Innovation ist stärker gefragt denn je

Ausgezeichnet werden mit dem Innovationspreis Holz nicht nur Ideen, sondern praxisreife Anwendungen. Bild: Shutterstock

Innovationspreis.  Zum fünften Mal wird an der Holz in Basel der Innovationspreis verliehen. Ausgezeichnet werden die herausragendsten Eingaben, die eine technologie-, verfahrens- oder produkteorientierte Neuigkeit zum Thema Holz bieten. Fünf Projekte sind nominiert.

Schon der Schriftsteller Mark Twain hatte vor über 120 Jahren folgerichtig festgehalten: «Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.» In Bezug auf den Innovationspreis Holz gilt es zu ergänzen, dass Machbarkeit und Umsetzung im Handwerk nach wie vor das Mass aller Dinge ist. «Tatsächlich liegt das Augenmerk bei diesem Wettbewerb stark auf dem Mehrwert für die Schreiner und Holzbauer sowie auf den Marktchancen der Projekte», erklärt Erich Zeller (Bild), Jurypräsident des Innovationspreises und ehemaliger Geschäftsführer der Lamello AG. Mit dem Innovationspreis werden dieses Jahr bereits zum fünften Mal herausragende Projekte ausgezeichnet, die eine technologie-, verfahrens- oder produktorientierte Innovation zum Thema Holz und zur Holzbearbeitung bieten. Diese sollen dann auch von den Besucherinnen und Besuchern an der Fachmesse Holz bestaunt werden können. 2022 wurden für den Wettbewerb in den Kategorien Materialien, Holzbearbeitung, Schreinerei/Innenausbau, Holzbau und IT/Digitalisierung total 33 Projekte eingereicht.

Situation ruft nach Innovationen

Jurypräsident Erich Zeller und die Messeleitung der Holz sind sich bewusst, dass das Jahr 2022 geprägt ist von zahlreichen neuen Herausforderungen, mit denen die Unternehmen der Holz verarbeitenden Branche zu kämpfen haben. «In solchen Zeiten ist Innovation mehr gefragt denn je», betont Zeller. «Die Schreinereien und Holzbauer und deren Zulieferanten müssen auf diese neuen Situationen reagieren, Ideen entwerfen und diese auch umsetzen – auch jetzt, wo die Auftragsbücher wieder voll sind.» Zeller zeigt sich deshalb sehr erfreut über die zahlreichen Unternehmen, die ihre Neuheiten zur Beurteilung durch die Jury eingereicht haben.

In einem zweistufigen Bewertungsverfahren benoteten die Jurymitglieder die Projekte nach Kriterien wie Originalität, Marktchancen, praktischem Nutzen, Anwendungsreife, Design und Ästhetik. Auch der Umgang mit den Umfeldfaktoren spielte mit bei der Bewertung. «Weiter gibt es natürlich Pluspunkte, wenn die Entwicklung, das Design oder die Produktion der Projekte in der Schweiz erfolgten», erläutert Zeller. Von den 33 eingereichten Projekten für den Innovationspreis Holz 2022 schaffte es rund die Hälfte in die zweite Runde. An der physisch durchgeführten Endjurierung wurden dann intensive Diskussionen geführt. Noch einmal hiess es für die Jurymitglieder, die Argumente einzubringen und für ihre Favoriten zu kämpfen, damit tatsächlich die besten Innovationen in die Endauswahl kommen. Die Nomination für den Innovationspreis Holz 2022 haben folgende fünf Unternehmen geschafft (Auflistung in alphabetischer Reihenfolge):

  • Arthur Bründler AG, Altendorf: «Hand- Guard»
  • Fagus Suisse SA: Hochfestes Stabschicht- holz aus Buche und anderen heimischen Laubholzarten für konstruktive Anwen- dungen
  • Hawa Sliding Solutions AG: Hawa Junior Acoustics
  • Lamello AG: Clamex «P-14/10 Flexus»
  • Oertli Werkzeuge AG: Castor Sprint Bohr- und Universalfräser

Diese fünf nominierten Projekte werden unten und auf den nächsten beiden Seiten ausführlich präsentiert.

