Ein Wohnzimmer bis in den Garten

Die maximale Verschiebekraft im Schiebebetrieb liegt bei Siegenia-Aubi für alle Standardelemente bei 50 N (5 kg). Bild: Siegenia-Aubi AG

Hebeschiebetüren.  Es ist faszinierend, wenn Innenräume nach aussen geöffnet werden können. Mittlerweile sind riesige Schiebeelemente machbar, die allerdings auch produktions- und montagetechnisch sehr anspruchsvoll sind. Mögliches und Stolpersteine werden aufgezeigt.

Das behaglich geheizte Daheim soll optisch mit dem Draussen verschmelzen, sodass keine baulichen Hindernisse mehr den freien Blick stören. Fenster mit Drehflügelfunktionen können heute zwar enorme Gewichte halten, aber bei den Elementbreiten gibt es doch Grenzen. Anders ist das, wenn die Glasfront einfach weggeschoben wird. Das geschieht mit einer Hebeschiebetür.

Handwerkliches Werk von Technikern

«Die Herausforderung für den Beschlägehersteller liegt bei den immer grösser werdenden Schiebeelementen und dem somit stark steigenden Gewicht», sagt Roger Möschler von der Roto Frank Schweiz GmbH. Aus ästhetischen Gründen wünschen die Architekten und Bauherren auch immer weiter reduzierte Rahmenfriese, womit der verbleibende Platz noch knapper wird. Die Entwicklung geht Richtung feinerer Systeme mit motorischem Antrieb. Ein Glaselement kann in einen Rahmen eingeleimt werden und trägt so mit. Der Beschlag sollte noch anschraubbar sein.

«Unsere Standardelementgrösse für Hebeschiebetüren liegt bei 6700 mal 3250 mm», sagt Mathias Meyer aus der Technik bei der Gretsch-Unitas GmbH, dem Mutterhaus im deutschen Ditzingen.

Die Firma versteht sich als Systemgeber und bietet dem Fensterbauer mit eigens dafür vorgesehenen Fachkräften und Prüfanlagen umfangreiche Unterstützung beim Aufbau eigener Rahmentypen an. Bei so anspruchsvollen Produkten sollten Fensterbauer sowieso die eigene Entwicklung im direkten Kontakt mit dem Systemanbieter vorantreiben, um grösstmögliche Sicherheit zu erlangen.

Unterschiede bei der Bewegung

Gewichte bis 400 kg gehören bei allen Anbietern zum Standard. Es können aber auch 600 kg und sogar mehr sein.

«Wir bieten bei der HS-Technik Öffnungsweiten von 12 m bei einer Gesamtbreite von 19 m an», sagt Martin Porter von der Siegenia-Aubi AG in Uetendorf BE. Bei derartigen Dimensionen stellt sich die Frage nach der Bedienbarkeit. Es gibt Systeme, bei denen die Elemente immer auf den Rollen stehen bleiben und die Dichtungen abgesenkt werden. Da muss nicht viel Gewicht angehoben werden.

Wie der Name aber schon sagt, werden die Elemente beim Öffnen zuerst angehoben, und zwar um rund 7 bis 8 mm. Manuell geschieht das über einen langen Griff und ein Übersetzungsgetriebe. Da sollte auf keinen Fall gespart werden, denn es gibt sehr leichtgängige Versionen, die auch schwächere Familienmitglieder bedienen können. Motorische Antriebe vereinfachen nochmals. Diese haben immer eine Notfunktion, womit sie bei Stromausfall manuell geschlossen werden können. Bei Gretsch-Unitas bewegt sich der Flügel kabellos. Durch geschickt angebrachte Abdeckungen sind die beiden Akkus im Rahmenprofil kaum sichtbar und leicht zugänglich. Aufgeladen werden sie über einen Stösselkontakt immer dann, wenn die Tür verriegelt ist. Das Programm sieht jederzeit einen Reststrom zum Schliessen der Tür vor.

