Extras zum Abheben

Ein Herd, auf dem nicht nur gekocht werden kann, bietet TPB Tech mit keramischer Oberfläche. Bild: TPB Tech

Abdeckungen.  Der Küchenbau bleibt nicht zuletzt durch immer neue Technologien und ungewohnte Materialien ein spannendes Betätigungsfeld. Die Schreinerzeitung hat einige Möglichkeiten bei der Ausbildung der Abdeckungen mit dem gewissen Etwas gefunden.

Die Küche gilt als Ort des guten Geschmacks und dient oft als Ausweis von Lebensart. Eine klare Linienführung mit oft schlichter Geometrie gehört genauso dazu wie eine hochwertige technische Ausstattung mit dem Einsatz edler Materialien mit besonderen Oberflächen. Herr und Frau Schweizer lassen sich das auch gerne etwas kosten. Sie geben im weltweiten Vergleich sehr viel Geld für ihre neue Küche aus. Denn diese ist nicht zuletzt auch ein Prestigeobjekt. Lange Zeit als Einbauküche an der Wand verharrend, steht sie heute im Zentrum des Lebens mitten im Wohnraum.

Neue Ideen in Material und Ausführung sind deshalb gefragt im lukrativen, aber auch umkämpften Markt. Abdeckungen sind besonders interessant. Sie sollen gestalterische Wünsche erfüllen und auch praktisch, unempfindlich sowie pflegeleicht sein. Ausserdem nimmt die Abdeckung das Spülbecken und das Kochfeld auf. Je nachdem, auf welches Material die Wahl für eine Abdeckung fällt, müssen verschiedene Kompromisse bei der Integration von Spülbecken und Kochfeld eingegangen werden.

Die Abdeckung ist das Kochfeld

Deshalb sind Lösungen, die das gewisse Etwas in sich tragen, für Küchenbauer interessant, um sich im Wettbewerb abzuheben. Materialproduzenten und Zulieferer bringen immer wieder Neuheiten hervor, die das leisten.

Abdeckung und Kochfeld ohne Fugen und Materialwechsel miteinander zu vereinen, ist der Anspruch des spanischen Unternehmens TPB Tech. Realisiert hat man dies mit den keramischen Platten von Sapienstone, derzeit mit 18 verschiedenen Dekoren. Die Induktionskochflächen sitzen dabei direkt unter dem Material, sodass es keinerlei Versatz zwischen Kochzone und Fläche der Abdeckung oder auch des Tisches gibt. Man hat sich dabei auf nur ein Material konzentriert, weil das Ganze komplex ist. «Es ist nicht möglich, einfach ein anderes keramisches Material zu verwenden, weil es eine feine Abstimmung der Komponenten braucht», sagt Wolfang Bauer, zuständig für den Vertrieb in der Schweiz bei TPB Tech.

Bei der integrierten Induktion kommt ein Sandwich-Aufbau aus vier Schichten der Abdeckung zum Einsatz. Unter der Keramikplatte Sapienstone befindet sich eine Aluminiumschicht, eine Bakelitplatte und darunter wiederum ein Alu-Layer. «Dies ist nötig, um die Hitze übertragen zu können, einem Verzug oder Beschädigungen durch Spannungen vorzubeugen und die Keramikplatte vor Überhitzung zu schützen», erklärt Bauer. Für die Küchenkundschaft ist die Bedienung ein besonderes Erlebnis. Rüsten und Kochen finden auf derselben Fläche statt. Die Anzahl und auch die Platzierung der Kochstellen können frei gewählt werden. Kein Kochfeld stört die Fläche beim Rüsten, was nicht nur bei ausladenden Luxusküchen ein minimalistisches Design ermöglicht, sondern auch ganz praktische Vorteile bei kleineren, räumlich eingeschränkten Küchensituationen bietet.

Je nach Dekor beträgt die maximale Plattengrösse 3150 × 1220 mm. Die Stärke der Sandwichplatte liegt bei 15 mm. Bei grösseren Platten oder L-förmiger Anordnung der Abdeckung werden die Teile vor Ort gestossen und verklebt.

Die Platte wird samt implementierter Technik auf Mass und nach Kundenwunsch vorgefertigt. Die Bedienelemente können entweder in der Fläche als Touch-Control-Bedienung oder auch mittels Knebel an der Küchenfront ausgestattet sein. Mit verbaut ist ein Sensor, der die Kochzonen vor Überhitzung schützt. Um die Hitzeübertragung optimal zu gewährleisten, kommt bei den Töpfen ein dünner, aufgeklebter Teflon- Distanz-Untersetzer zum Einsatz. Das Unternehmen bietet auch eigenes Kochgeschirr mit bereits integriertem Distanzuntersetzer an. Versehentlich abgelegte metallische Gegenstände führen aufgrund der Topferkennung nicht zum Erhitzen der Kochzonen.

Soll ein Spülbecken integriert werden, kann dieses aus dem gleichen Material als Unterbauvariante ausgeführt werden. Preislich liege das Ganze etwa um ein Drittel höher gegenüber einer Abdeckung in Keramik mit Premium-Induktionskochfeld, so Bauer. Künftig sollen noch weitere Anwendungen wie kabellos betriebene Küchenmaschinen oder das Aufladen von mobilen Endgeräten hinzukommen.

Fugenloses Spülbecken vom Schreiner

Oft verliert das Erscheinungsbild von Abdeckungen an Eleganz, wenn zwar das Kochfeld flächenbündig montiert ist, aber das Spülbecken aufgesetzt wird. Die Unterbaumontage bringt meist einen Materialbruch etwa von der Steinabdeckung zum Edelstahlbecken mit sich und zudem einen etwas kritischen Schmutzrand am Stoss.

