Praktisch spülen mit Stil

Das richtige Becken soll nicht nur toll aussehen, sondern auch dem Einsatzzweck gerecht werden.

Becken.  Edelstahl ist das vorherrschende Material, wenn es um Küchenbecken geht. Es werden aber auch andere Materialien angeboten, mit denen der Küchenbauer beim Kunden punkten kann. Bei aller Schönheit dürfen aber die praktischen Aspekte nicht vernachlässigt werden.

Ob sich etwas im Alltag bewährt, zeigt sich erst, wenn man es benutzt. Das gilt für die Werkstatt ebenso wie für die Küche. Wer schon mal grosse Pfannen oder Backbleche abwaschen musste, der weiss vermutlich, worauf die Hausfrau oder der Hausmann achtet: Passt der Gegenstand in das Spülbecken oder ist nach dem Abwasch der ganze Bereich rundherum überschwemmt?

Das Backblech als Massstab

Tatsächlich sind solche Details bei Küchenbecken immer wieder ein Thema. «Insbesondere bei 50er-Standardbecken kann es sein, dass ein Backblech nicht richtig hineinpasst», sagt Dieter Schenk. Er ist Verkaufsberater bei der Basler Edelstahlspezialistin Morath AG in Allschwil und war zuvor auch in der Küchenbranche tätig. Dem Blech im Weg sind meistens zu stark nach innen geneigte Seitenwände oder die Eckradien des Beckens.

Damit gelangt man zum nächsten wichtigen Aspekt eines Küchenbeckens: die Reinigung. Scharfkantige Modelle mit kleinen Innenradien sind optisch sehr ansprechend, lassen sich in den Ecken aber weniger gut reinigen. «Am meisten verkaufen wir deshalb Modelle mit einem Radius zwischen 15 und 25 mm», sagt Dieter Schenk. Hinzu kommt, dass scharfkantige Becken nicht tiefgezogen werden können, sondern von Hand geschweisst werden müssen. Und das schlägt sich natürlich im Produktpreis nieder. Geschweisste Modelle gibt es ausserdem nicht mit einer blanken Oberfläche, weil die Schweissnähte geschliffen werden müssen.

Andere Materialien statt Chromstahl

Wie bei den Armaturen und Beschlägen zeigt sich bei den Becken langsam der Trend hin zu anderen Materialien und Oberflächen. Edelstahl ist zwar nach wie vor meistens die erste Wahl. Verschiedene Hersteller bieten aber nun auch andere Legierungen, Oberflächen oder Materialien. Von der Franke Küchentechnik AG aus dem aargauischen Aarburg gibt es mit dem Modell «Crystal» Becken aus Edelstahl, die mit Glas kombiniert werden. 6 mm dicke Einsätze aus ESG werden dabei als Abdeckungen für den Ab- und Überlauf eingesetzt. Gläser gibt es mit schwarzer oder weisser Beschichtung.

Ebenfalls neu lanciert hat Franke Spülen aus Keramik. Mit dem patentierten Material «Fraceram» hat der Hersteller gemäss eigenen Angaben einen besonders hygienischen, robusten und bruchfesten Werkstoff für den anspruchsvollen Einsatz in der Küche entwickelt. Dieser soll gegenüber herkömmlichen Keramikwerkstoffen auf Dauer auch höchsten Beanspruchungen durch Stösse und Schläge standhalten. Denn wo täglich Töpfe, Schüsseln oder Geschirr abgestellt, gefüllt und gespült werden, gelten besonders hohe Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit des Materials.

«Fraceram»-Keramik besteht aus Ton, Kaolin, Quarz und Feldspat. Die Masse wird bei 1200 °C gebrannt und mit einer Glasur überzogen. Dadurch entsteht eine glänzende Glasoberfläche, die sich leicht reinigen lässt und somit sehr hygienisch ist. Darüber hinaus ist Keramik geruchs- und geschmacksneutral, lichtecht, unempfindlich gegen Verfärbungen sowie besonders temperatur- und kälteresistent – heisse Töpfe oder Pfannen lassen sich problemlos abstellen.

