Der gute Schneideplatz

Bild: Hans Eisenring AG

Rüstzone.  Köche, die im Chaos aufleben, werden sich wundern: Beispiele zeigen, wie eine Küche organisiert werden soll, um dem Rüsten gerecht zu werden. Rund 60 Prozent der Zeit beim Kochen wird dafür aufgewendet. Grund, für die Kunst der Handarbeit Platz zu schaffen.

Zeitgemässe Küchen in Ausstellungen sowie auf Werbeflyern bieten grosszügige Raumanordnungen, umgeben von edlen, geschlossenen Flächen. Der Betrachter erkennt meistens sofort das repräsentative Potenzial und hat zudem das Gefühl, endlos Platz zu haben.

Werkbank Küche

Jede Küche ist aber in erster Linie ein Arbeitsplatz, der für klar vorbestimmte Tätigkeiten eingerichtet sein muss. Wer gerne mal ein Soufflé serviert, wird vielleicht einen zweiten Ofen benötigen. Für eine Wok-Pfanne braucht man die entsprechende Kochstelle, und Fleisch- sowie Gemüsefreunde stellen spezielle Anforderungen an den Rüstplatz. Zudem setzen Platzangebot und Budget oft deutliche Grenzen.

Einige Anforderungen sind ablaufbedingt und kommen bei jedem Kochvorgang mehr oder weniger vor: Dreckiges Geschirr mag man gleich vorweg in den Geschirrspüler stellen, nur verträgt sich das nicht unbedingt mit gebrauchten Pfannen. Es muss also auch dafür ein Sammelplatz vorhanden sein. Dieser liegt optimal dort, wo vorgespült wird, nämlich neben oder hinter dem Spülbecken.

Das Becken selbst sollte immer frei bleiben, da auch Esswaren gewaschen und die Pfannen mit Wasser gefüllt werden müssen. Ja, und wo werden denn die vollen Pfannen hingestellt, wenn fertig gekocht ist? Auf dem Herd belassen geht ja nur, wenn dieser ein Gas- oder Induktionsherd ist – alle anderen bleiben heiss.

Die Priorität erkennen

Wer bei der Planung bis hierhin alles berücksichtigt hat, sollte jetzt genau schauen, was an Platz übrig bleibt, bevor er noch eine Fritteuse, eine Küchenmaschine oder die Kaffeemaschine einplant. An diesem Platz könnte nämlich das, was man zubereiten möchte, gerüstet werden. Dort geschieht die handwerkliche Arbeit in der Küche. Und wie in jeder Werkstatt muss ein solcher Platz auch ergonomisch perfekt sein, denn er ist einer der wichtigsten Orte im gesamten Ensemble.

Das braucht es mindestens

Bei der Alpnach Küchen AG im aargauischen Strengelbach wird die notwendige Breite eines Rüstplatzes – bei normaler Arbeitsplattentiefe – mit 800 bis 1000 Millimeter angegeben. Und da man von rund 60 Prozent der Küchenarbeitszeit ausgehen muss, sollte der Platz auch gut gewählt sein: ergonomisch und zum Arbeitsablauf passend, um effizient sein zu können. Es wird zudem empfohlen, für Tageslicht oder ein sehr gutes Arbeitslicht ohne Schattenwurf zu sorgen. Aber Vorsicht: Wer gerne Teller anrichtet, braucht natürlich auch dafür genügend Fläche. Diese kann allerdings den Rüstplatz mit einbeziehen.

Konkrete Beispiele

Beim Modell «Opus One» von der Hans Eisenring AG in Sirnach TG gibt es, ausser der grossflächigen Kochinsel, eine «Werkbank» der Wand entlang. Diese ist mit Kochutensilien bestückt und aufgeteilt in Gewürz-, Kaffee- sowie Weinbereich.

Die drei Beispiele der Alpnach Küchen AG zeigen unterschiedliche Möglichkeiten: Die Insellösung bietet durch ihre grosse Tiefe zusätzliche Abstellflächen hinter der Spüle und dem Kochfeld. Rüsten kann man von hinten allerdings nicht, da die im Trend liegende, bis zum Boden geschlossene kubische Form keinen Platz für die Füsse des Kochs lässt. Der Barbereich wäre dafür nutzbar, wenn er nicht so weit von der Spüle entfernt wäre. Da beidseitig vom Kochfeld sowie vom Spülbecken genug Platz ist, bietet sich die Fläche dazwischen zum Rüsten an.

Die zwei weiteren Beispiele bieten rechts vom Spülbecken grosszügige Flächen an, die durch die jeweilige Halbinsel noch vergrössert werden. Die erhöhte Stehbar dürfte allerdings zum Arbeiten zu hoch sein.

Auch für den kleinsten Raum

Für all diejenigen, die nicht den Platz für so grosszügig angelegte Küchen haben, gibt es natürlich auch gute Lösungen. Eine kommt vom Beschlägehersteller Pöttker, der von der Ackutech AG in Rotkreuz ZG vertreten wird. Sein «Schubladen-Tisch» ermöglicht selbst in einer Studiowohnung, wo die Kochfläche oft gleich an den Spülbereich grenzt, eine Rüstfläche auf Arbeitshöhe.

Der arretierbare Vollauszug aus der Schublade ist um 900 Millimeter ausziehbar, schwingungsgedämpft und kann mit 90 Kilogramm belastet werden. Erhältlich ist er für Korpusbreiten von 600 und 900 Millimeter. So kann aus einer raumhohen Schrankfront ein vollwertiger Arbeitstisch gezogen werden.

Neu gedacht

Manchmal kann ein wichtiges Utensil, wie beispielsweise der Haustock von Team 7, Arbeitszonen hervorheben. Für die Späti Innenausbau AG aus dem solothurnischen Bellach sollte dieser sowieso bewusst eingeplant werden. Mit dem Modell «Aurélie» hat man der Rüstzone, wie auch allen anderen Bereichen, ganz besondere Beachtung verliehen. Klar ersichtliche Zonen vereinfachen den Arbeitsablauf und fördern ein kreatives Schaffen. Dazu braucht es auch nicht zwangsläufig viel Raum, sondern den Werkstattgedanken beim Planen.

Die dicke Massivholzplatte von «Aurélie» mit der Etagere wird nicht behandelt und dient als Rüstfläche – Rüstbretter seien sowieso immer zu klein. Auf keinen Fall sollte auf dieser Platte aber Poulet, Fisch und Randen geschnitten werden. Eine solche Rüstplatte lässt sich zudem auch noch gut für Apéros oder als Brunchbuffet nutzen. Gerade eine in dieser Weise gebrauchte Holzfläche hat ihren eigenen Charme.

Mögliche Konsequenz

Denkt man das Ganze noch weiter, wird schnell klar, dass sich bei geringerem Platzangebot eine Rüstinsel äusserst positiv auf die Nutzbarkeit der ganzen Küche auswirken kann: Der Bereich Kochen und Spülen entlang der Raumwände wird nicht zusätzlich tangiert und die frei stehende Rüstfläche auf Arbeitshöhe bietet vielfältigen Nutzen und darunter auch zusätzlichen Stauraum. Wie schon erwähnt, sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Füsse beim Stehen oder die Beine bei der Verwendung niedriger Barhocker genügend Platz erhalten – die vorbestimmte Tätigkeit hat in jedem Fall Vorrang vor irgendwelchen Trends.

www.alpnachkuechen.chwww.eisenring-kuechenbau.chwww.ackutech.chwww.spaeti.ch

ab

Veröffentlichung: 05. Dezember 2019 / Ausgabe 49/2019

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