Laibung mit Idealmassen

Der Grossteil der Vorwandmontage-rahmen wird geklebt und geschraubt, so auch bei «Blaugelb» der Koch Group AG. Bild: Koch Group AG

Vorwandmontage.  Noch sind sie nicht Standard bei der Fenstermontage, obwohl Gebäude in Massivbauweise und mit entsprechender Dämmung dies eigentlich bedingen. Die Montage von Fenstern innerhalb der Dämmebene mittels Montagerahmen ist jedoch unumstritten richtig.

Kürzlich wurde gefeiert. Der Grund: Das tausendste Minergie-A-Zertifikat für Nullenergiehäuser ist vergeben. Seit Bestehen des Vereins sollen schweizweit mehr als 50 000 Gebäude nach einem der Minergie-Standards zertifiziert worden sein. Der geringe Energiebedarf der so ausgezeichneten Gebäude geht einher mit einer hochwärmedämmenden Gebäudehülle.

Das hat nicht nur das Bauteil Fenster selbst verändert, sondern auch dessen Montage. Energetisch gesehen ist und bleibt der Randbereich des Fensters ein Schwachpunkt in der Gebäudehülle. Während gut gedämmte Aussenwände ohne Weiteres U-Werte um 0,15 aufweisen, können Fenster auch mit Dreifachverglasung kaum einen U-Wert unter 0,6 erreichen. Die Rahmenkonstruktion selbst liegt dabei meist deutlich höher. Besonders heikel sind dabei die entstehenden Bauanschlussfugen, die einhergehen mit Materialwechsel und unterschiedlichem Verhalten der Werkstoffe. Ziel ist es dabei, den Wärmedurchgangskoeffizienten möglichst gleichmässig zu haben, damit Wärmebrücken und die Gefahr von Tauwasserbildung möglichst gering gehalten werden.

Das Fenster wandert nach aussen

Bevor man Aussenwände gedämmt hat, gab es einfache Regeln zur Fenstermontage. Näm- lich ziemlich in die Wandmitte der Laibung platziert, im Zweifel etwas zurückversetzt. Mit dem Aufkommen der Dämmung wanderte das Fenster weiter nach aussen, weil dies bauphysikalisch vorteilhaft ist. Die Wärmebrücken rückten immer mehr in den Fokus der Fachleute, denn der prozentuale Anteil der Verluste durch Wärmebrücken steigt überproportional an, je besser die Gebäudehülle gedämmt ist.

Die Optimierung der Bauanschlüsse mittels Wärmestromprogrammen, mit denen sich der Verlauf der Isothermen simulieren lässt, zeigt den Experten an, dass ein Verschieben des Fensters nach aussen von Vorteil ist, damit der Isothermenverlauf sich «sanfter» darstellt. Die Ansprüche an den warmen Mantel des Gebäudes sind immer weiter gewachsen und Dämmstärken von über 16 Zentimeter üblich. Logische Folge: Das Fenster wandert aus der Wandlaibung in die Dämmebene hinaus. So kann der Blendrahmen möglichst weit überdämmt werden und der Temperaturabfall im Anschlussbereich und an der inneren Oberfläche verringert sich. Doch damit ist eine neue Herausforderung geboren, denn im Dämmstoff lassen sich keine Fenster dauerhaft fixieren, zumal diese mit Dreifachverglasungen heute deutlich schwerer geworden sind. Es braucht Befestigungsmethoden vor der Wand in der Dämmebene, die nicht für neue Problemzonen sorgen.

«Genau das leistet ein Vorwandmontagesystem. Es übernimmt zuverlässig alle Funktionen der fachgerechten Fenstermontage und entkoppelt das Fenster vom Baukörper», erklärt Heinz Styger, Produktberater der Koch Group AG in Wallisellen ZH. In den letzten Jahren beobachtete der Experte zwar eine Zunahme beim Einsatz solcher Systeme, dennoch seien die Vorteile noch längst nicht jedem in der Branche bekannt.

Anbieter setzen auf Systeme

Für die Vorwandmontage gibt es inzwischen eine stattliche Anzahl von Produkten und Möglichkeiten auch für schwere Elemente, mit einbruchhemmenden sowie Brand- und Schallschutzeigenschaften. Es fällt auf, dass die universellen Befestigungsmethoden mittels Konsolen und Winkeln mehr und mehr den Systemprodukten in Form von kompletten Montagerahmen weichen. Dadurch lassen sich Fehlerquellen bei der Montage minimieren.

