Der Schein trügt nicht

Kleine Lampen mit grosser Leistung. Die LED-Technik hat einen erstaunlichen Stand der Entwicklung erreicht. Bild: Davide Groppi

LEd und OLED.  An der Euroluce in Mailand zeigten die Leuchtenanbieter viel über das Licht von morgen. Ein Blick auf die Trends und die Technik dahinter offenbart auch Knackpunkte, von denen nicht alle heute schon gelöst sind. Aber die Richtung der Entwicklungen begeistert.

«Gut Ding will Weile haben», so das Sprichwort dazu, dass eben alles seine Zeit braucht, wenn es am Ende gut sein soll. Am Ende der Fahnenstange ist die LED-Technik noch lange nicht. Aber ziemlich gut ist sie schon heute. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Technologie deutlich gemausert und inspiriert Gestalter und Handwerker gleichermassen. Wer sich die Designerlösungen in den Messehallen der Euroluce der Möbelmesse in Mailand angesehen hat, der hatte einiges zum Staunen (siehe auch Artikel auf Seite 12). Ob jede Lösung davon ein «gut Ding» ist, sei hinsichtlich der Lebensdauer einer Produktidee oder auch in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis dahingestellt. Spannend sind sie allemal und vor allem zeigen sie die Richtung an für das, was kommt. Die Zeit der LED und der OLED mit gänzlich neuen Gestaltungsspielräumen in Sachen Licht ist jetzt. Wer Trends im Design in technische Fakten übersetzen möchte, der kann sagen: Immer mehr 230-Volt-LED-Anwendungen, kleinere Formate der LED bei hoher Leistung, Einbau-Stromschienen für eine Bestückung mit LED, Diffusoren für Lichtbänder aus technischen Textilien und natürlich auch OLED-Lösungen für eine breitere Anwendung.

Hohe Leistung aus kleinen Formaten

Da ist beispielsweise eine Einbauleuchte von Davide Groppi, die eine Bohrung von lediglich 25 mm braucht. Die 9-Watt-Einbau-Leuchte bringt eine Lichtleistung von 840 Lumen und damit ein Gebrauchslicht auf eine Tischfläche, wenn der kleine Strahler in der Decke verbaut wird. «100 Lumen pro Watt sind heute Standard. Bei der Farbwiedergabe (RA-Wert) gibt es noch Unterschiede», sagt Klaus Rost von der Beat Bucher AG. Aber: Wenn Bauteile bei gleichzeitig hoher Leistung sehr klein sind, dann rückt das Wärmemanagement in den Mittelpunkt der Betrachtung. Kann die Wärme, die zwar nicht am Leuchtkörper selbst, aber in den Bauteilen auch bei LED entsteht, aufgrund der Konstruktionsmasse nicht ausreichend abgeleitet werden, dann verkürzt sich die Lebensdauer des Produktes deutlich. Ob ein solches Produkt am Ende gut ist oder nicht, entscheidet sich also auf längere Sicht an einem technischen Detail.

Leistungssteigernd sind auch Diffusoren für die Gehäuse von Licht-Strips zum Einbau. Denn diese sind nicht aus einem matten Kunststoff, sondern aus einem Geflecht mit metallischer Oberfläche. Diese technischen Textilien wirken nicht nur als Diffusor, der die Leuchtpunkte der LED zu einer Leuchtfläche macht, sondern auch als Reflektoren. Das Ergebnis ist einfach hell, ungewöhnlich hell. Mehrere Anbieter verfolgen diesen Ansatz, der sich mutmasslich für die Objektbeleuchtung gut eignet. In der Küche verbaut, würde ein solcher Diffusor durch das Geflecht mehr oder weniger schnell zusetzen.

Mehr Freiheit für Gestalter

LED-Leuchten, die kein Netzteil benötigen, waren häufig an der Euroluce zu sehen. Der Vorteil liegt auf der Hand: kein störendes Bauteil, das irgendwie untergebracht werden muss, was vor allem bei Hängeleuchten oft störend für die Entwurfsqualität ist. Ein 230-Volt-Strip war jedoch auch in diesem Jahr noch nicht auszumachen.

Vorteilhaft dagegen ist die 24-Volt-Technik etwa bei Stromschienen. Flos hat dazu mit dem «Running Magnet» eine besondere Raffinesse umgesetzt. Die Schienen können flächenbündig eingelassen und dann mit verschiedenen Leuchten bestückt werden. So lassen sich Stimmungs- und Gebrauchslicht mit dem System umsetzen. Magnetisch haftende Einsätze können an jeder beliebigen Position in die Schiene gesteckt werden. Damit ist diese Stromschiene noch flexibler, als es die Konstruktionsart ohnehin erlaubt. Meist eher im Ladenbau verwendet, könnte der Ansatz die stromführenden Niedervolt-Schienen-Systeme auch für private Räume und Büroflächen interessanter machen.

