Der Arbeitsplatz im Wohnumfeld

Konzentriertes Arbeiten mit gutem Licht kann durchaus auch in einem angenehmen Ambiente geschehen. Bild: SZ, Andreas Brinkmann

Küchenlicht.  Moderne Küchen sind immer mehr auch Bestandteil eines aktiv genutzten Wohnraumes. Bei deren Gestaltung nimmt gerade das Licht eine spezielle und wichtige Stellung ein. Ein Thema, das durch seine vielfältige Möglichkeiten Chancen für den Planer bietet.

Den Spagat vom reinen Arbeitsraum zum Ort geselligen Beisammenseins muss die Küche oft mehrmals am Tag schaffen. Ihr kommt damit eine Sonderstellung im Wohnbereich zu, der in der Vergangenheit in erster Linie durch die Gestaltung der Korpusmöbel sowie durch den steigenden Anspruch an die Qualitäten der Oberflächen Rechnung getragen wurde. Doch: Sowohl eine reine Arbeitssituation als auch das Ambiente für gemütliches Beisammensein braucht jeweils das richtige Licht.

Richtiges Licht für unsere Zeit

Richtiges Licht ist, wenn es den jeweils gewünschten Anforderungen entspricht – und die können je nach Person und Zweck sehr unterschiedlich sein. «Wir können einen Raum, eine Küche oder ein Objekt schöner in Szene setzen und somit die Lebensbedingungen verschönern, wenn das Licht richtig gemacht ist», meint dazu Philipp Späti von der Späti Innenausbau AG in Bellach SO.

Als Schreiner ist man, wenn es um elektrische Dinge geht, auf den Fachmann angewiesen. Und auch wenn das Licht oftmals bei einem Auftrag zum Aufgabenbereich des Elektrikers gehört, ist es dann eben auch die Arbeit des Schreiners, die schlecht wirkt, wenn es nicht stimmt.

Auch Lichtwirkungen sind dem Zeitgeist unterworfen. Was gerade angesagt ist, hat aber auch mit neuen Möglichkeiten zu tun.

Starkes Licht mit wenig Platzbedarf

Die klar abgegrenzten Lichtkegel der Halogenspots wurden vor einiger Zeit von flächig ausleuchtenden LED-Spots verdrängt. Die rasante Weiterentwicklung der LED-Technik hat die Beleuchtungsmöglichkeiten stark verändert: Die filigrane Bauform, die gute Energieeffizienz und die lange Lebensdauer sprechen für sich und haben andere Systeme weitgehend aus dem Küchenbereich verdrängt.

Dank der geringen Wärmeentwicklung und des noch geringeren Strombedarfs können Bereiche mit wenig Einbauplatz wie Griffleisten oder Sockel beleuchtet werden. Beispielsweise die Firma Schüco, die von Ackutech in Rotkreuz ZG vertreten wird, hat ein Wandsystem für die Küche; dessen Trägerleiste hält dabei nicht nur Wandpaneele, verschiedene Einhängeträger und kleine Korpusse, sondern kann beidseitig auch LED-Streifen aufnehmen. Mit den immer besser werdenden Dioden sind neben indirekten mittlerweile auch lineare Beleuchtungen mit der gleichen Leistung wie die der Spots erhältlich. Damit lassen sich nun Flächen duchgehend gleichmässig anstrahlen. Arbeitslicht wird so wieder einmal neu definiert.

Die Gefahr von Farbdifferenzen

Die gebotene Vielfalt reizt natürlich, der Küche eine signifikante Note zu verleihen, indem verschiedenste Lichteffekte verbaut werden. Und da beginnt auch das Problem für den Schreiner: Je nach Hersteller und Qualität der Diode kann die Lichtfarbe differieren. Beispielsweise können mehrere Spots an der Decke leichte Differenzen aufweisen, was die Wirkung reduziert. Haben dann die lineare Arbeitsleuchte unter dem Oberschrank sowie die Sockelbeleuchtung nochmals einen leicht anderen Farbstich, wird aus der guten Idee ein Desaster. Ähnliche Lichtquellen müssen farblich übereinstimmen, um als angenehm wahrgenommen zu werden.

