Eine Messe zieht Kreise

Basel profitiert von Messen wie der Holz auch wirtschaftlich. Die Rede ist von bis zu einer Milliarde Franken jährlich. Bild: Basel Tourismus

Gastgeberstadt.  Die Holz als Grossanlass betrifft die ganze Region Basel. Damit die Effekte wirtschaftlich positiv ausgeschöpft werden können, braucht es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Organisatoren, Behörden, Lieferanten und weiteren regionalen Institutionen.

Eine Ausstellungsfläche von 45 000 Quadratmetern, 300 Stände und rund 35 000 erwartete Besucherinnen und Besucher: Es sind eindrückliche Zahlen, welche die Messe Holz in Basel beschreiben.

Keine Frage, die 1957 erstmals durchgeführte und somit älteste Fachmesse der Schweiz gehört zu den grossen Anlässen in der Schweizer Messelandschaft. Entsprechend gross sind auch die organisatorischen Aufgaben und Herausforderungen sowie die Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung der Messeveranstaltung. Angefangen beim Verkehrskonzept und dem öffentlichen Verkehr, über Zusammenarbeit mit verschiedenen Lieferanten bis hin zu Sicherheitsfragen und Auswirkungen für Stadt und Kanton.

Enge Zusammenarbeit mit Behörden

Zentrale Grössen in der Gesamtorganisation der Messe seien Zusammenarbeit und ständiger Austausch. Dies sagt Tanja Fischer, Senior Project Manager bei der MCH Messe Schweiz AG. «Vor jeder Messe gibt es ein Meeting respektive Briefing mit verschiedenen Institutionen und Unternehmen, wie der Polizei, der Securitas oder den Basler Verkehrs-Betrieben, bei dem der Messeablauf spezifisch besprochen wird», erklärt Fischer. Dabei könne man, da der Messeplatz Basel seit vielen Jahren bekannt und etabliert sei, auf gewisse «Task Forces» zurückgreifen. Trotzdem seien natürlich bei jeder neuen Messeausgabe auch immer wieder Anpassungen nötig, wie beispielsweise beim sogenannten Checkpoint, dem Umschlagplatz für die Anlieferungen der Aussteller. «Wir müssen also ständig im Austausch mit den Behörden sein, um möglichst reibungslose Prozesse für unsere Aussteller und Partner sicherstellen zu können», resümiert Fischer.

Messegelände mitten in Wohngebiet

Eine der Behörden, mit der sich die Messe-organisatoren jeweils austauschen, ist die Kantonspolizei Basel-Stadt. «Bei grossen Messen wie eben der Holz ist die Kantonspolizei primär mit verkehrslenkenden Massnahmen während der An- und Abreisezeiten beschäftigt», sagt Stefan Schmitt, Mediensprecher der Basler Kantonspolizei. Dies sei nicht zuletzt deshalb besonders herausfordernd, weil sich die Messe Basel inmitten von Wohnquartieren befinde. Entgegen landläufiger Meinung sei die Kantonspolizei jedoch nicht für die Begleitung von Ausnahmetransporten verantwortlich. Diese Aufgaben würden jeweils an private Unternehmen aus der Region delegiert.

Mit Ausnahme von Spezialtransporten, die auf Routen stattfinden würden, bei denen gegen Einbahnstrassen gefahren werden müsse, oder die ausserordentlich schwer und gross seien. In solchen Fällen müsse bei der Polizei ein Gesuch eingereicht werden. Für die Holz sei bis anhin aber noch kein solches Gesuch bei der Kantonspolizei eingegangen, sagt Schmitt.

Die Verkehrsbetriebe sind gewappnet

Besucherinnen und Besucher der Holz sind dazu angehalten, möglichst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Gelände zu gelangen. Damit dies an den fünf Tagen reibungslos vonstatten geht, dafür sind die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) zuständig. «Wir bringen die Besucherinnen und Besucher bequem und sicher an ihr Ziel», verspricht Benjamin Schmid, Leiter Unternehmenskommunikation der BVB.

Dabei würden je nach Grösse einer Messe auch sogenannte Kundenlenkerinnen und Kundenlenker im Einsatz stehen, welche die Messebesucher mit Auskünften aller Art, mehrheitlich aber zum ÖV-Angebot in Basel, versorgen. Zudem könnten je nach Bedarf auch Verstärkungskurse eingesetzt werden, um einem grossen Publikumsaufkommen gerecht zu werden. Das Thema Sicherheit ist bei der Holz derweil nicht nur bei der Verkehrsplanung, sondern auch auf dem Messegelände selbst von grosser Bedeutung. So werden etwa Standbauprojekte von gewissen Ausstellern bereits im Vorfeld sicherheitstechnisch geprüft, wie Organisatorin Tanja Fischer erklärt. Und da die Holz eine Handwerksmesse sei, seien auch immer Sanitäter vor Ort, bereits während dem Aufbau der Stände. Dass die Messe- verantwortlichen derweil auch mit einer besonderen Sicherheitslage umgehen können, falls eine solche unverhofft eintreffen sollte, zeigten sie bei der Ausgabe 2010. Damals gab es am letzten Messetag der Holz einen Rauchalarm, weshalb die Halle evakuiert werden musste, wie sich Fischer erinnert. Passiert sei glücklicherweise nichts und alle hätten anschliessend wieder auf das Messegelände zurückkehren können.