Grenzen lösen sich auf

Die Vielfalt und die Vernetzbarkeit bringen es mit sich, dass Steuerungen für illuminierte Räume immer wichtiger werden. Am Beispiel der Flos-Stromschiene sieht man das gut. Wenn diese mit Lichtquellen für unterschiedliche Bedürfnisse bestückt ist, braucht es eine entsprechende getrennte Schalt- und auch Dimmfähigkeit. «Die Steuerung für Lichtsysteme unterschiedlicher Art beschäftigt uns intensiv», bestätigt Michael Kroll von KMD. «Das Problem ist dabei, dass jedes Produkt seine eigene Steuerung etwa über eine App hat. Deshalb sind wir mit dabei, eine offene, produktunabhängige App zu erstellen, welche dann für jedes Leuchtensystem und auch andere Haustechnik gleichermassen funktioniert», sagt Michael Kroll.

Mittels einer kleinen Fernbedienung wird auch ein stimmungsvolles Licht-Panel von Kinetura gesteuert. Dabei handelt es sich um ein flächiges Modul mit einer Frontplatte aus einem dünnen Verbundwerkstoff. Die Technik steckt dahinter in einem etwa 5 cm messenden Kasten. Die Frontplatte ist zum Beispiel kreisförmig eingeschnitten, so dass ein unvollständiger Ring entsteht. Motorisch betrieben, wölbt sich das geschnittene Element ganz langsam nach innen, wodurch die dahinterliegende LED ihr Licht freigibt. Der Effekt wirkt wie eine aufgehende Sonne. Der belgische Hersteller hat das Prinzip in verschiedenen Formaten umgesetzt. Die Module werden in eine Wandverkleidung integriert und können dann ansatzlos mit verputzt werden. Auch einzelne Elemente in Form eines Bilderrahmens sind möglich.

Die nächste Generation meldet sich ...

Nachdem es in den letzten Jahren eher ruhig geworden war um die weitere Entwicklung bei der vielversprechenden OLED-Technik, hat der koreanische Konzern LG die Initiative ergriffen. Mit neun unterschiedlichen Formaten will man die OLED einer breiteren Kundschaft zugänglich machen. Die flächig leuchtenden Module sind wahlweise mit einer Lichttemperatur von 3000 und 4000 K erhältlich, bei einem Farbwiedergabewert von über 90. Die Lebensdauer gibt LG mit über 40 000 Stunden an. Diesen durchweg guten Werten stand zunächst noch eine recht geringe Leuchtkraft von 60 Lumen pro Watt (lm/W) gegenüber. Inzwischen konnte man diese auf 90 lm/W steigern, was vom Unternehmen optional angeboten wird. Laut LG hatte man bereits im letzten Jahr die Leuchtkraft von 100 lm/W in Prototypen erreicht und will diese innerhalb der nächsten drei Jahre auf 140 lm/W steigern. Da LG massiv die neuen OLED produziert und die Fertigungskomponenten weiter optimiert hat, konnte man auch den Marktpreis deutlich drücken. Laut Unternehmen beträgt dieser nur noch ein Drittel gegenüber den früheren OLED-Produkten. Dennoch dürften die Kosten in den nächsten Jahren noch ein Hinderungsgrund sein. Zwar ist die Effizienz der OLED schon heute hoch, doch um die erforderliche Beleuchtungsintensität für einen Raum zu erzeugen, braucht es eben immer noch ziemlich viele der Panels. Eine Illuminierung mit LED lässt sich derzeit noch um ein Vielfaches günstiger verwirklichen.

... und wird eingesetzt

Schon heute hat LG bewirkt, dass die Fachwelt nun stärker auf die OLED-Technik einsteigt. Auch die Ribag AG verwendet OLED von LG mit etwas höherer Lichtleistung von 100 lm/W und hat erst kürzlich die Hochschule Luzern mit «Oviso»-Leuchten ausgestattet. Insgesamt wurden 150 der OLED-Module montiert. Ein einzelnes OLED-Panel hat dabei 3 W. Bei Oviso werden mehrere davon mittels Rahmen verbunden. Ein typischer Fall sind dann 3 × 3 W, was zu einer Lichtausbeute von 900 lm führt.

Wenn also der Preis für die Technik noch etwas weiter sinkt, dürfte die OLED bald zu einem gewohnten Bild werden, zumal sich mit dem flächigen Licht andere Anwendungen verknüpfen. Da gut Ding Weile haben will, wird das wohl morgen noch nicht der Fall sein, aber übermorgen bestimmt.

www.davidegroppi.comwww.bbag.chwww.flos.comwww.km-decor.chwww.kinetura.comwww.lgoledlight.comwww.ribag.ch

ch

Veröffentlichung: 07. Mai 2015 / Ausgabe 19/2015

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