Mit System in die Zukunft

Auch im virtuellen Raum funktionierte das Windays-Konzept perfekt und gab spannende Einblicke. Bild: Noah Gautschi

Windays. Am Nachmittag ging es bei der Fachtagung im zweiten Block um «Bauen und Energie» und in dritten Block wurde in die digitale Zukunft geschaut.

Auch am Nachmittag der «Windays 21» gab es für die rund 180 interessierten Fachleute aus der Glas- und Fensterbranche viele spannende Inputs in Form von Referaten und einen Fachgespräch abzuholen. Der zweite Block stand unter dem Motto «Bauen und Energie» und im dritten wurde das Augenmerk auf die digitale Zukunft in der Produktion sowie Anwendung gerichtet.

Vorstellung des neuen Merkblattes SIA 2057

Im ersten Referat des zweiten Blocks «Bauen und Energie» zeigte Andreas Luible, Leiter Kompetenzzentrum Gebäudehülle und Ingenieurbau an der Hochschule Luzern Technik und Architektur, die Auswirkungen der unterschiedlichen Bemessungsnormen. Auf Initiative des SIGAB wurde die Ausarbeitung des Merkblattes bereits im Jahr 2011 initialisiert und ging 2020 in die Vernehmlassung. Im August 2021 wird die Norm voraussichtlich alle Instanzen durchlaufen haben und aktiv werden. Mit dem Merkblatt wird eine einfache und sichere Bemessung von Glas basierend auf dem Sicherheitskonzept der SIA 260 Tragwerknormenreihe bereitstehen. Interessant wird für viele Schweizer Verwendungen unter anderem das vereinfachte Nachweisverfahren für Mehrscheibenisolierglas sein.

Ein zentrales Minergie-Element

Als Geschäftsleiter Verein Minergie, zeigte Andreas Meyer Primavesi in seinem Referat die Herausforderungen der nächsten Jahre auf. Mit dem eventuell kommenden CO2-Gesetz wird der Druck auf die Verbraucher stetig erhöht werden, aber auch die Produzenten müssen ihre Produkte und Fertigung anpassen. Das Fenster wird als zentrales Element in einem Gebäude immer wichtiger, damit die in naher Zukunft gesetzten Energierichtwerte noch eingehalten werden können. Aber auch im Minergie-Sektor ist das Fenster ein Bauteil mit Potenzial, denn es befindet sich im Spannungsfeld von Heizungsbedarf, Tageslichtnutzung und sommerlichem Wärmeschutz. Je besser die Hersteller ihre Produkte kennzeichnen, desto einfacher kann Minergie diese auch über ihr Reglement freigeben und zertifizieren. Ab Sommer 2021 werden alle zertifizierten Minergie-Modul-Fenster über eine zentrale Datenbank auffind- und wählbar sein.

WPK und Qualitätsmanagement

Den Abschluss des zweiten Blocks machte Beat Rudin, Geschäftsführer und Leiter Technik beim Schweizerischer Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF). Auf die Frage, wie verankert die Werkseigene Betriebskontrolle (WPK) bei den Mitglieder des FFF bereits ist, gab sich Rudin optimistisch, dass diese mehrheitlich bereits eingesetzt werde. In seinem Referat warf er zuerst einen Blick auf die Geschichte und die Grundlagen des Qualitätsmanagements und der WPK. Anschliessend wurde das erweiterte Q-Signet zur Qualitätssicherung in der Fensterbranche vorgestellt. Dieses deckt nun zusätzlich zur WPK die Montageplanung und den Einbau ab.

