Die schönsten Küchen im Rampenlicht

Bild: Küche Schweiz

Küchenkongress. Der 12. Küchenkongress, der heute in der Trafo-Halle in Baden AG stattgefunden hat, bot einen kurzweiligen Mix aus Referaten und Workshops. Höhepunkt des Tages war die Verleihung des 5. Swiss Kitchen Awards.

16 Finalisten warteten vergangenen Donnerstag in der Trafo-Halle in Baden AG gespannt auf die Verleihung des 5. Swiss Kitchen Awards. Acht von ihnen hatten es in der Kategorie «Schönste Küche» in die Endausscheidung geschafft, weitere acht in der Kategorie «Bester Küchenumbau». In Letzterer gab es für einen Küchenbauer gleich doppelten Grund zu jubeln: Die Späti Innenausbau AG aus Bellach SO sicherte sich – entgegen den winterlichen Temperaturen – mit ihrem Projekt «Sommerhaus» sowohl im Publikumsvoting als auch in der Bewertung der Jury den Gold-Award. Das Team rund um Firmeninhaber Philipp Späti und das Architekturbüro Skop AG aus Zürich konnte sein Glück kaum fassen. «Damit hätten wir niemals gerechnet», sagte Späti. «Wir sind vollkommen überwältigt.»

Die Küche überzeugt mit einem durchgängigen Konzept in Eiche und Marmor. Passend zum 1650 erbauten Gebäude wurden die Eichenelemente mit Antiklauge behandelt. Die Fronten mit ihren als Stilelemente eingesetzten Griffprofilen zeichnen klare Linien und prägen den Charakter der Küche. Von einem hohen handwerklichen ­Anspruch zeugen die in Eigenkreation gefertigten Stühle, welche die drei Meter lange Kücheninsel zu einer Kombination aus Arbeitsplatz und Tisch machen. Angesichts des Statements des Projektteams bei der Wettbewerbseingabe erklärt sich auch dessen hoher Qualitätsanspruch: «Es war uns eine besondere Ehre, im prunkvollen Sommerhaus eine Küche zu realisieren, die modernste Ausstattung bietet und sich gleichzeitig harmonisch in das Umfeld der altehrwür­digen Räumlichkeiten einfügt.»

Kein graues Mäuschen

Moderator Sven Epiney, der in gewohnt lockerer und unbeschwerter Manier durch die Preisverleihung führte, zeigte sich beeindruckt von den eingereichten Projekten. «Das Niveau ist extrem hoch», meinte er. Es sei insofern bereits eine grosse Ehre, den Sprung ins Finale geschafft zu haben.

Eingereicht worden waren ursprünglich 77 Projekte, was Rekord bedeutet. Dasselbe gilt mit 7534 abgegebenen Stimmen auch für die Beteiligung am Publikumsvoting.  Hier hat sich das Projekt «Più grigia» gegen die sieben weiteren Finalisten der Kate­gorie «Schönste Küche» durchgesetzt. Die neue «Miss Schweiz der Küchen» wurde von Cerimi Interior Design entworfen und von der Blattmann und Odermatt AG aus Ober­ägeri ZG ausgeführt. Sieht man die Impressionen der grosszügigen, mit Holz, Stein und Messingelementen gestalteten Küche, wird schnell klar, dass es sich bei der «Più grigia» alles andere als um ein graues Mäuschen handelt. Die in warm gebeiztem ­Eichenholz gehaltenen Möbelfronten sind teilweise furniert, mehrheitlich aber in Massivholz ausgeführt. Die grossen Flächen wirken dank feinen Nuten filigran. Griffprofile in Messing schaffen einen Übergang zur Arbeitsplatte und Rückwand in Naturstein. Die ausgesuchten Materialien sind harmonisch aufeinander abgestimmt und verleihen der Küche einen ruhigen Charakter. Der Spültisch ist aus einem massiven Block gefräst. Die Innenteile sind in Kunstharz mit Textiloptik, der Gläserschrank in Nussbaum mit zusätzlicher Innenbeleuchtung gearbeitet. Die Küche wirkt dank durchdachtem Lichtkonzept und geschickt gestaltetem Stauraum trotz ihrer dunklen Farbe leicht und luftig. Die Insel ermöglicht eine Symbiose zwischen Arbeiten und Geniessen.

