Individuelles Schwitzen von Profis

Die Sauna wird immer transparenter und auch Bestandteil des Wohnraumes, mit dem sie den Boden teilt. Bild: Küng AG

Saunabau.  Spezialisierte Unternehmen fertigen Wärmekabinen aus Holz, die viel Technik beinhalten. Diese Saunas werden auch für Wohnräume immer beliebter, wodurch sich eine Zusammenarbeit mit Innenausbau-Schreinern ergeben kann.

Jetzt, wo auch die flacheren Regionen der Schweiz wieder ein wenig Schnee erhalten haben, kommt wieder der Wunsch nach wohliger Wärme. Es ist Saunazeit. In Skandinavien, wo diese Art des Schwitzens weit verbreitet ist, werden solche Räume an den unmöglichsten Orten eingebaut und es funktioniert. Das Klima und die Art, wie in der Schweiz Häuser gebaut werden, sind aber etwas anders. Um an einer Sauna wirklich Freude zu haben, muss sie auch entsprechend gebaut sein.

Im Wohnraum höhere Anforderungen

Grundsätzlich kann eine Sauna überall ein-gebaut werden, wenn der Platz vorhanden ist, nasse Füsse beim Herauskommen kein Problem sind und eine Dusche gut erreichbar ist. Der Keller scheint aber heute für diesen Zweck ausgedient zu haben. Immer mehr Käufer solcher Kabinen wün-schen deren Platzierung im Wohnbereich. Das kann ein Fitness- aber auch Wohlfühlraum mit Sofa und Fernsehgerät oder Ähnlichem sein.

Solche speziellen Raumnutzungen sind für den Schreiner wirtschaftlich interessant: Schliesslich soll die Ausstattung in einem Wohnraum zusammenpassen, und diese, sowie eventuell die Aussenhülle der Sauna, wird vom Schreiner gefertigt. Das bedeutet aber auch ein gemeinsames Planen und koordiniertes Vorgehen. Je früher der Saunabauer in die Planung mit einbezogen wird, umso besser lassen sich unnötige Kosten vermeiden und Kundenwünsche erfüllen.

Hölzer mit speziellen Aufgaben

Eine Sauna ist ein komplexes Gerät aus einem speziell isolierten und ausgekleideten Gehäuse mit einer der Nutzung angepassten Möblierung, einem Ofen, Beleuchtung und einem Be- und Entlüftungssystem mit Steuerung. Wie jedes Gerät funktioniert es im gut abgestimmten Zusammenspiel seiner Komponenten, welche funktionell, ästhetisch und ergonomisch den Kundenwünschen und der vorgegebenen Örtlichkeit angepasst sein müssen. Planung, Herstellung und Einbau sind Dinge für den Fachmann, der dafür auch eine Garantie übernehmen kann.

Als traditionelle Hölzer für den Saunabau gelten nordische Fichte und Föhre, Zeder oder Espenholz. Die Hersteller setzen heute aber ebenfalls andere Holzarten wie Ahorn oder im Extremfall sogar Nussbaum ein, um die Sauna in das Wohnkonzept zu integrieren. Es ist sogar in manchen Situationen sinnvoll, dass der Schreiner nach Absprache dem Saunabauer das Holz für die Innenwände bringt, was beispielsweise bei Altholz ein durchgängiges Bild ermöglicht. Beachtung sollte aber die Holzausdünstung erhalten, denn Gerüche sind für das Wohlbefinden massgebend. Bei den Sitz- und Liegebänken dürfen die traditionellen Hölzer nicht angetastet werden. Nur ein gleichmässig offenporiges Holz wird nicht heiss und ist somit bei jeder Temperatur angenehm nutzbar.

Mehr Luftfeuchtigkeit

Auf einem klassischen Ofen einer finnischen Sauna hat es rund 20 kg Steine, welche die Hitze speichern und auf angenehme Weise abgeben. Bei einem Aufguss mit Wasser und Aromastoffen wird eine kurzzeitige Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, aber auch ein Ansteigen der Hitze erreicht. «Wenn in Nordskandinavien eine Sauna in ein Haus eingebaut wird, ist dieses meistens aus Holz. Zusammen mit den dort herrschenden klimatischen Bedingungen ergibt das ein Saunaklima, welches als sehr angenehm empfunden wird», sagt Tony Küng, Inhaber der Küng AG Saunabau.

