Formsache wird zur Hauptsache

Das ehemalige Zisterzienserkloster St. Urban bot einen edlen Rahmen für die 53. GV der ISP. Bild: Monika Hurni

Parkettverband. An der 53. Generalversammlung der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) ereignete sich fast lautlos ein kleines Erdbeben: In einer knappen Abstimmung wurde der GAV verworfen, der in den vergangenen fünf Jahren ausgearbeitet worden war.

Mit grossem Mehr war 2017 einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Bodenbelagsbranche zugestimmt worden und von den beteiligten Parteien, der ISP, Boden Schweiz und der Sozialpartnerin Angestellte Schweiz unterzeichnet. Während fünf Jahren wurde in der Folge ein umfassendes Vertragswerk ausgearbeitet, das an der GV am vergangenen Freitag zur finalen Abnahme vorgelegt wurde – eine Formsache, wie es schien. Doch das stellte sich als Irrtum heraus. In einem eindringlichen Appell riet ein Votant den Stimmberechtigten, den GAV abzulehnen, da dieser einen grossen administrativen Aufwand und hohe Kosten mit sich bringe. Der Votant vertrat die Meinung, dass Lohn­dumping in Zeiten des Arbeitskräftemangels kein Thema sei.

Enthaltungen sind Nein-Stimmen

Im Anschluss an die kritische Wortmeldung wurde der GAV in einer denkbar knappen Abstimmung verworfen. Den 18 Ja-Stimmen standen 11 Nein-Stimmen und 8 Enthaltungen entgegen. Nach eingehendem Studium der Statuten und juristischer Rücksprache stellte sich heraus, dass die Enthaltungen als Nein-Stimmen gewertet werden müssen und die Gegenstimmen so in der Summe mit 19 exakt dem absoluten Mehr entsprachen.

Wer fehlt, kann nicht mitbestimmen

Bruno Durrer, Präsident der ISP, zeigte sich enttäuscht: «Nach fünf Jahren harter Arbeit stehen wir wieder bei Null.» Schade sei, dass von den 212 Mitgliedern der Gruppe Verlegung nur 37 anwesend gewesen seien, was gerademal 17,5 Prozent entspreche. «Les absents ont toujours tort», konstatierte Durrer. Wer nicht anwesend sei, der könne auch nicht mitbestimmen. Wie es weitergeht, hängt von der GAV-Abstimmung von Boden Schweiz am 29. April ab. «Wird der GAV angenommen, so sind wir aussen vor und können nicht mehr mitreden, wird er abgelehnt, so folgen wohl weitere zähe Verhandlungen», resümiert Durrer.

Dominanz der Weisseiche durchbrechen

Nachdem die GV für zwei Jahre in schriftlicher Form durchgeführt wurde, bot das einstige Zisterzienserkloster St. Urban im gleichnamigen Ort im Kanton Luzern einen würdigen Rahmen für ein Zusammentreffen und für die offizielle Verabschiedung der während der Pandemie zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Karin Lenzlinger und Christian Stücker sowie von Monika Lysser, die während 32 Jahren als Sekretärin und Buchhalterin für den Verband tätig ­gewesen war. Ein zentrales Thema der GV war die Entwicklung des Parkettmarktes. Es zeigte sich, dass im vergangenen Jahr in der Schweiz so viel Parkett abgesetzt worden sei wie nie zuvor. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges haben sich die pandemiebedingten Lieferschwierigkeiten jedoch massiv verschärft. Mehrere Redner betonten, dass es vor diesem Hintergrund unumgänglich sei, von der Dominanz der Weiss­eiche wegzukommen und vermehrt auf ­andere Hölzer auszuweichen. Ernst Kühni, Obmann der Gruppe Verlegung, richtete sich ausserdem mit einem Appell an seine Kollegen: «Es reicht nicht, sich am Stammtisch über den Fachkräftemangel zu beklagen, es liegt an uns, diesen zu bekämpfen und Lernende auszubilden.»

Monika Hurni

www.parkett-verband.ch

Veröffentlichung: 14. April 2022

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