Konstant mit Stimmungsunterschieden

«Damit jede Leuchte identisch mit der nächsten im Raum wirkt, haben wir den ‹Z-Spot› entwickelt. Die Lampe gleicht Spannungsunterschiede aus und garantiert stets eine identische Wirkung wie die anderen ‹Z-Spots› im Raum», sagt Mike Kroll von den KMD Industrievertretungen in Ebnat-Kappel. Mit einem Farbwiedergabeindex von RA 95 wird zudem ein hoher Wert für LEDs erreicht. Ob als Arbeitslicht, in Warmweiss oder beides kombiniert, sind diese dimmbaren Dioden dem Trend folgend nun auch für lineare Zwecke erhältlich.

Durch das Dimmen wird ausschliesslich die Helligkeit variiert. Im Gegensatz zu einer Glühbirne verändert sich die Farbe dabei aber nicht. Für warmweisses Licht braucht es entsprechende Dioden.

Neu bieten die Hersteller Spots wie auch Streifen mit paarweise angeordneten Dioden verschiedener Farbtemperaturen an. Diese lassen sich von Tageslichtweiss auf Warmweiss umstellen. Mit einem Controller kann das sogar stufenlos übergehend geschehen. Wird synchron gleich noch zusätzlich gedimmt, kann der Effekt einer Glühbirne imitiert werden. In nicht allzu ferner Zukunft möchte KMD eine Lampe herausbringen, die beim Abdimmen automatisch kontinuierlich in ein Warmweiss wechselt.

Einfacheres Einstellen

Die Möglichkeit der Farbveränderung und des Dimmens lässt eine derart grosse Anzahl von Einstellungen zu, dass der Wunsch nach etwas einfacheren, den verschiedenen Situationen zugeordneten Einstellungen immer grösser wird. Die Beat Bucher AG aus Tägerwilen TG hat an der Swissbau demonstriert, wie verschiedenste Lichtstimmungen mit einer App via Smartphone oder Tablet gesteuert werden können. Das Tolle ist: Wenn eine ideale Stimmung für einen definierten Zweck wie Kochen oder gemütlich Essen gefunden wurde, kann diese unter einem Begriff gespeichert und abgerufen werden.

Je mehr Systeme können, desto verwirrender ist alles für den Planer, der den Koch-, Ess- und Wohnbereich optimal bestücken möchte. Bucher hat diesbezüglich einige Konfigurationserleichterungen für den Schreiner geschaffen, damit dieser bereits fertig konfektionierte Teile erhält.

Verschiedene Produkte mit gleicher App

Das smarte System von KMD steuert über Bluetooth einen vor die Lampen gesteckten Controller an und kann so auch fremde Niedervoltleuchten mitsteuern. Bluetooth ist für diesen Einsatz eine energiesparende, sichere Lösung und mit allen Smart-Geräten kompatibel. Aktuell geht die Entwicklung der Firma dahin, dass auch andere Geräte als Lampen über eine gemeinsame App gesteuert werden können. Ein bewegungs- und lageempfindlicher Würfel hilft dann, Standardsituationen auf einfachste Art abzurufen.

Licht als Bestandteil des Systems

Die Firma Späti wollte noch etwas weiter kommen, was die Gestaltung von Küchen anbelangt, und hat sich die Hilfe versierter Designer geholt. Die Arbeit mit dem Atelier Oï hat das Modell «Aurélie Späti» hervorgebracht, das darauf beruht, dass verschieden gewertete Zutaten ein Ganzes schaffen. Wie ein Koch die stimmigen Zutaten zusammenkomponiert, ist das System aus einzelnen Komponenten aufgebaut, die immer wieder neue, einzigartige Lösungen zulassen. Neben verschiedenen Materialien und Oberflächenbeschaffenheiten ist natürlich auch das Licht enorm wichtig.

Übliche Deckenleuchten überstrahlen den ganzen Raum. Kücheninseln werden dadurch freigestellt, was weder konzentriertes Licht für die Arbeit noch ein schönes Ambiente liefert. Der schwebende Lichtrahmen über dem Korpus bei «Aurélie Späti» bietet Kalt- sowie Warmweiss und bildet einen Lichthimmel, der alles darunter entsprechend der gewünschten Stimmung hervorhebt. Also farblich misch- und dimmbares Flächenlicht, dessen Abstrahlung nach aussen begrenzt ist.

www.ackutech.chwww.km-decor.chwww.bucherweb.chwww.spaeti.chwww.atelier-oi.ch

ab

Veröffentlichung: 10. März 2016 / Ausgabe 10/2016

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