Metalle mit Patina

Bei Morath kann man beispielsweise auch ein schwarz beschichtetes Edelstahlbecken mit dem Namen «Magico» bestellen. Zum Einsatz kommt eine PVD-Beschichtung, die auch bei Beschlägen und Armaturen eingesetzt wird.

Ganz neu arbeitet man zudem an Spülen in Kupfer- und Messing-Optik. Diese werden nicht beschichtet, sondern aus entsprechenden Legierungen hergestellt. Mit der Zeit erhalten sie deshalb aufgrund der Oxidation eine Patina. «Mit einer Brünierung oder einer wachsartigen Schutzschicht können diese Prozesse aber kontrolliert oder verlangsamt werden», erklärt Dieter Schenk. Ganz verhindern kann man die Oxidation allerdings nicht, ausser man überzieht die Oberfläche mit einem Lack oder dergleichen. Für stark beanspruchte Flächen wie Becken und Abdeckungen ist dies allerdings nicht empfehlenswert.

Reinigen sollte man solche Oberflächen lediglich mit gewöhnlichem Seifenwasser. Ansonsten leidet die Schutzschicht, oder die Patina wird weggescheuert. Um die Schutzschicht zu erhalten, muss sie gelegentlich mit einem Pflegemittel aufgefrischt werden. Preislich sollen sich diese Becken dann etwa auf dem Niveau von Edelstahlprodukten aus dem Top-Segment befinden. Eher für das High-End-Segment gedacht sind auch die Carbon-Spülen aus dem Sortiment der Suter Inox AG aus Schinznach-Bad. Die Becken werden aus einem Carbon-Quarzkomposit-Verbundwerkstoff von Hand gefertigt.

Passende Komponenten

Bei spezielleren Ausführungen kommt es zudem darauf an, die umliegenden Bauteile wie die Abdeckung, die Armatur oder Zugknöpfe auf das Design abzustimmen. Dazu gehören auch die Siebeinsätze für das Ablaufventil oder die Abdeckungen für den Überlauf. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Standardteile, die sich relativ leicht beschaffen lassen. Allerdings rät Dieter Schenk dringend, bei den Ablaufventilen auf etablierte 3½-Zoll-Standardmodelle zu setzen. «Ansonsten hat man vielleicht irgendwann Probleme, Ersatzteile zu bekommen.» Und das wäre dann sehr ärgerlich, wenn deswegen ein Becken oder gleich eine ganze Abdeckung mit Becken gewechselt werden müsste.

Handelt es sich nur um optische Beeinträchtigungen, kann zum Beispiel die Beschichtung von Kleinteilen wieder erneuert werden. Zerkratzte oder beschädigte Edelstahlbecken lassen sich auch vor Ort wieder auffrischen. Ob sich das lohnt, hängt allerdings davon ab, wie gross der Aufwand für einen Austausch wäre, und muss individuell abgeklärt werden.

Interessant ist zudem, dass die meisten Ablaufventile mit Kabelzügen für die Ventilbedienung in verschiedenen Längen lieferbar sind. Findige Küchenbauer bauen so den Bedienknopf an einer unsichtbaren Stelle wie beispielsweise im Unterbau ein.

Tropfteil oder Zusatzbecken

Ein kleines Revival erlebt zurzeit das Tropfteil. Wird es nicht komplett in die Abdeckung eingelassen, werden häufig zumindest kleine Rinnen eingefräst. Das kleine Zusatzbecken hingegen ist nur noch selten ein Thema. In den meisten Haushalten wird es ohnehin nur als Ablage für Schwämme, Bürsten und Seifen verwendet. Das kann man gewiss auch eleganter lösen. Im gehobenen Segment wünschen die Kunden dann doch eher ein zweites, vollwertiges Becken mit einer grossen Armatur. So lässt sich das Backblech nach dem Abwasch auch gleich problemlos spülen.

www.morath.chwww.franke.chwww.suter.ch

ph

Veröffentlichung: 08. Juni 2017 / Ausgabe 23/2017

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