Neue Wohnräume im Untergrund

Die Gebäudeteile, die im Erdreich stecken, kämpfen oft mit feuchten Wänden. Bild: Weber Energie und Bauphysitk AG

Kellerausbau.  Alle Gebäudeteile, die über dem Boden liegen, lassen sich meistens problemlos von aussen isolieren. Keller stecken jedoch oft tief im Erdreich. Um solche Räume angemessen bewohnbar zu machen, ist eine umsichtige Vorgehensweise gefordert.

Die meisten Häuser in der Schweiz sind über den gesamten Grundriss hinweg unterkellert. Ist ein Gebäude nicht allzu alt, wird sich die dortige Raumhöhe nicht wesentlich von derjenigen in den darüber liegenden Etagen unterscheiden. Das heisst: Zum Beispiel in einem Einfamilienhaus bietet ein Keller zusätzlich rund das halbe Wohnraumvolumen. Und zwar fast normale Zimmer mit geraden, hohen Wänden, die nur für Heizung, Waschküche und etwas Lager genutzt werden. Natürlich kann man schnell auf die Idee kommen, den bewohnbaren Bereich im Haus etwas zu vergrössern, mit einem persönlichen Atelier, Musikzimmer, Partyraum und allem, was das Leben schöner macht.

Ohne die Vorfreude dämmen zu wollen, sollte man sich bei der Konkretisierung solcher Gedanken klar darüber sein, dass es Vorschriften bezüglich der Ausnützungsziffer – die bewilligt werden muss – und der Energieverordnung gibt.

Das Haus sollte im Trockenen stehen

Kellerräume umzubauen, gehört zu den wirklich heiklen Angelegenheiten. Manch ein Anbieter will sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Zu grossen Teilen im Erdreich vergraben, ist diese Gebäudeetage sehr vielem ausgesetzt, was in den oberen Bereichen schlicht nicht vorkommt. So steht das Haus mit dem Kellerboden zwar meistens auf einem Kiesbett. Damit es aber wirklich keine feuchten Füsse bekommen kann – also im Nassen steht –, muss alles Wasser, welches dort hingelangen kann, sicher und gut abfliessen.

Das kann heissen, dass schon in der Bauphase entsprechende Ablaufwege und allenfalls Schächte mitgebaut werden. Natürlich wäre es wünschenswert, dass die Haussohle von unten dicht ist. Das Gleiche gilt für alle Wände, die im Erdreich sind.

Mauerwerke sind hygroskopisch und können somit Wasser aufsaugen. Kann dieses Wasser nicht gleich wieder weg, weicht das den Stein mit der Zeit auf und macht ihn brüchig. Kann die eindringende Feuchte wieder ablüften, muss mit keinen Schäden gerechnet werden. Stellt man einen Gegenstand auf eine nur vermeintlich trockene Stelle, wird das die konstante Trocknung stören. Der Boden wird dann dort nass werden und das, was darauf steht, wird faulen oder oxidieren.

Eine saubere Vorabklärung

Gleiches gilt natürlich für die Aussenwände, die im Erdreich stecken. Auch sie müssen aussen abgedichtet sein und sollten durch Sickerplatten vom Erdreich getrennt sein. Damit wird dauernder feuchter Kontakt vermieden und das konstante Ablaufen von Hang- oder Sickerwasser garantiert. Im Idealfall gibt es um das ganze Gebäude, oder mindestens auf der Hangseite, einen durchgehenden schmalen Graben, der bis zur Basis hinunterreicht. Dieser trennt das Erdreich bis zur Sickerplatte und ist über seine ganze Höhe mit Kies gefüllt. Auch wenn bei schlechter Wetterlage oder infolge des Hangdrucks sehr viel Wasser auf einmal ankommt, fliesst es dann ab – vorausgesetzt, es wird mit der Sickerleitung aufgefangen und abgeleitet.

Wer im Keller einen oder mehrere Räume ausbauen möchte, sollte sicher einmal die Baupläne studieren und vorgängig die effektive Situation von aussen und innen genau ansehen. Für Heinz Weber von der Weber Energie und Bauphysik AG aus Bern ist eine gute Vorabklärung das Wichtigste an einem solchen Vorhaben, um später nicht unangenehm überrascht zu werden. Dieser Meinung schliessen sich auch die Isolationshersteller Saint-Gobain Isover SA in Lucens VD, Flumroc AG in Flums SG und Gutex Holzfaserplattenwerk im deutschen Waldshut- Tiengen an. Eine Innendämmung könnte sonst später jegliche Austrocknung in Richtung Raum behindern.

