Der schönste Platz

Eine Theke ist praktisch und zugleich gemütlich, im Alltag und bei besonderen Anlässen. Bild: Kaufmann Oberholzer AG

Theken.  Die Formate und Abmessungen für Barbereiche in der Küche wandeln sich und erhalten so ihren praktischen und wohnlichen Mehrwert. Entsprechend stehen Theken hoch im Kurs bei der Planung neuer Küchen – und sie lassen sich auch nachrüsten.

Toni Steingass sang 1950 den Schlager «Der schönste Platz ist immer an der Theke». Die Musik ist etwas veraltet, aber der Platz an der Theke ist immer noch sehr begehrt. Aus der Gastronomie entlehnt, hat der Tresenplatz später in der privaten Küche Einzug gehalten. Man sitzt gerne, oft und kurzweilig an der Bar, vor allem Mann. «Die Theke ist schon eher ein Wunsch der Männer bei der Planung einer neuen Küche», weiss Ramona Bellaggio, zuständig für Verkauf und Gestaltung bei der Kaufmann-Oberholzer AG im zürcherischen Schönenberg.

Die Theke wandelt sich

Allerdings, so die Expertin, sei die klassische Bar heute nicht mehr ganz so oft gefragt wie in den zurückliegenden zehn Jahren. «Die Theke ist immer noch beliebt. Aber es geht dabei zunehmend um andere Aspekte und erweiterte Funktionen», sagt Bellaggio. Denn die Theke ist schlicht das Chamäleon unter den Möbeln.

Bei den Profis, sprich in der Gastronomie, erzeugt die Theke ein enormes Sitzplatzangebot auf kleinem Raum, der sonst kaum genutzt werden könnte. Ein Tisch mit Stühlen braucht viel mehr Fläche als eine Er-weiterung der Höhen- und Tiefenmasse der ohnehin bestehenden Küchen- und Gastronomiemöbel. Dies gilt natürlich auch für die private Küche. Gerade bei beschränkter räumlicher Situation kann der Thekenplatz einen Lieblingsort schaffen, ohne dafür viel Fläche zu belegen. Allerdings: «Wenn es sich um eine echte Bar handelt, kann die Höhe des Elements in kleinen Räumen auch stark abgrenzend wirken», erklärt Bellaggio. Deshalb sind Form und Funktion heute deutlich vielfältiger, als es bei der klassischen Bar der Fall ist.

Wohntaugliche Lösungen

Eine Bar mit traditionellen Barhockern weist eine Höhe von mindestens 1120 Millimetern auf. Zusammen mit einer Tiefe von etwa 400 Millimetern kann das in einem Wohnraum optisch schon eine deutliche Sperre sein. Eine «echte» Theke mit mehreren Sitzplätzen braucht unbedingt eine gewisse Grosszügigkeit des Raums, sonst erzeugt dieser eher ein gedrungenes Gefühl.

Eher gefragt sind modifizierte Formen, etwa eine verlängerte Küchenabdeckung oder aufgelegte Thekenflächen. So behält die Bar den Nutzen und die Funktion einer klassischen Ausführung, ist aber nicht so raumgreifend. Der Tresen wird stattdessen zu einem Multifunktionselement, auch wenn er nicht zwingend die gewohnte Barhöhe und nur wenige oder gar keine Sitzgelegenheiten hat.

Einiges spricht für die Küchentheke

Ob eine Theke auf Höhe der Küchenabdeckung oder als darüber hinausragende Bar geplant wird, in beiden Fällen dient diese als ordnendes, gliederndes und verbindendes Element. «Viele wünschen sich eine offene Küche, aber ganz transparent, von allen Richtungen einsehbar soll sie auch nicht unbedingt sein», sagt Edith Wigger, Geschäftsleiterin der Wigger AG in Entlebuch LU. Eine aufgesetzte oder leicht erhöhte Thekenplatte lässt die Küche offen und sorgt trotzdem für etwas Schutz, schon wegen des grösseren Tiefenmasses.

Meist schliesst das Barelement an die Insel oder Halbinsel an und ist damit zum Raum hin gerichtet. Hinter der Bar wird gekocht, und räumlich und optisch bleibt etwas Abstand. «Dank einer Theke kann man auch einmal etwas stehen lassen, ohne dass es einem gleich direkt ins Auge fällt», weiss Wigger. Die offene Küche erhält durch die Theke einen gestalterischen Rahmen und nimmt sich etwas zurück, weil der Blick eher zur Ablage wandert, die nicht selten mit einem Dekorationselement den Blick fängt. In grossflächigen Küchenentwürfen übernimmt der Tresen auch die Funktion eines Raumteilers.

