Auch Schweizer Aussteller waren in diesem Jahr wieder stärker vertreten.

Auf dem Boden der Tatsachen

Die gleichen Branchenkenner sagen, dass Parkett, selbstredend in Eiche, sich in einen breiten Massenmarkt mit einer Preisspirale deutlich nach unten bewegt und nur einige wenige sich darin noch in einem einträglichen Mittelfeld zu behaupten wissen. Einem Konsumenten, der nach dem Studium von Hunderten von Seiten Eichenparkett-Kataloge einfach nach dem Preis entscheidet, kann man dies kaum vorwerfen – den Branchenakteuren selbst schon eher.

Entgegen den üblichen Gepflogenheiten an einer Fachmesse hat ein niederländischer Parketthändler mit Produktionsstandort China sein Zweischichtparkett in Eiche mit einer üblichen 3-mm-Nutzholzauflage mit einem Preisschild an der Fachmesse ver- sehen. Wird der Händler danach gefragt, scheint der Erfolg diesem recht zu geben. «Durch das Preisschild bleiben die Besucher stehen, ohne den Hinweis gehen sie vorbei», so der Anbieter. Kein Wunder, denn ein Preis von umgerechnet etwa 17 Franken pro Quadratmeter für ein massives Eichenparkett bei Abnahme einer Palette zeigt die Richtung an. Bei Abnahme grösserer Mengen liegt beim Preis natürlich noch etwas drin. Der Unterschied liegt nicht im Produkt selbst, sondern beim Preis.

Darüber hinaus zeigten aber auch Premium-Hersteller wie die italienischen Unternehmen Foglie D’oro oder Berti lasergeschnittenes, in edlen Verbünden produziertes Parkett. Nicht nur in Eiche, sondern auch in Nussbaum und dann mit Einlegearbeiten aus Metall oder Marmor.

Sonst wird gerne weitergespielt mit Detailausarbeitungen bei Verlegeverbünden wie zum Beispiel der Ausarbeitung des Stosses beim Fischgrat. Auch besonders schmale Formate, die eine Art Streifenoptik erzeugen, tauchten vereinzelt auf.

In der Mitte ist es schwierig

Das Bemühen, sich von dem zunehmend schwierigen Segment in der Mitte abzuheben, war bei vielen Ausstellern zu spüren. Das betrifft aber nicht nur das Parkett: So ist kaum mehr länger von PVC oder Vinylbelag die Rede. Stattdessen heisst der Boden heute LVT. Diese Abkürzung steht für «Luxury Vinyl Tiles». Die bedruckten De- signböden wurden etwa mit textiler Optik und Haptik präsentiert. Auch klassische Muster von früher, wie fugenlos verlegte Steinmehl-Platten, waren zu sehen.

Ähnlich präsentierten sich zudem die wenigen Laminathersteller vor Ort. «Es geht darum, echte Nachbildungen zu erzeugen, die wertig sind. Also weg vom Billig-Image des Laminates, und zwar durch grössere Formate und Designs, die originalgetreu sind», erklärt Fabian Kölliker, zuständig für das Marketing bei der Swiss Krono Group.

Auffällig war auch die starke Präsenz der Anbieter von Werkzeugen und Maschinen für das Verlegen und die Renovation von Bodenbelägen. Besonderes Augenmerk gilt der Aufarbeitung von Parkett mit strukturierten Oberflächen. Allerhand bürstenbestückte Werkzeuge sollen dies künftig ermöglichen, wenn die speziell ausgearbeiteten Oberflächen der letzten Jahre altern und eine Renovation nötig wird.

www.domotex.de



Ziemlich strapazierfähig

Der vielseitige Bodenbelagshersteller Lico, am östlichsten Zipfel der Schweiz im Bündner Müstair ansässig, zeigte seine Stärken unter anderem am Beispiel des «Micodur»-Bodenbelags, der mittels Digitaldruck auch individuell gestaltbar ist. So hat man für ein österreichisches Schloss einen historischen Boden nachproduziert, der im Gegensatz zum Originalparkett den Belastungen durch die Besucher standhält. Denn die mineralische Trägerplatte ist mit der Korus-Oberflächentechnik beschichtet. Diese ist kratz-, stoss- und chemikalienbestän- dig, weil sie aus dem Grundstoff Korund besteht. Mit Trittschallunterlage und Klickverbindung ausgestattet, wird bei der adeligen Referenz der Boden nur bei Bedarf für Veranstaltungen ausgebreitet. Dank des geprägten Digitaldrucks ist das Material optisch kaum vom Original zu unterscheiden.

www.lico.ch

Birke in der Mittellage

Die Produkte des weissrussischen Parkettherstellers Coswick weisen einige Besonderheiten auf, die für ein gehobe- nes Qualitätsniveau sorgen. Allen voran verwendet das Unternehmen für die Mittellage des 3-Schicht-Parketts massive Birke. Das feine und feste Holz sorgt für ein sauberes Fräsbild der Profile, vor allem bei der Klickverbindung, was zu einem störungsfreien Ablauf beim Verlegen beiträgt. Die üblichen, produktionsbedingten Fugen in der Mittellage werden mit Kork gefüllt, was Feuchteschäden lokal begrenzen und das Verhalten der Friese gutmütiger machen soll.