«Die Umstände in der Schweiz sind jedoch in den gemauerten Häusern oft anders, wodurch die stark erhitzte Luft sehr trocken ist und die Atemwege der Nutzer belastet. Ein Aufguss hilft da nur kurzfristig und erhöht zusätzlich die Hitze. Wir haben daher seit Anfang der Achtzigerjahre eine Methode mit weniger Temperatur und mehr Luftfeuchtigkeit entwickelt.» Diese Öfen haben einen separaten Wasserbehälter, der gezielt entsprechend der Steuerung für Feuchtigkeit sorgt. So lassen sich auch Heilkräuter und Aromastoffe beigeben.»

Klassisch oder modern schwitzen

Mit der entsprechenden Steuerung können verschiedene Saunaprogramme eingestellt werden, die den persönlichen Bedürfnissen des Nutzers entsprechen. Es werden heute vor allem zwei Arten unterschieden:

  • Die finnische Sauna mit Temperaturen von 80 bis fast 100 °C. Sie hat in der Regel noch eine Luftfeuchtigkeit von 15 %.
  • Die Bio-Sauna mit 40 bis 60 °C und einer Feuchtigkeit von 40 bis 60 %. Damit lässt sich genauso schwitzen, ohne aber den Körper hoch zu belasten.

Bauliche Voraussetzungen

Um solche Programme sicher ablaufen lassen zu können, sind die Kabinen mit entsprechenden Sensoren ausgestattet. Die ganze Technik benötigt ein gewisses Mass an baulichen Voraussetzungen:

Eine Person verliert während eines Saunabades bis zu zwei Liter Wasser – es muss entsprechend eine Luftzirkulation ermöglicht werden, die dafür sorgt, dass sich alle Nutzer wohl fühlen und es keine Schäden geben kann. Entsprechende Vorkehrungen müssen frühzeitig geplant werden. Gerade in heutigen Minergie-Häusern ist diese Anpassung denn auch eine spezielle Herausforderung. Das Vorhandensein einer kontrollierten Lüftung muss dem Saunabauer vorgängig bekannt sein.

Was den Energiebedarf betrifft, so benötigt der Ofen relativ viel Anlaufstrom, um die Hitze zu erreichen, weshalb ein 400-V-Anschluss notwendig ist. Insgesamt ist der Verbrauch dann aber gar nicht so hoch und kostet laut Tony Küng nicht über fünf Franken pro Saunaabend. Es empfielt sich, den Anschluss in der Decke über der Kabine vorzuzsehen und daneben einen weiteren mit 230 V für Steuerung, Licht und Lüftung.

Die Alternative aus Japan

In jeder Kultur kommt Schwitzen in irgendeiner Form vor, und so hat sich noch eine zweite Holzkabine einen festen Platz in der Schweiz erobert. Sie hatte ihren Ursprung in den Sechzigerjahren in Japan. Dann wurde dort die erste Infrarotkabine zum Patent angemeldet. Über Amerika fand sie zwanzig Jahre später den Weg nach Europa und in die Schweiz. Vieles ist der finnischen Sauna sehr ähnlich, und doch gibt es einen grossen Unterschied, wie die Wärme in den Körper gelangt.

Der Zweck der Infrarotsauna war damals, Linderung und Heilung bei Rückenschmerzen, Verspannungen, Arthritis, Rheuma und noch einigem mehr zu erwirken. Dabei spielt die Qualität der Infrarotstrahlen, und somit der Geräte eine sehr grosse Rolle. Mit Wellenlängen von 760 bis 1400 nm werden auch tiefere Schichten im menschlichen Gewebe erreicht. Bei Werten darüber absorbiert bereits die Hautoberfläche die Strahlung und sie kann nur noch als angenehme Wärme empfunden werden.

