Energiesparfüchse optimieren jetzt

Mit einem elektropneumatischen Absperrschieber an der Druckluftanlage lässt sich der Luftstrom ganz absperren. Das spart viel Energie. Bild: Martin Vogel AG

Energie.  Energie wird knapp und kostbar. Deshalb dürfte es sich in nächster Zeit extrem auszahlen, Strom zu sparen. Die Schreinerzeitung hat für ihre Leserschaft verschiedene Möglichkeiten zum Energiesparen beleuchtet – energieeffizient und idealerweise auch nachhaltig.

Zu den Verbandsleistungen des VSSM zählt auch die branchenspezifische Information seiner rund 2000 Mitglieder. «Sensibilisieren. Aufwecken. Möglichkeiten aufzeigen. Wir wollen schliesslich alle miteinander gut durch den Winter kommen. Deshalb ist es ein Gebot der Stunde, frühzeitig über den optimierten Umgang mit der Energie im Betrieb nachzudenken und entsprechend zu handeln. Aber das kann nur, wer die Möglichkeiten kennt», sagt Daniel Furrer (Bild), Direktor des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). Und so erhielten die Verbandsmitglieder Anfang September ein Schreiben vom VSSM. Bezugnehmend auf die kritische Lage sensibilisierte der Verband darin seine Mitglieder branchenspezifisch und lieferte Zugang zu weiterführenden Informationen und Tipps. Zwar ist der bewusste Umgang mit der Energie dem Schreiner bestens vertraut. Bereits in der Grundausbildung ist das ein Thema und in den Modulen der Weiterbildung zum Schreinermeister auch. Im getakteten Alltagsgeschäft verliert die Problematik aber an Dringlichkeit. Die aktuelle europapolitische Situation generiert jetzt allerdings eine neue, noch nie dagewesene Herausforderung. Sobald die Energie nämlich zur Mangellage wird, werden die Kosten dafür in die Höhe schnellen. Auch in den Schreinereien. Dort gibt es beim Energiesparen drei Bereiche, die speziell energieintensiv sind und bei denen sich Einsparungen schnell positiv bemerkbar machen.

Druckluftnetz als Energiefresser

Es ist der Wahnsinn – bis zur Hälfte des Energieverbrauchs zur Erzeugung von Druckluft verpufft durch undichte Stellen. Ein leckes Druckluftnetz ist also einer der ganz grossen Energieräuber in einer Schreinerei. Der QR-Code im Schreiben des VSSM führt zu einem Video von Energie Schweiz, in welchem Druckluftprofi Rolf Gloor Tipps zum Aufspüren und Abdichten von Lecks gibt. Im Film kann man ihm dabei zuschauen, wie er mit ganz einfachen Hilfsmitteln auf Leckage-Jagd durch den Betrieb geht. Er macht das nachts, denn wenn es ruhig ist, hört man besser, ob irgendwo Druckluft zischend oder pfeifend entweicht. Hat man Maschinen, die rund um die Uhr laufen, oder will man auch die kleinsten Leckagen aufspüren, hilft ein Ultraschall-Druckluftspürgerät. Dieses sieht im Prinzip aus wie ein grösserer Haarföhn. Für rund 1500 Franken gibt es das Grundmodell, für 3000 Franken ein Top-Gerät. Die teurere Variante zeigt auf einem Display nicht nur an, wie viel Luft durch das aufgespürte Leck entweicht, sondern rechnet gleich aus, welcher Betrag sich so pro Jahr in Luft auflöst. Im Video von Energie Schweiz erfährt man auch, dass man mit der Lecksuche am besten an der Schnittstelle zu den Endverbrauchergeräten anfängt. Die Wahrscheinlichkeit, fündig zu werden, ist dort am grössten.

