Für einen flexiblen Rahmen

Wirtschaft.  Der VSSM ist gleichermassen für kleine wie auch für grosse Schreinereien da, obwohl diese vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen stehen. Das müsse kein Widerspruch sein, sagt VSSM-Direktor Mario Fellner. Er ist der Sache selber auf den Grund gegangen.

SchreinerZeitung: Die Schreinerbranche ist alles andere als homogen. Unter dem VSSM-Dach sollten aber alle Platz haben – vom Kleinstbetrieb bis zum Gross- betrieb mit mehreren hundert Mitarbeitern. Wie machen Sie es allen recht?
Mario Fellner: Das ist in der Tat nicht einfach. Man muss sich bei jedem Entscheid bewusst sein, dass es nicht nur das eine gibt oder das andere, sondern eben beides: grosse, industrielle Betriebe bis sehr kleine. Nicht mit jeder Handlung kann der Verband allen Kategorien gerecht werden, aber er muss schauen, dass ein guter Ausgleich gelingt und über das Ganze nicht die einen oder die anderen benachteiligt werden.
Und, gelingt es?
Ich spreche immer wieder mit Unternehmern über dieses Thema, die grosse, mittlere oder kleine Betriebe vertreten. Aufgrund der Rückmeldungen kann ich sagen, dass uns der Spagat nicht schlecht gelingt. Es fühlt sich niemand vernachlässigt, man ist mit der Arbeit des Verbands zufrieden.
Erst kürzlich haben Sie einige Tage in einer Grossschreinerei verbracht, um selber zu sehen, wo die grossen Herausforderungen liegen. Wie lautet Ihr Fazit?
Das ist richtig, ich konnte bei der Schreinerei Schneider in Pratteln eine Art Stage absolvieren. Sie gehört mit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den Grossen der Branche. Es war eine sehr gute Erfahrung, hinter die Kulissen eines solchen Unternehmens blicken zu können. Die Produktion ist stark prozessorientiert. Jedes Werkstück durchläuft mehrere Stationen, es sind verschiedene Mitarbeiter involviert. Das erfordert eine perfekte Organisation, damit Mitarbeiter, Maschinen und Fahrzeuge immer optimal ausgelastet sind. Die genaue Planung ist hier noch wichtiger als bei kleineren Betrieben. Und dennoch muss die Produktion natürlich auf Überraschungen reagieren können. Es kann ja auch einmal etwas nicht wunschgemäss laufen.
Inwiefern braucht ein solcher Betrieb die Hilfe des Verbands?
Es geht um die Rahmenbedingungen, und die können für Grossbetriebe sicher noch besser werden. In erster Linie denke ich an den GAV 2020, der im Moment ein grosses Thema ist. Arbeitseinsätze müssen flexibler geleistet werden können, in diesem Punkt braucht es eine Anpassung im GAV. Wobei man natürlich immer bedenken muss, dass Arbeitnehmer nur dann imstande sind, Ausserordentliches zu leisten, wenn die Arbeitsbedingungen für sie attraktiv sind. Man wird diesbezüglich eine Einigung finden müssen. Ein grosses Thema ist natürlich auch der administrative Aufwand, der für ein solches Unternehmen sehr gross ist. Da würde es Entlastung vertragen. Weiter ist mir aufgefallen, welch grossen Einfluss auch regionalpolitische Themen haben. In der Umgebung von Basel ist es im Moment die Verkehrssituation, die den Firmen auf den Magen schlägt.
Wie unterscheidet sich die Grossschreinerei Schneider von kleineren Betrieben, die Sie kennen?
Bei Schneider war ich zuerst beeindruckt von der Grösse des Unternehmens, der riesigen Produktionshalle und den vielen Maschinen. Die Schreinerei ist ein industriell orientierter Betrieb, in dem wie in einem Räderwerk alles ineinanderpassen muss. Mir ist auch aufgefallen, dass gleichwohl eine gute, sehr freundliche Stimmung unter den Mitarbeitern herrscht. Dies ist vergleichbar mit kleineren Schreinereien, die ich kennenlernen konnte. Generell habe ich gesehen, dass beide Betriebsgrössen Vor- und Nachteile haben. Wichtig ist, dass alle ihre Stärken nutzen können.
www.vssm.ch

Schreinerei Schneider AG

Familienbetrieb in dritter Generation

Die Schreinerei Schneider in Pratteln BL besteht seit 1939. Sie ist spezialisiert auf Innenausbau, Fenster, Schränke, Brandschutz und Akustik. Mit der Tochterfirma Systemtech Schneider fertigt sie Komponenten für den Innenausbau für Eisenbahnwaggons. Roman Schneider (Bild) vertritt in der Geschäftsleitung die dritte Generation.

www.schreinerei-schneider.ch

mf

Veröffentlichung: 05. Juli 2018 / Ausgabe 27/2018

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