Erkennen von Feuchtgebieten

Alleine schon mit dem Aufkleben einer Plastikfolie an die Wand kann leicht festgestellt werden, ob diese wirklich so trocken ist, wie sie aussieht. Der Plastik verhindert ein Ablüften und eine allfällige Feuchtigkeit in der Wand wird sich so an der Oberfläche hinter dem Plastik zeigen.

Die Feuchtebelastung von aussen mit aufsteigender Feuchtigkeit im Mauerwerk muss unbedingt vorgängig behoben werden. Es gilt, die Stellen zu finden, welche zu Problemen führen können. Dachablaufrohre sollten durchgespült und der Bereich, wo sie dann im Boden verschwinden, auch auf der Kellerinnenseite überprüft werden.

Vor dem Umbau abzuklären

Gesucht werden muss nach Folgendem:

  • Hat es feuchte oder rissige Stellen?
  • Gibt es durch die Gebäudelage an einem Hang die Möglichkeit, dass es bei extremem Wetter zu Wasserdruck kommen kann?
  • Verändern sich Wand oder Boden bei unterschiedlichen Wetterlagen?
  • Hatte der Raum einmal einen Boden- ablauf oder Schacht, der geschlossen wurde?
  • Hat es Leitungen in den Wänden?
  • Ist durch Rückstau in einem Ablauf eine Überschwemmung möglich?
  • Wie trockneten die Wände und der Boden bisher?

Dauernder Schatten oder Kletterpflanzen am Haus begünstigen eine latente Feuchte. Bei Unklarheiten lohnt es sich schnell einmal einen Bauphysiker beizuziehen.

Über Schichten und deren Reihenfolge

Ist so weit alles geklärt, spielt der anvisierte Verwendungszweck auch noch eine wichtige Rolle: Es ist ein Unterschied, ob ein Zimmer als konstant genutzter Wohnraum ausgebaut werden soll oder als Bastelraum, der gelegentlich mit einem mobilen Ofen beheizt wird und viel schlichter ausgestattet werden kann. Das Mauerwerk wird durch die Innendämmung abgekühlt, wodurch sich der Taupunkt verlagert. Isover, Flumroc wie Gutex bieten mittels Broschüren und Tabellen einiges an Unterstützung, um die richtige Kombination von Isolationsmaterialien mit den jeweiligen Positionen der Konstruktionsprofile oder -latten bestimmen zu können.

Verfügt das Mauerwerk schon auf der Aussenseite über eine Feuchtigkeitssperre, kann die Isolation direkt innen auf der Wand aufliegen. Ansonsten muss innen erst eine solche Sperre angebracht werden. Es darf aber keine Lufträume zwischen Mauer und Dämmung geben.

Sämtliche Leitungen müssen auf der beheizten Seite vor der Dämmung und der dauerhaft luftdichten Dampfbremse verlegt werden. Sie bilden sonst Wärmebrücken oder verändern den Taupunkt. Warmfeuchte Luft in Elektroleitungen kondensiert im Kaltbereich und das Wasser fliesst dann zurück zur Steckdose. Am besten lässt man zwischen Dampfbremse und Innenverkleidung einen Zwischenraum für Leitungen. Wasser- oder Abwasserleitungen gehören eigentlich gar nicht an eine Aussenwand und wenn, dann klar innerhalb der kompletten Isolation.

Wärmebrücken aufheben

Schon die Aufzählung der Schichten zeigt den grossen Nachteil der Innendämmung: Sie braucht Platz und verkleinert somit den Wohnraum. Durch sie entstehen aber auch Wärmebrücken wie bei den Anschlüssen von der Decke und den Zwischenwänden an der Aussenwand. Um diese und die Tauwasserbildung in dem Bereich zu minimieren, empfielt es sich, die Dämmung ein Stück in den Raum hineinzuziehen. Das kann keilförmig geschehen, was einen sanfteren Übergang in den Raum schafft.

Die Idee der Dämmungserweiterung in den Innenraum ist, dass die Aussenhaut des Gebäudes so einen möglichst durchgängig gleichen Dämmwert erhält. Vereinfachend ist es, wenn die Aussendämmung des Hauses schon ausreichend weit über die Unterkante der Kellerdecke hinweg in den Bereich der Kelleraussenwand ragt. Dadurch würde dort, bei einer Innendämmung des Kellers, praktisch keine Wärmebrücke entstehen. Die Kälteübertragung der Mauer kann mit solch einer Überlappung weitgehend aufgehoben werden.

Eine Innendämmung ist in vielen Häusern gut durchführbar, wenn man alles abklärt. Auch liegen Aufwand und Kosten in einem Bereich, den der künftige Nutzen dauerhaft rechtfertigt.

www.weberbauphysik.chwww.isover.chwww.flumroc.chwww.gutex.ch

ab

Veröffentlichung: 28. März 2019 / Ausgabe 13/2019

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