Im Bereich der Strahler wurde am meis- ten Entwicklung betrieben, und so gibt es heute verschiedene sehr gute Produkte. Geräte, welche die notwendigen Wellenlängen aber nicht erreichen, gehören nicht in eine Infrarotkabine.

Noch tiefere Temperaturen

Die Infrarotkabine ist ein sehr technisches Produkt, welches exakt auf die gewünschten Bedingungen ausgelegt sein muss. Das Schwitzen findet dafür auch schon bei einer Temperatur zwischen 30 und 45 °C statt. So warm sollte die Kabine sein, wenn sie betreten wird. Mit über 50 °C kann sie schon als unangenehm empfunden werden.

Philipp Wey produziert schon seit 1993 mit seiner Firma Sanatherm Infrarotkabinen in der Schweiz und ist ein begeisterter Verfechter dieser Technik. Die Idee der Bio-Sauna mit der Luftbefeuchtung hat ihn allerdings überzeugt, denn auch hier liegt die Luftfeuchtigkeit bei rund 15 %. Ein manuell oder elektronisch geregeltes Gerät schafft optional Abhilfe und verbessert die Atmung während des Saunagangs.

Andere Ansprüche

Was braucht es aber in baulicher Hinsicht, wenn eine solche Kabine gewünscht wird? Infrarotstrahler müssen so positioniert sein, dass sie die richtigen Körperstellen bestrahlen und auch einen optimalen Abstand zu diesen haben. Das bedeutet, dass Strahler im Rücken vom Becken bis zum Genick reichen und auf der gegenüberliegenden Seite anderen die Unterschenkel anstrahlen. Die Benutzung geschieht vor allem sitzend. Der ausgewählte Ort sollte also diese Haltung und Positionierung ermöglichen, wobei die Beine meistens nicht frontal angestrahlt werden müssen.

Vielen wird die kleine, schrankförmige Infra- rotkabine ein Begriff sein, die einfach irgend- wohin gestellt werden kann und dann der Stecker eingesteckt wird. Die gibt es natürlich immer noch. Aber die Zeiten und Möglichkeiten ändern sich und die Entwicklung geht in eine andere Richtung: Wie bei der finnischen Sauna steigt der Wunsch nach einer formschönen Lösung im Wohnbereich, und so werden heute individuelle Geräte gebaut, die selbstbewusst und modern ihrem Umfeld angepasst sind.

Was man wissen sollte

Eine Saunakabine moderner Bauweise hat grundsätzlich keinen eigenen Boden, sondern lässt den Aussenraum im Inneren wei- tergehen. Das gilt bei Infrarot- genauso wie bei finnischen Saunas. Holzböden, wie sie auch in den Badezimmern zur Anwendung kommen, sind dabei durchaus geeignet. Mit den relativ niederen Temperaturen ist allerdings eine spezielle Abluftlösung nicht notwendig.

Ein umlaufender Abstand der Kabinenaussenwand zur Zimmerwand muss rund 5 cm betragen und zur Zimmerdecke sollten noch 15 cm Platz bleiben. Für die Zirkulation reicht dann aber eine Schattenfuge der Front zur Decke von mindestens 2 cm. Was den Strom betrifft, so benötigen die Strahler nur die Hälfte einer gleich grossen finnischen Sauna. Und dennoch macht ein 400-V- Anschluss Sinn, um den Leistungsbedarf grösserer Kabinen abzudecken, denn selbst eine kleine, hochwertige Kabine mit 230-V-Stecker benötigt in der Regel 16 A Leistung, und somit einen speziell abgesicherten Anschluss.

Ob finnisches oder japanisches Schwitzen bevorzugt wird, ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Wer sich nicht festlegen will, kann sich auch eine kombinierte Version installieren lassen – damit werden diese Fluchten aus dem Alltag zu einem wärmenden internationalen Erlebnis.

www.kuengsauna.chwww.sanatherm-saunabau.ch

ab

Veröffentlichung: 29. Januar 2015 / Ausgabe 5/2015

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