Preisverleihung am ersten Messetag

Die Gewinner werden am ersten Messetag, der Holz, dem Dienstag, 11. Oktober 2022, im Rahmen einer Abendveranstaltung live vor Ort bekannt gegeben und geehrt. Drei der nominierten Innovationen dürfen sich auf die Auszeichnungen Gold, Silber oder Bronze freuen.

www.holz.ch/de/p/innovationspreis-holz.129377

 

 

Mehr Sicherheit an der Kreissäge mit künstlicher Intelligenz

Die Arthur Bründler AG steigt mit dem neuen Sicherheitssystem «HandGuard» für Formatkreissägen von Altendorf ins Rennen der letzten fünf Anwerter auf den Innovationspreis Holz 2022. Diese auf künstliche Intelligenz und Kameraerkennung basierende Erfindung wird nach Erachten der Arthur Bründler AG besonders nachhaltig dazu beitragen, die Zahl der Unfälle mit Kreissägen zu reduzieren.

Derzeit sind nur kapazitive Sicherheitssysteme für Kreissägen auf dem Markt bekannt. Diese beruhen auf der Erkennung des Fingers oder der Erkennung direkt vor dem Sägeblatt. Somit reagiert die Kreissäge nur dann, wenn eine Verletzung vorhanden oder unvermeidbar ist. Das «HandGuard»-System unterscheidet sich gemäss Unterlagen der Arthur Bründler AG wesentlich dadurch, dass eine Vorerkennung der Hand auch bei Annäherung mit höherer Geschwindigkeit möglich ist, was zu einer kontrollierten Abschaltreaktion der Maschine führt. Nach einer Auslösung kann der Bediener durch eine einfache Bestätigung weiterarbeiten; weder Werkzeug noch Werkstück werden beschädigt.

www.bruendler.ch

 

 

Stabschichtholz macht Schweizer Buche stärker

Fagus Suisse ist ein nationales Start-up aus Les Breuleux JU mit dem Ziel, die zunehmende Nachfrage nach Hochleistungshölzern für den konstruktiven Holzbau für mehrgeschossige Bauten mit hochstehenden Produkten aus zertifizierter Schweizer Buche zu bedienen. Hierfür hat Fagus die ganze Produktionskette optimiert und führte mit den Stabschichtholz-Produkten aus Massivbuche eine neuartige Produktegattung im Schweizer Markt ein. Diese Produkte und deren Anwendung wurden für den Innovationspreis Holz 2022 nominiert.

«Dank der innovativen Stabtechnologie von Fagus kann konstruktives Laubholz erstmals industriell und preisgünstig in der Schweiz hergestellt und für den Bau von Hallen, Hochhäusern und sogar Brücken eingesetzt werden», schreibt das Unternehmen in seiner Bewerbung. Mit der Stabtechnologie könnten zudem filigrane Konstruktionen, ausgedehnte Spannweiten und schlanke Stützen realisiert werden. Die Klimabilanz der Gebäude werde verbessert und die heimische Wirtschaft profitiere von einer höheren Wertschöpfung.

www.fagussuisse.ch

 

 

Mehr Dichtheit dank erweitertem Schiebesystem

Ebenfalls für den Innovationspreis Holz 2022 nominiert ist die Systemerweiterung Junior Acoustics der Beschlägeherstellerin Hawa Sliding Solutions AG. Hiermit wird gemäss Herstellerangaben der raumsparende Komfort von Schiebetüren mit einer höchst wirksamen Schalldämmung von Raum zu Raum bis zu 41 Dezibel ergänzt. Eine optimierte Rundumdichtung reduziert die Schallübertragung von Raum zu Raum und lässt dabei auch unerwünschtes Licht, Zugluft und Gerüche vor der Tür. Der damit verbundene Komfortgewinn gelingt dank integrierter, unsichtbarer Technik ohne ästhetische Kompromisse.
Der Hawa Junior Acoustics unterstützt sowohl Vorwand- als auch Taschenkonstruktionen mit raumhohen Anwendungen. Dabei kann der Schreiner gemäss Hawa Standard-Türblätter verwenden, die auch nach der Bauvollendung montiert und eingestellt werden können. Hawa verspricht unter anderem durch die bei beiden Konstruktionen identischen Garnituren und variablen Durchgangsmasse eine einfache Planung, eine effiziente Lagerung und flexible Montage.

