Mit Herzblut für die Holzbranche

Tanja Fischer und Marco Gotsch geben in diesem Doppelinterview Einblick in die Messevorbereitungen. Bild: Noah Gautschi

Interview.  Bevor die Messe Holz ihre Tore für die Fachbesucher öffnet, gilt es, hinter den Kulissen zahlreiche Anfragen zu beantworten, Termine zu koordinieren und Workshops abzuhalten. Tanja Fischer und Marco Gotsch erzählen im Interview von den intensiven Vorbereitungen.

Als sich am Samstag, 19. Oktober 2019, der letzte Messetag der Holz 2019 dem Ende zuneigte, starteten bereits die ersten Vorbereitungsarbeiten für die Holz 2022. In diesen drei Jahren gab es für das Team der Holzmesse unzählige Dinge zu orchestrieren, organisieren und abzuklären, damit die Holzbranche wieder eine stimmige und authentische Branchenmesse bekommt.
Die Kernorganisation der seit 1957 stattfindenden Fachmesse setzt sich aus dem internen Team der Messe Schweiz, dem Holzbeirat und dem Organisationskomitee zusammen. Diese Zusammenstellung sorgt dafür, dass die Bedürfnisse der Schweizer Holzbranche, der Verbände und der Unternehmen in das Konzept der Holzmesse einflies-sen können. Tanja Fischer, Senior Project Manager, und Marco Gotsch, Sales Director bei der MCH Messe Schweiz (Basel) AG, geben im Doppelinterview einen kleinen Einblick in ihre Arbeit der letzten drei Jahre.
Schreinerzeitung: Wann starteten die Vorbereitungen zur Holz 2022?
Tanja Fischer: Die zentralen strategischen Entscheide für die aktuelle Ausgabe wurden von der Messeleitung bereits während der laufenden Holz 2019 getroffen.
Marco Gotsch: Am letzten Messetag findet immer ein Messefrühstück mit dem Messekomitee statt. Dabei erhalten wir bereits sehr viel Input in Form von Verbesserungsvorschlägen und Wünschen. Es ist wichtig, dass wir spüren, wohin die Holzbranche in Zukunft gehen wird und was die zentralen Bedürfnisse sind.
Tanja Fischer: Anschliessend wird es jeweils etwas ruhiger um die Holzmesse und im letzten Sommer, also rund 18 Monate vor dem Messestart, folgte dann der Versand der offiziellen Messeausschreibung an die Aussteller. Damit haben für uns die Vorbereitungen so richtig angefangen. In diesen 18 Monaten standen wir laufend in Kontakt mit den Ausstellern und Messepartnern.
Wie viele Personen umfasst das Organisationsteam, welches für die Holzmesse zuständig ist?
Tanja Fischer: Das Team der MCH Messe Schweiz (Basel) AG, welches für die Holzmesse verantwortlich ist, besteht aus fünf Personen. 
Marco Gotsch: Wir haben das Glück, dass wir über die Jahre hinweg ein sehr stabiles und eingespieltes Team aufbauen konnten und sich dadurch viele Abläufe eingespielt haben. Das wird auch vonseiten der Aussteller sehr geschätzt und es haben sich über die Jahre hinweg enge Beziehungen zwischen den zuständigen Ansprechpartnern entwickelt.
War die Durchführung einer Fachmesse vor Ort immer klar oder wurde auch über mögliche digitale oder hybride Messevarianten diskutiert?
Marco Gotsch: Wegen der schnell voranschreitenden Digitalisierung, auch in der Branche, haben wir das Thema mit den Partnern angesprochen. Die Branche hat sich aber ganz klar für eine Messe als Präsenzveranstaltung ausgesprochen.
Tanja Fischer: Besonders die Holz als Fachmesse der Holzbranche lebt von den Maschinen, Materialien und Werkzeugen vor Ort. Einen solch verwurzelten Branchenanlass nur digital durchzuführen, würde wahrscheinlich auf Kosten vieler Emotionen gehen.
Machte oder macht sich das Thema Corona in der Messeplanung bemerkbar? Hat sich die Messevorbereitung dadurch verändert?
Tanja Fischer: Jein. Natürlich ist Corona ein wichtiges Thema, wenn es um die Planung und Durchführung einer solchen Fachmesse geht. Wir haben seitens der Messe Schweiz eine Taskforce, welche im ständigen Austausch mit Bund und Kanton ist und ein skalierbares Schutzkonzept erstellt hat. Dadurch können wir von unserer Seite her, je nach Lage, für die Sicherheit unserer Besucher und Aussteller sorgen.
Marco Gotsch: Zudem hatten wir das Glück, dass die letzte Holz kurz vor der Pandemie stattfand und die aktuelle Holz in ein Fenster mit weniger Coronaeinschränkungen fällt. Zusätzlich haben wir die Ausstellerbestimmungen diesbezüglich angepasst, so- dass sich die Aussteller ohne zusätzliche Gebühren kurzfristiger für eine Teilnahme oder Absage entscheiden können.
Welcher Bereich birgt bei der Messevorbereitung für die Holz 2022 die grössten Herausforderungen?
Marco Gotsch: Bei der Holzmesse sind die Logistik und der Aufbau Highlights. In der Maschinenhalle wird quasi eine komplette Werkstatt in Rekordzeit aufgebaut. Hier kommen das stimmige Zusammenspiel der Projektleiter und die langjährige Zusammenarbeit mit den Ausstellern zum Tragen.
