Kochen mit Leichtigkeit

Ergonomie.  Es sind oft die kleinen Dinge, die das Leben leichter machen. Das gilt auch in der Küche: Wenige einfache Massnahmen können die körperlichen Belastungen reduzieren. So wird nicht nur das Essen, sondern auch das Kochen zum Genuss.

Ja, es stimmt schon, Bewegung ist gesund. Empfohlen sind 10 000 Schritte pro Tag. Doch bestimmt gibt es dafür idyllischere Orte als die eigene Küche.

Hier gilt vielmehr die Regel: Je weniger Schritte nötig sind, um ein feines Menü zu kochen, desto effizienter kann gearbeitet werden und desto mehr Zeit bleibt für den entspannenden Spaziergang in der freien Natur. Und genau dieses effiziente Arbeiten ist ein wichtiger Bestandteil einer ergonomischen Küche, denn laut Studie der Julius Blum GmbH fallen in der Küche täglich rund 360 Handgriffe an.

Das heisst, bei der Küchenplanung gilt es, die einzelnen Elemente nach einem logischen Arbeitsablauf anzuordnen, so kann viel Zeit eingespart werden. In diesem Zusammenhang wird die Küche meist in die fünf Funktionszonen Bevorraten, Aufbewahren, Spülen/Entsorgen, Vorbereiten und Kochen/Backen unterteilt.

Die fünf Funktionszonen

Im Bereich Bevorraten werden die Lebensmittel gelagert. Seine Grösse hängt stark davon ab, ob zusätzlich ein Réduit zur Verfügung steht.

Die Funktionszone Aufbewahren , in welcher Gebrauchsgüter wie Essgeschirr und -besteck sowie Tischsets oder Servietten untergebracht sind, sollte in unmittelbarer Nähe zur Zone Spülen/Entsorgen liegen. So können Essensreste im Abfalleimer entsorgt, das Geschirr in der Spüle oder dem Geschirrspüler gewaschen und direkt wieder eingeräumt werden. Neben einer grosszügigen Abstellfläche ist hier ein allfälliges Abfalltrennsystem sowie Stauraum für Putzzubehör einzuplanen.

Ein grosses Augenmerk gilt laut Küchenexperten Simon Buser dem Bereich Vorbereiten . Denn da finde die eigentliche Arbeit statt, erklärt der Küchenplaner, der nebenbei unter anderem bei der Höheren Fachschule Bürgenstock (HFB) als Dozent tätig ist. «Früher hatte man während des Kochens oder Anbratens Zeit, die weiteren Zutaten vorzubereiten.» Bei der heutigen Küchentechnologie – insbesondere bei den Induktionskochfeldern – bleibe während des Kochens keine Zeit mehr zum Rüsten und «Schnippeln». «Je nach Küche kann die Vorbereitungszone deshalb auch einmal als Einzelbereich, beispielsweise als Rüstinsel, eingeplant werden.» Wichtig ist in jedem Fall eine ausreichend grosse Arbeitsfläche. In die Schränke oder Schubladen der Vorbereitungszone gehören auch Utensilien wie Messer, Schneidbrettchen, Käsereibe oder auch Küchenmaschinen.

Der Bereich Kochen/Backen umfasst Küchengeräte wie Backofen, Steamer oder Mikrowelle sowie Kochfeld und Dunstabzugshaube. In den Schränken lagern Kochbesteck, Töpfe und Pfannen.

Gewohnheiten des Kunden beachten

Die Zonen sollten für Rechtshänder von links nach rechts angeordnet sein. Ob dies für Linkshänder anders herum sein soll, ist umstritten. Die Anordnung der fünf Zonen ist grundsätzlich bei jeder Küchenform möglich. Trotzdem hängt die Planung massgeblich von Grösse und Form der Küche ab.

«Man darf nicht nach einem starren Schema vorgehen», sagt Buser. Die Planung hänge sowohl bei der Anordnung der einzelnen Elemente als auch bei deren Grösse stark von den Gewohnheiten der künftigen Nutzer ab. Diese sollten in einem ausführlichen Gespräch vor Ort ermittelt werden. Denn: «Am Ende kommt es darauf an, dass sich der Kunde in seiner Küche wohlfühlt.»

Arbeiten auf der richtigen Höhe

Eine zentrales Thema der Ergonomie ist die Höhe der Arbeitsfläche. Ist diese nicht auf den Nutzer abgestimmt, kann dies Rückenbeschwerden und Haltungsschäden zur Folge haben. Die passende Arbeitshöhe wurde bis vor wenigen Jahren anhand der Körpergrösse errechnet. Heute gilt die Ellbogenhöhe als Referenzwert. Bei angewinkeltem Arm sollte der Abstand zwischen Ellbogen und Arbeitsfläche 100 bis 150 Millimeter betragen. Der Spülbereich kann bis zu 150 Millimeter höher, das Kochfeld bis zu 130 Millimeter tiefer gewählt werden.

