Mehr Gründe zum Abheben

Grossformatige Hebeschiebelösungen entsprechen den Zeichen der Zeit. Am besten, die festverglasten Elemente zeigen gar keinen Rahmen. Bild: Siegenia-Aubi AG

Hebeschiebetüren.  Beschlag- und Fensterhersteller präsentieren laufend Innovationen für grossformatige Hebeschiebetüren. Das hilft, bislang vorhandene Schwachpunkte der Konstruktionen zu überwinden, und sorgt neben der Barrierefreiheit auch für mehr Bedienkomfort.

Die Rahmenprofile sind inzwischen schlanker, die Schwellenausbildung geht in Richtung barrierefrei und die Mechanik ist haltbarer geworden. So lassen sich die Entwicklungen bei Hebeschiebetüren der letzten Jahre zusammenfassen. Man könnte noch einen Schritt weitergehen und festhalten: Der Übergang von Hebeschiebelösungen zu reinen «rahmenlosen» Schiebetüren ist inzwischen fast fliessend. Nicht selten werden bei den verschiedenen Systemen die festverglasten Elemente von aussen verglast und können so optisch rahmenlos gehalten werden. Vor allem aber sind gewisse – zu früheren Zeiten scheinbar systembedingte – Kinderkrankheiten bei den Hebeschiebetüren auf dem Rückzug.

Getriebeschäden mit System

Dazu gehören Lösungen für den Schutz der Getriebe. Wer kennt es nicht? Um den oft schweren, aber leichtläufigen Hebeschiebeflügel zu schliessen, braucht man eigentlich zwei Hände, federt er doch beim Zuziehen von der Dichtungsebene leicht zurück. So erklärt es auch der Verkaufsleiter eines Schweizer Produzenten: «Mit der einen Hand hält man den Schiebeflügel im Falz fest, mit der anderen Hand kann man dann den Schliessmechanismus bedienen.» Gerade in Mietwohnungen, vor allem wenn Kinder mit im Spiel sind, kommt es dann oft zu einer nicht korrekten Bedienung.

Wird der Flügel abgesenkt, ohne dass er sauber anliegt, ist der Beschlag schnell einmal «vermurkst». Der für das leichte Anheben der schweren Flügel nötige lange Fenstergriff wurde so oft zur Falle des Elements. «Früher mussten wir öfter Getriebe von Hebeschiebetüren austauschen. Das hatte meist mit unsachgemässer Bedienung zu tun», bestätigt Raphael Keckeis, Projektleiter bei der Klarer Fenster AG in St. Gallen. Heute haben die Beschlaghersteller Siegenia-Aubi AG im bernischen Uetendorf und die Roto Frank Schweiz GmbH in Dietikon ZH dieses Problem erkannt und deshalb in der neuen Beschlaggeneration eine Soft-Close-Funktion umgesetzt.

Sicher durch Einzugsdämpfung

Diese Einzugsdämpfung wirkt ähnlich wie bei Schubladen: Der Flügel wird beim Schliessvorgang abgebremst und sodann über einen Federzugmechanismus an die Schliessposition herangezogen. Nicht umsonst wirbt Siegenia auf der Internetseite mit dem Bild eines Kindes an der Hebeschiebetür und dem Hinweis «spielend». Der Fensterbauer 4B im luzernischen Hochdorf präsentiert als einer der ersten Anbieter seine Hebeschiebetüren mit dem Selbsteinzug. Neben der Schonung des Elements hat die Soft-Close-Funktion noch einen weiteren positiven Effekt: Das Risiko, sich bei der Schliessbetätigung die Finger zwischen Flügel und Rahmen zu quetschen, gehört damit der Vergangenheit an.

Weniger ist mehr

Eine Besonderheit bei den Beschlägen von Roto ist ein veränderter Schliessmechanismus: Anstelle des gesamten schwergewichtigen Flügels werden dabei nur noch die beiden horizontalen Dichtungsebenen angehoben und abgesenkt. Damit handelt es sich bei «Patio Inowa» um einen Beschlag, der zwischen einer reinen Schiebetür und einer Hebeschiebetür liegt (siehe Artikel «Aus dem Rahmen», SZ Nr. 15 vom 9. April 2015) . Der Vorteil liegt hier ebenfalls auf der Hand: Wo kein Getriebe zum Anheben des Fensterflügels vorhanden ist, kann auch keine Mechanik einen Schaden erleiden. Wird der Schliessmechanismus in einer beliebigen Stellung betätigt, stoppt die Tür einfach, ohne dass die Beschläge dadurch sonderlich belastet würden. Wohl eher der Vergangenheit gehören die weit hervorstehenden Verriegelungsbolzen an den Rahmen bei Hebeschiebetüren an. Stattdessen kommen bei den Beschlägen der neuen Generation Schwenkhaken zum Einsatz, die beim Öffnen der Tür im Rahmen des Flügels verschwinden. Die Verriegelungen mit Schwenkhaken erzielen hohe Dichtigkeitswerte aufgrund des guten Anpressdruckes, horizontal wie vertikal. Auch beim Thema Einbruchschutz und natürlich beim Design punkten diese modifizierten Schliesssysteme. «Die Entwicklung bei den Beschlagherstellern wird weiter gehen. Ich erwarte hier in den nächsten Jahren noch die eine oder andere gute Lösung», ist sich Raphael Keckeis sicher.

