Keine leichte Aufgabe

Das Einsetzen einer 800 kg schweren Verglasung erfordert viel Feingefühl. Bild: Konzept Fenster GmbH

Fenstermontage.  Die fachgerechte Montage von Fenstern ist Voraussetzung für die langfristige Gebrauchstauglichkeit. Die Aufgabe ist schwieriger geworden durch die grossen Fensterflächen, die Schallschutz- und Sicherheitsanforderungen sowie die schwellenfreien Übergänge.

Jeder Bau ist individuell und stellt die Fachleute vor neue Herausforderungen. In der Fenstermontage beginnt die Schwierigkeit mit dem Zugang zur Baustelle. Die Fensterböcke sollten zum Beispiel an einem sicheren, aber trotzdem zugänglichen Ort gelagert werden können. Für die Verteilung auf die Stockwerke braucht es bei grösseren Projekten Gerüstpodeste. Dank diesen müssen schwere Elemente nicht mühsam hochgetragen werden, zudem können Krankosten und viel Zeit gespart werden. Zeit ist heute normalerweise in der Terminplanung ohnehin knapp bemessen.

Schwere Fixgläser können zum Teil nur durch einen Teilabbau des Gerüsts an den Montageort gesetzt werden. Damit ein Montageteam mit dem Verteilen der Fensterelemente auf die Stockwerke beginnen kann, müssen die Vorkehrungen vorgängig durch den Projektleiter der Fensterfirma mit dem Bauleiter koordiniert werden.

Vier bis sechs Mitarbeiter verteilen die Fenster an die dafür vorgesehene Position. Muhamet Krasniqi, Geschäftsleiter der Firma K2 Fenster GmbH in St.Gallen, erklärt das folgendermassen: «Da es heute auch bei kleineren Gebäuden immer grössere Fensterelemente dabei hat, braucht es in der Regel mindestens vier Mitarbeiter.» Nach der Positionierung der Fensterelemente werden laut Krasniqi die Arbeiten aufgeteilt: montieren, ausschäumen oder stopfen mit Seidenzopf sowie innen und aussen abdichten. «Je nach Grösse und Zeitdruck werden hierfür ein bis vier Mitarbeiter eingesetzt.»

Ohne Ausbildung geht es nicht

Für die fachgerechte Montage werden Schreiner, Zimmerleute, Monteure mit langjähriger Berufserfahrung oder Fachleute aus der Fensterproduktion eingesetzt. Drago Nedic, Geschäftsleiter von der Dalu Montagen GmbH in Gossau SG, führt mit seinem Partner ein Team von 13 Mitarbeitern. «Damit wir die Qualität unserer Montage gewährleisten können, ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter an Montagekursen des Schweizerischen Fachverbandes Fenster- und Fassadenbranche (FFF) teilnehmen. Grössere Fensterfirmen bieten für ihre Monteure und ihre Subunternehmer zudem selber Montagekurse an», sagt Nedic.

Die FFF-Montagekurse finden jeweils im März für die Deutschschweiz und im Juni für die Romandie statt. Im Vordergrund stehen Themen wie bauphysikalische Grundlagen, Montagetechnik, Abdichtungen, Isolation, Gesetze, Normen und das Auftreten des Monteurs vor dem Kunden.

Die technischen Anforderungen an die Montage und das Fachwissen der ausführenden Personen werden mehrheitlich unterschätzt. Ein guter Monteur ist in der Lage, Schwachstellen bei mangelhafter Detailplanung sofort zu erkennen und entsprechende Massnahmen einzuleiten.

Am Anfang steht die gute Planung

Nach Aussagen der Geschäftsleiter der beiden Fenstermontagefirmen ist es heute schwierig, erfahrene Fenstermontage-Fachkräfte zu rekrutieren. Wegen der stetig sinkenden Montagepreise und der immer schwereren Elemente sei der Markt an erfahrenen Fenstermontagekräften sehr klein. Neues Personal müsse zuerst mit grossem Aufwand geschult und eingearbeitet werden. Damit die gedrückten Montagepreise gedeckt werden können, setzen laut Krasniqi und Nedic viele Montagefirmen ungelernte Monteure ein, was zu Mängeln in der Ausführung führe.

