Kleine Werkstätten für Gaumenfreuden

Nur schon das zweite und das vierte Modul zusammen ergeben eine brauchbare Küche. Bild: Stadtnomaden GmbH

Miniküchen.  Für die Zubereitung von Essen und Trinken und das anschliessende Aufräumen braucht es ein Minimum an Werkplatz. Zwei völlig verschiedene Konzepte zeigen, welche Küchenüberlegungen dazu wichtig sind.

Oft erhalten Häuser in der Schweiz mit der Zeit einen anderen Nutzen. Aus einem Walliser Chalet, das über Generationen meist von grösseren Familien bewohnt wurde, kann ein Ferienhaus werden, welches auf seinen drei Ebenen jeweils zwei Ferienwohnungen aufweisen soll. Natürlich braucht jede Wohnung ein Badezimmer und eine Küche. Beim Bad genügen dann ein WC, ein Lavabo und eine Dusche, denn Waschmaschine mit Tumbler müssen ja auch noch rein. In vielen Fällen ist danach nicht mehr genug Raum vorhanden, um eine Küche im gewohnten Umfang einzubauen. Die Grund- struktur von Häusern ist vom vorgegebenen Nutzen und von den leitungsführenden Bereichen geprägt, denn der direkteste Weg, den Leitungsstränge mit Abzweigungen gehen können, ist auch der günstigste und wartungsfreundlichste.

In welchen Bereichen WC-Räume oder Badezimmer eingeplant werden, ist somit äusserst wichtig. Da die Küche auch einen Frischwasseranschluss und Abwasserablauf benötigt, wird gerne die bauliche Nähe zu anderen Nasszellen gesucht oder ein weiterer durchgehender Leitungsstrang mit eingeplant. Was genügt also als Küche, wenn der Platz so knapp wird?

Küchenzeile in Kurzform

Ab 900 Millimeter kann es schon losgehen – beispielsweise mit einer Chromstahlabdeckung mit Spülbecken, Doppelkochfeld, Kühlschrank mit Gefrierfach und Stauraum mit verstellbaren Tablaren.

Die Limatec AG in Romanshorn TG bietet seit 25 Jahren Miniküchen an und hat sehr viele Besitzer von Ferienwohnungen als Kunden. Ihre modular aufgebauten Küchenzeilen erlauben eine minimale Grundlösung und das Maximum an Ausstattung auf äusserst engem Raum – Lösungen, die genau das erfüllen, was in diesen Räumen notwendig ist. Das betrifft auch das Angebot an Küchengeräten.

Alle Module sind aus Metall gefertigt. Hersteller ist die deutsche Stengel Steel Concept GmbH. Der Kunde hat die Wahl aus einer Palette pulverbeschichteter Farben oder Chromstahl und aus acht Längen von Chromstahlabdeckungen. Die längste misst 1800 Millimeter. Die Tiefe von 600 Millimeter und die Arbeitsflächenhöhe von 890 Millimeter bleiben immer gleich.

Einzelne Funktionsmodule

Ganz anders zeigt sich der Grundgedanke bei den Funktionsmodulen des Küchensystems «A la carte II» der deutschen Firma Stadtnomaden GmbH: Immer gleiche Module aus Buchenformschichtholz mit weisser, beidseitig belegter HPL-Platte erfüllen definierte Aufgaben. Ausser beim Modul mit Spülbecken haben alle zwei Schubladen und dazwischen ein Gerät der Kompaktklasse den Auszug fürs Abfallsystem oder zwei weitere Schubladen.

So ist beispielsweise ein Element mit einem Induktionskochfeld, einem Backofen, Dampfgarer oder Mikrowellengerät und zwei Schubladen möglich. Es gibt genauso einen Geschirrspüler oder eine Schubladen-Kühleinheit, die immer im mittleren Korpus- bereich ihren Platz finden. Und das verschliessbare Steckdosenelement in der Arbeitsfläche erlaubt zudem den Anschluss aller möglichen Küchengeräte.

Die totale Kombinierfreiheit

Durch die Doppelwandigkeit beim System «A la carte II» wurden Installationsräume geschaffen, die es erlauben, alle Verkabelungen und Anschlüsse der integrierten Geräte innerhalb jeder Moduleinheit sowie untereinander zu gewährleisten. Laut Hersteller braucht es keinerlei Anpassungen, egal wie die Module zusammengestellt werden. Gekoppelt werden sie mit jeweils vier starken Magneten. Für den entstehenden Zwischenraum von 18 Millimeter mit den beiden Rundungen werden Zubehörelemente, wie beispielsweise ein Abtropfgitter, angeboten.

Jedes Modul hat eine Breite von 740 Millimeter, eine Tiefe von 600 Millimeter und eine verstellbare Höhe von 950 bis 970 Millimeter. Wer jetzt anfängt, so eine normale Küchenzeile zusammenzurechnen, wird feststellen, dass mit dieser Modulbreite viel Platz beansprucht wird. Nur müssen die Module ja gar nicht so zusammenstehen.

