Das freie Brett

Ursprung für den Begriff «Gesims»: die Fensterbank, das Brett, als Teil der Innenarchitektur. Bild: Pixabay

Innenfensterbänke.  Die Montage von Innenfensterbänken erfolgt heute meist mit Montagekleber und immer seltener mit Montageschaum. Althergebrachte Varianten beim Anschluss des Fenstersimses bieten dabei Vorteile, vor allem wenn das Fensterbrett aus massivem Holz ist.

Die Fensterbank ist nicht gerade das, was der Schreiner ein Objekt der Begierde nennen könnte. So mancher Fensterbauer hat damit oft gar nichts zu tun, auch wenn die neuen Fenster selbst montiert wurden.

Wegen der bauphysikalischen Knackpunkte ist der aussen liegende Fensterbankanschluss heute nach dem Stand der Technik geregelt und beschrieben. Das innere Gegenstück erfüllt vor allem gestalterische, manchmal auch praktische Funktionen und ist deshalb weniger an Notwendigkeiten gebunden. Das Fensterbrett innen weist einen hohen Freiheitsgrad auf. In jüngerer Zeit wird der Innenfensterbank wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt: Sie kann als Gestaltungs- und Gliederungselement, als praktische Erweiterung zur Sitzgelegenheit oder als durchgängige Fläche für die Rüstzone in der Küche auch zentrales Element im Zusammenspiel mit dem Konzept eines Innenausbaus sein. So wird das Brett, die Fensterbank, zum Gesims im stilistischen Sinne.

Auch die Nut war gut

Zu Zeiten, als das Holzfenster noch die Regel war, wurde der untere Rahmenfries mit einer durchgängigen Nut versehen, in die man später das ausgefälzte Fensterbrett einfach einschob. Bei korrekt geplanten und montierten Fenstern passte damit auch die Fensterbank. Grosser Vorteil der Nut ist, dass gerade bei Fensterbänken aus Massivholz dieses spannungsfrei quellen und schwinden kann, ohne dass es zum Werfen oder gar Reissen führt. Gleichzeitig wird das Fenstersims sicher gehalten und bildet so stets einen sauberen Anschluss. «Bei Massivholz machen wir immer eine Nut und fälzen die Bank entsprechend aus. Denn selbst wenn das Holz sehr gut getrocknet ist, besteht immer die Gefahr, dass es zu einer Fugenbildung kommt. Mit dem bewährten System können wir das ausschliessen», sagt Beat Grunder, Inhaber und Geschäftsführer der Grunder AG in Utzigen BE. Damit dürfte der Schreiner die Ausnahme sein, weil das eingenutete Fenstersims bezüglich Aufwand und Genauigkeit bei der Montage die höchsten Anforderungen stellt. Heute will man flexibler auf bauliche Details vor Ort reagieren, weshalb die Nut kaum mehr zum Einsatz kommt.

Ähnlich verhält es sich mit dem gefälzten Anschluss, bei dem die Fensterbank von unten in den Falz im Fensterfries gestossen wird. «Mit der Nut legt man sich fest, und vergleichbar ist das mit dem Falz. Meist umgeht man heute eine solche Festlegung und belässt den Rahmenfries. Die Innenfensterbank wird dann stumpf gestossen, weil sie heute in aller Regel geklebt wird», erklärt Stefan Kilchenmann, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Worb BE. Viele Holzfenster haben heute weder Nut noch Falz am unteren Rahmenfries. Jedoch komme es immer auf die einzelne Situation vor Ort an. Was im Neubau üblich sei, müsse bei Sanierungen, gerade in historischer Bausubstanz, nicht unbedingt die erste Wahl sein. Es gibt auch Restauratoren, die gerne mittels Nägeln montieren, denn diese machen Bewegungen des Holzes mit, ohne dabei abzureissen. Die Bandbreite für die Montage einer Innenfensterbank scheint also ziemlich gross.

Massivholz wieder beliebter

Neben der baulichen Situation sorgt auch das Material der Innenfensterbank für einen gewissen Variantenreichtum bei der Montage. Neben Natur- oder Kunststein kommen oft kunststoffbeschichtete Postforming-Holz- spanwerkstoffe wie etwa die bekannten Werzalit-Produkte und andere Verbundmaterialien zum Einsatz. Auch Holzwerkstoffe, beschichtet oder furniert mit massiven Anleimern, werden eingesetzt. Eine gewisse Zeit waren auch solche aus MDF beliebt. Nur sehr bedingt unempfindlich gegenüber Feuchteeinfluss und auch Stossfestigkeit, gerade an der Vorderkante, zeigen sich aber bei solchen Werkstoffen oft unschöne Alterungsmerkmale. «Wir verwenden gerne Massivholz, weil es einfach eine andere Qualität auch im Alterungsprozess aufweist als etwa ein Holzwerkstoff wie MDF», erklärt Kilchenmann.