Auf der Suche nach dem Leck

Zeigt das Druckluftspürgerät ein Leck an, kommt der Leckspray zum Einsatz. Zur Not tut es auch Seifenwasser. Wer schon einmal einen Fahrradschlauch geflickt hat, weiss, wie das geht. Wenn Luftblasen blubbern, ist der Fall klar. Sollte Luft über ein Gewinde entweichen, hilft das Abdichten mit einem Teflonband. Bei der Leckagen-Jagd findet man zum Glück nicht immer nur «Grosswild». Bei kleinen Lecks, zum Beispiel an der Verbindung zwischen Leitung und Blaspistole, genügt es oft, die Bride fester anzuziehen. Bei der Lecksuche im Kompressorraum startet man am besten bei den Leitungen des Kompressors, geht weiter zum Kältetrockner, zu den Filtern und zum Windkessel. Hier befindet sich eine beliebte Schwachstelle, das Elektroablassventil. Bei einem Ersatz sollte man es am besten durch einen Niveaugesteuerten Kondensatablass ersetzen. Alte Kondensatablässe öffnen im festgelegten Minutentakt für wenige Sekunden. Ein Niveaugesteuerter Kondensatablass öffnet sich nur, wenn auch wirklich Kondensat vorhanden ist. Rolf Gloor, der Druckluftprofi im Video, führt mit seiner Firma Gloor Engineering unter anderem auch Energieberatungen vor Ort durch und hat sogar ein Buch zum Thema geschrieben. Darin werden auch Gerätefunktionen erklärt und man erhält auf leicht verständliche Art konkrete Beispiele zum Energiesparen.

Die Abeco+Zumtech Drucktechnik AG in Effingen gibt es seit 25 Jahren. Im Moment führt das Unternehmen in mehreren Schreinereien technische Updates von Druckluftanlagen durch. Zum Einsatz kommt oft der Bekomat von Beko Technologies, der weltweit millionenfach installiert ist. Er leitet das Kondensat ohne Druckluftverlust ab. In letzter Zeit häufig nachgerüstet wird auch der Air-Safer des Herstellers Jork, im Prinzip ein elektrischer Kugelhahn mit Zeitschaltuhr, der die Druckluft zu nicht benötigten Zeiten selbstständig abstellt. «Schnell montiert, günstig, grosse Wirkung», sagt Dominik Zumsteg (Bild), Inhaber und Geschäftsführer der Abeco+Zumtech Drucklufttechnik AG.

Schieber für die Absauganlage

Oft verbrauchen Späneabsauganlagen mehr Strom als die angeschlossenen Maschinen selbst. «Das ist schade, denn mit einfachsten Mitteln liesse sich da viel Energie und Geld sparen», sagt Martin Vogel, Inhaber der Martin Vogel AG, Absaugtechnik und Installation. Alleine durch konsequentes Schliessen der Handschieber, wenn die Maschine gerade benötigt wird, liegen 30 Prozent Ersparnis drin. Statt der manuellen Lösung kann man auch einen Elektro-Pneumatik-Schieber einbauen. Satt Energie sparen lässt sich laut Martin Vogel auch durch den Einbau eines Frequenzumformers, der je nach Bedarf die Absaugleistung automatisch regelt. «Er lässt sich relativ leicht nachrüsten», sagt der Absaugprofi. Wer darüber hinaus die ganze Absaug- und Filteranlage vom Fachmann warten lässt, fördert auch noch die Langlebigkeit der gesamten Anlage. Längst nicht immer muss gleich ein Profi aufgeboten werden. Martin Vogel sagt: «Eine selbst durchgeführte, regelmässige Reinigung der Filterschläuche senkt den Druckverlust und wirkt für die Filteranlage wie ein Effizienzturbo.»

