Obenauf mit Holzwerkstoffen

Kanten in Hirnholzoptik ermöglichen verblüffend echte Resultate. Bild: Egger Gruppe

Arbeitsplatten.  Nebst den Fronten prägt insbesondere die Abdeckung das Bild einer Küche. Die klassische Version mit einer belegten Spanplatte und mit runder Postforming-Kante ist immer weniger gefragt. Andere Möglichkeiten mit Holzwerkstoffen zeigen sich moderner.

Materialien wie Stein, Kunststein, Glas, Edelstahl oder Keramik finden sich als Abdeckungen und Arbeitsplatten in Küchen, Bars, Bädern sowie Büros. Jedes Material hat seine Vorteile und somit seine Berechtigung. Einen Nachteil haben diese Materialien aber gemeinsam: Der Schreiner kann sie nicht oder nur sehr eingeschränkt bearbeiten. Abdeckungen aus Holz oder Holzwerkstoffen wären diesbezüglich besser geeignet. Dennoch trifft man sie immer seltener an. «Zu dick», oder «zu heikel» lauten die Kommentare, wenn es um solche Arbeitsplatten geht.

Hinzu kommt die erwähnte Konkurrenz durch andere Materialien. «Ein Granit der Klasse 1 ist mittlerweile sehr günstig verfügbar», sagt Andreas Schär von der Alpnach Küchen AG mit Sitz im aargauischen Strengelbach. Die Preisdifferenz zu den klassischen, mit HPL belegten Platten ist also nicht mehr ganz so gross und für viele Kunden gelten Abdeckungen aus Stein nach wie vor als Qualitätsmerkmal – selbst wenn es sich um einen Stein aus der günstigsten Preisklasse handelt.

Metallabdeckungen aus Holz

Inzwischen haben aber auch die Dekor-Hersteller ihre Produkte weiterentwickelt. Verfügbar sind mittlerweile verschiedenste Farben und Imitationen von Materialien wie Stein, Holz, Metall oder Beton. Interessant dabei ist insbesondere, dass hier wie bei den Bodenbelägen und Fronten ebenfalls Strukturierungen, Prägungen sowie Synchronporen zum Einsatz kommen. Somit sehen die Arbeitsplatten nicht nur aus wie ein bestimmtes Material, sie fühlen sich auch so an.

Gerade wenn sich der Kunde etwas Ausgefallenes wünscht, wie zum Beispiel eine Abdeckung mit der Optik einer rostigen Metallplatte, kann dies durchaus eine preislich interessante Alternative zum Original darstellen.

Nebst der klassischen Platte mit Postforming-Kante gibt es mittlerweile auch solche mit einer geraden respektive eckigen Kante. Diese wird aber nicht mit einem HPL-Streifen beleimt, sondern mit speziellen ABS-Kanten. Das hat den Vorteil, dass am Übergang zur Fläche keine dunkle Fase oder Rundung sichtbar ist. Beispielsweise von Egger gibt es sogar passende Hirnholz-Kanten zu Holzdekoren.

Schlanke Linien mit Vollkern

Aufgrund der Stabilität benötigen die Abdeckungen mit einer Spanplatte als Träger eine gewisse Dicke. Zudem lassen sich bei ihnen bündig eingelassene Kochfelder oder von unten aufgesetzte Waschbecken nicht realisieren. Die Gefahr, dass eindringendes Wasser Schäden verusacht, ist einfach zu gross, selbst wenn spezielle Spanplatten für Feuchtbereiche eingesetzt werden. Ausserdem liegen schlanke, geradlinige Arbeitsplatten stark im Trend.

Verschiedene Anbieter haben deshalb vermehrt auch Vollkernplatten im Angebot. Mit ihnen lassen sich Abdeckungen mit einer Dicke um die 10 Millimeter realisieren. Manche Hersteller geben sogar an, dass die Platten bereits ab einer Stärke von 6 Millimeter eine selbsttragende Funktion aufweisen. Bei der Formex AG aus Bubendorf BL erachtet man die Vollkernplatte als gute Alternative zu anderen Materialien: «Die Platten sind sehr robust und sie fühlen sich wärmer an als Stein, Metall oder Keramik», sagt Melanie Wetzler.

Ein grosser Vorteil ist ausserdem die gute Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit. Mit Vollkernabdeckungen lassen sich deshalb auch bündig eingelassene Kochfelder und Becken sowie von unten aufgesetzte Becken realisieren.

Echtes Holz auf der Platte

Eine weitere Möglichkeit stellt die Verwendung von echtem Massivholz dar. Nebst vollmassiven Abdeckungen und Arbeitsplatten bieten Hersteller, wie die Holzwerk Spezialitäten AG aus Montlingen SG, auch Platten mit einer massiven, fünf Millimeter dicken Deckschicht an. Als Mittellagen sind Span- oder Sperrholzplatten verfügbar. «Immer öfters erhalten wir Anfragen von Kunden, die auf diese Weise ihr Parkett auf ihrer Abdeckung haben wollen», sagt Verkaufsleiter Toni Demonti. So produzierte Abdeckungen haben gegenüber Vollmassivplatten den Vorteil, dass sie ein besseres Schwind- und Quellverhalten aufweisen. Zudem spielt speziell bei teuren Holzarten auch der Preis eine Rolle. Wie bei den HPL-Abdeckungen sind auch bei diesen Produkten Kanten mit Hirnholzoptik machbar.

