Edles auch hinter der Schranktür

Die Holzkistchen vom Schreiner veredeln das technische Element beim Hängeschranklift «Pegasus» von Peka Metall. Bild: Peka Metall AG

Kücheninnenleben.  Je mehr die Küche ihren Status vom reinen Arbeitsort zum modernen, zentralen Wohnraum wechselt, desto mehr Beachtung erhalten auch die inneren Werte. Eine Entwicklung, die auch für den Schreiner neue Chancen bietet.

Wenn Schweizer Autos kaufen, sind diese in der Regel aussen dezent und elegant, und nur der Kenner sieht, dass da wohl etwas mehr drin ist. Denn Ausstattung und Motorisierung sind wo immer möglich eher üppig. Diese Vorliebe zeigt sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens, und so wundert es wenig, dass innere Werte auch beim Wohnen wichtig sein können.

Wandel der Wertvorstellungen

Die Küche hat sich über die Jahre hinweg vom separaten Arbeitsraum immer mehr zum Lebenszentrum und familiären Treffpunkt im modernen Wohnen entwickelt. Entsprechend wird ihrer Gestaltung, was den wohnlichen Ausdruck anbelangt, mittlerweile grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Die bewusste Anordnung der einzelnen Komponenten, edle Fronten und Arbeitsflächen oder spezielle Nischenauskleidungen werten diesen eigentlichen Arbeitsplatz enorm auf.

«Wer in einer formal schlicht gehaltenen, weissen Küche mit Glasfronten eine Schranktür öffnet, wird auf angenehme Weise überrascht sein, wenn dahinter eine Korpusausführung aus massivem Nussbaum erscheint», sagt Etienne Aegerter. Er ist Geschäftsführer der Aegerter Küchen AG im berneroberländischen Boltigen. Dass die Schreinerei Küchenkorpusse aus Massivholz produziert, hat seinen Ursprung im traditionellen Gefüge der Gegend. «Mein Vater hat noch gestemmte Küchen hergestellt», erklärt Aegerter. «Die Verarbeitung von Massivholz gehörte schon immer zu unserer Kernkompetenz.» Die Ausführung in Nussbaum war aber auch für ihn ein ganz spezieller Auftrag. Massivholz für den Innenbereich ist nach so vielen Jahren weiss beschichteter Spanplatten durchaus eine überlegenswerte Alternative.

Konsequenzen

Innen weisse Schränke sind ausserordentlich praktisch, da sie den Inhalt sehr gut erkennen lassen und allfälliges Licht besser reflektieren als andere Farben. Auch ist Schmutz sofort sichtbar und kann dank der Beschichtung leicht entfernt werden. In einem wohnlichen Umfeld kann Weiss aber auch sehr kalt wirken. Die Leute der Aegerter Küchen AG wollten deshalb etwas verändern und haben zuerst nur die Farbe gewechselt. Das daraufhin gewählte Grau hat dem gewünschten wärmeren Erscheinungsbild schon eher entsprochen.

Die Entwicklung hin zu immer tolleren Fronten fordert auch eine Entsprechung, wenn ein Schrank geöffnet wird. Gerade bei unifarbig lackierten Türen wirkt es unverschämt gut, wenn dahinter Holz kommt. Das kann gezielt dezent, sparsam und dadurch in einem guten Kostenrahmen sein.

Von Farben und Dünnwandigkeit

Auch Hersteller von Funktionsbeschlägen haben den Trend zum edleren Innenleben erkannt und bieten bewusst gestaltete Produkte. Die Peka Metall AG hat beispielsweise mit Küchenauszügen aus Stahlblech schon gezeigt, dass mit einer bewussten und schlichten Formgebung nicht nur sehr praktische Produkte entstehen, sondern die Dünnwandigkeit des Blechs eine filigran wirkende Innengestaltung ermöglicht. Die bisher nur in den Farben Weiss und Silber erhältlichen Produkte kommen nun zusätzlich in Anthrazit daher, wodurch sie auch in einer wohnlichen Umgebung eine gute Figur machen. Passend zu dieser «Libell»-Produktlinie bietet Peka verschieden grosse Boxen in heller Eiche an. Der dunkle Hintergrund lässt das Massivholz leuchten und betont den Inhalt auch sonst auf angenehme Weise.