www.hawa.com

 

 

Einfache Verbindung für komplexe Bauteile

Der von Lamello für den Innovationspreis Holz 2022 eingereichte «Clamex P-14/10 Flexus» ist ein Verbinder, der mit der formschlüssigen P-System-Nut rasch im Werkstück verankert werden kann. Durch die Bedienungsöffnung von 6 Millimetern wird «Clamex P-14/10 Flexus» gemäss Herstellerangaben über einen Hebel verbunden und wieder gelöst. Als weitere Vorteile werden der werkzeuglose Einbau, die Schiebetoleranz, die Verdrehsicherheit und die Stapelbarkeit genannt. Neu beim «Clamex P-14/10 Flexus» sind die flexiblen Positionierbolzen, durch welche keine starren Elemente des Verbinders vorstehen. Diese Positionierbolzen ermöglichen den Einbau von Werkstücken in einen bereits montierten Korpus und vereinfachen so die Aufbaureihenfolge. Die Positionierbolzen rasten im Gegenstück ein, wodurch auch Elemente mit 90-Grad-Gehrungen einfach montiert werden können. Eingesetzt werden kann der «Clamex P-14/10 Flexus» vor allem im Möbelbau bei vertikalen, horizontalen oder schrägen Tablaren oder Abtrennern sowie im Innenausbau und Ladenbau.

www.lamello.ch

 

 

Ein Bohr- und Universalfräser, der tief eintaucht

Ins Finale der letzten fünf Eingaben für den Innovationspreis Holz 2022 hat es auch der Bohr- und Universalfräser Castor Sprint auf der Welle von der Oertli Werkzeuge AG geschafft. Besonders für Holzbauer ist diese Neuheit interessant, da mit dem Fräser Materialstärken von über 400 Millimetern von einer Seite bearbeitet werden können.

Das Werkzeug eignet sich gemäss Hersteller zur Bearbeitung von Hart- und Weichholz, Brettsperrholz und Leimbindern auf CNC-Abbundanlagen. Es dient vorzugsweise zum Nut- und Taschenfräsen sowie Fälzen, Fügen und ist ausserdem auch als Bohrfräser verwendbar, insbesondere zur Herstellung von Bohrungen mit einer Helix-Ver-fahrbewegung oder zum Eintauchen in einer Rampe für das Fräsen von geschlossenen Nuten sowie taschenförmigen Ausnehmungen. Oertli betont, dass das Werkzeug unabhängig vom Abnutzungsgrad dimensionsstabil bleibt. Weiter lasse sich die Bohrkrone bei Beschädigung oder extremer Abnutzung austauschen. Der in der EU zum Patent angemeldete Castor Sprint Bohr- und Universalfräser wird noch vor Jahresende 2022 zur Verfügung stehen.

www.oertli.ch

Die Fachjury

Die Jury des Innovationspreises Holz 2022 wird präsidiert von Erich Zeller, ehemaliger Geschäftsführer der Lamello AG. Ihm stehen für die Bewertung und Jurierung der Projekte folgende zehn Fachpersonen zur Seite:

  • Karl Bucher, Karl Bucher AG, Schreinerei, Goldau SZ
  • Patrik Ettlin, VSSM / Schreinerzeitung
  • Mark Röthlisberger, Röthlisberger Schreinerei AG, Gümligen BE
  • Tilmann Laube, Beratung-Coaching-Umsetzung, Zürich
  • Norbert Meier, Tale Designstudio, Münchenstein BS
  • Reto Riedberger, Arnold Hohl AG, Lütisburg SG
  • Bernhard Letsch, Berner Fachhochschule, Biel BE
  • Walter Schär, Schärholzbau AG, Luzern
  • Martha Walker, Holzbau Schweiz
  • Urs Zurbuchen, Zurbuchen AG, Schreinerei, Amlikon TG

Patrik ettlin, PET

Veröffentlichung: 29. September 2022 / Ausgabe 39/2022

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