Planen, betreuen und verrechnen

Die Situation vor dem Einbau einer neuen Küche verrät, wie viel Planung nötig ist. Bild: Voellmy AG

Planung.  Ist der Küchenbauer in der Lage, die Gesamtplanung einer Küche zu übernehmen, so kann er dem Kunden einen Mehrwert bieten und diese Leistung auch verrechnen. So kann er im harten Preiskampf punkten und im Idealfall Folgeaufträge gewinnen.

Die Küche ist das Herz des Hauses. Dort werden die besten Partys gefeiert, dort wird diskutiert, philosophiert, gelacht und geweint – dort findet das Leben statt. Entsprechend hoch ist der Wert der Küche für deren Eigentümer. Doch geht es ums Portemonnaie, so relativiert sich diese Wertvorstellung oft drastisch. So ist der Küchenbauer schnell einem Preiskampf ausgesetzt. Es gilt, den Kunden davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, den einen oder anderen Franken mehr auszugeben und dafür auch den Mehrwert zu erhalten. Ein solcher Mehrwert kann die Übernahme der gesamten Planungsarbeiten sein.

Mehrwert soll nicht gratis sein

Übernimmt der Schreiner die Gesamtplanung einer neuen Küche oder, was weit häufiger der Fall ist, eines kompletten Küchenumbaus, so profitieren beide Seiten. Der Bauherr hat nur einen einzigen Ansprechpartner und erspart sich damit viel Zeit und viele Umtriebe. Der Schreiner wiederum kann dem Bauherrn einen Mehrwert bieten, der als Planungsaufwand verrechnet werden kann. Und genau das ist der springende Punkt. Denn oft genug arbeitet der Küchenbauer die Pläne aus, stellt diese den weiteren am Umbau beteiligten Handwerkern zur Verfügung und übernimmt dann wie selbstverständlich noch die Koordination der Arbeitsabläufe. Doch eben dieser Mehraufwand sollte nicht selbstverständlich und schon gar nicht gratis sein.

«Der Schreinerentwurf und die Offerte sind bei uns gratis, der Planungsaufwand wird verrechnet», sagt Daniel Schmitt, Schreinermeister und Mitglied der Geschäftsleitung der Voellmy AG in Basel.

In einem ersten, ebenfalls noch kostenlosen Beratungstermin werden bei der Voellmy AG gemeinsam mit dem Kunden die Ausgangslage und die Wunschvorstellungen besprochen. Basierend auf dem Umfang der Leistungen und der Anzahl der beteiligten Gewerke wird der Planungsaufwand abgeschätzt. «Das gleicht manchmal ein wenig dem Blick in die Glaskugel», sagt Schmitt. Er verlasse sich deshalb stark auf Erfahrungswerte und sein Bauchgefühl. Bei der Voellmy AG werden für die Vorplanung einer Küche je nach Aufwand zwischen 800 und 1500 Franken veranschlagt. Ist der Bauherr damit einverstanden, so geht es in die konkrete Terminplanung. Die Kosten dafür werden im Stundenaufwand abgerechnet.

In der Regel umfasst das Leistungsangebot die Projektierung der Küche, das Einholen der Offerten bei allen beteiligten Handwerkern, die Erstellung und Überwachung des Terminplans, die Abnahme der Leistungen und, falls vom Kunden gewünscht, die abschliessende Kostenkontrolle.

Nutzen eins zu eins spürbar

Die Kosten für die effektiven Schreinerarbeiten sind genau kalkulierbar, denn die Parameter sind bekannt. Bei der Gesamtplanung einer Küche sieht dies anders aus. Insbesondere bei Küchenumbauten können Schwierigkeiten auftreten, die nur schwer vorauszusehen sind. Um am Ende nicht über allfällige Mehrkosten diskutieren zu müssen, sollten deshalb bereits von vornherein Reserven eingerechnet werden. Da liegt das Problem des Schreiners. Er ist sich gewohnt, den Preis so tief wie möglich zu halten und bei einer Offerte um jeden Franken zu kämpfen. Denn da ist immer dieser eine Mitbewerber, bei dem man sich fragt, ob ihm bei der Kalkulation ein grober Fehler unterlaufen ist oder ob die Qualität seiner Küche dem tiefen Niveau seiner offerierten Kosten entspricht.

Spannenderweise feilscht der Bauherr oft um den Preis der Küche, ist im Gegenzug aber durchaus bereit, einen gewissen Betrag für die Planung einzusetzen. Wohl einfach deshalb, weil er den Nutzen daraus eins zu eins zu spüren bekommt.