Soll das Spülbecken flächenbündig und fugenlos ausgebildet sein, etwa in Mineralwerkstoff ausgeführt, braucht der Schreiner meist einen Partner zur Umsetzung.

Seit einiger Zeit bietet der Hersteller des ultramatten und beliebten Schichtstoffs Fenix auch dazu passende Spülbecken in nahezu gleicher Optik an. Für das Handwerk interessant ist vor allem die flächenbündig und fugenlos integrierte Version des mit 720 × 400 mm geräumigen Beckens. Zum fugenlosen Einbau wird eine mit durchgefärbtem Fenix beschichtete Platte bis auf die Deckschicht entsprechend dem Becken ausgefräst, das Becken direkt mit dem Schichtstoff verklebt und verspannt. Der Materialübergang von Schichtstoff zum Becken ist durch das Fasen der Kante am Ende nahezu unsichtbar.

Video Einbau Spülbecken unterwww.schreinerzeitung.ch

Die Becken sind derzeit in 14 verschiedenen Farbtönen passend für die Fenix-Schichtstoffe verfügbar. In der Schweiz wird der Werkstoff durch die Formex AG in Bubendorf BL vertrieben. Auch die Spülbecken können über das Unternehmen bestellt werden.

Von Vorteil ist dabei, dass die Fertigung in der Schreinerei liegt. Auch ohne CNC-Bearbeitungszentrum kann das Becken fachgerecht mit Schablone und Oberfräse eingebaut werden.

Neue Lösung vom Handwerk

Die Morath AG Design in Allschwil BL ist Partnerin für das Schreinerhandwerk, wenn es um die Metallbearbeitung im Küchen- bau geht. Aus der Branche selbst kam der Wunsch, statt eines Unterbaubeckens für Keramikabdeckungen, eine andere Form des optischen Anschlusses zu entwickeln. Bei Morath hat man sich Gedanken gemacht und eine flächenbündige Lösung gefunden. Dabei wird das Becken herkömmlich mit einem Flansch ausgebildet und von unten an die Abdeckung montiert. Darüber hinaus sitzt jedoch auf dem Flansch ein Steg, der die Kante des Ausschnittes abdeckt. Im Inneren aus einem Stück, sitzt das Spülbecken so in der Ausfräsung der Abdeckung und schliesst bündig mit dieser ab. Lediglich die schmale Fuge zwischen der Kante und dem Steg wird mit Silikon ausgefüllt. Dadurch entfällt eine Tropfkante an der Abdeckung, die schwer zu reinigen ist. Stattdessen gibt es einen nahezu nahtlosen Übergang von der Fläche zum Becken.

Bei entsprechend höherem Steg für stärkere Massivholzplatten, lässt sich das so modifizierte Becken auch für hölzige Abdeckungen und andere Materialien einsetzen. Das wäre dann ein weiteres Novum.

Metalle liegen im Trend

Küchenabdeckungen aus Edelstahl mit flächenbündig eingeschweisstem Spülbecken werden häufig eingesetzt und haben sich bewährt. Das Element aus einem Guss bietet praktische und optische Vorteile. Die Dienstleister der Metallbranche haben unterschiedlich ausgebildete Oberflächen im Portfolio, was den etwas kühl und steril anmutenden Stahl vielgestaltiger und lebendiger werden lässt.

Der Trend hin zur authentischen und individuellen Oberflächen hat daneben auch andere Metalle wieder auf den Plan gerufen. So bietet etwa Morath Design auch Abdeckungen mit fugenlos integrierten Becken in Messing und Kupfer an. Solche Abdeckungen ziehen die Blicke auf sich, wirken die Buntmetalle doch besonders exklusiv und in Anmutung wärmer als Edelstahl. «Diese Materialien leben, sie dunkeln nach und bekommen im Laufe der Zeit eine besondere Patina», erklärt Patrick Hinnenberger, Geschäftsführer der Morath AG. Allerdings bringt der Einsatz der Buntmetalle für Küchenabdeckungen und Becken auch spezielle Anforderungen mit sich. Dem Kunden müsse klar sein, dass Messing und vor allem Kupfer auch einen gewissen Pflegeaufwand bedeuten würde, so Hinnenberger. Auch sind die Metalle deutlich weicher und empfindlicher als Edelstahl.

Exklusivität mit viel Handarbeit

Bei der Herstellung ist viel Handarbeit mit im Spiel. So wird das Blech für ein Becken zunächst abgekantet, die Stösse verschweisst und dann von Hand getrieben und mit den Rundungen ausgebildet. Das kostet am Ende auch etwas. «Messing oder Kupfer liegen preislich etwa beim Dreifachen gegenüber Edelstahl», verrät Hinnenberger.

Dafür erhält der Kunde eine einzigartige Arbeit. Denn die Oberflächenbehandlung kann – ähnlich wie beim Holz – äusserst vielgestaltig sein. Die geschliffenen, gebürsteten oder gewirbelten Metalloberflächen können anschliessend brüniert, geölt oder gewachst werden. Die maximalen Abmessungen für ein fugenloses Erscheinungsbild der fünf Millimeter dicken Metallabdeckungen gibt Morath mit 2400 × 1200 mm an. Stösse sind natürlich möglich, bleiben jedoch wahrnehmbar. Kombiniert mit Holz sind so schon zahlreiche Küchen entstanden, die das gewisse Etwas eindrucksvoll zur Schau tragen.

www.tpbarcelona.comwww.formex.chwww.morathdesign.ch

christian Härtel

Veröffentlichung: 28. April 2022 / Ausgabe 17/2022

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