Der Plan ist aufgegangen

Der grosse Bürotrakt in Schwarz-Braun (rechte Seite), daneben die Pro-duktion mit drei Lade-rampen (linke Seite). Bild: Killer Interior AG

Neubau einer Schreinerei.  Die gesamte Belegschaft der Killer Interior AG ist nun im neuen Domizil angekommen. Die Produktion läuft auf Hochtouren, und im Büro wird an kommenden Projekten gearbeitet. Dafür benötigte es eine akribische Planung und den vollen Einsatz aller Beteiligten.

Das einzigartige Baukonzept erfüllt das Ziel, Emotionen zu wecken. Dem Besucher werden die firmeneigenen Erfolgsfaktoren Zuverlässigkeit, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit mit dem Baukonzept vor Augen geführt. Die SchreinerZeitung hat nachgefragt, was es dazu gebraucht hat und ob es sich in den einzelnen Bereichen rückblickend auf das erste halbe Jahr am neuen Standort in Lupfig AG gelohnt hat.

Die Emotionen sind unbezahlbar

Wie schon erwähnt, soll der Neubau positive Reaktionen beim Besucher hervorrufen. «Das positive Feedback seitens der Mitarbeiter, der Kunden und der Partner ist unbezahlbar», sagt Marco Killer, Firmeninhaber und Präsident des Verwaltungsrates. Dies war auch nach der Eröffnungsfeier vom 15. und 16. Juni spürbar, worauf die Firma eine Vielzahl positiver Rückmeldungen erhielt. «Wir konnten dank des Neubaus unter anderem schon neue Fachkräfte gewinnen, bei denen diese Freude als Auslöser diente», sagt Marco Killer.

Es ist klar, dass sich dieser Faktor finanziell nicht sofort niederschlägt, aber das Unternehmen konnte schon einige Veränderungen wahrnehmen. So kämen nun Architekten und Kunden viel häufiger in die Firma, wollten das Gebäude sehen und die Infrastruktur mitnutzen. Dies kann sich in Zukunft auch im Hinblick auf kommende Aufträge positiv auswirken.

Es braucht die Nähe zum Projekt

Ein ganz wichtiges Thema bei jedem Um- oder Neubau ist die Budget- und Prozessplanung. Hier entscheidet viel über Erfolg und Nichterfolg. «Man muss selber sehr nahe dabei sein und bleiben», rät Marco Killer und fügt an: «Externe Planer können unseren Betrieb und unsere Bedürfnisse nicht so genau kennen wie wir.» Deshalb hatte das Unternehmen extra einen Projektleiter für den Neubau bestimmt, der die ganze Planung und Koordination begleitete.

Vor allem auf das Kostenmanagement hat die Firma genau geachtet und sich zudem bewusst dazu entschlossen, in der eigenen Kernkompetenz, dem Innenausbau, etwas mehr zu investieren.

Das Unternehmen muss reif sein

Damit ein solches Mammutprojekt reibungslos funktioniert, benötigt es einiges an Vorbereitung, und das Unternehmen muss reif sein für die nächste Stufe. «Mit einem Neubau läuft nicht plötzlich alles besser. Wir sind am alten Standort in Turgi kontinuierlich gewachsen und können das Marktpotenzial mit der neuen Infrastruktur erst richtig ausschöpfen», sagt Marco Killer. Weil die Produktion am alten Standort an ihre Grenzen stiess, sehnten alle Mitarbeiter eine Veränderung herbei und konnten den Umzug kaum erwarten. «Es passt einfach. Wir Mitarbeiter können uns das Arbeiten am alten Standort gar nicht mehr vorstellen», sagt Andreas Strasser, stellvertretender Teamleiter Projektleitung. «Man vergisst schnell, wie umständlich es früher war.» Marco Killer weiss seinerseits zu berichten, dass er zu Beginn aus Versehen schon mit dem Auto an den alten Standort gefahren sei.

Effizienz von Anfang an

Die Killer Interior AG hatte schon in Turgi mit der Umsetzung ihres Lean-Konzeptes angefangen, was sich als grosser Vorteil erwies. «Die ganzen Anpassungen im Vorfeld und die Testläufe mit dem fast komplett neu angeschafften Maschinenpark haben sich gelohnt. So konnten wir bereits wenige Tage nach dem Zügeln voll mit der Produktion starten», sagt Andreas Strasser. Bis auf die komplett neue Zuschnittanlage konnten die Einstellungen vom alten Standort übernommen werden. Einzelne Kinderkrankheiten würden laufend behoben und störten den Betrieb nur geringfügig, sagt er. «Jetzt ist die ganze Produktion auf einer Etage, und wir können das Lean-Konzept weiter optimieren.» Was jedoch eine kleine Umstellung darstellt, sind die weiteren Laufwege. Es benötigt nun einige Zeit, um zum Beispiel vom Büro ins Lager zu gelangen.