Beleuchtung mit Bewegungsmelder

Die Beleuchtung belegt beim Energieverbrauch in Schreinereien ebenfalls einen Spitzenplatz. Energieeffiziente Leuchtmittel und technische Optimierungen zahlen sich deshalb schnell aus. Um den Stromverbrauch zu reduzieren, lohnen sich fast immer Bewegungsmelder. Je nach Raumnutzung liegt da eine Ersparnis von bis zu 80 Prozent drin. Relativ einfach lässt sich der Stromverbrauch auch durch Reflektoren in hohen Hallen, Zeitschaltuhren, elektronische Vorschaltgeräte (EVG), LED-Lampen oder Eco-Halogenlampen anstelle von Glühbirnen senken. Wer in hohen Hallen die Lampenhöhe reduziert, kann bis zu 20 Prozent Strom sparen. Auch wer die dunkle Decke hell streicht, verbessert die Beleuchtung. Die sich anbahnende Energieknappheit zeichnet sich jetzt schon durch eine grössere Nachfrage nach noch energieeffizienteren Lichtlösungen ab. Ab 2023 gilt dann das Lampenverbot gemäss der Verordnung «Ökodesign EU 2019/2020». Das bedeutet unter anderem ein Verbot der T8-Leuchtstofflampen. «Durch die Energieknappheit werden nun zusätzlich einige Regelungen früher in Kraft treten. Zudem sind vom anstehenden Verbot neu unter anderem auch T5-Leuchtstofflampen betroffen. Das sind doch gerade die Leuchtmittel, die oft in Schreinereien für Helligkeit sorgen», sagt Gennaro Simeoli, Geschäftsführer und Inhaber der B. Karch AG in Muri. Seit über 30 Jahren ist das Aargauer Unternehmen spezialisiert auf lichttechnische Lösungen im Bereich Innenausbau und Möbelbau.

Momentan empfiehlt man den Kunden einen Wirtschaftlichkeitsvergleich unterschiedlicher Lichtlösungen. «Eindrücklich war eine Analyse, die wir kürzlich in einem Schreinereibetrieb durchführen durften. Sie führte zu dem Ergebnis, dass ein Umrüsten auf neueste LED-Technik, den Stromverbrauch für Beleuchtung fast halbiert. In acht Jahren wäre die Investition amortisiert», sagt Gennaro Simeoli (Bild). Der Beleuchtungsfachmann hat auch einen Tipp für all diejenigen, die weniger Geld in die Finger nehmen können oder möchten. Er sagt: «Man könnte zum Beispiel einfach seine Leuchtstoffröhren durch Retrofit, sogenannte LED-Tubes, ersetzen. Die kann man ohne technische Anpassungen einfach in die bestehenden Armaturen stecken. Das genügt für alle Räume, die keinen erhöh- ten Sehkomfort verlangen, wie Garagen, Verkehrsflächen, Lager oder Produktionshallen.»

Photovoltaik im Aufwind

Das Thema Energie wird wohl noch eine Weile präsent sein. Und sicher fragt sich jetzt mancher, ob es nicht an der Zeit wäre, sich eine Photovoltaikanlage anzuschaffen. Markus Diener, Geschäftsführer des Berner Unternehmens energy4me, sagt: «Unter meiner Kundschaft gibt es tatsächlich gerade auch vermehrt Schreiner, die auf Sonnenenergie umsteigen. Schliesslich ist das Anzapfen dieser natürlichen Energiequelle eine Möglichkeit, einen Teil des Energiebedarfs für Beleuchtung oder für die Maschinen abzudecken. Wenn man die finanziellen Mittel aufbringt, ist eine massgeschneiderte Solaranlage sicher ein guter Ansatz, um sich langfristig für eine Mangellage zu wappnen. Einige Schreinereien haben das schon gemacht.» So wie kürzlich die Hüsler Nest AG in Grenchen SO, denen das Unternehmen eine komplette Photovoltaikanlage aufs Dach des Hauptgebäudes setzte. In weiser Voraussicht 2016 realisiert, leistet die Anlage rund 100 Kilowatt-Peak (kWp). Diese Masseinheit beziffert die Leistung von Photovoltaikanlagen und bedeutet umgerechnet rund 100000 kWh. Mit dieser Anlage deckt die Hüsler Nest AG rund 55 Prozent ihres Energiegesamtverbrauchs.

www.energieschweiz.chwww.berg-kompressoren.dewww.martinvogelag.chwww.energy4me.chwww.zumtech.chwww.huesler-nest.chwww.bkarch.ch

Wichtige Informationsquellen

Auf der Website www.nicht-verschwenden.ch findet man im Download-Bereich Informationsmaterial, das gratis bestellt, ausgedruckt, aufgehängt und verteilt werden kann.

Das Buch von Rolf Gloor heisst «Druckluft – Ratgeber für Anwender und Energieberater zur Effizienzsteigerung in Druckluftsystemen» und ist auf Amazon zu finden.

Beatrix Bächtold, beb

Veröffentlichung: 24. November 2022 / Ausgabe 47/2022

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