Frische Luft erwünscht

Richtig eingesetzt, sorgen aktive und passive Fensterlüfter für ein angenehmes Raumklima. Bild: Schüco International KG

Fensterlüfter.  Sollen Fensterlüfter eingebaut werden, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Die Systeme bieten unterschiedliche Funktionen an, können neben dem Lüften auch filtern und Wärme rückgewinnen. Worauf der Schreiner und der Planer achten sollten.

Werden neue Fenster in einen Baukörper montiert, hat dies immer eine Auswirkung auf die Dichtheit der Gebäudehülle und somit auf den Luftwechsel. Um die dadurch auftauchenden Feuchtigkeitsprobleme oder sogar eine mögliche Schimmelpilzbildung zu vermeiden, benötigt es neben der richtigen Planung ein gewissenhaftes und richtiges Stosslüften durch die jeweiligen Nutzer. Leider kann der Bauherr dies bei Mietobjekten nicht kontrollieren und auch im Eigenheim ist das Lüften tagsüber oftmals infolge Abwesenheit nicht möglich. Hier können Fensterlüfter einen Teil zur Lösung des Problems beitragen. Sie ermöglichen eine kontrollierte und autonome Lüftung, die nutzerunabhängig ist.

Alternative Möglichkeiten

Fensterlüfter haben den Vorteil, dass keine separate Kernbohrung durch die Aussenwand nötig ist, im Gegensatz zu einem Wandlüfter oder einer zentralen Hauslüftungsanlage. Die meisten Fensterlüfter funktionieren direkt mit der vorhandenen Fensteröffnung, also über das Fenster selbst oder den Rahmen. Das macht die Systeme besonders für Einfamilienhäuser zu einer interessanten Alternative, die einen optimalen Kompromiss aus Funktionalität und Optik darstellt. Auch bei einer Fenstersanierung punkten die Systeme mit dem relativ einfachen Einbau über das Fensterelement und die niedrigeren Kosten gegenüber einer Hauslüftungsanlage.

Klare Definition gefordert

Damit die Fensterlüfter ihre Aufgabe richtig wahrnehmen, müssen sie und ihre Leistung auf den Raum abgestimmt sein. Genau hier besteht in der Praxis leider noch Nachholbedarf. «Bei grossen Bauten wird oftmals ein Konzept erstellt, bei Einfamilienhäusern gibt es jedoch sehr selten eine Luftleistungsplanung», sagt Bruno Schröter, zuständig für die Fenstertechnik bei der Rudolf Geiser AG aus Langenthal BE.

Wird im Vorfeld keine solche Planung erstellt und die Lüftungsproblematik zu spät erkannt, kommt meistens nur noch ein Falzlüfter infrage. «Dieser benötigt am wenigsten Platz und kann nachgerüstet werden. Er bringt aber auch die kleinste Leistung, etwa so viel, wie wenn man einen Teil der Gummidichtung entfernen würde», sagt Bruno Schröter.

Damit die Fensterlüfter richtig funktionieren, muss also die benötigte Luftleistung bekannt sein. «Bei grösseren Objekten wird diese durch einen Ingenieur berechnet. Bei kleineren Aufträgen bieten die Systemhersteller vorgefertigte Ausschreibungstexte mit den nötigen Vorgaben an», fügt Schröter an. Ist in der Ausschreibung keine Belüftung vorgesehen, lohnt sich eine Nachfrage beim Bauherrn, denn, wie erwähnt, kommt die Nachfrage oft erst mit den beschlagenen Fensterscheiben. Ein Einsatz von Lüftungssystemen ohne eine objektbezogene Berechnung oder Vorgabe ist praktisch immer unter- oder überdimensioniert.

Aktive und passive Lüfter

Sind die Anforderungen und der benötigte Luftwechsel bekannt, kann sich der Planer für einen aktiven oder passiven Fensterlüfter entscheiden.

  • Als passive Fensterlüfter gelten Lüfter, welche die Luft passieren lassen, ohne dass mit einem Gebläse oder Ventilator nachgeholfen wird. Der Luftaustausch geschieht über den Druckunterschied zwischen Innen- und Aussenraum.
  • Als aktive Fensterlüfter gelten Lüfter, die beispielsweise über eine Gebläse- unterstützung oder über eine Wärme- rückgewinnung mittels Wärmetauscher verfügen.

Für welche Art sich der Planer entscheidet, hat neben dem Preis mit den Eigenschaften zu tun. Im Küchenbereich oder in Räumen mit einem Cheminéeofen reichen passive Systeme, wie zum Beispiel ein Falzlüfter, meistens nicht mehr aus. Hier muss auf aktive Systeme zurückgegriffen werden. Diese können bei Bedarf automatisch angesteuert werden und bringen eine grosse Systemsicherheit mit sich.

Filter und Rückgewinnung

Die Hersteller von Fensterlüftern entwickeln ihre Systeme laufend weiter und bieten eine grosse Bandbreite an. Vor allem aktive Systeme sind beispielsweise mit Pollen- und Aktivkohlefilter erhältlich. «Die Nachfrage nach Pollenfiltern ist sicherlich gestiegen, da es immer mehr Allergiker gibt», sagt Bruno Schröter.

