Neue Standards auf alten Fenstern

Bei der Fensterlösung für historische Bauten hat die Schreinerei Berther AG viel Spiel-raum für verschiedenste Anwendungen gelassen. Bild: SZ, Andreas Brinkmann

Sanieren.  Schmale Fensterrahmen sind konstruktiv sehr anspruchsvoll, besonders, wenn sie dicke Glaselemente aufnehmen sollen. Um bei der Renovation älterer Gebäude kostenbewusst und nach Heimatschutzvorgaben agieren zu können, hilft eine minergietaugliche Systemlösung.

Um eine einzelne Glasscheibe fassen zu können, braucht es nicht sehr viel Holz. Mit den heutigen, immer öfters gewünschten oder vorgeschriebenen Dreifachverglasungen kommt es schnell einmal vor, dass die statischen Grenzen bei der Rahmendimension historischer Fenster erreicht sind.

Der normale Standard genügt nicht

Die kostengünstige Herstellung grosser, fehlerfreier Glasscheiben für Fenster ist noch nicht wirklich lange möglich. Entsprechend haben ältere Fenster schmale Flügel sowie feine Friese und Sprossen.

Oft sind in älteren Gebäuden auch Fensterausschnittsgrössen eingebaut, die den heutigen Anforderungen an Tageslicht nicht mehr genügen. Beim Ersetzen dieser Fenster muss es somit nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften des Heimatschutzes gehen, sondern auch darum, den Glasanteil nicht unnötig zu verkleinern. Die Entwicklung eines Fenstersystems für solche Situationen schafft da dem Hersteller spezielle Möglichkeiten für einen besseren Auftritt am Markt.

Eine minergietaugliche Lösung

Die Situation und die Diskussionen rund um die Vergabe des Fensterauftrages für das Bundeshaus gaben den Ausschlag für die Urner Schreinerei Berther AG, ihr vorhandenes «Denkmalschutzfenster» komplett neu zu überdenken. Das bisherige Modell konnte nicht mehr allen Anforderungen gerecht werden, die heute immer mehr im Zusammenhang mit der Sanierung eines historischen Gebäudes auftreten.

Das Resultat ist ein Holzfenstersystem mit klar reduzierten Friesbreiten, das mit einer dreifachen Isolierverglasung problemlos Minergiewerte erreicht. Der Überschlagbereich bei einem zweiflügligen Fenster misst gerade noch 74 mm Gesamtbreite, was noch knapp reicht, um überhaupt einen Griff zu setzen. Die beiden Geschäftsführer Sepp Walker und Walter Bissig sprechen denn auch von einem grösseren Aufwand, der für die Entwicklung notwendig war.

Feine Rahmen für begrenzte Ziele

Feine Profile stellen hohe Ansprüche an die Konstruktion, welche letztlich die statischen Anforderungen zu erfüllen hat. Geprüft wurde von der Berther AG ein zweiflügliges Fenster mit Rahmenaussenmas-sen von 1750 mm in der Breite und 1300 mm in der Höhe.

Mit dem gemäss Prüfungsreglement erlaubten Über- und Mindermass ist damit der Bereich der historischen Fenster abgedeckt. Die teilweise riesigen, einteiligen Flügel, die heute in modernen Bauten gewünscht werden, lassen sich aber mit dieser feinen Holzrahmenkonstruktion nicht tragfähig verwirklichen.

Viel entscheidender war es, ein modernes System zu schaffen, welches für alle op- tischen Vorgaben vergangener Zeiten verwendet werden kann. Dazu gehört die Möglichkeit, auch die verschiedenen Beschläge im Sinne der Denkmalpflege einsetzen zu können. Neben den heute üblichen umlaufenden Fensterverschlüssen mit integrierten Dreh- und Kippbeschlägen lassen sich auch noch Einbohr- oder Fischbänder sinnvoll verwenden.

Was bleibt, ist die Elementtiefe

Um auch von aussen ein historisch korrektes Erscheinungsbild zu wahren, musste eine Möglichkeit geschaffen werden, Holzsimse einzusetzen und dennoch für einen problemlosen Wasserablauf zu sorgen. Oberlichter mit Kämpfer und Rundbogenfenster gehören selbstverständlich wie Sprossen zum gängigen Repertoire.

Der einzige Wermutstropfen für die beiden Fensterbauer ist die grosse Rahmentiefe, die eine Dreifachverglasung mit sich bringt. Je nach Einbausituation ist das natürlich nicht gleich sichtbar.

Prüfungsergebnisse

Und was zeigt die Prüfung des neuen Heimatschutzfensters der Berther AG? Bei der Dreifachverglasung mit Ug = 0,7 W/m2K und einem Glasanteil > 75%, besteht ein deklarierter Uw =

Erreicht wurde bei der Luftdurchlässigkeit die Klasse 4 nach EN 12207, die Widerstandsfähigkeit bei Windlast entspricht der Klasse E1500 nach EN 12208 und die Schlagregendichtheit der Klasse C3 nach EN 12210. Diese Werte geben die Sicherheit, dass die vorhandene Konstruktion auch bei widrigen Bedingungen den gewünschten Schutz erbringt und ein historisches Objekt selbst im Bereich Minergie sinnvoll nutzbar macht.

www.bertherfenster.ch

ab

Veröffentlichung: 08. Januar 2015 / Ausgabe 1-2/2015

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