Diese Berechnungen sind schön und gut, doch was, wenn die Küche von Personen unterschiedlicher Grösse genutzt wird?

Möglich sind in diesem Fall feste Elemente mit unterschiedlicher Höhe oder auch aufgesetzte Rüstbretter. Je nach Situation und Budget kann es sich lohnen, höhenverstellbare Arbeitsflächen in Betracht zu ziehen.Eine Lösung bietet hierzu unter anderem die Linak AG mit dem «Baselift». Dieser kann mit einer Einbauhöhe von 100 Millimetern unsichtbar in den Sockel eines Elementes eingebaut werden und verfügt über eine Hublänge von 100 Millimetern.

Eine Alternative dazu bieten die Hubsäulen der Häfele AG. Mit diesen können einzelne Elemente oder auch die gesamte Arbeitsplatte über Eck um über 600 Millimeter angehoben werden. Feste Arbeitshöhen können ausserdem komfortabel vorprogrammiert werden.

Faustregeln für die Oberschränke

Bei den Oberschränken gibt es zwei Faustregeln. Die erste besagt, dass die Greifhöhe maximal 350 Millimeter über der eigenen Körpergrösse liegen sollte.

Die zweite definiert den optimalen Abstand zwischen der Arbeitsfläche und der Unterkante des Oberschrankes – die Nischenhöhe – mit 500 bis 550 Millimetern.

Bei übertiefen Arbeitsplatten kann die Nischenhöhe aufgrund des grösseren Abstandes zur arbeitenden Person auch zwischen 350 und 400 Millimetern gewählt werden, Übertiefe Arbeitsplatten, also tiefer als 600 Millimeter, bieten aber vor allem den Vorteil einer vergrösserten Arbeits- respektive Ablagefläche. Und als angenehme Begleiterscheinung gewinnen auch die Unterbauten an Tiefe und an Stauraum.

Bezüglich der Unterbauten gilt: Schubladen sind nicht nur wesentlich übersichtlicher als Schränke, sondern auch viel leichter zu bedienen. Um den Zugriff zusätzlich zu erleichtern, ist auf jeden Fall ein Vollauszug zu empfehlen.

Anstelle vieler kleinerer Schubladen empfiehlt es sich, wenige grosse einzubauen. Denn auf diese Weise ergibt sich ein Maximum an Stauraum. Insbesondere dann, wenn die Schubladen über hohe geschlossene Seitenwände verfügen und der Platz auch vollständig ausgenutzt werden kann.

Die Schubladen sollten ohne Kraftaufwand bedient werden können und im Idealfall über eine Öffnungsunterstützung und ein Dämpfungssystem verfügen.

Licht darf kein Schattendasein fristen

Für die Oberbauten gilt aus ergonomischer Sicht «Klappen statt Türen», denn diese werden aus dem Arbeitsbereich des Küchennutzers heraus bewegt. Ein besonderes Augenmerk gilt es auf die Einbauhöhe von Küchengeräten wie Backofen, Steamer oder Geschirrspüler zu legen. Zur Schonung des Rückens sollten diese in möglichst aufrechter Haltung bedient werden können. Viel zu wenig Beachtung wird laut Buser dem Licht gewidmet: «Die Küche muss gut ausgeleuchtet, blend- und schattenfrei sein, denn sonst ist die Arbeit ermüdend.»

Nicht zu vergessen sind auch genügend Steckdosen, denn muss das Kabel immer quer durch die Küche gespannt werden, behindert dies die Arbeit unnötig. «Eine Steckdose kostet ein Taschengeld, ist aber Gold wert», sagt Buser.

Ebenfalls Gold wert sind auch möglichst breite Durchgangswege, dies insbesondere dann, wenn mehrere Leute zugleich in der Küche tätig sind. Buser rät in diesem Zusammenhang, den Geschirrspüler möglichst ausserhalb des Zirkulationsbereiches unterzubringen.

Und zum Schluss hat er noch einen Tipp: «Damit nichts vergessen geht, sollten zu Beginn der Küchenplanung alle Wünsche aufgenommen werden, abspecken kann man immer noch.»

www.busers-konzept.chwww.blum.comwww.linak.chwww.haefele.ch

Veröffentlichung: 08. Dezember 2016 / Ausgabe 49/2016

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