Nur wenige Hilfsmittel

Bei der idealen Befestigung einer Innenfensterbank spielen die Gesichtspunkte der bauseitigen Situation, der konstruktiven Ausbildung für den Anschluss ans Fenster und das eingesetzte Material für das Fensterbrett zusammen. Beschläge für eine unsichtbare mechanische Befestigung sucht man jedoch vergebens. Einige wenige Hilfsmittel für spezielle Situationen gibt es aber. Dazu gehört die «Mörtelkralle». Unterseitig auf das Fenstersims angeschraubt, verbinden die Krallen dieses nach dem Aushärten des Mörtelbettes mit der Brüstung. Das Hilfsmittel ist für den Schreiner in Form einer Blechklammer, die in den Falz am Fenster geschraubt wird, relevanter. Das Anbringen der Klammer erfolgt dabei so, dass die Fensterbank unter leichter Spannung eingeschoben wird. Ein Hilfsholz, dessen Dickenmass etwas geringer ist als jenes der Fensterbank, lässt die Montage schnell vonstatten gehen. So wird das Fensterbrett beim Einschieben an den Falz nach oben gedrückt. In dieser Art fixiert, muss die Fensterbank nur noch im vorderen Bereich mit Kleber befestigt werden. Damit lässt sich auch Massivholz einsetzen, weil dies ungehindert quellen und schwinden kann. Im Grunde ersetzen die Klammern die Funktionalität der gesteckten und der eingefälzten Verbindung.

Die Konsole stellt den Klassiker der mechanischen Verbindungshilfsmittel und gleichzeitig auch einen Sonderfall dar: Bei weit ausladenden Fensterbrettern, wie sie über Heizkörpern oder auch bei gänzlich fehlender seitlicher Auflagemöglichkeit vorkommen, werden die Metallkonsolen auch heute noch verwendet. An die Wand geschraubt, bilden sie eine stabile Grundlage, insbesondere bei hoher Belastung der Fensterbank. Standardprodukte sind jedoch optisch meist wenig ansprechend, weshalb nicht selten Einzelanfertigungen gemacht werden, was wiederum für einen hohen Aufwand sorgt.

Kein Wunder, wird geklebt

Um Fensterbänke einfach und zügig zu befestigen, wurde über längere Zeit, ähnlich wie bei anderen Bauteilmontagen, ein Montage-Bauschaum verwendet. Vor allem die Eigenschaft des Aufquellens und Nachdrückens beim Trocknungsvorgang ist jedoch nachteilig, sodass auch Fensterbretter mittels Spriessen bis zur Aushärtung des Schaumes in Position gehalten werden müssen. Damit die Spanner nicht eine gegenteilige Wirkung erzeugen, muss zudem das Fenstersims unterlegt werden. «Die Kleber heute haben viele Vorteile, auch gegenüber dem Montageschaum. Mit dem Kleber lässt sich sehr exakt, einfach und schnell montieren», sagt Kilchenmann. Die Klebepunkte oder -raupen werden aufgebracht, das Brett wird aufgelegt und durch einfaches Andrücken ausgerichtet. Nach dem Aushärten sitzt die Fensterbank perfekt, ohne Spanner, ohne ein Nachdrücken. Auch Unterlagshölzer sind in diesem Fall überflüssig.

Besser mit modernen Klebern

Bei den Montageklebern, die dabei zum Einsatz kommen, handelt es sich meist um modifizierte Silan-Polymer-Produkte, kurz MS-Klebstoffe. Die einkomponentigen MS-Polymer-Kleber weisen eine hohe innere Festigkeit auf und sind alterungs- sowie witterungsbeständig. Zudem gelten sie als dauerelastisch, weshalb sie in der Praxis auch bei Massivholz-Fensterbänken eingesetzt werden, weil der Klebstoff in gewissen Rahmen den Bewegungen des Holzes folgen kann, ohne dabei zu reissen.

«Wir fertigen und montieren durchaus Fensterbänke, dann oft im Zusammenhang mit weiteren Innenausbauten oder auch mit dem Parkettboden. Das Fenstersims ist dabei durchaus ein Gestaltungselement im Zusammenspiel mit anderen Elementen», sagt Kilchenmann. Gefragt sind die Schreiner vor allem auch dann, wenn Fensterbänke in Wandnischen über Heizkörpern angebracht werden sollen. «Dann geht es oft um Lüftungsmöglichkeiten in Form von Gittern oder direkten Ausfräsungen im Fensterbrett, damit die Luft zirkulieren kann.»

In allen Situationen ist darauf zu achten, dass die Fensterbank kein Gefälle zum Fenster hin aufweist, da sonst ein kleines Missgeschick beim Blumengiessen reicht, um Feuchtigkeitsspuren am Sims und am Fenster zu hinterlassen. Deshalb finden sich auch an ganz alten Fenstern noch Wasserrinnen in Form von leichten Vertiefungen im Material. Früher galt deshalb: eher etwas Gefälle zum Raum hin. Auch darauf verzichtet man heute.

www.grunder-utzigen.chwww.schreiner-kilchenmann.ch

ch

Veröffentlichung: 17. Januar 2020 / Ausgabe 3/2020

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