Bier statt Champagner

Wenn gerade kein Rauchalarm oder sonstige unvorhersehbare Geschehnisse die Messe stören, gilt es für die Organisatoren, den Besucherinnen und Besuchern nicht nur auf dem Weg dorthin, sondern auch unmittelbar vor Ort ein möglichst angenehmes und unvergessliches Erlebnis zu bieten. Dies mit umfassendem Ausstellungsangebot und interessantem Begleitprogramm.

Lieber Bier als Sekt

Zum Angebot gehört unter anderem das Thema Verpflegung. Und da kommt bei der Holz das Basler Catering-Unternehmen Wassermann & Company AG ins Spiel.

«Als langjähriger Catering-Partner der MCH Group und somit auch der Holz sind wir sowohl für das Public Catering mit Ständen und Restaurants in den Messehallen als auch für den Lieferservice und die Standcaterings für die Aussteller am jeweiligen Messestand zuständig», sagt CEO Frank Wassermann (Bild).

Gemäss den Erfahrungen der vergangenen Holz-Ausgaben würden die Gäste Wert auf Schnelligkeit legen, sagt Wassermann weiter. Messebesucher hätten grundsätzlich wenig Zeit, die Verpflegung geschehe oft «nebenbei» und es würde mehr gesnackt als gegessen. Dabei ist auch der persönliche Kontakt gefragt. «Kunden, die bei uns Standcaterings oder Lieferservice buchen, besuchen wir täglich persönlich an ihrem Stand, um das Angebot für den kommenden Tag abzustimmen», führt Wassermann aus. Im sogenannten Public Catering, also bei den Foodständen und Restaurants, die es für alle Gäste in den Messehallen gibt, würde man sich im Vorfeld eng mit der Messeleitung absprechen und ein stimmiges Foodkonzept erarbeiten, das die Bedürfnisse und Vorlieben der Besucher treffe. Und diese Bedürfnisse und Vorlieben sind von Messe zu Messe selbstredend unterschiedlich. So ist laut Wassermann bei der Holz Sekt weniger gefragt als Bier und Kaffee. Demnach wurden bei der Holz 2019 im Public-Catering-Bereich 3500 Biere, 2400 Kaffees sowie 4000 Bratwürste verkauft.

Effekte für die ganze Region

Ob nun Sekt oder Bier – Fakt ist: Eine Grossmesse wie die Holz hat auch direkten und indirekten Einfluss auf die Region Basel. «Die Besucherinnen und Besucher sowie all die ausstellenden Firmen der Fachmesse Holz generieren wichtige Umsätze für das Gewerbe, die Hotellerie, die Gastronomie und den Detailhandel in der Stadt und in der ganzen Region», sagt Sabine Horvath (Bild), Leiterin Aussenbeziehungen und Standortmarketing des Kantons Basel-Stadt dazu. Zudem profitiere Basel von der medialen Aufmerksamkeit, welche eine Fachmesse wie die Holz für den Standort generiere, sei es über die Kommunikation der ausstellenden Firmen, über die Fachmedien oder über das Messepublikum selbst.

Ein zusätzlicher Run auf die Stadt

Gemäss einer auf externen Studien basierenden Schätzung des Basler Regierungsrates erzielten die von der MCH Group organisierten Messen in einer Durchschnittsrechnung für die Jahre 2018 und 2019 für den Standort Basel eine Wertschöpfung in Höhe von 950 Millionen Franken. Wie viel davon durch die Holz beigetragen wurde, ist leider nicht bezifferbar.

Klar dürfte indes sein, dass auch die Holz für die Region Basel regionalwirtschaftlich positive Effekte erzielt. Davon ist auch Tanja Fischer als Organisatorin der Holz überzeugt. «Die Holz sorgt mit ihren rund 35 000 Besucherinnen und Besuchern und den 300 Ausstellenden während fünf Tagen für einen zusätzlichen Run auf die Stadt», sagt Fischer. Dies spiegle sich auch in den Hotelübernachtungen, den Restaurantbesuchen und bei vielen anderen Betrieben wider, die im Umfeld der Messe angesiedelt seien.

Franco Brunner

Veröffentlichung: 29. September 2022 / Ausgabe 38/2022

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