Unsichtbar aufwendig

Ein weiterer Punkt, dessen sich Beschlag- und Fensterhersteller intensiv angenommen haben, ist die Bodenschwelle – oder besser gesagt: die kaum mehr vorhandene Schwelle. Die Laufwagen für Schiebetüren sind noch leiser, leichtgängiger und mit Bürsten für die permanente Reinigung der Führungsschiene versehen. Vor allem sind sie kleinformatiger und damit auch für schlanke Rahmen möglich. Vorbei ist die Zeit, als das untere Rahmenfries noch deutlich voluminöser war als die anderen Rahmenhölzer. Entwickelt haben sich auch die Schwellenkonstruktionen. Egal ob aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) oder Aluminium gefertigt, stellen die Kammerprofile die Entwässerung sicher und sind dabei kaum mehr ein Hindernis für das Begehen. Die Schwellenhöhen sind jedoch noch recht unterschiedlich ausgeprägt, es lohnt sich also in Bezug auf die Barrierefreiheit, die Angaben zu prüfen. Die verschiedenen Lösungen rangieren nicht selten zwischen den deutlich differierenden Massen von 5 bis 19 mm. Bedenken sollte man dabei jedoch auch: Je weniger Schwelle und je weniger Rahmen beim verglasten Element sichtbar sein sollen, desto aufwendiger sind die bauseitigen Vorbereitungen und desto höher ist der gesamtplanerische Aufwand für grossformatig verglaste Elemente. Hier folgen die Hebeschiebetüren klar dem Standard der reinen Schiebelösungen mit optisch rahmenlosen Glaselementen. Kein eingeschraubter Flügel im Fixteil stört dort die Durchschicht, stattdessen werden diese Glaselemente oft dreiseitig eingeputzt. Das «Maximum an Licht und Leichtigkeit», wie es der Fensterbauer 4B nennt, ist dabei wohl das Ziel.

Vorteile des sichtbaren Rahmens

Zwei klare Vorteile haben jedoch Konstruktionen, bei denen ein sichtbarer Rahmen auch für das Fixteil vorhanden ist. Zum einen ist der bauseitige Anspruch bei einem klassischen Lochfenster deutlich geringer und vereinfacht vor allem bei Sanierungsmassnahmen die fachlich einwandfreie Montage des Elements deutlich. Nicht umsonst sind manche Schweizer Hersteller von rahmenlosen Schiebetüren im Renovationsbereich gar nicht tätig, sondern konzentrieren sich auf den Neubaubereich. Die Bauvorbereitung rahmenloser Optik samt funktionierender Entwässerung der Bodenschwelle ist im Detail nämlich aufwendig und erfordert eine äusserst exakte Herangehensweise. Trägt die Schwelle etwas auf, ist die Entwässerung deutlich leichter zu bewerkstelligen. Soll die Schwelle nahezu bodeneben sein, sind entsprechende Stemm- und Niveauausgleichsarbeiten samt den Führungselementen für das Wasser im Aussenbereich nötig.

Zum anderen ist ein Hebeschiebeelement gegenüber den reinen Schiebelösungen (noch) kostengünstiger. Je höher die Ansprüche, desto geringer fällt aber schon jetzt der Unterschied aus. Kann der Bauherr mit einem sichtbaren Rahmen leben, lassen sich die Modelle der neuen Generation der Hebeschiebetüren gegenüber den rahmenlosen Schiebelösungen jedoch um einiges preisgünstiger umsetzen. Zumal sich deren Realisierung auf das Rahmenmaterial Metall beschränkt, während Bauherren und Planer, die sich für den Einbau von Hebeschiebetüren entschliessen, bezüglich der Rahmenmaterialien und deren Kombinationen aus dem Vollen schöpfen können.

www.klarer.chwww.siegenia.comwww.4-b.chwww.roto.chwww.internorm.ch

ch

Veröffentlichung: 31. März 2016 / Ausgabe 13/2016

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