Positionen bringen Ordnung

Der NPK sorgt für technisch und fachlich korrekte Leistungs-verzeichnisse. Bild: Noah J. Gautschi

Ausschreibungen.  Damit die unterschiedlichen Leistungsverzeichnisse einheitlich und korrekt sind, setzen viele Planer und Unternehmer den Normpositionen-Katalog ein. Dieser umfasst rund 200 Kapitel und wird in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden laufend aktualisiert.

Damit Architekten, Planer und auch der Schreiner mit dem Normpositionen-Katalog, abgekürzt NPK, arbeiten und diesen bei Ausschreibungen einsetzen können, muss er laufend an die aktuellen Normen und Richtlinien sowie an den heutigen Stand der Technik angepasst werden. Der NPK besteht aus rund 200 Kapiteln aus den Bereichen Hoch-, Tief- und Untertagbau sowie Gebäudetechnik und Gebäudeautomation. Die für den Schreiner wichtigsten Kapitel wurden zuletzt im Jahr 2018 überarbeitet.

Enge Zusammenarbeit

Herausgegeben, bewirtschaftet und aufgebaut werden die einzelnen NPK-Kapitel von der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung CRB mit Sitz in Zürich. Diese überarbeitet jedes Jahr gemeinsam mit den zuständigen Fachverbänden verschiedene Kapitel und bringt diese auf den aktuellen technischen und fachlich korrekten Stand.

Die schreinerrelevanten Kapitel befinden sich in der Kapitelgruppe 600 Ausbauarbeiten. Die Kapiteluntergruppen lauten 620 Schreinerarbeiten, 630 Trennwände, 650 Deckenbekleidungen und 660 Bodenbeläge. Da im Jahr 2015 die SIA-Norm 241 Schreinerarbeiten und die zugehörige Vertragsnorm SIA 118/241 revidiert wurden, galt es, auch die entsprechenden NPK-Kapitel zu überarbeiten.

Vom Input bis zur Vernehmlassung

Wie schon erwähnt, arbeitet CRB eng mit den jeweiligen Fachverbänden, in diesem Fall mit dem VSSM, zusammen. «Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache für den Bau zu schaffen», erklärt Dietmar Uebelhart, zuständig für den NPK-Hochbau bei der CRB. Er leitet die jeweiligen Überarbeitungen der Kapitel, welche mehr oder weniger wie folgt ablaufen:

  • 1. In der Initialisierungsphase werden die Inputs der Verbände, Planer und Nor- men zusammengetragen und vorbereitet. Anschliessend wird eine Begleitgruppe gebildet, welche aus Planern, Verbandsvertretern und Fachleuten der jeweiligen Branchen besteht.
  • 2. In der Entwurfsphase , die acht bis zehn Monate dauert, werden in rund zehn Sitzungen die einzelnen Kapitel angepasst und überarbeitet.
  • 3. In der Vernehmlassungsphase werden die Kapitel von Fachleuten in der Praxis genau geprüft und beurteilt. Danach wird ein Revisionsexemplar zusammengestellt, welches noch einmal geprüft wird.
  • 4. In der Abschlussphase werden die überarbeiteten Kapitel durch interne Fachleute der CRB auf die korrekte Terminologie und eine einheitliche Begriffsanwendung überprüft. Zeitgleich wird die italienische und französische Übersetzung erstellt.

Nach den zirka drei Jahren, die eine solche Kapitel-Überarbeitung benötigt, werden die angepassten Kapitel immer zu Jahresbeginn veröffentlicht. Übrigens können sich interessierte Schreiner bei der CRB melden, um bei zukünftigen Überarbeitungen mitwirken zu können. «Wir suchen immer versierte Planer und Unternehmer, die ihr Know-how und ihre fachliche Kompetenz als Begleitgruppenmitglied oder als Teilnehmer an der Vernehmlassung einbringen», sagt Uebelhart. Dadurch rücken die jeweiligen NPK-Kapitel nochmals näher zu den Branchen, und es bildet sich eine einheitliche und breit abgestützte Bausprache.

Wegleitungen und Hilfsmittel

Damit die zuständigen Fachleute und Anwender, welche keinen Einblick in die Überarbeitung der jeweiligen Kapitel hatten, trotzdem rationell mit den standardisierten Leistungstexten arbeiten können, finden sich in den jeweiligen Kapiteln oder auf der CRB-Website Hilfen. In den Sonderseiten eines Kapitels wird die Gliederung aufgezeigt, es gibt wichtige Hinweise, Entscheidungsschemata oder Anhänge mit vertiefenden Zusatzinformationen. Neu ist ab Januar 2020 auf der CRB-Website unter Anwendungshilfen die «Wegleitung für Anwender» abrufbar.

