- Frau Hüsler-Hecht, Ihr Name verrät es: Sie sind die Tochter des Inhaberpaares. Seit wann sind Sie im Betrieb tätig?
- Ramona Hüsler-Hecht: Seit dem 1. Januar 2019 arbeite ich bei Hecht Holzbau. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich als Bankschreinerin tätig. Von 2018 bis 2020 habe ich die Weiterbildung zur eidgenössisch diplomierten Fachfrau Unternehmensführung KMU absolviert.
- Welche Rolle bekleiden Sie innerhalb des Familienunternehmens?
- Ich leite die Bereiche Finanzen und Administration und befinde mich zurzeit im Nachfolgeplanungsprozess. Ich werde den Betrieb von meinen Eltern übernehmen.
- Wie viele Personen arbeiten für die Hecht Holzbau AG? Wie viele davon sind Lernende?
- Total umfasst das Hecht-Team 42 Mitarbeitende. Davon sind 13 Lernende.
- Wie vertraut sind Sie mit den technischen Vorgängen im Unternehmen?
- Sehr gut. Dies natürlich vor allem auch im Zusammenhang mit den Fachkenntnissen aus meiner Schreinerausbildung. Ich durfte in den Jahren 2007 bis 2011 die Lehre als Schreinerin im Bereich Bau absolvieren, anschliessend war ich als Bau- und Bankschreinerin tätig. Dabei habe ich mich um Restaurationen und um die Fertigung von Möbeln, Türen, Küchen und Schränken in Massivholz gekümmert.
- Was ist aus Ihrer Sicht anders, in einem Betrieb zu arbeiten, der von Männern geprägt ist? Was schätzen Sie daran?
- Ich schätze die Ehrlichkeit. Männer sagen oft, was sie denken, und diskutieren nicht lange über ein Thema.
- Was können Sie als Frau zu einer funktionierenden Firmenkultur
- speziell beitragen?
- Ich halte mich an das Zitat des Lebenscoaches Fabrizio Perini: «Das Herzstück der Unternehmenskultur ist die Kommunikation zwischen den Menschen.» Wichtig ist für mich auch die Chancengleichheit. Ich möchte eine Vorbildfunktion wahrnehmen, Sicherheit und Ruhe ausstrahlen und dabei authentisch bleiben. Es ist mir wichtig, Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen, da Frauen teilweise auch eine andere Denkweise haben als Männer. Für mich ist Vertrauen einer der wichtigsten Punkte, der zu einer funktionierenden Firmenkultur beiträgt. Vertrauen bedeutet Sicherheit und ist ein sehr emotionaler Aspekt, wenn es um die Loyalität der Mitarbeitenden geht.
- Wie sehen Sie den Frauenanteil in der Holzbranche?
- Ich begrüsse es sehr, dass Frauen auch in einer von Männern dominierten Arbeitswelt Fuss fassen. Ich sehe, dass die Tendenz in der Baubranche steigend ist.
- Hatten Sie je das Gefühl, sich als Frau mehr beweisen zu müssen? Begegnete man Ihnen mit Vorbehalt?
- Ja. In der Lehrzeit und auch ein bis zwei Jahre später noch. Heute sieht das aber anders aus, und man behandelt mich respektvoll.
- Wie sieht ein normaler Arbeitstag der Ramona Hüsler-Hecht aus?
- An einem normalen Arbeitstag tätige ich diverse Personalabklärungen, kontrolliere die Stundenerfassungen, schreibe Rechnungen, erledige Kreditoren- und Debitoren-Buchungen. Weiter fallen verschiedenste Administrationsarbeiten in meinen Aufgabenbereich wie Offerten ausfüllen mit der SIA-Schnittstelle, Begleitschreiben, neue Aufträge eröffnen und im System erfassen. Aktuell beschäftigt mich der Aufbau einer neuen Datenstruktur intensiv.
- Gibt es Lieblingsaufgaben?
- Ja, das gibt es. Sehr gerne mache ich personelle Abklärungen im Versicherungsbereich, weil man immer wieder Neues dazulernen kann.
- Diese Frage muss abschliessend sein: Was bedeutet Ihnen Holz? Im Speziellen Schweizer Holz?
- Holz ist für mich einzigartig. Echtheit, Wärme und Geborgenheit sind natürliche und emotionale Aspekte der heutigen Technologie, weil kein Baum wie der andere ist. Ich finde es wichtig, dass ich meinem Nachhaltigkeitsgedanken treu bleibe und die natürliche Ressource Holz verwende. Besonders auch Schweizer Holz. Wer mit Schweizer Holz baut, sichert Arbeitsplätze in der Schweiz und nimmt Verantwortung für die Umwelt wahr. Mit dieser regionalen und nachvollziehbaren Wertschöpfung kann ich mich echt identifizieren.
Zur Person
Ramona Hüsler-Hecht (30) absolvierte eine Ausbildung zur Bauschreinerin und liess sich nach einigen Jahren der praktischen Berufserfahrung zur eidgenössisch diplomierten Fachfrau Unternehmensführung KMU weiterbilden. Damit legte sie das Fundament, um dereinst das Familienunternehmen Hecht Holzbau in Sursee LU übernehmen zu können, in dem sie seit bald drei Jahren tätig ist.
www.hecht-holzbau.ch
Social-Media-Kampagne
Die Branchenorganisation Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz (LHZ) hat mit einer Social-Media-Kampagne Frauen in der Holzbranche sichtbar gemacht. LHZ-Mitarbeiterin Fabienne Wey hat mit Interviews spannende Frauen in den Mittelpunkt gestellt, die als Schreinerinnen, Försterinnen oder Sägerinnen arbeiten. Die Schreiner- zeitung veröffentlicht einige Inhalte aus er Kampagne.
www.lignum-zentral.ch
Fabienne Wey, SZ, SZ
Veröffentlichung: 28. Oktober 2021 / Ausgabe 44/2021