Geklebte Tatsachen, die heute noch halten

Die Hochleistungsfenster in der Überbauung «WestArt» erfüllen auch nach sechs Jahren noch die hohen Anforderungen. Bild: Jörg Pfäffinger

Schallschutz.  An einer der meistbefahrenen Strassen Zürichs wurden 2009 total 40 grosszügige Eigentumswohnungen mit grossformatigen Verglasungen und hohen Schallschutzwerten fertiggestellt. Ein Blick zurück zeigt, was bei der Vergabe des Fensterauftrags massgeblich war.

Wo heute 40 Eigentumswohnungen stehen, befand sich am Zürcher Limmatufer bis 1950 eine Mühle. Nach Jahren gemischter Nutzung projektierte eine Generalunternehmerin den Abriss der damaligen Bauten und einen Neubau unter der Planung der Architekten Dutli + Sigrist.

Hoher Tageslichtanteil

Der schnelle Verkaufserfolg lag zum einen an der Lage in diesem trendigen und vormaligen Industriequartier Zürichs, zum anderen an den attraktiven Grundrissen mit Blick über die Limmat und einem hohen Tageslichtanteil durch grossformatige Verglasungen mit schmalen Rahmenansichten und hohen Schallschutzwerten. Wer die Lage der Liegenschaft zwischen der vielbefahrenen Hardturmstrasse und der Limmat in Zürich kennt, den wundert es kaum, dass bereits damals die strengen Minergie-Anforderungen an die Luftdichtheit der Gebäudehülle sowie erhöhte Schallschutzwerte im Forderungskatalog an den Fensterhersteller enthalten waren. Zusätzlich sollten es Holz-Metall-Fenster sein, die über entsprechende Einbaudetails in hochwärmegedämmten Fassaden verfügten. Darüber hinaus waren für jeden Teil der Fassaden g- und U-Werte vorgeschrieben.

Die ausgeschriebenen Fenster mussten besonders für damalige Verhältnisse höchsten Anforderungen gerecht werden. Der Auftrag für die gesamte Überbauung ging an die 1A Hunkeler AG aus dem luzernischen Ebikon. An diesen Entscheid mag sich Architekt Peter Dutli noch bestens erinnern: «Der Grund, warum wir uns für Fenster von diesem Hersteller entschieden hatten, war, dass dieser Anbieter Produkte fertigte, bei denen die Verglasung mit dem Rahmen verklebt ist.»

Dieser 2007 von der 1A Hunkeler auf den Markt gebrachte Fenstertyp «Top-Win» ist auch heute noch tausendfach im Einsatz. «Bei diesen Konstruktionen überzeugte mich bei der Auftragsvergabe, dass die Flügelrahmen von aussen praktisch nicht mehr sichtbar sind, was damals nur bei wenigen Systemen der Fall war», erklärt Peter Dutli heute. «Solche Fenster weisen eine maximierte Glasfläche auf, was wiederum bedeutet, dass der Rahmenanteil, also der energetisch schlechtere Teil des Fensters, minimiert ist.»

Flügel- statt Hebe-Schiebe-Türen

Architekt Peter Dutli hatte mit diesem System nicht nur die energetischen, sondern an der Nordfassade zur Strasse hin auch die Forderungen nach erhöhtem Schallschutz erfüllt. Der Wert für Schallschutz: R'w inklusiv Ctr = 35 dB. Um sich ein Bild des Auftrags zu machen: Die Elementhöhe lag bei 2,80 m, die grösste Scheibe war 2,27 m ×  2,34 m gross und durch die Dreifach-Verglasung (U-Wert 0,6) mit Verbund-Sicherheitsglas VSG (Schallwert 42 dB) wog sie 240 kg, was besondere Anforderungen an die Beschläge ergab. Der U-Wert der Fenster (eingebaut) lag bei Uw = 0,89 W/m2K.

«Ich wollte eigentlich Hebe-Schiebe-Türen, aber wegen der verschärften Gesetzgebung war zum Erstellungszeitpunkt auf dem Markt praktisch keine derartige Konstruktion erhältlich, die diese Luftdichtigkeit auch wirklich erfüllte. Heute jedoch sind sie erhältlich», erklärt Dutli.

Der Bauherr hat sich daher für Flügeltüren entschieden, die bis zu 1,80 m × 2,60 m gross und entsprechend schwer waren. «Dass sich diese grossen Elemente nicht verziehen, liegt an der werkgefertigten, präzisen Verklebung der Scheiben mit den Rahmen», erläutert Peter Dutli.

Im Erdgeschoss der heute rund sechs Jahre alten Überbauung ist eine Pfosten-Riegel-Konstruktion eingesetzt, in der Südfassade sind Loggias integriert. Sie erscheinen durch die innenliegenden, raumhohen Dreifach-Verglasungen optisch als Teil der Wohnräume. Die äussere, rahmenlose Schiebeverglasung stellt demgegenüber keine thermische Barriere dar, sorgt jedoch vor allem in den Übergangszeiten für angenehme Temperaturen, so dass die an sich unbeheizten Loggias fast ganzjährig genutzt werden können. Zusammen mit den Brüstungsverglasungen bietet die Schiebeverglasung gleichzeitig eine merkliche Schalldämmung.

www.dutli-sigrist.chwww.1a-hunkeler.ch

1A hunkeler ag

Im Schallschutz setzt man auf Holz und Klebetechnologie

Die 1A Hunkeler AG produziert seit 1857 und baut von Anfang an auf den Werkstoff Holz. Neben dem Holzbau, der heute wieder 25 % des Umsatzes ausmacht, setzt man in Ebikon auf die Fertigung und den Vertrieb von Holz- und Holz-Aluminium-Fenstern. Nach einer Werkserweiterung 2004, deren Hülle aus selbst geplanten und gefertigten Holzelementen realisiert wurde, bietet das Unternehmen mit 65 Mitarbeitern seit Januar 2007 ausschliesslich das neue und verklebte Fenstersystem «Top-Win» an.

Dabei handelt es sich um eine ausbaubare Plattform in Holz- und Holz-Aluminium, mit der sich verschiedene Varianten erstellen lassen: die Verklebung von Glas und Holz im Flügelrahmen ist immer gleich, aussen werden Holz oder Aluminiumprofile verarbeitet, je nach Kundenwunsch. Darüber hinaus befinden sich die Flügel bei allen Fenstern hinter der Isolation der Fassade. Beim Ganzglasfenster «Trend» zum Beispiel besteht die Mittelpartie dank der Verklebungstechnologie aus Glas.

Dank der Verklebung kann Hunkeler wirtschaftlich produzieren: Statt der Alu-Rahmen für Flügel und Blendrahmen beim klassischen Holz-Alu-Fenster benötigt er für sein aktuelles Modell lediglich einen für den Blendrahmen.

Bei der Frage des Schallschutzes und der Energieeinsparung sind Hunkelers Fenster auf aktuellem Stand: Das «Top-Win Plus» ist ein Passivhaus-Fenster, das mit geringeren Kosten als das frühere System gleicher Leistung produziert werden kann, weil der Aufbau einfacher gestaltet ist. Heute liefert das Unternehmen 90 % seiner Fenster mit Dreifach-Verglasungen aus.

jp

Veröffentlichung: 09. April 2015 / Ausgabe 15/2015

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