Einen neuen Stil verpasst

Ein Anbau in Muri und die Aufarbeitung des Holzes veränderten das Haus komplett. Bild: Diego Zanghi Architekten

Sanierung.  Drei Wohnhäuser aus unterschiedlichen Epochen präsentieren sich nach der Sanierung in einem neuen Stil. Möglich ist eine solche Verwandlung wegen des Holzes. Bei allen Beispielen konnte man die Grundstrukturen belassen und sie reparieren, ergänzen oder erneuern.

Altes Holz aufgearbeitet

Gross war die Überraschung, als unter dem Verputz Holzwolleplatten und dahinter eine Holzständerkonstruktion zum Vorschein kamen. Beides war in einwandfreiem Zustand. Für den Architekten Diego Zanghi war daher klar, dass das untypisch verputzte Einfamilienhaus nach der Sanierung als Holzbau erkennbar sein sollte.

Zanghi hatte sich an diesem Objekt schon vor zehn Jahren festgebissen. Zu Gast bei den Mietern in Muri bei Bern brachte er immer auch den Gedanken mit, was man aus dem veralteten, reizlosen Gebäude aus dem Jahr 1954 machen könnte. Als die Mieter 2015 das Haus kauften, konnte der Architekt seine Luftschlösser auf den Tisch legen und eine umfassende Sanierung planen.

Mit der Sanierung sollte der Wohnraum vergrössert, die Leitungen erneuert und der Energieverbrauch gesenkt werden. Im Erdgeschoss dockten die Architekten einen Raum zum Kochen und Essen an, im Obergeschoss vergrösserten sie auf der gegenüberliegenden Seite mit einer grossen Gaube das Schlafzimmer.

Versteckter Holzständerbau

Erstaunlicherweise konnte die Fassadenstruktur komplett belassen werden, auch die alten Kokosfasern zwischen den Ständern. Auf die alten Heraklith-Platten kam eine 80 Millimeter dicke Holzfaserdämmung und eine Lattung, welche die neue, offene und vorverwitterte Holzschalung trägt. Mit der Verlegeart und mit Abstufungen der Lasur wurde das Obergeschoss etwas abgesetzt, was einen neuen architektonischen Effekt erzeugt.

Auch drinnen gibt jetzt überall Holz den Ton an: Lasierte Dreischichtplatten bilden im neuen Anbau die Wände und die Decke. Der Blick fällt sogleich auf die neue Küche. Sie entstand in der Werkstatt der Schneider Innenausbau AG aus dem bernischen Dieterswil. «Speziell ist die ‹englische› Farbe. Die Pigmentierung ist intensiver und braucht mehr Sorgfalt in der Verarbeitung», sagt Geschäftsführer Walter Hofer. Die Schreiner produzierten die Elemente fertig in der Werkstatt und montierten sie selbst am Bau. Dies sei ihm wichtig, sagt Hofer, ausserdem könnten sie so beim Transport Verpackungsmaterial sparen, das sowieso im Abfall landet.

Schränke wie die Täferwand

Auch im Obergeschoss gingen die Schreiner ans Werk. Durch das Entfernen von nur einer Wand entstand eine neue Situation mit einem grosszügigen Vorraum. Dort montierten die Schreiner Wandschränke nach Mass in der Täferoptik der Wände. Diese waren die Schnittstelle zur Beer Holzbau AG aus Ostermundigen BE, die als Generalunternehmerin auftrat. Die Wände aus naturbelassenem Fichtenholz haben die Holzbauer geschliffen und weiss gestrichen. Auf den Boden legten sie neue, geseifte Dreischichtplatten. Zwischen den Unternehmern gab es eine saubere Abtrennung, und doch standen sie mit dem Planer und der Bauherrschaft in gutem Kontakt. «Der Umbau ist ein schönes Beispiel für die Detailpflege mit dem Kunden», sagt Walter Hofer.

Übrigens hat das Haus nicht nur an Eleganz gewonnen. Ein Jahr nach dem Umbau zeigt auch die Energiebilanz schöne Zahlen: Das Haus spart mit dem gleichen Heizsystem 50 Prozent Energie – dank aufgebesserter Fassade und neuer Fenster.

www.diegozanghiarchitects.comwww.schneiderag.ch

SL

Veröffentlichung: 24. Oktober 2019 / Ausgabe 43/2019

Artikel zum Thema

09. Mai 2024

Schwungvolle Radien, fliessende Formen

Umbau.  Für die Raiffeisenbank in Olten wurde die Innenarchitektur im bestehenden Rundbau realisiert. Beratung und Empfang konzentrieren sich kreisförmig um das Zentrum. Radiale Konstruktionen in Holz, Gips, Glas und Metall forderten die beteiligten Schreiner heraus.

mehr
29. Februar 2024

Grosses Kino unterm Dach

Typisch britisch.  Den Dachausbau einer Villa in Burgdorf BE hat die Schreinerei Werthmüller ganz nach dem persönlichen Geschmack des Bauherrn umgesetzt. Das Heimkino und die Bibliothek sind geprägt durch britische Stilelemente, allen voran die Ölfarbe auf profilierten Flächen.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Umbauen