Der grosse Nutzen liegt auch nicht beim Minimieren, sondern in der Einsatzmöglichkeit eines jeden einzelnen Moduls. Es ist so konstruiert, dass es wandgebunden, freistehend oder als Raumteiler aufgestellt werden kann, wodurch Zeilen oder Inseln entstehen können, die erst noch jede Veränderung sofort mitmachen. Damit lassen sich dann nicht nur in sehr engen Verhältnissen Lösungen finden, sondern auch in Grossraumbüros, Sitzungszimmern und Schulungsräumen. Wird kein Wasseranschluss benötigt, kann das sogar überall in jedem Raum sein.

Einsatz-Szenarien

In vielen Fällen wird ja auch nicht gleich eine komplette Küche benötigt, sondern vielleicht eine Kaffeemaschine mit Geschirrspüler oder eine kleine Kochgelegenheit mit Mikrowelle sowie Abfallsystem. In Büro- oder Schulungsräumen führen wirtschaftliche Veränderungen der Firma schnell einmal dazu, dass die Infrastruktur immer wieder angepasst werden muss, um der Anzahl der vorhandenen Personen gerecht zu werden oder einem veränderten Anspruch zu genügen. Schön, wenn das dann auch rationell möglich ist.

Die Schrankküche von Limatec baut auf deren Normkomponenten auf und ist aussen dennoch nur 1200 Millimeter breit sowie 600 Millimeter tief. Werden die beiden Fronttüren geschlossen, ist noch ein neutraler, schlichter Schrank mit einer Höhe von 2000 Millimeter sichtbar. Spüle, Induktionsherd, Mikrowelle, Kühlschrank und Geschirrspülmaschine sowie die Besteckschublade und die Tablare für das Geschirr lassen sich nicht einmal erahnen. Ein solches Möbel lässt sich sehr schnell überall dort aufstellen, wo die notwendigen Anschlüsse vorhanden sind.

Ein Studio, das für bestimmte Zeiträume Mitarbeitern zur Verfügung gestellt wird, braucht eine ganz andere Zusammenstellung als ein Büro oder ein Hotelzimmer. Genauso muss die Küche in einer Alterswohnsiedlung oder einem Studentenwohnheim nochmals andere Ansprüche erfüllen.

Auch was in einer Ferienwohnung geboten werden soll, hängt von den anvisierten Gästen und den Möglichkeiten im Umfeld ab. Küchenmodule, welche an Ausstellungen zum Einsatz kommen, gibt es von spezialisierten Messebaufirmen, beispielsweise sogar als grosse Kofferelemente mit feststellbaren Rädern und Transportgriffen.

Vorteile vorkonfektionierter Lösungen

Miniküchen von spezialisierten Betrieben haben nicht nur gemeinsam, dass sie Standards in vielfältiger Kombination ermöglichen, sie sind auch mit geringem Aufwand anschliess- und zügelbar. Der Sanitäranschluss muss allerdings immer von einem ausgebildeten Fachmann ausgeführt werden. Alles andere braucht nur je eine Steckdose mit 230 V und 16 A – einstecken darf dann jeder. Die Dimensionen sind so ausgefeilt, dass mit den am Markt vorhandenen Kompaktgeräten platzsparende, aber sinnvolle Lösungen angeboten werden.

Was auch den Schreiner erfreuen kann

Natürlich fertigt jeder Schreiner die Küchen für seine Kunden lieber selber. Wirklich interessant sind aber nur jene individuellen Anfertigungen, deren Aufwand und Ertrag gut zusammenstimmen. Wer sich auf enge Platzverhältnisse einlassen möchte, muss einiges mitberücksichtigen. Eine gute und günstige Lösung für einen Umbau anbieten zu können, ist jedoch für alle Parteien interessant.

Auch aus gestalterischer Sicht bieten Module, wie jene der Stadtnomaden, viel Potenzial in der Raumgestaltung. Elemente, wie diejenigen von Limatec, lassen sich mit ihrer sehr schlichten Erscheinung ausgezeichnet mit formal anspruchsvollen Oberflächen wie Holz kombinieren.

Sie verschwinden dezent in Raumnischen, hinter Schiebewänden oder gar Schieberegalen. Wer das weiterdenkt, kann sogar beispielsweise mit einer Chromstahlküche mit Oberschrank und Nischenwänden eine Schrankküche aus Holz fertigen, die ausschwenkbare Regaltüren hat. Damit ist im offenen Zustand auf elegante Weise alles fürs Kochen zugänglich. Geschlossen wirkt der Schrank wie ein Monolith – hinter dem vielleicht das Badezimmer liegt.

www.limatec-ag.chwww.stadtnomaden.com

ab

Veröffentlichung: 14. März 2019 / Ausgabe 11/2019

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