Neu gesteckte Wohnformen

Auf der untersten Ebene des Modells ist ein grosser Gemeinschaftsraum. Bild: DSL Studio

Wohnprojekt. An der Internationalen Architekturbiennale in Venedig ist derzeit ein 1:1-Querschnitt eines «Co-Housing-Projekts» aus Fichtenholz zu sehen. Bei dem Projekt hatte auch ein Schweizer seine Finger im Spiel.

Die 17. Internationale Architekturbiennale wurde vor kurzem in Venedig (I) eröffnet. Unter dem Titel «How will we live together?» (Wie werden wir zusammen leben?) zeigen Architekten aus der ganzen Welt Wege auf, wie neue Gemeinschaften geschaffen werden können.

In diesem Zusammenhang hat das norwegische Architekturbüro Helen & Hard im Nordischen Pavillon einen 1:1-Querschnitt eines «Co-Housing-Projekts» aus Fichtenholz gebaut. Die vom norwegischen Nationalmuseum in Auftrag gegebene Ausstellung trägt den Namen «What We Share» (Was wir teilen) und zeigt, wie Wohnformen erschaffen können, die auf Partizipation und Teilen basieren.

Aus der privaten Wohnung auslagern

Dafür haben die norwegische Architektin Siv Helene Stangeland und der österreichische Architekt Reinhard Kropf, die zusammen das Büro Helen & Hard 1996 im norwegischen Stavanger gegründet haben, mit dem preisgekrönten Co-Housing-Projekt Vindmøllebakken in Stavanger zusammengearbeitet. Im Vindmøllebakken haben die Bewohnerinnen und Bewohner relativ kleine, aber voll ausgestattete Wohnungen, mehrere Gemeinschaftseinrichtungen und -Räume und leben eine lebendige lokale Demokratie. Für die Ausstellung in Venedig wurden die Bewohner aufgefordert, eine noch radikalere Version ihres Co-Housing-Projekts zu entwickeln. Sie stellten sich Fragen wie: Welche Funktionen oder soziale Situationen könnten wir aus unseren Wohnungen auslagern und mit anderen Bewohnern teilen? Entstanden ist ein realer Vorschlag für den Bau von Wohnungen, Gemeinschaftsräumen und halbprivaten Sharing-Zonen in kommerziellen Wohnprojekten.

Schweizer Selbstbauprojekte

Für den Pavillon wurde das 1:1-Modell des Wohnraums komplett aus einem Open-Source-Massivholzbausystem aufgebaut. Dafür hat Schweizer Ingenieur Hermann Blumer ein System entwickelt, welches vor Ort produziert und für Selbstbauprojekte verwendet werden kann.

Ohne Leim zusammengesteckt

Das Modell basiert auf massiven Fichtenholzplatten, die mit Dübeln aus Buche verbunden sind. Weil kein Leim benötigt wird, ist es anpassungsfähig und umweltfreundlich. Die verschiedenen Lebensräume im Nordischen Pavillon werden durch die Möbel und einer durchdachten Raumgestaltung zum Leben erweckt.

Die Architekturbiennale in Venedig dauert noch bis am 21. November 2021 an.

Isabelle Spengler

www.labiennale.org
www.helenhard.no
www.hermann-blumer.ch

 

Veröffentlichung: 02. Juni 2021

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