Ein Bauwerk auf kleinstem Raum

Jurypräsidentin und Architektin Ursula Hürzeler bezeichnete die Küche als «Bauwerk auf kleinstem Raum». Sie freute sich über die hohe Qualität der eingereichten Projekte und gab einen kleinen Einblick in die Kriterien der fünfköpfigen Jury. Wichtig sei unter anderem das stimmige Zusammenspiel von Materialisierung, Farbe und Licht, verriet sie. Ein starker Fokus liege daneben auf dem Handwerk. «Es ist schön zu sehen, dass alte Konstruktionen und Verbindungen wieder vermehrt zum Einsatz kommen», befand Hürzeler.

Als schönste Küche sah die Jury «Eine Küche in der Churer Altstadt», entworfen vom ­Studio O und umgesetzt von Möbelmacher Serge Borgmann aus Chur GR, in welcher exakt diese Kriterien zum Tragen kamen. So hiess es im Statement des Projektteams: «Zusammen mit der Bauherrschaft, dem Möbelmacher Serge Borgmann und der Steinmetzin Anna Staudt wurde diese Küche bis ins kleinste Detail entwickelt. Das Handwerk stand ganz klar im Vordergrund.» Küchenmöbel, Steinabdeckungen und Tablare sind in einer filigranen Holzstrukur in geölter Eiche eingebettet.

Die offene Konstruktion, die bei der Zusammenlegung zweier Wohnungen als Herzstück des Raumes geplant wurde, wirkt sehr leicht und luftig. Das Ziel des Projektteams war es laut eigenen Aussagen, sie als ganzheitliches Möbel zu entwickeln und so den Sprung heraus aus dem konventionellen Küchenbau zu schaffen. Die Steckverbindungen der Holzstruktur zeigen die Qualität des Handwerks und richten ein Augenmerk auf die Details. Die notwendigen, geschlossenen MDF-Kästen sind in einem hellen Blauton lackiert und in die Holzstruktur eingeschoben. Die Steinabdeckungen sind aus Göflaner Marmor und manuell bearbeitet. Das Becken wurde aus einem Block herausgearbeitet. Die Oberflächen sind geschliffen und liegen direkt auf der Holzstruktur auf. Der Fichtenboden in der Küche wurde in breiten Holzdielen als Anlehnung an den Altbau und Bestand verlegt. Die Wände sind in einem kühlen Weiss mit Blaustich gestrichen und harmonisieren mit den Farben der Küchenmöbel. Die Holzkonstruktion dient über der Kochinsel als Hängevorrichtung für Leuchten oder auch zum Trocknen von Kräutern.

Auf den Spuren der Megatrends

Die Verleihung des Swiss Kitchen Awards war Schluss- und Höhepunkt des 12. Küchenkongresses, der bereits den gesamten Nachmittag über mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Referaten und interaktiven Workshops überrascht hatte. Die Veranstaltung, die normalerweise jährlich stattfindet, 2020 aber wegen der Coronapandemie hatte abgesagt werden müssen, stand unter dem Motto «Zukunftslabor Küche». Moderatorin Gabriela Amgarten (Bild rechts) zeigte sich erfreut, dass Küche Schweiz ­angesichts der steigenden Fallzahlen der Covid-Erkrankungen «in diesem Jahr vielleicht das Schlupfloch für die Durchführung» erwischt habe. Sie bat Alain Bühler, den Präsidenten von Küche Schweiz, zum Auftakt des Anlasses um einen kurzen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre und einen Ausblick in die Zukunft. «Wir ­gehörten während des ersten Jahres der Pandemie ausnahmsweise zu einer gesegneten Branche», gab Bühler Auskunft. Natürlich habe man auch mit gewissen Begleiterscheinungen gekämpft, doch die Auftragsbücher seien voll gewesen und man habe  fast überall immer arbeiten dürfen. «In diesem Jahr haben wir nun aber mit Sorgen zu kämpfen, die jahrelang nicht mehr da waren», sagt er und spricht insbesondere die Lieferengpässe von dringend benötigten Materialien sowie die teilweise auftretenden Qualitätsmängel an. Bühler zeigte sich aber optimistisch und sagte: «Wir gehen trotz allem mit Zuversicht in die Zukunft.»

