Produzenten bekennen wieder Farbe

Dumpfe Farben mit wenig Leuchtkraft lösen die dunklen grauen und braunen Töne ab. Bild: Andreas Brinkmann

Möbelmesse.  An der IMM Cologne in Köln hat sich Mitte Januar standesgemäss die internationale Fachwelt der Möbelproduzenten und -händler getroffen. Mit Spannung hatte man erwartet, welche neuen Trends für die Branche auszumachen sind. Und ja, es kommt Bewegung auf.

Zum Start ins neue Jahr hat in Köln (D) mit der IMM Cologne eine der grössten und wichtigsten internationalen Möbelmessen stattgefunden. Bis am letzten Sonntag präsentierten 1000 Aussteller den rund 130 000 Besucherinnen und Besuchern das, was in diesem Jahr für Möbelkäufer das Wohnen zum Erlebnis macht. Und es herrschte in dezenter Weise Aufbruchstimmung.

Es wird wieder bunter

Bisher waren neben funktionalen, glatten und kubischen Korpussen vor allem Sitzmöbel mit eher runden, auch den Körper umfassenden Grundformen entstanden. Farblich dominierten dunkle Braun-, Schlamm- und Grautöne. Wenige hellere Holzarten, der Nussbaum und die omnipräsente Eiche, bildeten das Angebot bei den Hölzern – und sie tun es immer noch.

Gerade hellere Holzarten dürften in Zukunft mehr gefragt sein, weil sie mit den aktuell gezeigten, gedeckten Farben eine freundliche, warme und geborgene Wirkung erzielen. Diese Farben erinnern an das System des Schweizer Architekten Le Corbusier und lassen helle wie dunkle Hölzer elegant wirken – leuchtende Farben eignen sich besser für Accessoires. Die Ausgangslage der Farbgebung scheint immer noch Braun, Schlammfarben und Grau zu sein. Zusammen mit Grünpflanzen, bunten Accessoires und Edelmetallen können mit diesen Tönen einfach verschiedene Stimmungen gestaltet werden.

Aufgelöste kubische Formen

Das Spiel mit dem Verlauf der Holzmaserung ist nur eine Möglichkeit, bei kubischen Möbeln die harte, monolithische Wirkung aufzubrechen. Griffe, die auch mal speziell für ein Programm gefertigt werden, Oberflächenstrukturen und Farb- oder Materialwechsel auf einer Korpusebene zeigen, dass der harte, kompromisslose Kubismus mehrheitlich ausgedient hat.

Dazu sind an der Messe auch Vitrinenschränke gezeigt worden. Diese, allenfalls auch mit dunklen Gläsern, wirken im Wohnraum sehr edel. Die gleiche Wirkung scheint bei Kleiderschränken möglich – ein Thema, das immer wieder neu interpretiert und gezeigt wird. Nicht klar durchsichtige Fronten wirken spannend und lassen Räume noch tiefer wirken. Etwas mehr Abstand der Front zu den Kleidern und die Position von Leuchtmitteln im Schrank verstärken diesen Eindruck noch.

Aufklappmöbel an der Wand

Korpusmöbel sind nach wie vor bodenständig. Sie vermitteln mit ihrer optisch gewichtigen Erscheinung Sicherheit und Präsenz. Auffallend waren an der Messe viele flacher an die Wand anliegende Korpusse, die beim Öffnen beispielsweise zum Sekretärmöbel werden. Durch die Entwicklung der Computer erfordert ein temporärer Arbeitsplatz nicht mehr unbedingt einen grossen Schreibtisch. Im privaten Bereich gilt das wohl noch mehr.

Auch wenn viele Leute immer wieder eine papierlose Welt propagieren, so geht doch nichts über ein richtiges Buch auf dem Schoss, mit Seiten zum Umblättern. Solche gewichtigen Produkte aus Papier verlangen nach einem Ort, wo sie für einige Zeit gut aufgehoben sind. Das geschieht zum Beispiel in offenen Regalen. Da aber tendenziell weniger Bücher in einem Haushalt vorkommen, sind moderne Regale überschaubar gross. Zudem liegt aktuell der Trend offenbar bei filigranen Konstruktionen, die ihre Stabilität mit dünnen, dafür kurzen Tablaren erreichen. Auch von Füssen oder Beinen von Korpusmöbeln wurden eher feine Versionen gezeigt. Das stand dann etwas im Gegensatz zu den Sitzmöbeln.

Softe Holzformen

Die Holzbeine von Möbeln, auf die man sich setzt, müssen, wenn man den Ausstellern glauben will, stabil und schwer wirken und dürfen somit zum Boden hin kaum konisch verlaufen. Diese bodenständige Schwere wird allerdings bei einigen Modellen durch gerundete Profile wieder abgeschwächt, was wiederum ein Möbel mit haptisch angenehmen Formen und weichen optischen Erscheinungen ergibt.

Auffallend sind die Sichtgestelle aus Holz bei den Polstermöbeln – auch hier mit soften Profilen und weichen Übergängen. Scheinbar lose aufliegende Polster vermitteln eine lässig-schlichte Gemütlichkeit. Gerade die Holzgestelle sorgen dafür, dass die doch eher platzraubenden Möbel leicht wirken. Das Holz selber bringt zudem Wärme und Geborgenheit in den Raum.

Anpassbar an wechselnde Bedürfnisse

Betrachtet man den Umfang von modernen Modelllinien, so fällt auf, dass sehr viele Produkte als Solitärmöbel verstanden werden sollen: Stücke, die eine eigene, besondere Ausstrahlung haben und sich gut mit anderen Möbeln kombinieren lassen, aber nicht zwingend das gleiche Design wie diese haben müssen. So entstehen Einrichtungen, die sich immer wieder anders kombinieren und sich somit verändernden Bedürfnissen anpassend nutzen lassen. Gut ausgewählte Stücke, angereichert mit persönlichen Accessoires, schaffen Lebensräume mit eigener Note.

Diese Eigenständigkeit der Modelle bewirkte an den Messeständen der Hersteller, dass die Präsentationen weniger uniform wirkten. Noch mehr kam die Entwicklung bei den Sonderschauen des Messeveranstalters zum Ausdruck, bei denen professionelle Zusammenstellungen von Wohnsituationen mit Produkten verschiedener Hersteller gezeigt wurden.

Virtuell einrichten

Hervorzuheben aus dem reichhaltigen Messeangebot ist sicher noch eine Sonderausstellung, die sich mit den voranschreitenden, digitalen Möglichkeiten im heutigen Wohnen befasste. Mit «Smart Village» zeigte die IMM eine kleine Häusergruppe, die den Besuchern smarte Einrichtungen für verschiedene Generationen vor Augen führte. Real lebbares Wohnen, das noch über die reine Möbelwelt hinausgeht.

www.imm-cologne.de

ab

Veröffentlichung: 23. Januar 2020 / Ausgabe 4/2020

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