Für Josef Knill, Geschäftsführer und Inhaber der Firma Fensterinform in Siegershausen TG und FFF-Co-Präsident, sind mangelhafte Montagen ein wichtiges Thema, zumal er sich täglich mit groben Baumängeln konfrontiert sieht. «Entstehen Schäden, ist die Ursache nicht nur bei der Montage und den verantwortlichen Monteuren zu suchen», sagt er. In vielen Fällen beginne die Problematik schon bei der schlechten Planung sowie der daraus folgenden Ausschreibung und Definition der geforderten Leistungseigenschaften gemäss den geltenden Normen. Die Folgen seien, dass Lastabtragung, Flachdachanschlüsse, Bauanschlüsse generell, Behindertengerechtigkeit, Vorgaben der Statik usw. nur mit erheblichen Kompromissen und grossen bis sehr grossen Kostenfolgen ausgeführt werden können. «Bei exponierten Lagen und herausfordernden Architekturen kommt es deshalb nicht selten zu unschönen Komplikationen, ganz nach dem Motto: ‹Kleine Ursache – grosse Wirkung›.»

Pflichten für Planer und Unternehmer

Es ist also nicht nur zwingend, dass die Montagefachleute ihre Pflichten wahrnehmen, sondern auch die Planer und Unternehmer müssen sich an die Spielregeln halten. Josef Knill: «Wenn alle wichtigen Kriterien berücksichtigt werden, steht einer erfolgreichen Montage nichts im Wege.»

Zu den Pflichten des Planers gehört immer eine genaue Bedarfsabklärung mit der Bauherrschaft. Er muss die Leistungsanforderungen und die bauphysikalischen Eigenschaften sowie auch die Bauanschlüsse und die Materialien in den Ausschreibungsunterlagen klar definieren. Vor Montagebeginn muss er ausserdem Hauptachsen und Meterrisse markieren und klar ersichtlich machen. Und vor allem bei übergrossen Fensterelementen muss er die Zugänglichkeit zu Fassade und Gerüst sicherstellen. Der Planer muss darüber hinaus während der Bauphase dringend die Baufeuchtigkeit überwachen, damit keine Feuchteschäden entstehen können.

Der Unternehmer hat dagegen die Pflicht, Angaben zu Einbauaufforderung und Verfahren auf der Baustelle zu machen, wenn der Hersteller nicht für den Einbau des Produkts verantwortlich ist. Zudem müssen klare Anleitungen zur Bedienung des Produkts und zum Auswechseln eines Bauteils vorhanden sein. Auch das Kontrollieren des Untergrundes auf Lot und Unebenheit ist Sache des Unternehmers und sollte bei Unstimmigkeiten dem Bauherrn vor der Montage mitgeteilt werden.

Bei der Startsitzung nach der Werkvertragsunterzeichnung ist es für Planer und Unternehmer zwingend, folgende Punkte zu traktandieren:

  • Wer liefert welche Grundlagen für die Planung der Bau- und Flachdach- anschlüsse?
  • Welche Schnittstellen und welchen Koordinationsbedarf gibt es in Bezug auf die Nebenhandwerker?
  • Die Entscheide müssen in einem Beschlussprotokoll festgehalten werden.

Monteure haben grosse Verantwortung

Die Pflichten der Montagefachleute liegen darin, nach Meterriss, Detailplanung und den geforderten Normen zu montieren. Sind die Vorgaben nicht definiert, führt das unweigerlich zu Montagefehlern. Die Verwendung der richtigen Materialien und der richtigen Befestigungstechnik wie auch das Einhalten von Montagerichtlinien betreffend Brandschutz, Schallschutz usw. gehören ebenfalls zu den Aufgaben der Montageverantwortlichen. Eine saubere Lagerung von Fensterelementen und Zubehör ist wichtig, damit nicht schon vor Montagebeginn Feuchteschäden am Produkt entstehen können. Weiter sollte das Abdichten bei widrigen Bedingungen wie Temperaturen unter 5 °C, hoher Feuchtigkeit und schlechtem Untergrund unterlassen werden. Und nicht vergessen gehen darf, dass eine offene Kommunikation mit dem Projektleiter der Fensterfirma und der verantwortlichen Bauleitung ebenso wichtig ist wie das Führen von Baurapporten.