Auf Showroom verzichtet

Einen Ausstellungsraum sucht man am neuen Geschäftssitz übrigens vergebens, denn jeder Kunde der Killer Interior AG bekommt eine individuelle Bemusterung. «Man kann in einem Showroom nie alles zeigen, spätestens nach einem Jahr ist das Ausgestellte veraltet, und meistens geht man mit dem Kunden sowieso in ein bestehendes Referenzobjekt», sagt Thomas Würtenberger, CEO bei der Killer Interior AG. Damit diese Strategie funktioniert, benötigt es eine genaue Vorstellung, wohin sich die eigene Kundschaft entwickelt.

Energiekonzept und Lager

Schon voll am Arbeiten ist auch das autarke Energiesystem. Das Dach produziert genügend Strom, und die Kühldecken funktionieren auch bei hohen Temperaturen wie oft in diesem Sommer. «Wir benötigen circa ein Jahr, bis das Wärme- und Kühlsystem perfekt eingestellt sein wird», erklärt Marco Killer. Ein weiterer Entscheid war der Zusammenzug der Lagerung. Die beiden bisherigen externen Lager wurden aufgelöst, und das Material wird neu im vier Meter hohen Untergeschoss eingelagert. «Hier müssen wir genau abwägen, was unsere Kundschaft benötigt. Trotz des Just-in-time-Trends leisten wir uns einen gewissen Lagerbestand, um unsere Lieferfähigkeit zu gewährleisten», sagt Thomas Würtenberger. Damit die Lagerkosten optimiert werden können, benötigt es eine grosse Disziplin in der Artikelführung.

Bürokonzept zahlt sich aus

Die Kuben, welche die Büroräume durch brechen, haben sich in der Praxis ausgezahlt. Vor allem die zwei Besprechungskuben werden häufig für Telefonate oder Kundengespräche genutzt. Der grosse Sitzungsraum im ersten Obergeschoss, der «Blue Cube», kann in zwei Räume unterteilt oder komplett geöffnet werden. «Hier können wir grössere Gruppen empfangen, Schulungen austragen oder unsere Mitarbeiterinfo durchführen», sagt Marco Killer. Ausserdem hat jeder Mitarbeiter ein Funktelefon erhalten, das die Festnetztelefone ersetzt hat. «So können wir raumunabhängig telefonieren und stören im Grossraumbüro keine anderen Mitarbeiter», sagt Andreas Strasser.

Laufende Entwicklungen

Trotz des hervorragenden Starts am neuen Standort sind die nächsten Verbesserungsschritte schon am Laufen. So werden die Auslastungsplanung und das Erkennen möglicher Engpässe präzisiert, damit der Arbeitsfluss noch genauer geplant werden kann. Auch der Bereich Logistik mit den neuen Möglichkeiten und die ganze Thematik rund um die Entsorgung sollen weiter verbessert und optimiert werden. Und Marco Killer will beim Personal am Ball bleiben: «Wir benötigen auch in Zukunft kompetente Fachkräfte, die in unser Team passen. Und solche sind momentan nicht einfach zu finden.» Deshalb hat die Killer Interior AG ein neues Ausbildungsprogramm für bestehende und zukünftige Mitarbeiter ins Leben gerufen.

Jeder ist seines Glückes Schmied

Im «Blue Cube» findet sich auf einer Pinnwand der sogenannte Marktplatz. Darauf werden unterschiedliche interne Weiterbildungsangebote gezeigt. So kann sich der Mitarbeiter beispielsweise für die Themen Zusammenarbeit, Selbstorganisation, CAD oder Metallverarbeitung einschreiben. Um diesen Weiterbildungen ein Gewicht zu verleihen, wurde extra die «Killer Lean Academy» gegründet, die für den Abschluss des Ausbildungsprogramms ein Zertifikat ausstellt. «Wir wollen nicht nur Weiterbildungen anbieten, die wir gerade benötigen, sondern uns auf die Stärken und Vorlieben der Mitarbeiter einlassen», sagt Thomas Würtenberger und fügt an: «Wir wissen nicht, was wir morgen benötigen, und wollen unsere Kompetenzen deshalb breit fächern.»

Dies ist eine Investition in eine nachhaltige Entwicklung der drei Erfolgsfaktoren Zuverlässigkeit, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. «Alle Investitionen und Ideen, die wir umsetzen, sind auch ein positives Zeichen für unsere Mitarbeiter, Partner und Kunden», sagt Marco Killer.

Die ganze Serie über den Neubau von Killer ist auf der Internetseite der SchreinerZeitung in einem Dossier abrufbar.

www.killer.ch

Neubau LUPFIG

Die SchreinerZeitung begleitet

in dieser fünfteiligen Serie die Killer Interior AG bei der Planung, beim

Bau und beim Umzug in ihr neues

Betriebsgebäude im aargauischen

Lupfig. Die Redaktion wirft einen

genauen Blick auf die schreinerspezifischen Besonderheiten während der Planungsarbeiten, bei den spezifischen Anpassungen am Rohbau, beim auf den Arbeitsfluss ausgerichteten Innenausbau, beim Umzug und bei der nachfolgenden Einarbeitungsphase.

Herbst 16 Vorbereitungen

Frühjahr 17 Rohbau

Herbst 17 Ausbau

Winter 18 Umzug

Sommer 18 Rückblick

njg

Veröffentlichung: 30. August 2018 / Ausgabe 35/2018

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