«Die Verwendung eines Vorwandmontagesystems garantiert eine statisch nachweisbare Befestigung mit darauf abgestimmten Abdichtungslösungen, die auch im Verbund miteinander geprüft sind», so die Argumentation bei der Tremco CPG Schweiz AG in Baar ZG. Hält sich der Monteur an die Anleitung, können Fehler nahezu ausgeschlossen werden, sofern auch bei der Planungsarbeit alle Aspekte berücksichtigt wurden. So muss etwa der Untergrund das Gewicht der Fenster am Ende auch dauerhaft tragen können. Besonderes Augenmerk ist bei der energetischen Sanierung von Altbauten geboten, bei denen oft nicht direkt ersichtlich ist, ob die Schichten des Untergrundes genügend tragfähig sind. Was bei Neubauten aus Beton kein Thema ist, kann aber auch schon bei wärmedämmenden Mauersteinen mit dünnen Wandungen und dem Einsatz grosser Elemente durchaus ein Knackpunkt sein.

Und je nach verwendetem Produkt brauchen manche Klebstoffe eine entsprechende Untergrundvorbereitung mittels Primer, andere können direkt verklebt werden. Die meisten der angebotenen Montagesysteme werden geklebt und verschraubt. Demgegenüber sind Befestigungswinkel und Konsolen für die nötige Bauabdichtung deutlich anfälliger für eine mangelhafte Ausführung, weil das Metall selbst auch schon eine Wärmebrücke darstellt.

Vorwandmontage erleichtert und kostet

Neben den bauphysikalischen Aspekten geht es natürlich auch um Kosten, um architektonische Gestaltungsmöglichkeiten und um die Fragen nach der Haltbarkeit und dem Aufwand beim Fensteraustausch, den ein Gebäude im Laufe seines Lebens erfährt.

Immer wieder hört man, dass solche Montagesysteme deswegen noch nicht häufig zum Einsatz kommen, weil die Kosten dafür zu hoch seien. Unberücksichtigt bleibt dabei allerdings die Zeitersparnis bei der sicheren Fenstermontage durch den Einsatz der verklebten Montagerahmen. «Für eine Montage mit einer 85-mm-Zarge kann mit einem Meterpreis zwischen 25 und 29 Franken gerechnet werden», weiss Jürgen Maurer, Geschäftsführer der Hanno Schweiz AG in Sissach BL. Mit umgerechnet etwa 22 Franken je Laufmeter und je nach Auskragung des Winkelprofiles liegt auch das Vorwandmontagesystem von Foppe in diesem Bereich, bestätigt Thomas Richter, Anwendungstechniker beim deutschen Hersteller von Vorwandmontagesystemen.

Den höheren Kosten für das Material stehen eine dauerhafte Energieeinsparung, die schnellere und fehlerfreie Montage des Fensters sowie höhere solare Energiegewinne in der kalten Jahreszeit durch das Fenster und vor allem der kostengünstige Austausch am Ende des Lebenszyklus des Fensters gegenüber. Während bei der Befestigung mit Winkeln und ähnlichen Hilfsmitteln das Fenster mühsam herausgeschnitten werden muss, lässt sich dieses «bei der Montage in einem Vorwandrahmen einfach von innen demontieren, ohne dass dabei die Dämmebene der Fassade beschädigt wird. Dieser Vorteil kommt vor allem bei mehrstöckigen Gebäuden zum Tragen», sagt Maurer. Äusserst willkommener Nebeneffekt der nach aussen verlagerten Fenstermontage ist die Vermeidung des sogenannten Schiessscharteneffektes. Die Fenster bilden eher eine Einheit mit der Fassade, was den Planern in der zeitgemässen Architektur entgegenkommt.

Die Haltbarkeit der unterschiedlichen Produkte scheint dabei über jeden Zwei- fel erhaben, kommen doch mit Verbundkunststoffen aus recyclierten Materialien, PVC oder PU-basierten sowie glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) solche Werkstoffe zum Einsatz, die als nicht verrottbar gelten.

Durchaus Unterschiede der Produkte

Die Installation des Fensters mit einem Montagerahmen eines der gängigen Vorwandsysteme verläuft ähnlich wie bei einer Standardlaibung, nur mit weniger Aufwand. Die Produkte selbst unterscheiden sich hinsichtlich der eingesetzten Materialien, ihrer Tragfähigkeiten, der Brand-, Wärme- und Schallschutzeigenschaften sowie des Handlings jedoch deutlich voneinander. Wer die Stärke der Gebäudedämmung und das Gewicht der Fensterelemente kennt, kann die Produkte recht schnell auf ihre Eignung für einen konkreten Einsatzzweck vergleichen – vorausgesetzt, es handelt sich um Systeme mit entsprechend überprüften und zertifizierten Eigenschaften. Diese Angaben werden in der Regel von den Herstellern für alle Dimensionen, Dämmtiefen und alle Fenstermaterialien geleistet. «Die verlässlichen Angaben über die zulässigen Lastabtragungen samt Montageanleitung, dem Brandverhalten und weiteren Kennwerten liefern einen klaren Mehrwert an Qualität und Sicherheit für den Unternehmer sowie für den Immobilienbesitzer», ist Styger von der Koch Group überzeugt.

www.koch.chwww.tremco-illbruck.comwww.hanno.chwww.foppe.de

christian härtel

Veröffentlichung: 22. Oktober 2020 / Ausgabe 43/2020

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