Gemäss Demonti sind bei seinen Abdeckungen bündig eingelassene Becken und Kochfelder ebenfalls möglich. Für eine schlanke Optik werden auch entsprechende Kantenprofilierungen angeboten. Wer es etwas rustikaler möchte, kann auch geschruppte oder gebürstete Oberflächen bestellen. Zudem besteht die Möglichkeit, mit Laser Schriftzüge oder Logos auf die Abdeckungen aufzubringen. Idealerweise spricht man solche Sonderwünsche im Voraus mit dem Hersteller oder Händler ab.

Ausschnitte abdichten

Bei Abdeckungen und Arbeitsplatten ist die Wasserbeständigkeit immer wieder ein Thema. Insbesondere bei den Ausschnitten für Becken, Kochfelder, Armaturen und anderen Einbauteilen. Selbst wenn das Material an sich feuchteresistent ist, können nicht sauber abgedichtete Fugen und Durchgänge an darunterliegenden Bauteilen zu Problemen führen. Die Hersteller weisen deshalb ausdrücklich darauf hin, dass sämtliche Ausschnitte und Bohrungen einer sorgfältigen Abdichtung bedürfen. Je nach Situation kann dies mit einem Flüssigkunststoff, Silikon oder speziellen Aluminiumklebebändern erfolgen.

Den Dampf abhalten

Ein Bereich, der nach wie vor oft unterschätzt wird, ist der Geschirrspüler: Öffnet man diesen direkt nach dem Waschgang, entweicht eine grosse Menge Wasserdampf. Ähnlich gestaltet sich die Situation bei Backöfen. Die meisten Abdeckungen sind zwar auf der Unterseite ebenfalls mit einem Gegenzug oder einer Beschichtung versehen. Dennoch empfiehlt es sich, dieser neuralgischen Stelle entsprechende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Manche Hersteller geben sogar vor, dass zusätzlich zur werkseitigen Beschichtung eine entsprechende Schutzmassnahme vorzusehen ist. Dies kann in Form der genannten Aluklebebänder oder auch mit speziellen Wrasenblechen erfolgen. Dabei muss man darauf achten, dass der Schutz über die Fuge der Postforming- oder ABS-Kante reicht. Wichtig ist ausserdem, dass man den Raum zwischen dem Gerät und der Abdeckung – beispielsweise, wenn der Kunde eine grössere Arbeitshöhe wünscht – komplett verschliesst. Ansonsten kann der Dampf unter die Arbeitsplatte ziehen und im hinteren Bereich zu Problemen führen.

Die Vorgaben einhalten

Gemäss Rainer Klein vom Branchenverband Küche Schweiz kommt es bei Abdeckungen manchmal auch zu Schäden aufgrund mangelhafter Konstruktion oder Unachtsamkeiten durch den Verbraucher: «Spannungsrisse und nicht bündige Flächen sind immer wieder ein Thema», sagt Rainer Klein. Ein Klassiker sind hier nach wie vor die Ausschnitte. Diese müssen in den Ecken zwingend mit einer Rundung versehen sein, damit die Platte an dieser Stelle nicht einreisst.

Aber auch die von den Herstellern angegebenen Mindestabstände zwischen den Ausschnitten und die Stegbreiten gilt es zu berücksichtigen. Man müsse den Kunden manchmal ebenfalls mitteilen, dass eine Küchenabdeckung nicht als Sitzbank oder zum Daraufstehen taugt. «Für diese Belastungen ist sie einfach nicht gedacht», sagt Rainer Klein.

Stösse vollflächig kleben

Im Bereich von Eckstössen lohnt sich ein genaues Arbeiten: Exakt ausgeführte Stösse mit einer allfälligen Ausklinkung sehen nicht nur schön aus, sie lassen sich auch gut und vor allem dicht verkleben. Dabei empfehlen die Hersteller, im oberen Teil der Klebefläche einen Dichtstoff wie Silikon zu verwenden. Im unteren Teil des Stosses kann man gewöhnlichen Kleber benutzen. Wichtig ist, dass wirklich der ganze Stoss mit Leim bestrichen wird. Mit den passenden Arbeitsplattenverbindern und Fräslehren lässt sich dies auch auf der Baustelle problemlos machen.

Soll es also mal keine Abdeckung aus Stein oder Edelstahl sein, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Alternativen aus Holz und Holzwerkstoffen. Gerade wenn es um ausgefallene oder rustikale Wünsche geht, gibt es spannende Varianten, welche der Schreiner erst noch selber bearbeiten kann.

www.alpnachkuechen.chwww.formex.chwww.holzwerk.chwww.küche-schweiz.chwww.egger.com

ph

Veröffentlichung: 14. März 2019 / Ausgabe 11/2019

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