- Schreinerzeitung: Lieferengpässe sind in allen Branchen ein grosses Thema. Wie stark sind Sie als Maschinenhändler davon betroffen?
- Peter Eigenmann: Die Lieferfristen sind bei bestimmten Maschinengattungen von rund 3 Monaten auf 12 bis 14 Monate gestiegen. Auch die vom Lieferanten genannten neuen, längeren Lieferfristen sind nicht immer verlässlich.
- In welchem Bereich ist die Verfügbarkeit am kritischsten?
- Es betrifft grundsätzlich alle Maschinen, da es immer wieder um elektronische wie auch elektrische Bauteile geht, die nicht verfügbar sind. Auch auf pneumatischen und hydraulischen Komponenten bestehen wesentlich längere Lieferzeiten. Verschiedene Lieferanten warten seit längerer Zeit auch auf Stahl- und Gussteile.
- Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Monaten verändert?
- Wir als Händler versuchen, den Engpässen entgegenzuwirken, indem wir unseren Lagerbestand hochhalten. Wir haben eine zusätzliche Halle gemietet, um die Lagerspitzen besser zu bewältigen. Auch den Bestand an Ersatzteilen haben wir heraufgefahren, soweit dies möglich war. Dennoch sind wichtige Teile bis auf Weiteres noch nicht lieferbar. Intern gibt es bedeutend mehr Aufwand in der Planung von Service- und Revisionseinsätzen. Diese können nur dann realisiert werden, wenn die erforderlichen Ersatzteile im Hause sind.
- Wie wirken sich diese Engpässe auf die Preisentwicklung aus?
- Die Preise für stationäre Maschinen sind zum Teil massiv gestiegen, um 15 bis 30 %, wobei ein Teil durch die Frankenstärke ausgeglichen wurde. Preiserhöhungen von Lieferanten kommen häufiger vor als bisher, manchmal mehrmals pro Jahr. Entsprechend sind die Preislisten und Kalkulationen öfter und zeitnah anzupassen, was einen wesentlichen Mehraufwand bedeutet.
- Haben Sie vermehrt Anfragen für Leih- oder Occasionsmaschinen zur Überbrückung von Engpässen?
- Es gibt vereinzelt Fälle, in denen dem Kunden Leihmaschinen zur Verfügung gestellt werden, bis die bestellten Maschinen eingetroffen sind. Auch im Bereich Occasionsmaschinen haben wir traditionellerweise Lagerbestände in den gängigen Gattungen. Verschiedene Male konnte dadurch ein Bedarf überbrückt werden, da für eine entsprechende Neumaschine nicht das erforderliche Budget vorhanden war.
- Was raten Sie dem Schreiner? Wie kann er vorgehen, um einem längeren Maschinenausfall vorzubeugen?
- Bei vielen Schreinern gibt es aus Kostenüberlegungen einen Service-Stau. Es wird nur das repariert, was defekt ist. Der Schreiner hat für sich zu definieren, welches die Schlüsselmaschinen in seinem Betrieb sind. Bei einem allfälligen Totalausfall kann das einen Betriebsstillstand bedeuten. Man kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass jedes Ersatzteil innert kurzer Zeit verfügbar ist. Es gibt grössere Betriebe, die sich aus Sicherheitsgründen in den letzten Jahren ein eigenes Ersatzteillager aufgebaut haben.
- Wie sehen Sie die Zukunft? Wird sich die Lage wieder entspannen, oder muss man sich an die veränderten Bedingungen gewöhnen?
- Man hat sich mit dieser neuen Situation zu arrangieren, da davon auszugehen ist, dass es noch für eine gewisse Zeit so bleiben wird. Es ist mehr Weitsicht nötig. Ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Kunde und Lieferant ist aus den erwähnten Gründen wichtiger denn je.
www.eigenmannag.ch
Monika Hurni
Veröffentlichung: 09. März 2023 / Ausgabe 10/2023