Offene und geschlossenen Positionen

Am besten funktioniert der NPK, wenn der Ausschreibende geschlossene Positionen verwendet, da sie von Fachleuten erstellt wurden. So können Standardprodukte, wie zum Beispiel Vorhangbretter oder Sockelleisten, die in Meter angegeben werden können, genau hinterlegt werden. «Bei so individuellen Berufsgattungen wie dem Schreiner, wo fast jeder Auftrag einzigartig ausfällt, ist es jedoch nur selten möglich, eine geschlossene Position zu erstellen», sagt Uebelhart.

Dann kommen offene Positionen zum Einsatz. Damit die offenen Positionen richtig angewendet werden, muss der Planer jedoch mit der Materie vertraut sein und das Fachgebiet kennen. «Wenn das Wissen nicht vorhanden ist, entsteht ein Chaos in der Ausschreibung, und die Preise sind schlussendlich nicht mehr vergleichbar», betont Dietmar Uebelhart.

Als Hilfestellung wird bei den offenen Positionen mit Alternativcodes gearbeitet, die den Planer bei der Erstellung der einzelnen Leistungsbeschreibungen unterstützen.

Die Arbeit mit offenen Positionen

Zum einen benötigt es offene Positionen, weil die Schreinerbranche und ihre Arbeiten sehr individuell ausfallen. Zum anderen sind die offenen Positionen im NPK wichtig für den durchschnittlichen Schreinerbetrieb, damit er seine Wettbewerbschancen in der Ausschreibung behält. «Bei offenen Positionen werden die Arbeiten individuell eingegeben», sagt Daniel Furrer, er ist Bereichsleiter Technik und Betriebswirtschaft beim VSSM. «Bei den geschlossenen Positionen werden oft durch Handels-, Industrie- und Grossunternehmen Preise für Standardprodukte eingesetzt, bei welchen der individuell produzierende Handwerksbetrieb nicht mithalten kann.» Aufgrund dieses Spannungsfeldes ist der VSSM als Branchenverband auch eher zurückhaltend, wenn es um die Schaffung von mehr geschlossenen Positionen geht.

Aber auch für den Architekten und Planer bieten die offenen Positionen einen gewissen Freiraum. In diesen Positionen haben sie noch die Möglichkeiten, sich kreativ zu betätigen und die Stärken des Handwerks zu nutzen.

Schreiner haben keine Fachplaner

Ein kritischer Punkt ist, dass für die Ausschreibungen von Schreinerarbeiten kein klassischer Fachplaner zum Zuge kommt. Wo andere Branchen mit dem Statiker, Elektroplaner, Haustechnikplaner etc. eigene Kostenstellen für die Fachplanung im NPK haben, übernimmt diese Aufgabe für den Schreiner theoretisch der Architekt oder Devis-Ersteller. «Es ist zwingend, dass der Schreiner fachlich und technisch korrekte Ausschreibungen bekommt. Oft sind diese sehr mangelhaft, und der Unternehmer wünscht sich hier, dass ein Fachplaner, welcher dafür auch entschädigt wird, beigezogen wird», sagt Furrer. Hier gilt es, anfallende Kosten zu verrechnen oder unvollständige Devis zurückzusenden. Der VSSM hat zu dieser Problematik ein Praxismerkblatt erarbeitet.

Digital oder in Papierform

Alle NPK-Kapitel, ausser die Kapitelgruppen 400 und 500, sind in Papierform erhältlich. Mit der Web-Applikation «NPK-Viewer» können alle NPK-Kapitel online gelesen werden. Mit dem NPK-Editor lassen sich alle mit dem NPK erstellten Leistungsverzeichnisse und Offerten öffnen, lesen, mit Preisen ergänzen und wieder exportieren.

Laufend überarbeitet und in enger Zusammenarbeit mit den Fachverbänden technisch auf dem neusten Stand gehalten, ist der Normpositionen-Katalog die Grundlage einer gemeinsamen Bausprache und daher ein wertvolles Hilfsmittel.

www.crb.chwww.vssm.ch

Der Normpositionen-katalog (NPK)

Mit rund 200 Kapiteln aus den Bereichen Hoch-, Tief- und Untertagbau sowie Gebäudetechnik und Gebäudeautomation stellt der Normpositionen-Katalog NPK Planern und Unternehmern das Know-how für die Beschreibung von Leistungen bereit.

Arbeiten mit Bausteinen

Durch die standardisierten Textbausteine können Architekten und Planer ein Leistungsverzeichnis erstellen, welches alle benötigten Leistungen beinhaltet, die der jeweilige Bauunternehmer bei der Ausführung zu erbringen hat. So ist sichergestellt, dass alle offerierenden Unternehmer über die gleichen Informationen verfügen und die von ihnen gelieferten Preise vergleichbar sind. Während der Realisierungsphase wird das Leistungsverzeichnis zur Kostenkontrolle, zur Rechnungsstellung sowie für das Baustellen-Controlling verwendet.

www.crb.ch

njg, NJG

Veröffentlichung: 26. März 2020 / Ausgabe 13/2020

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