Ergänzendes aus Eigenproduktion

Für den Schreiner sind aber immer auch Dinge interessant, die ganz gezielt auf einen Auftrag angepasst werden können. Denn wer sich eine Küche massschneidern lässt, möchte auch, dass seine individuellen Bedürfnisse erfüllt werden.

Oberschränke sind für viele Personen nicht gut zugänglich und sollten dennoch täglich gebrauchte Gegenstände aufbewahren. Der Hängeschranklift «Pegasus» von Peka lässt sich zur besseren Bedienbarkeit herabschwenken. Statt der Einhängetablare aus Blech kann mit einer speziellen Tablarträgerplatte auch ein vom Schreiner selbst gefertigter Holzkasten verwendet werden. So wird ein eher technisches Element zum Blickfang mit einer warmen optischen Ausstrahlung.

Dezenter Einsatz von edlem Holz

Einen ähnlichen Effekt erzielt man mit Schubladen und/oder deren Einsätzen, die aus Massivholz gefertigt wurden. Für Firmen, die nicht speziell für eine Produktion solcher Teile eingerichtet sind, rechnen sich die paar Schubladen pro Küche nicht. Die deutsche Firma Hasenkopf ist eine der Herstellerinnen, die schon sehr lange Massivholzschubladen und deren Inhalte in vielen Versionen anbieten. Selbst in einem Korpus, der aus beschichtetem Material besteht, lässt bereits eine Holzschublade das Möbel viel wertiger erscheinen.

Und auch wenn ein Schubladeneinsatz aus Kunststoff sehr praktisch und günstig ist, weist doch das stetig steigende Angebot an Holz- und Holz-Metall-Einsätzen auf eine stark steigende Nachfrage in diesem Segment hin. Jede Küche ist voll von Koch- utensilien, Schüsseln, Geschirr, Besteck, Esswaren und vielem, was nur selten zum Einsatz kommt. Die Hierarchie der Benutzung verlangt nach einer gegliederten Ordnung, die einen schnellen Zugriff auf häufig gebrauchte Artikel garantiert. In diesem Sinne gliedernde Elemente schaffen einen individuellen Arbeitsplatz, der durch die Ausführung und den Unikatscharakter noch an zusätzlichem Wert gewinnen kann.

Budgetmöglichkeiten

Wer gleich die ganzen Korpusse aus Holz anbietet, muss nicht nur sehr kompetent in Planung und Ausführung sein, sondern auch ein entsprechendes Gespür für seine Kundschaft haben. «Ob die Schränke massiv ausgeführt werden, ist primär eine emotionale Angelegenheit», sagt Etienne Aegerter. «Die bestimmende Frage für den Kunden ist dabei auch: Kann ich das bezahlen?»

Das Angebot muss also auf die Budgetmöglichkeiten eingestimmt sein. Das bestimmt dann auch, ob industrielle Produkte wie Mehrschicht- oder keilzinkenverleimte Platten zum Einsatz kommen, oder ob der Schreiner das Holz selber zusammenstellt. In letzterem Fall kann auch am weitesten auf eventuelle ökologische Bedürfnisse eingegangen werden. Denn es kann nicht nur eine entsprechende Oberfläche geboten werden, sondern auch ein solcher Leim.

Vorlieben und persönliches Engagement

Bei den Holzsorten spielt Buche mit ihrem warmen Farbton sicher eine wichtige Rolle: Werden doch auch Arbeitsflächen und Schneidbretter gerne aus dem geschlossenporigen, gut verfügbaren Holz gefertigt. In dunkleren Räumen kann aber auch Esche mit ihrer lebhaften Struktur tolle Akzente setzen.

Die Oberflächenbehandlung ist eine ganz persönliche Angelegenheit: Von roh und fein geschliffen über geseift, geölt oder lackiert ist alles möglich und auch sinnvoll. Die ersten beiden fordern den Kunden stark in der Pflege, was manche aber durchaus wünschen. Beim Öl geht es darum, dass der Schreiner damit Erfahrung hat und das Richtige, Pflegeleichte einsetzt. Wer hingegen keine Einschränkungen will, bevorzugt besser lackierte Flächen.

www.aegerter-kuechen.chwww.peka-system.chwww.hasenkopf.de

ab

Veröffentlichung: 15. September 2016 / Ausgabe 37/2016

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