Geselliges Zusammensein

Sitzt man an der Theke, lässt sich die Küchenarbeit dahinter gut mit einem gemütlichen Zusammensein verbinden. Der Platz wird dann zum kommunikativen Zentrum. «Sitzgelegenheiten für den Thekenbereich sind nach wie vor gefragt, auch wenn sich die Theke auf Arbeitsplattenniveau befindet», sagt Bellaggio. Neben höhenverstellbaren Barhockern tragen viele solche Kollektionen diesem Umstand heute Rechnung und werden mit wenigstens zwei Sitzhöhen angeboten. Bei der Auswahl der Barhocker sollte der Küchenplaner mit von der Partie sein, damit am Ende das ganze Ensemble eine gestalterische Einheit bildet.

Auch die luxuriöse Variante der elektrischen Höhenverstellung der Kochinsel mit angeschlossenem Thekenbereich samt Sitzgelegenheiten sei bei den Kunden beliebt. «Vielfach herrscht einfach der Wunsch nach einem wohnlichen Element. Deshalb werden Theken oft im gleichen Material wie der Parkettboden ausgeführt. Optisch verbindet die Bar so die Elemente des Raums», erkärt Bellaggio.

Platz schaffen

Eine Theke mit Sitzgelegenheiten löst auch Platzprobleme. Ist die Küche für einen zusätzlichen Tisch mit Stühlen zu klein, kann die Bar, wie bei den Profis in der Gastronomie, diese Herausforderung meistern. Trotz zusätzlich notwendiger Fläche für den Tresen braucht dieser im Vergleich nur wenig Raum, um zwei oder drei Sitzgelegenheiten zu generieren.

Ausziehbare Aufdoppelung

Abhilfe kann bei knappen Platzverhältnissen auch der Einsatz von beweglichen Thekenflächen schaffen. Inzwischen sind eine Reihe von Auszugsbeschlägen am Markt, die eine Erweiterung der Fläche bei Bedarf ermöglichen. Neben einfachen, parallel zur Abdeckung ausziehbaren Blatt-Aufdoppelungen auch solche, die über Eck bedient werden sowie dreh- und schiebbar zugleich sind. Damit sorgen diese für einen deutlichen, temporären Gewinn an Nutzfläche. Die Auszugsmasse der Beschläge sind bei 500 Millimetern dann so gross, dass genügend Beinfreiheit vorhanden ist.

Mithilfe der Beschläge können bestehende Kücheninseln auch nachträglich mit einer Barfunktion erweitert werden. Überhaupt ist das Nachrüsten von Küchen mit einem Thekenplatz eine Massnahme, die dem Kunden einen beachtlichen Nutzwert und neues Lebensgefühl bieten kann. Da die Beschläge auf die Abdeckung montiert werden, hält sich der Arbeitsaufwand in engen Grenzen. Die Herausforderung bei der nachträglichen Erweiterung ist sicher die gestalterische Sensibilität, das Neue mit dem Bestehenden zu vereinen.

Praktisches Zentrum

Zu Hause angekommen, wandert die Post erst mal auf die Thekenablage und das Handy will geladen werden. «Die Theke als erster Ablageort und Platz zum Ankommen ist eine ganz wichtige Funktion», weiss Wigger aus Erfahrung. Mit ausreichend Steckplätzen für das Aufladen von Natel, Tablet und Co. bildet die Küchentheke so nicht selten den Dreh- und Angelpunkt in einer Wohnung. «Von Kunden hören wir auch, dass deren Kinder auch gerne mal die Hausaufgaben auf dem Barhocker thronend erledigen», erzählt Wigger.

Auch beim Steh-Apéro bildet die Küchentheke meist den zentralen Ort für das Zusammensein und erweist sich dabei als äusserst praktisch für die Gastgeber. Ebenso praktikabel ist die zusätzliche Fläche nach dem Kochen. Dann dient der gesellige Ort an der Theke als eine Art Durchreiche. Was auf den Tisch soll, geht über die Theke. So lassen sich die Laufwege zum Auftischen von der Küche zum Esstisch unter Umständen deutlich verkürzen. Freilich hängt dies jeweils von der konkreten Raumsituation und der Anordnung von Küchen- und Tischbereich ab. Dennoch ist dies ein Aspekt, bei dem die Geschlechter spätestens wieder zusammenkommen. Praktisch und gemütlich zugleich – dagegen lässt sich kaum etwas einwenden.

www.kaufmann-oberholzer.chwww.wigger-kuechen.ch

ch

Veröffentlichung: 30. Januar 2020 / Ausgabe 5/2020

Artikel zum Thema

21. März 2024

Holz als Basis

Massivholz.  Stein, Keramik und Chromstahl werden häufig für Küchenabdeckungen eingesetzt. Sie sind praktisch in der Handhabung und Pflege. Werden gewisse Punkte beachtet, lassen sich jedoch auch mit Massivholz schöne Küchen realisieren, wie Beispiele aus der Praxis zeigen.

mehr
21. März 2024

Auf die Bedürfnisse kommt es an

Abluft.  Dunstabzüge gehören zu den zentralen Elementen in einer modernen Küche. Nur wenn diese auf die Bedürfnisse und das Kochverhalten der Kundschaft abgestimmt sind, können die Geräte ihre volle Leistung erbringen und das Kocherlebnis unterstützen.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Küchen