Neue Produkte aus Gebrauchtem
Bild: Kapitel 2
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Möbelumbau. Möbel aus gebrauchten Materialien haben immer ein individuelles Flair. In der Umsetzung bietet eine Wiederverwertung interessante Möglichkeiten. Bei der Beschaffung und der Herstellung gibt es jedoch einige Unterschiede, die man kennen sollte.
Beim Spielen mit Legos werden jedes Mal die gleichen Bausteine verwendet, um neue Bauwerke, Landschaften und Ideen erstellen zu können. Die Verbindung solcher Steine ist natürlich für ein mehrmaliges Zusammensetzen und Lösen konzipiert, womit sie sich von den meisten Innenausbauten und Möbelstücken klar unterscheiden. Ein Schreinermöbel wird für die Ewigkeit gebaut. Stabil, genau und aus den besten Materialien hergestellt, landen heutzutage jedoch viele Möbelstücke lange vor ihrer Gebrauchsunfähigkeit oder einem Schaden im Keller, im Abfall oder schlussendlich im Hacker. Was spricht dagegen, dass mit ausgemusterten Möbelstücken und anfallenden Restmaterialien im Handwerk eine Zweitverwertung vorgenommen wird? – Eigentlich nichts! Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht gilt es jedoch einige Aspekte zu beachten, wenn man Holz und Möbel wiederverwerten will.
Rückblickend betrachtet wird eine Wiederverwertung häufig in wirtschaftlich schlechteren Zeiten zu einem Thema mit grossem Potenzial. Wenn der Markt durch Krieg oder Inflation teurer wird, achten die Menschen vermehrt auf ihre vorhandenen Habseligkeiten. Diese werden meist länger genutzt und oftmals automatisch aus der Not heraus wiederverwertet. In letzter Zeit wird in vielen Wirtschaftsbereichen die Nachhaltigkeit vermehrt zum wichtigen Thema. Es werden Möglichkeiten gesucht, um mit den bereits vorhandenen Ressourcen neue Produkte erstellen zu können. Dabei steht heutzutage meist ein wirtschaftlicher oder ökologischer Aspekt im Vordergrund. Es gibt praktische Umsetzungen, die zeigen, dass auch eine auf den ersten Blick aufwendige Wiederverwertung im Handwerk umsetzbar ist.
Der Hauptgedanke der Zweitverwertung ist der schonende Umgang mit den Materialien und der zu deren Herstellung benötigten Energie. So kommen meistens Materialien zum Einsatz, die ansonsten weggeworfen werden oder in der Produktion als Resten anfallen. Bei einer Verwertung von verwendeten Materialien ist die Anschaffung ein entscheidender Punkt. Es kann auch auf Materialien zurückgegriffen werden, die bei anderen Herstellern ausgemustert werden und aufwandmässig noch angemessen beschafft werden können. Ist der Aufwand an Zeit und Energie gleich oder grösser als bei einer Neuproduktion, ist es nicht ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll.
Grundlegend können zwei Arten der Materialbeschaffung unterschieden werden. Die Verwertung von eigenen Restmaterialien und die Verwertung von Restmaterialien anderer Hersteller.
Noch vor der Art und Weise der Materialbeschaffung steht die Frage, auf welche Art da- raus etwas Neues entstehen soll. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie man die Materialien verarbeiten, kombinieren oder in neue Produkte integrieren oder verwandeln kann. Nachfolgend werden fünf mögliche Varianten kurz vorgestellt.
Bei der Kombination von bestehenden und neuen Möbelteilen ist ein hohes Mass an Individualität gefragt. Da die gebrauchten Teile häufig unterschiedliche Masse aufweisen, wird jedes Werk zum Unikat. Dieser zusätzliche Aufwandfaktor wird so auch zur grossen Stärke dieser Art der Wiederverwertung. Zum Beispiel können Schubladen oder Türchen mit unterschiedlichen Massen sich so auf den fertigen Korpus auswirken, dass spektakuläre Einzelstücke entstehen.
Diese Art der Zweitnutzung verwendet grundsätzlich das gesamte originale Möbelstück. Mit Tapeten, Folien, Farben, Stoffen oder neuen Beschlägen lässt sich aus den vorhandenen Objekten etwas Neues zaubern. Bei der Nutzung solcher Zusatzmaterialien ist die Qualität des verwendeten Materiales und des Handwerks ein zentraler Aspekt. Die handwerklichen Feinheiten müssen beispielsweise bei der Aufbringung von Tapeten oder dem Beziehen mit Stoffen qualitativ erfüllt werden. Ebenfalls lohnenswert ist die Prüfung, ob es sich bei dem ins Auge gefassten Möbelstück nicht etwa um ein wertvolles Sammelstück mit historischem Wert handelt.
Ein eigenes Plattenmaterial zu entwickeln, kann schnell in hohen Kosten enden und zieht eine weitere Haftung und Verantwortung mit sich. Jedoch kann sich eine kleine Werkstoffproduktion für die eigene Möbelkreation durchaus lohnen. So werden zum Beispiel unterschiedliche Restholzstücke zu einer neuen Platte verbunden. Aus dieser kann anschliessend wieder ein neues Möbelstück hergestellt werden. Auf diese Weise kann mit dem Zusammentreffen unterschiedlicher Materialien oder Oberflächenstrukturen eine ganz neue und nicht kopierbare Produktelinie erschaffen werden.
Im Vergleich zu den anderen Möglichkeiten, um altes Holz erneut zu verwenden, ist diese Art sicherlich eine der aufwendigs-ten. Zwar ist der Produzent bei der Beschaffung des Grundmaterials freier, als wenn er ganze Möbel oder Möbelteile verwendet, dafür muss ein eigener Ablauf für die Werkstoffproduktion inklusive einer Qualitätssicherung für das Material existieren.
Ganz selten trifft man auf Innenausbauer, die mit Möbeln und Möbelbestandteilen einen gesamten Ausbau verwirklichen. Auf diese Weise entstehen ganz alternative Kreationen, die einzigartig sind. Meistens kann beim neuen Ausbau gerade das ausgediente Inventar neu verwendet werden. Aus alten Küchenmöbeln wird zum Beispiel ein Sideboard oder aus den alten Büromöbeln ein neuer Empfangsbereich geschreinert. Solche Projekte sind vor allem bei Umbauten interessant.
Hier kann man dem Kunden aus seinen bestehenden Materialien und Produkten ein neues Innenausbaukonzept oder neue Möbelstücke entwickeln. Auch bei Ausschreibungen kann ein solches Zweitangebot für den Kunden eine unerwartete Alternative darstellen.
Was die Auswahl der Materialien angeht, gibt es grundsätzlich keine Grenzen. Von Stühlen, die mit alten Fahrradschläuchen bespannt sind, über Bezüge aus Stoffresten bis zu Couchtischen und Schränken aus alten Metallfässern finden sich unzählige Exponate auf dem Markt. Bei einer Wiederverwertung ist die Geschichte hinter dem Objekt für den Kunden noch wichtiger als bei herkömmlichen Produkten.
Die Art der Beschaffung und der Herstellung muss im Verhältnis zum Aufwand stehen, um den ökologischen Gedanken zu verkörpern.
Veröffentlichung: 12. November 2015 / Ausgabe 46/2015
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