Die Kosten sind oft ein grosses Thema. Deshalb tut der Küchenbauer gut daran, mit dem Bauherrn gleich von Beginn weg über dessen Budget zu sprechen und einen Gesamtkostenrahmen festzulegen.

Die Glaskugel ist nicht immer gleich klar

«Ich sage dem Kunden jeweils gleich beim ersten persönlichen Gespräch, dass er bereit sein muss, 10 Prozent Reserve bei einer neuen Küche und 15 Prozent bei einem Küchenumbau für Unvorhergesehenes in seinem Budget einzuplanen», sagt Schmitt. Denn bei einem Umbau sei die Glaskugel nicht immer gleich klar. Und muss der Planer für jeden zusätzlichen Franken das Einverständnis einholen, so kann dies den Arbeitsfluss beträchtlich hemmen. Im Gegenzug sollte der Kunde stets über die Entwicklung der Kosten auf dem Laufenden gehalten werden. Auf diese Weise können Unklarheiten sofort beseitigt werden und unangenehme Überraschungen bleiben aus. «Es ist wichtig, mit dem Bauherrn eine Vertrauensbasis zu schaffen», sagt Schmitt. Er lege ihm deshalb auch die aufgewendeten Planungsstunden in regelmässigen Abständen vor, sodass diese jederzeit nachvollziehbar seien. Und zum Thema der Vertrauensbasis spricht Schmitt gleich noch einen weiteren wesentlichen Faktor an: das Vertrauen in die am Projekt beteiligten Handwerker wie Elektriker, Sanitärinstallateur, Plättlileger oder Maler. «Wir arbeiten immer mit denselben Handwerkern zusammen», erklärt Schmitt. «Zu wissen, dass ich mich hundertprozentig auf meine Partner verlassen kann, erleichtert meine Arbeit ungemein und gibt mir Sicherheit.»

Haftung bei Schäden regeln

«Die Gesamtleitung eines Projektes zu übernehmen, ist eine unheimliche Chance, aber auch ein grosses Risiko», sagt Schmitt.

Bei der Voellmy AG hat man ein Dokument ausgearbeitet, in welchem allfällige Knackpunkte definiert sind. So unter anderem, dass Änderungswünsche des Bauherrn unter Regiekosten fallen. Festgehalten ist aber auch, dass jeder Subunternehmer für die von ihm verursachten Schäden selber aufkommen muss.

«Die Risiken als Generalplaner sind grundsätzlich vielfältig», sagt Thomas Ender. Der Fachanwalt für Bau- und Immobilienrecht rät deshalb dringend, die Frage nach der Haftung vor Vertragsabschluss durch eine konkrete Anfrage beim Versicherer des Unternehmens zu klären.

«Der Schreiner kann versuchen, sich bei Vertragsabschluss von den Risiken freizuzeichnen, das heisst die Gewährleistung wegzubedingen», erklärt Ender. Das sei aber immer eine schwierige Sache, denn es lasse sich nicht gut verkaufen, dass man zwar Leistungen anbiete, aber nicht dafür einstehen wolle. Das sieht auch Daniel Schmitt so. «Als Unternehmer sollte man auf jeden Fall zu seinen Fehlern stehen und den Kunden nicht im Regen stehen lassen», meint er. «Genau wie die andern beteiligten Handwerker stehen wir gerade, wenn uns bei der Erbringung des Objektes ein Fehler unterläuft.» Treten anderweitige Komplikationen auf, so sei es wichtig, rechtzeitig auf den Kunden zuzugehen und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Da nicht jeder Schaden, der auf dem Bau entsteht, einer bestimmten Person oder einem bestimmten Gewerk zuzuordnen ist, rät Schmitt seinen Kunden, eine Bauhaftpflichtversicherung abzuschliessen.

Chance für die Zukunft

Hat eine Schreinerei das Know-how, die Gesamtplanung einer Küche zu übernehmen, so kann dies bei der Vergabe des Auftrags schon mal das Zünglein an der Waage sein. Aber: «Wenn man diese Zusatzleistung anbietet, so muss man über die nötige Kapazität verfügen und in der Planung absolut sattelfest sein», sagt Schmitt. Denn wenn der Einbau der Küche schief laufe, dann vergebe man sich Chancen für die Zukunft. Denn nicht jeder Auftrag bringt dem Unternehmen direkt einen Gewinn ein. Oft sind es die Folgeaufträge, welche den Aufwand rechtfertigen. Die Gesamtplanung einer Küche wird im Idealfall für den Bauherrn und den Schreiner zum Mehrwert – und für einmal muss der Schreiner seinen Planungsaufwand nicht verschenken.

www.voellmy.ch

mh

Veröffentlichung: 13. Juni 2019 / Ausgabe 24/2019

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