Immer gefragter ist die Wärmerückgewinnung bei den aktiven Systemen. Diese nehmen die Wärme der ausströmenden Raumluft über einen Wärmetauscher auf und führen sie zurück in den Raum. Ansonsten blasen die Systeme die geheizte Luft nach draussen, was energetisch nicht sehr attraktiv ist. «Systeme mit einer Wärmerückgewinnung bringen zirka 30 Prozent der Wärme zurück und die Anschaffungskosten werden immer geringer», sagt Schröter. Einige der modernen aktiven Fensterlüfter kann der Benutzer über die Haustechnikanlage oder beispielsweise das Smartphone ansteuern. Auf diese Weise lassen sich Zeitpunkt, Lüftungslänge und Intervalle nach Belieben vordefinieren.

Was es zu beachten gibt

Moderne Fensterlüfter sind eine gute Alternative zu den bekannten Wandlüftern. Sie müssen jedoch frühzeitig in die Planung mit einbezogen werden. Folgende Punkte gibt es beim Einsatz von Fensterlüftern zu bedenken:

  • Kommt ein Fensterlüfter im Falz, im Rahmen oder im Glas zum Einsatz, geht etwas Fensterfläche verloren.
  • Der Schallschutz und die Wärme- dämmung werden über einen passiven Fensterlüfter stärker beeinflusst als über aktive Wandlüfter.
  • Aktive Systeme können kleiner ausfallen, da sie elektrisch unterstützt werden. Passive Systeme benötigen eine für den jeweiligen Raum genügend grosse Fläche für den Luftaustausch, damit sie funktionieren.
  • Aktive Systeme können angesteuert, manipuliert und auch ausgeschaltet werden. Passive Systeme haben weniger Luftleistung, arbeiten dafür permanent und sind nicht manipulierbar.

Es kommt auf den Nutzer an

Wie bei so manchem sind auch die Effizienz und die Leistung von Fensterlüftern stark vom jeweiligen Nutzer abhängig. So wird beispielsweise ein in der Planung genau berechneter Luftaustausch durch zusätzliches Lüften vom Nutzer beeinflusst. In diesem Fall ist es sinnvoll, den Nutzer mit dem System vertraut zu machen, damit er es kennenlernt und richtig anwenden kann. Moderne Fensterlüfter, die auf die benötigte Luftaustauschmenge abgestimmt sind, unterstützen das Raumklima positiv und bringen einen Mehrwert für den Nutzer. Nachfolgend einige Beispiele von aktiven und passiven Fensterlüftern.

www.gela.ch

Clevere Passivlüfter für Rahmen und Falz

Im Sortiment der Siegenia-Aubi AG befinden sich einige aktive und passive Lüftungssysteme für Fenster. Der «Aeromat Mini» und der «Aeromat Midi» sind zwei passive Systeme, die auf kleinem Raum clevere Lösungen bieten.
Der «Aeromat Mini» ist ein energiesparender Fensterfalzlüfter, der sich nahezu unsichtbar in Holz-, Kunststoff- und Aluminiumfenster einbauen lässt. Durch den Volumenstrombegrenzer ist eine geregelte, dauerhafte Frischluft bei geschlossenem Fenster möglich. Der Falzlüfter kann im oberen Falz waagerecht oder im Falz bandseitig senkrecht montiert werden und ist durch den Sitz im Falzbereich gut nachrüstbar.
Der «Aeromat Midi» hat einen intelligenten Innenaufbau mit einer doppelten Verschlussmechanik und einer Begrenzung des Volumenstroms. Durch den natürlichen Druckunterschied ermöglicht er eine nutzerunabhängige Belüftung. Im Wetterschutz auf der äusseren Seite ist ein zusätzliches Insektenschutzgitter integriert. Der Lüfter kann im Rahmen, im Flügel, kombiniert im Rahmen und Flügel oder in einem Aufsatzprofil montiert werden. Für Reinigungszwecke lässt er sich ohne Werkzeug einfach demontieren. Der «Aeromat Midi» kann auf Wunsch mit einem zusätzlichen Schalldämmmodul auf der Innen-, der Aussenseite oder beid- seitig bestellt werden.

www.siegenia.com

Wärmerückgewinnung im Blendrahmen

Die Schüco International KG hat eine grosse Auswahl an Fensterlüftern und Systemen im Angebot. Mit dem aktiven System «Vento Therm» hat der Hersteller ein System entwickelt, das durch die Wärmerückgewinnung die Lüftungsenergieverluste um bis zu 35 Prozent senkt. Der Lüfter ist Teil eines dezentralen Lüftungssystems. Verbaut wird der Beschlag im oberen Blendrahmenbereich. Er verfügt über einen Ventilator für die Zuluft, einen Abluftfilter, den Wärmerückgewinner und Sensoren für die Luft- feuchte, die Temperatur und die VOCs. Die sensorgestützte automatische Steuerung reagiert auf die Luftbelastung. Diese kann Gerüche und Emissionen von Menschen, Baustoffen und Möbeln detektieren und bei Bedarf lüften. Zusätzlich ist am Fenster eine Bedieneinheit integriert. Je nach Verglasung ist ein Schalldämmwert von bis zu 42 dB möglich. Der aktive Lüfter selbst arbeitet sehr leise und ist deshalb auch für Schlafräume geeignet. Die Einbaubreite beträgt 1050 mm und die Einbauhöhe gerade einmal 50 mm. Per Bussteuerung kann «Vento Therm» bei Bedarf in die zentrale Gebäudetechnik integriert werden.

www.schueco.com

NJG

Veröffentlichung: 11. Januar 2018 / Ausgabe 1-2/2018

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