Für Christian Jäger, Projektleiter von der Konzept Fenster GmbH im st. gallischen Oberbüren ist nebst einer genauen Detailplanung auch die Präsenz auf der Baustelle ein wichtiges Anliegen. «Durch eine hohe Präsenz vor Ort können Details, die in der Praxis meist von der Theorie abweichen, direkt mit dem Monteur besprochen werden», sagt Jäger. Nötigenfalls könnten auch Architekt und Bauleiter hinzugezogen werden. «Die besprochenen Details werden sogleich in einem Rapport festgehalten, der von allen Seiten unterschrieben wird. Kommunikations- und Entscheidungswege können so sehr kurz gehalten werden, und alle Beteiligten wissen Bescheid.»

Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit der Montage immer wieder stellt: Ist das Beauftragen von Subunternehmern im Vergleich zu eigenen Monteuren mit Nachteilen verbunden? Christian Jäger verneint: «Wir arbeiten mit Montagefirmen zusammen, mit denen wir schon mehrjährige Erfahrung sammeln konnten, und wir wissen, welche Qualität wir bekommen.» Gute Montageteams, die als Subunternehmen agieren, hätten keine Nachteile gegenüber eigenen Monteuren. «Die Subunternehmer stehen ja auch für ihren eigenen Namen in der Verantwortung», sagt Jäger.

Hilfsmittel erleichtern die Arbeit

Wegen der heute immer grösser und schwerer werdenden Elemente sind Montagefirmen öfter gezwungen, auf Hilfsmittel zurückzugreifen. Das St.Galler Transportunternehmen Emil Egger AG bietet Hilfen für den «groben Einsatz» an. Pascal Hofer, Projektleiter Schwergutlogistik bei Emil Egger, kommt ins Schwärmen, wenn er davon erzählt: «Wir haben mittlerweile Gegengewichtsbalken im Einsatz, dank denen wir zehn Meter unter einem Dachvorsprung Fenster montieren können.» Ausserdem besitze die Firma Sauganlagen, mit denen sich bis zu 2 t schwere Gläser anheben lassen. Diese Sauger seien auch auf den Gegengewichtsbalken anwendbar.

Auch die Firma FM Tools GmbH aus Winterthur ZH bietet eine Montagehilfe an. Mit dem Fensterlift «Pit» kann ein Mann ohne Mühe Fensterflügel mit einem Gewicht von bis zu 120 kg einhängen. Der Montagelift hat ein relativ geringes Eigengewicht von 44 kg. Die grossen Räder überwinden zudem problemlos Schwellen und Stufen.

www.k2fenster.chwww.fensterinform.chwww.fff.chwww.konzeptfenster.chwww.ete.chwww.fmtools.ch

loe

Veröffentlichung: 23. Juli 2015 / Ausgabe 30-31/2015

Artikel zum Thema

25. April 2024

Kein Durchkommen

Insektenschutz.  Der Frühling ist Rollo- und Plisseezeit. Es lohnt sich für Schreiner, die Chance auf eine zusätzliche Dienstleistung zu prüfen und den Insektenschutz kennenzulernen. Denn der sogenannte Querverkauf schafft nicht nur Umsatz, sondern auch Kundenkontakte.

mehr
15. Februar 2024

Eine Frage des Formats

Sonderformate.  Der Umgang mit besonderen Konstruktionen und Formaten, wie etwa Wende-fenstern oder Schwingflügeln, ist für die meisten ungewohnt. Die Schreinerzeitung hat einige aktuelle und bewährte Beispiele von Fenstern abseits der üblichen Pfade gesichtet.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Fenster