Tanja Fischer: In dieser Phase basiert viel auf Vertrauen und individuellen Absprachen mit den jeweiligen Service- und Montageteams. So schauen wir beispielsweise, dass die während des Aufbaus täglich benötigten Servicefahrzeuge speditiver durch die Sicherheitschecks kommen. Dadurch werden die Anfahrtswege deutlich vereinfacht und verkürzt.
Gibt es besondere Vorkommnisse der letzten Jahre, die in Erinnerung
geblieben sind?
Tanja Fischer: Es sind jeweils besondere Bilder, wenn die Lkws bis in die Messehalle 1.0 hineinfahren, um Ausstellungsmaterial abzuladen. Einmal hat ein Lkw mehrere Stunden ein Tor blockiert, da wurden unsere Logistiker dann auch mal hektisch.
Marco Gotsch: Auch die Montage der grossen Maschinen stellt jeweils eine Herausforderung dar. Hier wurden zusammen mit den Ausstellern mobile Lösungen erarbeitet. Denn es kam schon vor, dass nach dem Abbau der Messe plötzlich Löcher von den Bodenverankerungen der Maschinen den Hallenboden schmückten.
Tanja Fischer: Ebenfalls spannend ist die Tatsache, dass die Holzmesse durch die vielen Maschinen einen erhöhten Druckluftverbrauch hat. Um diesen abzudecken, werden im Keller des Messegebäudes extra zusätzliche Kompressoren für die Dauer der Fachmesse installiert.
Gab es viele Sonderwünsche vonseiten der Aussteller und wie geht die Messe auf diese ein?
Marco Gotsch: Wir versuchen prinzipiell, auf die individuellen Bedürfnisse der Aussteller einzugehen. Für uns ist es immer zentral, dass es einen Mehrwert für den Aussteller, die Messe und den Besucher ergibt. Die Messe soll ein Spiegel der Holzbranche sein und daher auch alle Unternehmen bedarfsgerecht abbilden.
Tanja Fischer: Durch die vielen Hausmessen der letzten Jahre hatten wir vermehrt Anfragen nach kleineren Standflächen. Diese Anfragen konnten wir wie gewünscht realisieren. Dadurch bieten wir auch kleineren Unternehmen und Start-ups eine interessante Plattform.
Dieses Jahr finden zusätzlich die Berufsweltmeisterschaften der Schreiner und Holzbauer im Rahmen der Messe statt. Wie hat dies die Vorbereitungen tangiert?
Tanja Fischer: Es war uns schon immer wichtig, einen Live-Wettbewerb an der Holz zu haben. So gab es schon eine Europameisterschaft und ein Trainingslager. Mit der Durchführung der World Skills durch die beiden Verbände haben wir nun eine Traumlösung gefunden. Auch von der Hallenbelegung her konnten wir den benötigten Raum bereitstellen.
Marco Gotsch: Die Möglichkeit, einen solchen Event zu hosten, zeigt auch die Bedeutung der Fachmesse für die Branchen und die Region. Neben dem medialen Interesse und der enormen Reichweite bringen die rund 300 Aussteller, die Wettbewerbsteilnehmer und die Besucher eine grosse Wertschöpfung für die Region.
Diese Präsenz fordert wiederum auch die Messe als Vorbild und Vorreiter. Wie machte sich dies bemerkbar?
Marco Gotsch: Wie erwähnt, bietet die Messe lediglich die Plattform, damit sich die Holzbranche zeigen kann. Wir sind bemüht, die besten Voraussetzungen zu schaffen, damit sich die Aussteller auch wie gewünscht zeigen können. Das bedeutet aber auch, dass wir nur nachhaltig sein können, wenn die Aussteller nachhaltig sind, und dass wir nur innovativ sein können, wenn die Aussteller innovativ sind. Die beste Balance zwischen Fordern und Ermöglichen zu finden, ist unsere Aufgabe.
Tanja Fischer: Wir versuchen neue Ideen und Trends gemeinsam mit unseren Partnern zu verfeinern und weiterzuentwickeln. Genau dieser Dialog sorgt für das nötige Vertrauen zur Holzmesse und schafft die Identifikation mit der Branche.
Gibt es ein konkretes Beispiel, wie sich die Messe den Bedürfnissen der Aussteller und Besucher angepasst hat?
Tanja Fischer: Bei der Holz 2019 haben wir die Öffnungszeiten am letzten Messetag angepasst. So schlossen wir die Messe bereits um 16 Uhr anstatt um 18 Uhr. Dies wurde gut aufgenommen und in Absprache mit dem Messekomitee haben wir diese Anpassung für die Holz 2022 beibehalten.
Was sind die Ziele für die diesjährige Messe?
Marco Gotsch: Die Holz soll eine optimale Präsentationsplattform für die Aussteller sein und die Messehallen sollen während der Messetage zum lebendigen Mittelpunkt der Schweizer Holzbranche werden.
Wo steht die Messe in drei Jahren und was wollen Sie bis 2025 weiter- entwickeln?
Marco Gotsch: Wir wollen ganz klar der Schweizer Branchentreff bleiben. Dafür müssen wir für die sich rasch entwickelnde Holzbranche die Voraussetzungen bieten, um sich bei uns zu präsentieren. Zudem wollen wir die jetzigen Aussteller- und Besucherzahlen halten und vermehrt Start-ups mit in die Messe holen.
Tanja Fischer: Wir wollen auch zwischen den Messejahren ein fester Ansprechpartner für unsere Aussteller sein und, wie bisher alle drei Jahre, die Holzmesse 2025 wieder auf den Punkt bringen.

www.holz.ch

Noah Gautschi, NJG

Veröffentlichung: 29. September 2022 / Ausgabe 39/2022

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