Praxisorientierte Lösungsansätze

Intuitive Bedienung ist ein zentrales Element in der praxistauglichen Digitalisierung. Bild: Noah Gautschi

Digitalisierung.  Eine systemübergreifende Zusammenarbeit der einzelnen Hersteller von Software und Maschinen sowie die intuitive Bedienung sind Schlüsselelemente, wenn es um die erfolgreiche Digitalisierung im Handwerk geht.

Die Digitalisierung in der Holzbranche war auch an der Holz 2022 wieder ein zentrales Thema. An der Messe standen die vereinfachte Handhabung und die Kommunikation im Fokus. Thierry-Benoît Wälchli von der Berner Fachhochschule wies in seinem Referat über die Werkstatt der Zukunft auf die Wichtigkeit eines einheitlichen Kommunikationsstandards hin. Die Hersteller von Soft- und Hardware müssten diese Herausforderung gemeinsam angehen.

Einheitlicher Kommunikationsstandard

Die Frage, wie Unternehmen die strategischen Prozesse in der Praxis umsetzen können, war eines der zentralen Themen am Innovationsforum. Hier wurde deutlich, dass sowohl die Hersteller von Software und Maschinen als auch die produzierenden Betriebe eine systemübergreifende Zusammenarbeit und eine einheitliche Schnittstelle wünschen. Im Zuge dieser Forderung wurde mehrmals die bekannte Schnittstelle «Comnorm» genannt. Diese existiert bereits seit 22 Jahren und ist gefragter denn je. «Früher mussten wir aktiv auf Unternehmen zugehen und diese überzeugen, heute kommen die Unternehmen auf uns zu und wollen mit der Schnittstelle arbeiten», sagt Roland Wick, Geschäftsführer von Comnorm mit Sitz in Steinhausen ZG. Ein gemeinsamer Kommunikationsstandard würde eine einfachere Anbindung herstellerübergreifender Software und Maschinen in der Praxis ermöglichen. «Der Schreiner ist bei der Digitalisierung meistens noch reaktiv unterwegs, deshalb benötigen wir in der Branche mehr strategisches Denken», sagt Luca Föhn, Präsident Swiss Timber Engineers (STE). Dies sieht auch Sandro Beutler, Geschäftsführer der Weinig Holz-Her AG aus Inwil LU so: «Die Hersteller von Maschinen und Software müssen die Branche noch mehr unterstützen. Wir haben alle ein ähnliches Ziel, welches wir mit unterschiedlichen Wegen erreichen wollen.»

Einfache und optimierte Oberflächen

Eine intuitive Bedienung der Software und ein externer Zugriff unterstützen den Nutzer im Alltag und vereinfachen die Handhabung. So präsentierte die Borm-Informatik AG aus Schwyz das neue Borm-Dashboard. Mit diesem können die wichtigsten Daten grafisch auf der Bedieneroberfläche dargestellt werden und sind so für den Nutzer auf einen Blick ersichtlich. «Mittels Dashboard hat man über seine wichtigsten Kennzahlen in Echtzeit den Überblick», sagt Andi Diethelm, Projektleitung und Verkauf bei Borm. Die Swiss-Soft Solutions GmbH stellte die neue App «Vinavon» vor. «Vinavon bedeutet auf Rätoromanisch vorwärts und ermöglicht den ortsunabhängigen Zugriff auf sämtliche Adressen, Objekte und Pendenzen in Swiss-Soft», sagte Marco Russo, Geschäftsführer von Swiss-Soft Solutions. Zusätzlich können PDF-Dokumente, wie Pläne oder Offerten, bearbeitet und abgespeichert werden.

Bei der ERP-Software von Triviso ist die Finanzbuchhaltung jetzt direkt integriert, was wiederum eine Schnittstelle sowie einen Ansprechpartner weniger zu Folge hat. «Wir sehen die Unterstützung des Kunden als eine zentrale Dienstleistung an», sagt Walter Reusser, Bereichsleiter ERP und Geschäftsleitungsmitglied bei der Triviso AG aus Solothurn. Das Unternehmen bietet dreitägige Workshops in der jeweiligen Schreinerei an und begleitet den Betrieb bei seinen Abläufen.

Integrierter Konfigurator

Die Swiss all CAD AG aus Gossau SG präsentierte den neuen Generator. Dieser kann einfach über eine Maske mit den jeweiligen Parametern gefüttert werden und generiert anschliessend beispielsweise das Möbelstück. «Als Neuheit können wir das Werkstück nach dem Export einfach als normale Zeichnung im CAD weiterbearbeiten und abändern», erklärt Alex Ochsner, Geschäftsführer von Swiss all CAD. Der Generator wird individuell für den jeweiligen Kunden aufgesetzt und kann auch für Türen, Fenster oder andere Werkstücke verwendet werden.

Das iPad an der Maschine

Am Stand der Eigenmann AG aus Dietfurt SG konnte das cloudbasierte und patentierte Steuerungskonzept «Connect Control» entdeckt werden. Das System steuert Tischkreissägen aus dem Hause Martin an. Über das «Connect Pad» kann beispielsweise ein Apple «iPad Pro» magnetisch am Bedienpult angebracht und auch jederzeit mobil eingesetzt werden.

Über die drahtlose Vernetzung von Maschine, Tablet und Cloud ist ein Zugriff auf die Holzbearbeitungsmaschine aus der Distanz möglich. Projektdaten stehen mobil zur Verfügung und erlauben eine flexible Arbeitsvorbereitung.

Ein Maschinenstand ohne Maschinen

Einen Primeur wagte die Weinig Holz-Her Schweiz AG, indem sie das erste Mal keine Maschinen auf dem Messestand präsentierte. «Wir wollten zeigen, dass das Kundenbedürfniss im Mittelpunkt steht und nicht die Maschine», sagt Sandro Beutler, Geschäftsführer der Weinig Holz-Her AG. Da keine Maschinen präsentiert wurden, konnte sich das Unternehmen in der oberen Halle platzieren.

Weil es ruhiger war, hätten qualitativ bessere Gespräche geführt werden können. «Unsere Kunden können 365 Tage im Jahr bei uns und im Showroom vorbeikommen. Dann können wir individuell auf sie eingehen», sagt Beutler. Für das Team sei es zuerst ungewohnt gewesen. Die Mitarbeitenden konnten nicht mehr über die Maschinen vermitteln, sondern mussten die Besucher über die ausgestellten Arbeiten abholen. «Die anfängliche Skepsis hat sich bereits am zweiten Messetag gelegt und der neue Raum für den Austausch wurde von allen genutzt», resümiert Beutler.

Die Ansätze an der Holz 2022 ermöglichten einen spannenden Blick in die Zukunft und zeigten auf, dass die erfolgreiche Digitalisierung eine Kommunikation auf allen Ebenen benötigt.

www.borm.swisswww.eigenmannag.chwww.swissallcad.chwww.swiss-soft.chwww.triviso.chwww.weinig.ch

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 20. Oktober 2022 / Ausgabe 42/2022

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