Diese Aussage bildete auch gleich die Überleitung zum Referat von Georges T. Roos. Der Luzerner Zukunftsforscher setzt sich mit den «Megatrends 2040» auseinander und macht sich Gedanken darüber, was diese für die Küche bedeuten könnten. Von Megatrends spreche man, wenn es um übergeordnete Entwicklungen gehe, die epochal, global und ubiquitär, also alle Bereiche betreffend, seien. «Megatrends verändern die Rahmenbedingungen», erklärte Roos, «sie beleuchten die künftigen Herausforderungen.» Der Referent zeige 16 Megatrends auf, so unter anderem die «Aging Society», die alternde Gesellschaft. «Die Gesellschaft wird alt sein – ein absolutes Novum in der Geschichte der Menschheit», sagte Roos. «2040 wird jeder vierte Einwohner der Schweiz 65 Jahre oder älter sein und es wird bis doppelt so viele Menschen über 80 geben wie heute.»

Für den Küchenbauer sei das eine wichtige Information, da diese Entwicklung auch den Küchenmarkt ­beeinflussen werde. Genauso wie etwa das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung oder auch die Beschleunigung: «Wir sind schnell, ab und zu schneller, als es uns gut tut», konstatierte Roos. «Die Küche kann eine Zone der Entschleunigung sein.» Als zentralen Trend sprach er auch die digitale Transformation an. «Die jährlich generierte Datenmenge beträgt ­bereits 33 Zettabytes – eine Trilliarde Bytes. Die künstliche Intelligenz lerne in neun Stunden Schach spielen, ohne die Regeln zu kennen, und verstehe Röntgenbilder bereits besser als ein durchschnittlicher Arzt. Auf die Frage aus dem Publikum, ob der Mensch gänzlich ersetzbar werde, hatte Roos aber eine beruhigende Antwort: «Nein, denn im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz kann der Mensch sein Wissen vernetzen und verfügt über ein soziales Umfeld.»

Ein Versprechen für die Zukunft

Nach dem Referat wechselten die Besucher des Küchenkongresses aus der Rolle der ­Zuhörerin respektive des Zuhörers zur ­aktiven Beteiligung. Im Rahmen eines so-genannten Barcamps wurden in offenen Gesprächsrunden Themen erörtert, wie beispielsweise die Folgen des verdichteten Bauens auf die Küche, welche technischen Innovationen den Küchenbau der Zukunft beeinflussen werden oder auch die Möglichkeit eines Businessmodells für das Leasen einer Küche. Die Themen waren von den Teilnehmenden im Vorfeld eingegeben worden und dienten als wertvolle Grundlage für angeregte Diskussionen.

Zum Abschluss des 12. Küchenkongresses durften die ersten neun Absolventinnen und Absolventen des neuen Lehrgangs zum  Küchenplaner ihre Zertifikate entgegennehmen. Als Vorstandsmitglied von Küche Schweiz freute sich Belinda Rösch besonders darüber, dass unter den bisher 38 angemeldeten Teilnehmern auch 14 Quer­einsteiger sind – ein Versprechen für die Zukunft.

Monika Hurni

www.küche-schweiz.ch
www.swiss-kitchen-award.ch

Veröffentlichung: 25. November 2021

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