www.coswick.com

Die Sonne gespeichert

In Kalabrien, einer Region im Südwesten Italiens, produziert Sgambetterra seit Generationen aus Olivenbäumen mit riesigen Durchmessern Mehrschichtparkett. Dies im Unterschied zu immer wieder auftauchenden Produzenten, die meist nach kurzer Zeit wieder vom Markt verschwinden. Denn bei Olivenholz handelt es sich um ein spezielles Parkett, das auch aufgrund der unverwechselbaren Zeichnung und Färbung alles andere als ein Massenprodukt ist.

www.sgambetterra.eu

Ein zweites Leben

Nicht den Boden, sondern die Wand hatte die Obwaldner HWZ International AG aus Alpnach-Dorf im Fokus. Genauer gesagt, geht es um dreidimensionale Wandverkleidungen aus Massivholz in verschiedenen Verbünden und Holzarten. Gemein ist ihnen, dass jedes Stück, auch aus den Wurzelanläufen, ein zweites Leben in äusserst ansprechender Form erhält. Die Kollektion «Indo» wird mit viel Handarbeit hergestellt und hat je nach Farbe fast einen steinartigen Charakter. Neben dem Plantagenholz des Gummibaumes aus Brasilien trifft dies vor allem für die «Reststücke» aus Teak zu. Äusserst charaktervoll erscheinen die Stücke zusammengesetzt in Paneel-Formaten von etwa 500 × 200 mm. So sind sie auch wirtschaftlich zu montieren.

www.hwzi.ch

Umfassendes Rüstzeug

Ein umfassendes Sortiment an Werkzeugen und Hilfsmitteln für die Bodenverlegung und deren Renovierung bietet die deutsche Janser GmbH an, in der Schweiz vertreten durch die J. Brauchli AG im luzernischen Sursee. Dabei gab es gleich eine ganze Reihe an Neuerungen zu entdecken. Etwa die durch einen Akku unterstützte Staubschutzmaske. Der Akku versorgt einen Miniventilator, mit dem das Atmen erheblich leichter fällt sowie die Feuchtigkeit und das Kohlendioxid erheblich reduziert werden. Auch das EDV-kompatible Feuchtemessgerät zur Prüfung der Unterlagsböden oder die Luftionisierer, mit deren Hilfe die Umgebungsluft beim Schleifen um 95 Prozent von Staub befreit werden kann, gehören dazu. Interessant ist ausserdem die Parkett-Randschleifmaschine RS 150 auf der Basis eines Flex-Winkelschleifers. Mit vernünftiger Absaugung des gekapselten Schleiftellers ausgestattet, ist die Absaughaube drehbar gelagert, was für Bewegungsfreiheit bei der Arbeit am Rand sorgt. Für den Standarddurchmesser des Schleiftellers von 150 mm gibt es neben den Schleifpapieren auch diamantbestückte Schleifscheiben in mehreren Körnungen sowie verschiedene Bürsten für die Renovation von oberflächenstrukturierten Parkettböden.

www.jbrauchli.ch

Dekor mit Splintholz

Die neuen Dekore der Swiss Krono Group bilden bei den Laminatböden die Eiche in ihrer ganzen Vielseitigkeit ab, inklusive rauer und rissiger Oberflächen. Authentische Strukturen, sogar mit Splintholzanteil, und ein mattes Finish sollen für ein möglichst natürliches Dekorbild sorgen, was im Fokus der Produktpalette steht.

www.swisskrono.com

Der Laserschnitt macht es möglich

Kunstvoll zusammengesetzte Parketttafeln in neuen Mustern zeigte der italienische Hersteller Berti. Die exklusiven Designs sind jedoch nicht für jeden Raum und jeden Geschmack, sie stehen für eine besonders edle, fast hoheitliche Raumwirkung. Neben klassischen Mustern sind auch modernere Varianten mit von der Partie. Sie sorgen beim Betrachter für ein gewisses Staunen. Möglich werden solche Arbeiten durch den Einsatz von CNC-gesteuerten Laserschnittmaschinen.

www.berti.net

Vielfalt bei Vinyl

Ein Merkmal von Vinyl- oder LVT-Böden ist ihre enorme Designvielfalt. Die italienische IVC-Gruppe zeigte davon gleich eine ganze Bandbreite. Die Kollektion «Colori» nimmt dabei klassische Steinfliesenmusterungen und Terrazzo-Designs auf.

www.ivcgroup.com

Kleine Änderungen mit grosser Wirkung

Man nehme das französische Fischgratmuster, gestalte den Hirnholzstoss der Friese und hat ein einzigartiges Produkt. So hat es auch der polnische Hersteller von Zweischichtparkett Dabex gemacht. Beim Messepublikum sorgte der modifizierte Verbund für Aufmerksamkeit, betonen solche Verlegeverbünde mit gefasten Friesen doch die Natürlichkeit des Holzes, selbstredend in Eiche.

www.parkietydabex.pl

ch

Veröffentlichung: 30. Januar 2020 / Ausgabe 5/2020

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