Einbruchschutz

Entgegen anderen Türen lassen sich Hebeschiebetüren grundsätzlich nicht von aussen bedienen. Ausnahmen bilden elektronische Fernbedienungen und dergleichen. Das und das enorme Gewicht, welches ja erst angehoben werden muss, bieten eine erhöhte Einbruchsicherheit. Ansonsten gibt es aber Schwachstellen analog derer von Drehflügelfenstern, worauf Beat Rudin vom Schweizerischen Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF) hinweist. Der FFF ist aktuell noch mit Einbruchschutzprüfungen bei Hebeschiebetüren beschäftigt, die dann in Lizenz gebaut werden können.

Komponenten wie beispielsweise Hintergreifsicherung und Verschlussüberwachung vom österreichischen Systemanbieter Maco dienen einem mechanischen Einbruchschutz bis RC2. Die Funk-Fernbedienung von Gretsch-Unitas verfügt zudem über eine Sicherheitsabfrage mit 128 Bit, wodurch sie kaum fremdmanipuliert werden kann. Selbst die Spaltlüftung dieses Anbieters erreicht mit ihrem speziellen Gitter die Widerstandsklasse RC2.

Berechtigte Sorgen

Sicherheit braucht es aber noch auf einem ganz anderen Gebiet: Schiebeelemente sind auf topnivellierte Lauf- sowie Führungsebenen angewiesen und äusserst empfindlich auf massliche Veränderungen. Da liegt auch die grosse Sorge bei allen Systemanbietern. Werden ungeeignete Materialien verwendet, oder wird beim Einbau gepfuscht, ist die Funktion infrage gestellt.

Beispielsweise zwei Schiebeelemente, die ohne Anschlagsäule in einer Raumecke aufeinandertreffen, werden nie dicht sein. Einerseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Gebäude ohne Eckstütze leicht bewegt, schon gross, andererseits lässt sich der Schwellenbereich in der Ecke nicht absolut abdichten. Das kann dann zu Schäden führen, die ein leichtes Absenken dieses Schwellenbereiches zur Folge haben.

Die Schwelle – beziehungsweise das Sockelprofil darunter – ist die Achillesferse einer jeden Hebeschiebetür.

Langzeitsicherung des Grundaufbaus

Durchschnittlich wird laut Umfrage in der Schweiz eine Hebeschiebetür bisher erst nach 48 Jahren ersetzt. So lange muss also besonders die Laufebene nivelliert und absolut gerade bleiben – ein Element von über sechs Metern Länge würde sonst schlicht auflaufen oder verkeilen. Gleiches gilt allerdings oben, wenn das Deckenfries durchhängt, weil der verwendete Füllschaum nachdrückt.

Heutige Terrassenfronten verzichten oft auf Vordächer, womit der konstruktive Schutz entfällt. Ist zudem der Wasserablauf nicht zu jeder Zeit und unter allen Umständen optimal geregelt, wird der Sockelbereich mit Sicherheit feucht werden, da Abdichtungen in der Regel nur gerade zehn Jahre halten. Sind der Sockel sowie die Schiftung darunter nicht fäulnisbeständig und möglichst unverrottbar, wird es mit der Zeit zur Senkung kommen.

Damit das nicht passiert, gibt es tragfähige Sockelsysteme aus geeigneten Kunststof- fen sowie entsprechende Schiftelemente, die alle 300 mm unterlegt sein müssen, um dauerhafte Stabilität zu garantieren. Der Holzbereich hört damit auf der Aluminiumschwelle auf. Diese sollte schallentkoppelt montiert sein, damit keine Bediengeräusche übertragen werden. Gut geschultes Montagepersonal mit optimalem Material sorgt zudem für erfolgreiche und nachhaltige Aufträge.

www.roto.chwww.g-u.comwww.siegenia.comwww.fff.chwww.maco.eu

ab

Veröffentlichung: 16. November 2017 / Ausgabe 46/2017

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