Werkstatt der Zukunft

Die Eröffnung des dritten Blocks machte Rolf Baumann, Leiter Institut für digitale Bau- und Holzwirtschaft (IdB) der BFH.  Auf die Frage, wie weit die digitale Zukunft noch entfernt sei, sagte Baumann, dass sie eine Vision ist, die man erreichen und an welcher man partizipieren kann. Seit zehn Jahren prägt der Begriff «Industrie 4.0» auch unsere Branche und ist somit essenziell. Sowohl die Massenfertigung als auch die Einzelfertigung streben die individuelle Fertigung mit Losgrösse eins an. Für die Einzelanfertigung könnte eine dezentrale und moderne Aufstellung ein möglicher Weg zur individuellen Fertigung sein. Hierfür können mit der «Werkstatt der Zukunft», einer Demo-Umgebung im Originalmassstab, neue Technologien und Konzepte genau getestet und simuliert werden. Laut Baumann fehlt es in der Regel nicht an Technologie, sondern an ihrem Einsatz. Hierfür gilt es die virtuellen und physischen Werte zu kennen sowie richtig einzuordnen.

Digitale Ansätze

Thomas Wehrle, CTO, Geschäftsführer und Leiter Technik bei der Erne AG Holzbau, zeigte in seinem Vortrag auf, wie sein Unternehmen das Thema Digitalisierung implementiert hat und laufend weiterentwickelt. Da der Holzbau schon früh mit der digitalen Planung begonnen hat, ist man heute bis auf die Baustelle digitalisiert. Nun gilt es, die dazugehörigen Daten und Modelle digital an die Bauteile anzuhängen und weiter auszubauen. Zusätzlich gilt es die Mitarbeitenden auf dem Weg des digitalen Prozesses mitzunehmen und gezielt einzusetzen. Das Beispiel einer Lärmschutzwand zeigte auf, wie mittels Parametrik durchgängige Abläufe, von der Massaufnahme und Planung bis zur Datenausgabe, vereinfacht und individuell anpassbar werden.

Perspektivenwechsel

In der Abschlussdiskussion sassen sich mit Christoph Rellstab, Rolf Baumann, Thomas Wehrle und Peter Wicki, Leiter Entwicklung Bau bei der Zug Estates AG, zwei Forscher, ein Unternehmer und ein Eigentümer gegenüber. Peter Wicki sieht eine grosse Herausforderung darin, dass die Branchen unterschiedlich weit bei der Digitalisierung sind. Früher waren die besten Leute auf der Baustelle jene mit schnellen und zum Teil improvisierten Lösungen, heute sind die besten jene, bei denen alles perfekt funktioniert. Rolf Baumann sieht eine Problematik in der Tatsache, dass noch viel nur Digitalisiert und nicht digital Transformiert wird. Auch Thomas Wehrle sieht eine Gefahr darin, wenn nur über die Digitalisierung von Prozessen geredet wird und die Beteiligten nicht mitgenommen werden. Auch wird von zu viel Vorwissen auf Seiten der Partner und Kundschaft ausgegangen, was in der Praxis bisher kaum der Fall ist. Laut Wicki und Wehrle werden in Zukunft nur noch Bim-erfahrene Unternehmen an grossen Projekten mitwirken können. Einstimmig ist man der Meinung, dass Bim heutzutage finanziell noch ein schwieriges Thema ist, weshalb ein spürbarer Mehrwert generiert werden muss. Das Thema Facilitymanagement zum Beispiel ist im Bim-Bereich laut Wicki noch kaum ein Thema, obwohl dies sehr interessant wäre. Christoph Rellstab sieht eine Herausforderung in der digitalen Nachhaltigkeit, was wenn die erarbeiteten Daten plötzlich nicht mehr funktionieren oder inkompatibel sind. Baumann sieht hier deshalb die richtige Wahl der Softwarepartner als entscheidend an, was als kleineres KMU schwierig sein kann. Deshalb sei es wichtig die Digitalisierung Schritt für Schritt in Angriff zu nehmen und als ein Langzeitprojekt anzusehen.

Hier geht es zum ersten Block der Windays.

Noah Gautschi

Veranstaltungsseite Windays

www.bfh.ch

Veröffentlichung: 16. April 2021

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